Am 07.07.07 fand zum insgesamt zweiten Mal das Festival [i]wissen rockt. in Greifswald statt. 7 Bands, 7 Stunden Musik auf dem Universitätsinnenhof, 7 Euro Eintritt – aber trotz guter Musik stimmungsmäßig kein 7. Himmel. Mögliche Gründe dafür und warum es sich trotzdem gelohnt hat: Ein Erfahrungsbericht.

Der Wetterumschwung kam wie gerufen: Am Abend des sechsten Juli schien die Regenfront der vorangegangenen Woche sich endgültig ausgetobt zu haben. Gute Voraussetzungen also für die zweite Auflage von wissen rockt. nach der Premiere zum Uni-Jubiläum im letzten Jahr. Diesmal stand die Veranstaltung unter besonderer Beobachtung: Bei entsprechendem Erfolg ließe sich wissen rockt in Zukunft regelmäßig etablieren, hieß es im Vorfeld. Da dies in jedem Fall einen Gewinn für Greifswald als Stadt und Studentenmetropole darstellen würde, konnte man wissen rockt. 07 also nur das Beste wünschen.

Musikalisch zumindest hatten die Organisatoren eine exzellente Auswahl getroffen. Obwohl mit Ausnahme der Berliner Truppe Tele die Künstler größtenteils unbekannt waren, gab es durchweg gute Qualität auf die Ohren. Den Auftakt bildeten die lokalen Bands Somsara aus Greifswald und Straight Away aus Demmin als Gewinner des Bandwettbewerbs konTAKT. Während Somara eher härtere Töne anschlug, überzeugten Straight Away mit melodischem Pop-Rock im Stile der Goo Goo Dolls. Danach standen Fertig, Los! Aus München auf dem Plan, die mit spaßig moderiertem Deutschrock für gute Laune sorgten und die Merchandise-Frage gleich von der Bühne aus klärten. Es folgten Roman Fischer und seine Band: Musikalischer Hochglanz auf sechs Füßen, ein instrumentales wie stimmliches Klangspektrum à la Muse – endlich konnte man mehr als nur eine Handvoll Zuschauer vor der Bühne sehen.
Im Anschluss gab es mit Tele die wohl am heißesten erwartete Band des Abends zu bewundern. Mit einer sympathischen Bühnenshow und ausgereiften Melodien zum Mitsingen schuf die Berliner Band eine passende Wohlfühlatmosphäre zur anbrechenden Dämmerung. Den gelungenen Abschluss des Konzerts auf dem Innenhof bildete die bislang noch unbekannte schwedische Truppe The Domus, die mit elektronisch angehauchtem Rock und spontan angewandten Deutschkenntnissen das Publikum für sich gewinnen konnten. Auf der After-Show-Party im TV-Club ließen es dann Klez.e trotz ungünstiger Raum- und Klangbedingungen noch einmal krachen, deren Album „Flimmern“ jüngst vom SPIEGEL zu den zehn wichtigsten Alben des Jahres 2006 gekürt wurde – zurecht, wie der mitreißende Auftritt bewies.

Die sehr positive musikalische Erfahrung war aber leider die meiste Zeit getrübt: Zu keinem Zeitpunkt konnte man atmosphärisch von einem echten Festival sprechen. Der Universitätsinnenhof bot zwar ein schönes Panorama, war aber die ersten Stunden der Veranstaltung bis auf ein paar verteilte Grüppchen praktisch leergefegt. Erst ab dem Auftritt von Roman Fischer – mehr als drei Stunden nach Beginn des Konzerts – tat sich im Bereich vor der Bühne etwas. Auch bei Tele, die die meisten Zuschauer anzogen, hatte man trotz ausgezeichneter Stimmung immer noch das Gefühl, dass der Veranstaltungsort für das kleine Publikum von ein paar Hundert Leuten überdimensioniert war.
Gründe für die niedrigen Besucherzahlen lassen sich nicht eindeutig benennen. Drei andere, zeitgleiche Großveranstaltungen in der Region könnten einen Einfluss gehabt haben. Das Wetter war im Vorfeld zwar wechselhaft, allerdings blieb es den ganzen Tag trocken und auch nicht zu kühl. Der Preis war mit 5 Euro im Vorverkauf und 7 Euro an der Abendkasse mehr als gerechtfertigt, und auch die Nähe zur Prüfungszeit wird wohl kaum einen Studenten abgehalten haben. Eine wesentliche Rolle wird die mangelnde öffentliche Präsenz im Vorfeld gespielt haben: Viele der befragten Anwesenden gaben an, mit Ausnahme persönlicher Empfehlungen kaum wirksame Werbung für wissen rockt. wahrgenommen zu haben.

Trotz der Leere in den Rängen war wissen rockt. 07 aber kein finanzieller Misserfolg – schwarze Zahlen lassen auf eine Wiederholung im nächsten Jahr hoffen. Wenn es dann wieder gelingt, ähnlich gute Bands zu gewinnen, hat wissen rockt. mit Sicherheit eine langfristige Chance. Denn auch wenn es keine ausgelassene Festivalstimmung gab, haben sich Künstler und Publikum ihren Spaß nicht nehmen lassen und dafür gesorgt, dass man den Eintrittspreis nicht bereuen musste. Nichtsdestotrotz muss für eine Neuauflage unbedingt Wert darauf gelegt werden, mehr Leute zu mobilisieren als es den Organisatoren in diesem Jahr gelungen ist – schließlich ist es erst das Publikum, das aus einem einfachen Konzert ein Festival macht.

Geschrieben von Robin Drefs