?Scoop – Der Knüller? von Woody Allen

Der zweite von Woody Allen nicht in seinem angestammten Revier New York gedrehte Film „Scoop – Der Knüller“ besitzt einige Gemeinsamkeiten gegenüber „Match Point“, Allens vorherigem Meisterstück. London ist der Schauplatz, Scarlett Johansson ist als weibliche Hauptdarstellerin besetzt und hinter der Fassade der englischen High Society verbergen sich düstere Seiten.

Zur Höchstform schafft es der Klarinettenspieler dieses Mal aber nicht, auch wenn das Werk durch seine schauspielerische Anwesenheit bereichert wird. Allen spielt eh weniger. Er besetzt sich als sich selbst. Die Drehbücher stammen aus seiner Feder und den Regiesessel verlässt der Amerikaner ebenfalls nicht. Mit der Produktion ist neben anderen Produzenten auch ein Familienmitglied betraut. So lassen sich die Herstellungskosten senken.

Die Kosten seiner Filme, besser deren Relation zu den Einnahmen, waren der Grund der Migration des Oscar-Gewinners. England als Heim auf Zeit bot die sprachliche Nähe und Unterstützung durch europäische Geldgeber. Als Verstandsmensch darf sich Allen seit zwei Filmen von der Alten Welt hofiert fühlen.

Weniger spannend als die Hintergründe der neuen Lebens- und Drehorte ist die Handlung. Woody Allen ist Sid Waterman ist Woody Allen. Das schnelle Aussprechen wahrgenommener  Assoziationen der ihm Gegenüberstehenden und sich Erinnern an Vergangenes, aber nicht immer Geschehenes, sind die Markenzeichen des drittklassigen Magiers. Während einer Zaubershow macht Allen/Waterman die Bekanntschaft mit der blonden, schüchternen amerikanischen Journalistin in Ausbildung Sondra Pransky (Johansson). Hineingezogen in eine auflagensteigernde Geschichte über den als Serienmörder verdächtigen Sohn (Hugh Jackman) eines Lords, darf der Zauberer seine Tricks einem gutbetuchten Publikum vorführen. Währenddessen versucht Pransky, dem Suspekten auf die Schliche zu kommen. Problematisch ist nur ihre emotionale Einfachheit. Dass hinter der friedlichen Fassade ein cleverer Rabauke steckt, wird zum Filmende deutlich.

Einerseits ist der Handlungsaufbau wenig überraschend und nur im Fallenlassen der Hüllen darf der Australier Jackman den minimalen Hauch von schauspielerischen Können zeigen. Zum anderen darf „Match Point“ als Ausnahme und „Scoop“ als die Regel in der Reihe der letzen Werke Allens zu sehen sein.  Wünschenswert ist eine Steigerung des Stadtneurotikers: Zum dritten Mal in London („Cassandra´s Dreams“, 2007), aber ohne Johansson und zum dritten Mal mit Johansson („Woody Allen Spanish Project“, 2008), aber nicht in London, sondern in Barcelona, filmt Allen hoffentlich bald wieder einen Knüller.

Geschrieben von Björn Buß