Dani Levys „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“

Komödie und Moral. Über Hitler lachen und gleichzeitig Gewissensbisse auf der Leinwand, den Führer umzubringen? Das kann nicht funktionieren, trotz 1A-Besetzung. Leider geht es allein um die letzten Tage des inzwischen recht machtlosen Hitler.

Der depressive Führer soll vom Schauspieler Adolf Grünbaum (Ulrich Mühe) motiviert, aber auch provoziert werden, um seine Neujahrsrede zu halten, in der das deutsche Volk zum Endsieg angetrieben werden soll. Handlungsort ist das zerbombte Berlin, das dem Führer mithilfe von extra angefertigten Requisiten als unbeschadete Stadt vorgegaukelt wird. In großen, weitläufigen Räumen seiner Residenz wird er beobachtet und getrimmt von den Nazi-Monstern Goebbels, Himmler und Speer (Sylvester Groth, Ulrich Noethen und Stefan Kurt).
Herausragende Darstellerleistungen liefern Sylvester Groth in der Rolle des knochentrockenen Propagandaministers („Das Lagerleben ist besser als sein Ruf.“) und Ulrich Mühe als jüdischer Schauspiellehrer Prof. Adolf Grünbaum, der eindeutig der Sympathieträger des Films ist. Sylvester Groth spielt eindringlich den wortgewandten Goebbels, wechselt blitzschnell vom durchbohrenden Blick auf Grünbaum zum bissigen Kommentar, ohne mit der Wimper zu zucken und er ist es, der vor allem die satirische Komponente des Films trägt.
Helge Schneider als Hitler wird von Grünbaum aus seiner Lethargie gerissen: „Die ewige Jugend ist in mich zurückgekehrt. Der Jud tut gut!“. Schneider, eher bekannt für seinen eigentümlichen Humor, gelingt es, den Führer als kindlich naives Opfer darzustellen. 
Ist Deutschland reif für eine satirische Verfilmung jüngster Geschichte? Es geht nicht um Massenmord und all die Grausamkeiten, sondern um ein persönliches Profil Hitlers als bemitleidenswerten Mensch, der somit der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Können wir darüber lachen? Dani Levy hat einen Film gewagt, der  mit ironischem Wortwitz statt Verharmlosung nicht einmal vor Mitgefühl mit dem Führer zurückschreckt. Aber „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ ist auch nicht die erste Satire auf das NS-Regime.
Doch die moralische Attitüde macht leider zunichte, was der Film hätte sein können. Zu sehr hindert die Familie Grünbaums als Gegengewicht zur Figur Hitlers den Film daran, bissiger und satirischer zu sein.

Geschrieben von Judith Küther