Post aus Baku

Die ersten Anmeldungen fürs Students’ Festival sind angekommen

Das internationale Studentenfestival 2005 in Greifswald wirft bereits seine Schatten voraus. Die Idee ist, man sollte es nicht glauben, bis Baku (Azerbaytschan) vorgedrungen. Diese ehemalige Sowjetrepublik liegt am Kaspischen Meer, dem größten Süßwassersee der Erde. Neben Erdöl und Erdgas stellt die nicht unbeträchtliche Störpopulation (Kaviar) die Reichtümer dieser Region dar. Doch ansonsten ist diese Gegend Asiens der europäischen Wahrnehmung weitgehend entzogen.

Durch Zufall fand Qualib Mizzaliyev Museyib die Internetseite des Greifswalder Studentenfestivals und beschloss, sich zu bewerben. Er ist Kunststudent an der Universität Baku und 19 Jahre alt. Wie viele junge Menschen aus dem Ausland träumt er davon sein ?junge Leben? eben nicht in den beengenden Verhältnissen des eigenen Landes zu verbringen.
So zeigt sich wieder das menschliche Dilemma, dass die wahrgenommene Welt reflektiert, aber mitunter nicht im ausreichenden Maß gestaltet werden kann. An Phantasie mangelt es Qualib auf jeden Fall nicht, wenn man seine Fotos und Zeichnungen betrachtet, die er seiner Bewerbung beigelegt hat. Vielmehr mangelt es ihm an Englischkenntnissen um sich verständlich zu machen. Wirklich bemerkenswert ist sein starkes Vertrauen in Gott. Was manchem von uns als irrational erscheinen mag, ist aber doch für ihn eine wichtige Vorraussetzung um seine Ideen zu verwirklichen. Wie hoch die Chancen sind, dass er am Studentenfestival teilnehmen darf, sei dahingestellt. Doch ist eines sicher: Er würde es verdienen eingeladen zu werden – allein schon um den persönlichen Mut ,sich auch auf die ?Gefahr einer Absage? zu bewerben, zu belohnen und seinem ?jungen Leben? in der Enge Bakus doch etwas Sinn zu geben, wenn auch nur für acht Tage.

Geschrieben von Melchior Jordan

m. trifft… Arne Seemann

PoWi, Geograph, Mensaclub-Sicherheitsbeaftragter im Schutzgewerbe

Alter? 23.
Größe? 1, 81 m.
Sternzeichen? Löwe.
Beruf? Student, Schutzbeauftragter im Sicherheitsdienst.
Lieblingsessen? Alles mit totem Tier.
Lieblingsbuch?  „Die Nachrichten“ von Alexander Osang.
Lieblings-CD? Alles, was der Rechner ausspuckt – von zart bis hart.
Lieblingsfilm? „2001 – A Space Odyssey“ – genial. „Hör mal, wer da hämmert“ – mehr Power.
Wie lässt sich deine Tätigkeit in drei Sätzen beschreiben? Lernen. Lernen. Rumstehen.
Wie viele Stunden hat deine Arbeitswoche? 16 SWS. Freizeit sinnvoll vernichten. Donnerstags nochmal 4, Samstags 5.
Welches Handwerk würdest du gerne beherrschen? Gelten Frauen als Handwerk?
Wie sah als Kind dein Traumberuf aus?  Eines der vielen Klischees, die jeder kennt.
Was verabscheust du am meisten? Greifswalder Autoverkehr, altkluge, selbstverleumdende Pseudoweisheiten und Mädchen, die sich anbiedern.
Welchen Menschen der Geschichte oder der Gegenwart bewunderst du am meisten? Mutti – ihr verdanke ich alles – und Oma und Opa! Denen verdanke ich nämlich Mutti! Und Henning
Wo würdest du gerne leben? Überall – Jet Set! Mal im Nichts (Kasachische Steppe, Einöde), mal wo die Action ist (Berlin!)
Dein Lieblingstier ist a) zu Hause b) aus Stoff c) ein Braten? Braten, weil: ist lecker, warm und macht mich satt und glücklich.
Worauf schaust du bei einem Menschen als erstes? Männer: auf gar nichts, Frauen: auf alle essentiell existentiellen Dinge…
Was ist dein persönlicher Jungbrunnen? Dinge mit denen ich mich noch nie beschäftigt habe. Scheiß Telomerase!
Machst du selber dein Bett? Mutti, falls du das lesen solltest, springe bitte zwei Zeilen weiter…Ich mache mein Bett nie.
Was liegt auf deinem Nachttisch? Ich habe keinen, aber wenn vorhanden: eine Lampe, ein intelligentes Buch, Kondome, ein Wecker natürlich noch… das dürfte es gewesen sein.
Hast du einen Lieblingsplatz in Greifswald? Nicht die Mensa. Mein Bett, denn wie sagt man so schön: Im Bett ist es am schönsten!

Geschrieben von Juliane Hesse

Sehen, Hinsehen, Handeln

A.I. – Aktiv für die Menschenrechte

Dirk Bach macht es, Franka Potente macht es, Charlotte Roche macht es, Gudrun Landgrebe macht es, Roger Willemsen macht es auch. Die Liste derer, die sich für den Schutz und die Einhaltung der Menschenrechte sowie für eine Welt frei von Folter einsetzen, ist wesentlich länger und wahrscheinlich würde der Platz hier nicht ausreichen, um alle zu nennen.

Dennoch sollen Heike, Steffi, Imke, Dirk, Lisa, Ulrieke, Maria, Kristina, Mareike, Wilfried in der Aufzählung nicht vergessen werden.
Sie alle engagieren sich für ?Amnesty International? (ai), eine Hilfsorganisation, die 1961 gegründet wurde und unabhängig sowie überparteilich ist und weltweit agiert.
Auf Grundlage der ?Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte? der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 setzt sich ?ai? auf allen Kontinenten der Erde mit zahlreichen Aktionen gegen Folter und gegen die Todesstrafe sowie für den Schutz von Flüchtlingen und für die Freilassung gewaltloser politisch Gefangener ein.
?Leider ist die Achtung der Menschenrechte in vielen Ländern immer noch nicht selbstver-ständlich. Unser Ziel ist es, immer wieder durch die verschiedensten Aktivitäten auf diese Missstände aufmerksam zu machen?, so Wilfried de Buhr, der Sprecher der Greifswalder ?ai?-Gruppe.
Gegründet wurde sie 1995 und besteht zurzeit aus 12 Mitgliedern, die überwiegend Studenten an der Universität Greifswald sind. ?Aktiv sein und nicht wegschauen? ist das Motto der ?ai?-Mitglieder, denn ?wer mitmacht, hilft gegen Ohnmacht?. Wichtig für die Greifswalder Gruppe ist es, die Öffentlichkeit gezielt über Menschenrechtsverletzungen zu informieren. Häufig werden sie mit Meinungen konfrontiert, die bereits von den Medien vorgefertigt wurden. Daher steht die Aufklärung ebenso wie die Sensibilisierung für die Themen im Vordergrund ihrer Arbeit.
So hat die ?ai?-Gruppe vor einigen Wochen Infostände in der Greifswalder Innenstand aufgestellt und erfolgreich Unterschriften für die derzeitige Kampagne ?Hinsehen & Handeln – Gewalt gegen Frauen verhindern? gesammelt. Denn vor allem in Krisengebieten wie dem Ko-sovo, dem Sudan, Mexiko oder Afghanistan sind Frauenhandel, Zwangsprostitution, Frauenmorde und Gewalt gegenüber Frauen leider immer noch Alltag.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Frage, ob die Arbeit einer einzelnen Ortsgruppe überhaupt Sinn macht, schnell beantwortet. ?Jede einzelne Stimme ist wichtig für die Arbeit von ?Amnesty International?. Schließlich beginnt Engagement beim Einzelnen?, so Mareike. Die Petitionen können sowohl allgemeine als auch spezielle Themen betreffen. Allgemeine Kampagnen können unter anderem Forderungen sein, dass Staaten die Menschenrechte anerkennen und einhalten. Ein weiteres Beispiel wäre die bereits genannte aktuelle Kampagne ?Handeln und Hinsehen?. Spezielle Themenbereiche beziehen sich häufig auf bestimmte Projekte in einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region. In diesem Fall handelt es sich um so genannte RAN-Projekte (Regionales Aktionsnetzwerk), für die sich Ortsgruppen bewerben können. Aus der Greifswalder ?ai?-Gruppe engagieren sich  Imke und Steffi z.B. für Kampa-gnen, die sich auf ehemalige SU-Staaten wie z.B. Weißrussland beziehen. Sie bekommen das entsprechende Infomaterial von der Dachorganisation, können aber die Aktionen und deren Präsentation eigenverantwortlich gestalten.
Im Rahmen der aktuellen Kampagne sind Filmabende für das kommende Jahr im Gespräch, was allerdings mit sehr viel Organisationsaufwand verbunden ist, da man nicht ohne weiteres Filme öffentlich zeigen darf. Aber das beeinträchtigt das Engagement der 12 Greifswalder keineswegs. Für das nächste Jahr ist bereits eine Ausstellung zum Thema ?Kinder zeichnen Gewalt, Gewalt zeichnet Kinder? in der Stadtbibliothek organisiert.
Auch der Tag der Menschenrechte, der an die Menschenrechtserklärung von 1948 erinnert, steht für die Greifswalder ?ai?-Gruppe jedes Jahr fest im Kalender. Am 10. Dezember waren sie wieder in der Fußgängerzone unterwegs und verteilten Weihnachtsplätzchen mit kleinen Informationszetteln über ihre Arbeit.
Wer mehr über die Arbeit von ?ai? wissen möchte, kann sich per E-Mail unter ai-Greifswald@web.de oder telefonisch (03831/271605) bei Wilfried de Buhr melden. Oder aber schaut einfach vorbei: die ?ai?-Gruppe Greifswald trifft sich alle zwei Wochen donnerstags um 20 Uhr im  Kindergarten der Gemeinde St. Nikolai, Baustraße 36.

Geschrieben von Verena Lilge

98.1 -Von Studenten für Uni und Stadt

Studentenradio ab ersten Januar on air

Am siebten Januar 2005 startet Radio 98.1 mit einem Lokalprogramm unter dem Motto ?Besser am Abend? für ?Greifswald.
Entstanden ist Radio 98.1 aus dem Eventradio, das speziell von den Verantwortlichen des „Greifswald International Students Festival? (GrIStuF) im Mai 2002 ins Leben gerufen worden war. Über die Dauer des gesamten Festivals wurde mittels einer Veranstaltungsfrequenz 24 Stunden am Tag gesendet. Anschließend begann die Suche nach einer eigenen Frequenz. Es folgten lange Verhandlungen und parallel dazu wurde über das Internet gesendet. Anfang Mai 2004 wurde ein eigener Verein gegründet, um GrIStuF zu entlasten. Durch die Kooperation mit dem Offenen Kanal Neubrandenburg kann Radio 98.1 ab Januar 20 Stunden die Woche senden. 70 Leute sind im Moment dabei den ?On-air?-Gang vorzubereiten.
Es wird Montag bis Freitag von 19 bis 23 Uhr Programm geben. Das Sendekonzept orientiert sich an Studenten, soll aber für alle Greifswalder interessant sein. Von 19 bis 20 Uhr läuft täglich ?Radiologie? – eine Magazinsendung. Darauf folgen zwei Stunden Musiksendung, in denen ein für Greifswald einmaliges Spektrum an Musikrichtungen geboten werden soll. Von Schlager über Jazz zu Metal wird alles zu hören sein. Die letzte Stunde ist stets verschiedenen Sendeformaten vorbehalten. Diese sowohl thematisch als auch strukturell sehr unterschiedlichen Sendungen laufen jeweils einmal die Woche.
Alle, die aktiv beim Radio mitmachen wollen, müssen an Fortbildungen in den Bereichen Nachrichten, Technik und Moderation teilnehmen. Sie finden das nächste Mal zu Beginn des Sommersemesters 2005 statt.

Geschrieben von Anne Bringezu, Kathrin Sommer

Scriptorium – Nur was für Mönche?

Das Projekt ?Schreibwerkstatt

?Produzierst Du auch Leerstellen??
So lockte eines schönen Herbsttages ein Plakat im Institut für Deutsche Philologie. Mein erster Gedanke ging in die Richtung: ?Hm, wenn ich im Zug sitze und meine Schuhe ausziehe, dann entsteht schon so manches Mal eine Leerstelle neben mir?.

Doch kurz darauf fiel mir wieder ein, wo ich mich befand und fühlte mich schnell an meinen Einführungskurs in die Literaturwissenschaft erinnert. „Leerstelle: Ein Zwischenraum im Text, der markiert oder versteckt sein kann und durch den Leser ausgefüllt werden muss – Das Nicht-Gesagte, dass konstitutiv für das ist, was der Text sagt“ Also etwas, was ein Schriftsteller in einen Text legt, damit der Leser auch zum Nachdenken angeregt wird. Es geht also um die Praxis des Schreibens.
Hört sich doch recht interessant an, denn wer hat denn noch nie versucht ein Gedicht, eine Kurzgeschichte oder eine Erzählung zu schreiben? Dem wollte ich also auf den Grund gehen und so besuchte ich nach dem ersten Treffen die Organisatorin Haike Püschel.
Sie erzählte davon, dass sie es immer schade gefunden habe , dass es in Greifswald keine geeignete Plattform für (junge) Studenten gäbe, die sich mit den erlernten Fähigkeiten der Textinterpretation und – produktion intensiver beschäftigten. Als sie von der Schreib- Akademie in Leipzig hörte, fasste sie deshalb den Entschluss, so etwas Ähnliches auch in Greifswald zu versuchen. Dieses Projekt, also die so genannte ?Schreibwerkstatt? soll allen Schreiberlingen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und über ihre Werke zu diskutieren. Dadurch sollen die individuellen Fähigkeiten aus- und weitergebildet werden.
Haike hat die Hoffnung, dass „durch das Ausprobieren der theoretischen Methoden eine neue Generation von Schriftstellern entsteht“, die bewusst Ideen anwendet, welche von anderen entwickelt wurden und es so zu einer neuen Qualität der Literatur führt.
In der Praxis soll das so aussehen: Alle Interessierten treffen sich einmal pro Woche und unterhalten sich über ihre Schriftstücke. Seien es Dramen, Gedichte, Kurzgeschichten oder was man sonst noch so produziert. Es werden Auszüge vorgelesen und vorher schon per e-mail zur Vorbereitung verschickt. Nun wird in der Runde darüber geredet. Über Stil, Wirkung, Inhalt und Struktur. Es entsteht ein ehrliches Austauschmedium, welches dem Autor ein unmittelbares Feedback gibt.
Das erste Treffen der „Schreibwerkstatt“ verlief, laut Haike, sehr positiv. Fanden sich doch 16 Schreibwütige ein, die dem Ruf folgten. Haike selbst war zunächst etwas verschüchtert, da sie, obwohl auch sie schon ein kleines Büchlein herausgegeben hat, nicht damit gerechnet hatte, dass schon Profis anrücken, die eine ganze Reihe an Veröffentlichungen aufweisen können. Aber es waren auch „normale“ Schreiber da, die einige Gedichte dabei hatten und diese nicht in der Schublade verstauben lassen wollten. Nach kurzem Kennenlernen kam es zu einer angeregten Diskussion über Literatur. „Eigentlich haben sich alle gefreut, dass so ein Forum nun endlich in Greifswald existiert“.
Angestrebtes Ziel der Gruppe ist es, nach jedem Semester eine Anthologie aus den erarbeiteten Texten zu erstellen, die dann in Form einer Lesung vorgestellt werden soll.

Wer sich nun angesprochen fühlt und sich dieser Gruppe nähern möchte, kann das jeden Donnerstag abend von 18-20 Uhr im Institut für Deutsche Philologie (R.1.22) tun oder sich direkt an Haike_Pueschel@gmx.de wenden

Geschrieben von Jens Kirch