Soeben wurde ich von einem Leser auf einen Artikel von Spiegel-Online hingewiesen: Angeblich flossen Gelder der Siemens-Affäre auch nach Greifswald – genauer gesagt in den Wahlkampf des Greifswalder CDU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Adam.

Ein zweiter Teil der Affäre betrift die Universität – wenn auch nur indirekt. Sie hat mit Jürgen Radomski zu tun. Radomski ist der frühere Siemens Personalchef und soll selbst in die Affäre verstrickt sein. Spiegel Online vermeldete kürzlich, dass er nun vom Siemens-Konzern verklagt wird.

Verknüpfung hier: Im letzten Jahr wurde Radomski (fast) eine Ehrenpromotion der Universität (im Bereich Medizin) verliehen. Der Senat hatte das bereits beschlossen.

Als sich jedoch die Verstrickung Radomski“s in die Siemens Affäre mehr und mehr abzeichnete, äußerten Mitglieder des Senats ihre Bedenken. Senatsvorsitzender Prof. Manfred Matschke setzte sich in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Senats dafür ein, die Verleihung der Ehrenpromotion vom September 07 auf Mai 08 zu verschieben und erhielt dafür eine Mehrheit. Radomski verzichtete daraufhin auf die Würde.

Seitdem gibt es Zoff in der Universität: Professor Kroemer und Rektor Rainer Westermann, die sich für die Ehrenpromotion eingesetzt hatten, sollen (so ein anonymer Informant) den Senatsvorsitzenden Matschke seitdem für die Absage Radomsk“s verantwortlich machen.

Der Buschfunk behauptet, dass der Rektor den unliebsamen Senatsvorsitzenden jetzt so schnell wie möglich loswerden will. In diesem Zusammenhang ist auch die Kampfabstimmung in der letzten Senatssitzung zu verstehen, bei dem Professor Hildebrandt als alternativer Kandidat für Matschke vorgeschlagen wurde. Jener sagte vor der Wahl, dass er mehr mit dem Rektorat kooperieren wolle. Matschke verteidige seinen Vorsitz.

Außerdem heißt es, dass der Rektor die beantragte Arbeitsverlängerung von Professor Matschke über das 65. Lebensjahr hinaus, verhindert habe. Eingeweihte glauben dies passierte nicht zufällig. Wenn Matschke in sechs Monaten Universität verlässt, verliert er auch das Amt des Senatsvorsitzender…

Inzwischen läuft eine Unterschriftensammlung von BWL-Studenten, die dem Rektor Einseitigkeit und persönliche Motive vorwerfen. Sie fordern ihn auf die fehlende Empfehlung für eine Verlängerung doch noch auszustellen (Listen liegen im AStA aus).

Doch zurück zum finanziellen Aspekt der Siemens-Affäre und zu Ulrich Adam. Er ist in Greifswald vornehmlich in CDU Kreisen bekannt. Das moritz-Magazin führte erstmals für die aktuellen Ausgabe ein Interview.

Die Details zur Verstrickung Adams erschließen sich am besten aus den Orginalauszügen des Spiegel-Artikel:

Neue Wendung in der Siemens-Affäre: Nach SPIEGEL-Informationen hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Adam Wahlkampfspenden von Wilhelm Schelsky, dem früheren Chef der von Siemens offenbar mitfinanzierten Gewerkschaft AUB, entgegengenommen, ohne sie offiziell auszuweisen. Außerdem setzte Siemens Detektive auf missliebige Betriebsräte und die DKP an.

Hamburg – Die Gelder sind an den Greifswalder Parlamentarier Ulrich Adam nach Polizeiangaben verdeckt vom früheren AUB-Chef Schelsky gegeben worden. Dies geht aus dem zentralen Ermittlungsbericht der Nürnberger Soko „Amigo“ hervor, die gegen Schelsky ermittelt. Demnach hat Schelsky „in erheblichem Umfang Kosten des Wahlkampfs“ von Adam finanziert, der als langjähriger Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt. Adam sagte dazu dem SPIEGEL, er sei in dieser Angelegenheit bisher „weder vom bayerischen Landeskriminalamt noch von anderen Ermittlern angesprochen worden“. Die Vorwürfe selbst möchte er „zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren“. […]“

Die ganze Geschichte hier oder ab Montag im Spiegel.

Foto-Quelle: adam-mdb.de

*Update* 21.4. 14 Uhr: Jetzt auch hier in der Ostsee-Zeitung und in einem . Heute Abend zudem im NDR-Fernsehen um 19.30 Uhr. (Danke für die Tipps in den Kommentaren)