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Am vergangenen Dienstag, den 3. Juni, wurde Therése Altenburg zur neuen Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) gewählt. Dass sie Mitglied im SDS (Sozialistisch-demokratischer Studierendenverband) ist, steht dem grundsätzlich nicht im Wege. Auf der Webseite der SDS-Hochschulgruppe feiern sich die „Genossen“ dafür allerdings selbst. Das sollte zu denken geben.

„Wir sind AStA-Vorsitz!“ lautet die Überschrift des heute veröffentlichten Artikels, für den sich kein Autor persönlich verantwortlich fühlt. Die Aussage ist fast genauso falsch, wie das „Wir sind Papst“ der Bild-Zeitung. In überschwänglichem  Tonfall ist zu lesen, dass, nach der Aufzählung zahlreicher angeblicher Erfolge, nun auch ein Mitglied der SDS-Hochschulgruppe zur Vorsitzenden des AStA gewählt worden ist, nämlich Therése Altenburg.

Der Beitrag entlarvt, wie egal einigen Mitgliedern des SDS die Überparteilichkeit der hochschulpolitischen Ämter zu sein scheint. Denn die Überschrift und besonders der erste Satz „Wir waren schon StuPa-Präsident, Mitglied im akademischen Senat, im Verwaltungsrat des Studentenwerks und in der Chefredaktion des webMoritz“ offenbart, dass es für den SDS nicht die Person ist, die Ämter besetzt, sondern eben die Hochschulgruppe selbst. In dieser Denkweise dürfte Therése Altenburg von ihren Genossen gerade einmal als Ausführende der SDS-Agenda angesehen werden.

Von der vorgeschriebenen Überparteilichkeit des AStA und der anderen Ämter scheint man nichts zu halten, obwohl sich Therése Alteburg bei ihrer Wahl dazu bekannte. In der letzten Legislatur hätten sich schon zwei Genossen gegen „gedankenlose“ Politik eingesetzt, heißt es außerdem weiter – als wäre „SDS“ ein Qualitätssiegel für bessere AStA-Referenten. Besonders jene Aktive in der Hochschulpolitik, die mit dem SDS kooperieren, sollten sich gut überlegen, ob sie diese Denkweise unterstützen wollen. Nach parteiübergreifender „solidarischer Universität“ klingt das aber auf keinen Fall mehr.

Der SDS plustert sich auf

Andere Passagen des Textes lassen zudem auf ein gutes Stück Überheblichkeit des SDS schließen. Denn genauso wenig wie die „PARTEI“ aktuell die Geschäftsführung der Moritz-Medien ist, war der SDS „Chefredaktion des webMoritz“ – eine Behauptung, die es dem Autor dieser Zeilen kalt den Rücken hinunter laufen lässt. Davon abgesehen war der hier gemeinte ehemalige Chefredakteur zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht Mitglied des SDS. Auch die folgende Aussage des Artikels ist schlicht falsch: Greifswald habe die „größte Demo“ zum Bildungsstreik gehabt. Die größte aber war in Saarbrücken mit etwa 2000 Teilnehmern. Und über den Erfolg einer Mobilisierung, die gerade einmal 600 Studenten von insgesamt 11.000 erreicht, lässt sich bekanntlich sowieso streiten.

Der Beitrag erweist der neuen AStA-Vorsitzenden Therése Altenburg letztendlich einen Bärendienst. Sie hatte noch keine Chance, sich in ihrem Amt zu profilieren. Diese aber ist ihr nun ein Stück weit erschwert. Sie wird möglicherweise in der Universität unter dem Vorbehalt gesehen werden, nur eine Genossin des SDS, aber keine Repräsentantin der gesamten Studierendenschaft zu sein. Sollte der SDS zudem weiterhin solche Töne spucken, wäre es nicht verwunderlich, wenn sich noch weniger Studierende für die Chancen und Belange der verfassten Studierendenschaft interessieren – oder sie gar ablehnen.

Foto: Lisa Klauke-Kerstan