SONY DSCEine Bühne, zwei Abende und keine Zelte: die „Eldenaer Jazz Evenings“ gehören eher zu den Festivals der traditionelleren Art. Doch die am 4. und 5. Juli bereits zum vierunddreißigsten mal stattfindende Konzertabende haben zwei besondere Trümpfe: erstklassige Musiker und Sommerabende in der romantischen Klosterruine von Eldena.

1981 von Greifswalder Studenten gegründet, lockt das Festival mit Jazz unter offenem Abendhimmel und einem Ambiente, das schon Caspar David Friedrich verzauberte. Seit letztem Jahr werden die Künstler vom Kulturamt Greifswald, dem Kunstverein „art7“ und  Roland Schulz engagiert. Letzterer zeichnet sich auch für die Reihe „Jazz in Greifswald“ verantwortlich und ist Eigentümer des kleinen Labels „WhyPlayJazz!“.

Zwei mal drei Konzerte

Eröffnet wird das Festival vom „Benjamin Weidekamp Quartett“. Weidekamp an Saxophon und Bassklarinette war schon mehrfach in Greifswald zu erleben und hat sich dem avantgardistischen Jazz verschrieben. Für die neuste Platte wurden die Namen der Bandmitglieder in das Morsealphabet übersetzt und bilden damit den Rhythmus der einzelnen Kompositionen – „MicrotonalEntertainmentGrooveJazz“ nennt die Band ihren eigenen Stil.

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Die Band Albatrosh bei den Jazz Evenings im Sommer 2012

Im Anschluss spielt das Clara Haberkamp Trio, dass zuletzt den JazzBaltica Förderpreis verliehen bekam. Clara Haberkamp ist eine junge Sängerin und Pianistin, ruhig und innerlich sind ihre Kompositionen. Im Trio mit Andreas Lange am Bass und Tilo Weber am Schlagzeug brachte sie letztes Jahr das Album „Nicht rot, nicht weiß, nicht blau“ heraus.

Das Finale des Abends bildet der Auftritt der NDR Big Band. Ihr Programm „Petite Fleur“ ist eine Hommage an Sidney Bechet. Der Klarinettist aus New Orleans hatte bei einer Europa-Tournee 1920 das Sopransaxophon für sich entdeckt. Er entwickelte einen technisch versierten, vibratoreichen Stil  – und gilt bis heute als einer der bedeutendsten Sopransaxophonisten des frühen Jazz, „Petite Fleur“ ist seine wohl bekannteste Komposition. Ihm nun ein Programm zu widmen geht auf die Initiative Christof Lauers zurück, der als Saxophonist schon lange Mitglied der NDR Big Band ist. Lauer hat sich zudem als Jazzsolist an Tenor-  und Sopransaxophon  einen Namen gemacht. Die Leitung der Band übernimmt Rainer Tempel an diesem Abend.  Von ihm stammen auch die Arrangements der Kompositionen Bechets.

Im Jazz eher selten anzutreffen: eine Violine

Am zweiten Abend gibt es ebenfalls drei Programmpunkte. Die dänische Jazzsängerin Sidsel Storm kommt mit ihrer Band nach Eldena. Für ihren ruhigen, sensiblen Stil wurde die Kopenhagenerin schon mit dem Danish Jazz Award ausgezeichnet.

Mit einem Preis gekürt ist auch der zweite Musiker des Abends, nämlich mit dem deutschen Echo Jazz: Adam Baldych. Dabei spielt er Geige, was im Jazz eher selten anzutreffen ist. Auch er kommt mit Band, dem „Imaginary Quartet“, die mit treibende Rhythmen vom Schlagzeug, einem dichter Sound  und eben Baldych an der Violine einen ganz besonderen Klang entwickelt.

Den Abschluss ist einer deutschen Jazzmusikerin der ersten Generation gewidmet: Jutta Hipp. In der Nachkriegszeit war sie die wohl wichtigste Jazzpianistin in Europa und wechselte 1956 in die USA. Zwar konnte sie einige Platten veröffentlichen und mit namenhaften Jazzmusiker spielen, zerbrach aber am Konkurrenzdruck  der von Männern dominierten Branche, wurde schließlich Näherin und starb 2002 vereinsamt in New York. An sie erinnern wollen die Pianistin Julia Hülsmann und der Klarinettist Rolf Kühn – sie spielen Kompositionen Hipps.

Karten und Preise

Für einen Abend zahlt man im Vorverkauf 20 Euro, ermäßigt 16 Euro. Das ganze Festival kann man für 36 Euro erleben. Entschließt man sich allerdings spontan und zahlt erst an der Abendkasse, sind die Preise jeweils 27, 22 und 44 Euro. Beginn der Abende ist jeweils 20 Uhr, der Einlass öffnet eine Stunde eher. Weitere Informationen finden sich hier.

Zur Anreise aus Greifswald muss eigentlich nichts weiter gesagt werden: für den Studenten mit Fahrrad gibt es kaum eine bessere Lösung, als vom Museumshafen aus am Ryck entlang zu radeln und kurz vor Wieck mit der Wolgaster Landstraße nach rechts abzubiegen. Die Klosterruine ist dann nur noch wenige hundert Meter entfernt. Alternativ fährt aber auch ein Bus.

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Eldenaer Jazz Evenings 2014 | 04.– 05.Juli | VVK 36 Euro (AK 44 Euro  gesamtes Festival | An der Klosterruine, 17493 Greifswald/Eldena

Fotos: Eldenaer Jazz Evenings via Facebook, ohne CC-Lizenz

Anmerkung: Korrektur des Absatzes zur NDR Big Band am 8. Mai, 10 Uhr.