NordischerKlang2014_Foto_SimonVoigtUnter dem Titel „Jazzsymphonics“ stand das erste Konzert des Nordischen Klangs am vergangenen Freitag, nachdem das Festival zuvor am frühen Abend feierlich eröffnet worden war. Gemeinsam mit dem Orchester des Theaters Vorpommern unter Leitung Golo Bergs waren einmal der finnische Pianist und Komponist Heikki Sarmanto und im zweiten Teil Nils Landgren zu erleben. Das Publikum im ausverkauften Theater war begeistert. 

Bereits 1983 komponierte der finnische Jazzpianist Heikki Sarmanto ein sinfonisches Jazz Poem mit dem Titel „Suomi“, was übersetzt einfach nur „Finnland“ heißt. Uraufgeführt wurde das Werk in acht Sätzen etwas später in New York, jetzt feiert es seine Deutschlandpremiere. Mit dabei war damals und ist nun wieder der finnische Saxofonist Juhani Aaltonen sowie der Jazzbassist Pekka Sarmanto, ebenfalls ein Finne und wie die anderen beiden international renommierter Künstler. Als Solist spielt Juhani Aaltonen Sopran- und Tenorsaxophon sowie Querflöte. Doch besonders am Sopran beeindruckt er mit einem hellen, sphärischen Klang und hymnischen Melodien, wunderbar mit den Violinen harmonierend.

Zum Leben erweckt von den Streichern des Orchesters Vorpommern erzählt das Jazzpoem von der Natur und Landschaft Finnlands: lange romantische Melodieläufe lassen die Weite erahnen, ein Vibrato den Wind spüren, der zu einem dramatischen Sturm anschwillt, Dissonanzen beschreiben geheimnisvolle Wälder. Und doch sorgt die Verbindung mit einer Jazzcombo und Swing- aber auch Sambarhythmen immer für eine positive Stimmung, für gute Laune. Während die einzelnen Sätze ganz verschiedene Bilder malen, spannen sie einen großen Bogen und bilden ein großes Ganzes.

Juhani Aaltonen am Sopransaxophon und Heikki Sarmanto am Piano

Juhani Aaltonen am Sopransaxophon und Heikki Sarmanto am Piano

Den drei Musikern aus Finnland, die alle um die 80 Jahre als sind, sieht man durchweg die Freude an dieser Sinfonie an, sie strahlen am Ende geradezu. Aber auch Orchester und die Zuhörer sind begeistert, es gibt langen Applaus. Als Zugaben werden kurzerhand zwei Sätze noch einmal gespielt.

Sanfte Stimme, gefühlvolle Balladen

Der zweite Teil des Abends gehört Nils Landgren. Der Sänger und Posaunist aus Schweden darf zu den erfolgreichsten Jazzmusikern in Europa gezählt werden. Bekannt geworden ist er vor allem mit seiner Band „Funk Unit“ und deren knackigen Sound. Vor zwei Jahren war Landgren mit der NDR-Big Band schon einmal beim Nordischen Klang.

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Nils Landgren, im Hintergrund Dirigent Golo Berg

In diesem Jahr kommt er aber mit einem ruhigen Programm: „Nils Landgren Philharmonics“. Mit seine sanfte Stimme nämlich hat er sich auch als Sänger einen Namen gemacht, sein Faible sind ruhige Balladen. Und so erklingt an diesem Abend unter anderem „Lost in the Stars“ von Kurt Weill und „Moonshadow“ von Cat Stevens, immer mit Arrangements für das nun fast 50-köpfige, vollständig besetzte Orchester, in dem Streicher, Harfe und Glockenspiel Gefühle wunderbar illustrieren, die Bläser in den Refrains für kraftvolle Intensität sorgen und die Jazzcombo mit Drums, Bass und Piano dem ganzen Swing-Feeling verleihen.

In den Soli brilliert Landgren auf seiner rot lackierten Posaune, die ihm den Namen „Mr. Red Horn“ einbrachte. Virtuos und mit klarem Klang interpretiert er die Themen ohne dabei zu dominieren und lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass er einer der besten seiner Zunft ist.

Zwischendurch plaudert Landgren ein bisschen: zwar seinen die Komponisten nicht skandinavisch, aber er sei ja Schwede, das müsse für den Nordischen Klang genügen. Den von ihm geschriebenen Titel „The Moon, the Stars and You“ widmet er seiner Frau, die in den Zuschauerreihen sitzt – ihre Familie war 1828 von Greifswald nach Schweden ausgewandert, so erzählt Landgren.

Als offiziell letzter Titel folgt ein „Balkan Blues“. Das ist zwar auch nicht gerade skandinavisch, fetzt dafür aber umso mehr, passt zur zunehmend dicken Luft im Theater und bringt den Schlagzeuger Matthias Suter ordentlich ins schwitzen. Als Zugabe überraschte Landgren dann mit einem traditionellen Lied aus seiner Heimat: dem schwedischen Värmland. Er spielte es völlig alleine, akustisch und beginnt, seine Posaune während des Stücks auseinander zu bauen: erst schraubt er das Schallstück ab und spielt nur mit dem Zug, dann beschränkt er sich auf das Mundstück und seine Lippen – das Publikum ist beeindruckt und amüsiert zugleich.

Kein Wunder also, dass die die Zuhörer, zu denen auch zahlreiche Professoren, die Rektorin Johanna Eleonore Weber und der Bildungsminister Mathias Brodkorb gehörten, die Musiker mit Bravo-Rufen und langem Applaus beehrten. Drei Zugaben gab es schließlich. Einen gelungeneren Auftakt des Festivals dürften sich die Veranstalter des Nordischen Klangs kaum vorgestellt haben.

Fotos: Simon Voigt