Im ersten Teil von “jung, weiblich, intelligent sucht” ging es vorrangig um die Gründe, warum weniger Frauen im Wissenschaftsbetrieb Karriere machen. Betrachtet man die Anzahl der Professorinnen in Greifswald wird schnell klar, dass auch hier Fördermaßnahmen greifen müssen. Das Projekt „Karrierewege für Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft M-V“ zeigt, dass das eine Frauenquote sein kann, aber nicht unbedingt sein muss.

Einzelberatung und Workshops

Unterstützung erhalten Frauen einerseits in Einzelberatungen in der wöchentlichen Sprechstunde, andererseits in zielgruppenspezifischen Workshops. In diesem Semester gab es im letzten Semester beispielsweise eine Veranstaltung zu Umgangsformen im Berufsleben. Aber auch Probleme wie Zeitmanagement, Präsentationen und Selbstmarketing werden in den Workshops thematisiert. „Die Resonanz ist groß“, sagt Annette Ehmler vom Projekt Karrierewege. Auffällig seien dabei die Zurückhaltung und das geringe Selbstbewusstsein vieler Frauen. Während Männer geradlinig auf ihr Ziel zugehen, nehmen Frauen Umwege in Kauf. Ob Einzelberatung oder Workshop, anmelden kann sich jede, egal ob Studentin, Absolventin, Promoventin oder Habilitandin. Informationen zu den Workshops im kommenden Semester werden auf der Internetseite des „Karrierewege für Frauen“ bekannt gegeben.

Girls Day und Karrieretag

Nach wie vor sind viele Studienfächer von Männern dominiert. Besonders im technischen sowie mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich sind wenige Studentinnen zu finden. Um diesem Problem zu begegnen wurde der bundesweite „Girls Day“ vor elf Jahren ins Leben gerufen. Seit zwei Jahren gibt es den auch an der Universität Greifswald. Mädchen bekommen dort die Gelegenheit, einen Tag lang in eher männlich dominierte Berufe hineinzuschnuppern. Beim vergangenen Mal waren es die Bereiche Biochemie und Physik.

Annette Ehmler vom Projekt Frauenwege: "Oft wissen Frauen nicht, welche Möglichkeiten es in M-V gibt."

Einen Erfolg feierte im vergangenen Jahr auch die Absolventinnenbörse. Ziel ist es, Unternehmen aus der Region mit gut ausgebildeten Frauen zusammen zu bringen. Obwohl in Mecklenburg-Vorpommern viele qualifizierte Frauen ausgebildet werden, herrscht aufgrund der hohen Abwanderung ein Führungskräftemangel. „Oft wissen die Frauen gar nicht, welche Möglichkeiten es für sie in Mecklenburg-Vorpommern gibt“, erklärt Annette Ehmler. Im vergangenen Jahr nahmen 40 Unternehmen und knapp 400 Frauen teil. Neben gezielten Kurzterminen mit den Firmen gibt es ein Rahmenprogramm, zu dessen Bestandteil zum Beispiel Vorträge zum Verhandeln von Einstiegsgehältern gehören. In diesem Jahr wird die Absolventinnenbörse am 1. Dezember im Rahmen eines Karrieretages in den Räumen des Krupp-Kollegs stattfinden. Parallel dazu wird im Unihauptgebäude ein Doktorantinnentag durchgeführt, an dem die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), verschiedene Stiftungen und Fördermittelgeber teilnehmen werden. Zusätzlich wird es eine ganze Reihe an Informationen zum Thema „Promotion“ geben.

Stipendiendatenbank und Mentoring-Programm

Ganz neu ist die Stipendiendatenbank nur für Frauen. Bundesweit ist es die erste Datenbank, die spezielle Angebote für Frauen bietet. Ebenfalls neu in Greifswald ist das Mentoring-Programm. In den nächsten zwei Jahren werden 12 Habilitandinnen von insgesamt 24 Professoren und Professorinnen auf ihrem beruflichen Weg unterstützt. Dabei hat jede Habilitandin je einen internen und einen externen Berater. Erstere sind Professorinnen der Universität Greifswald, die ihren Schützlingen bei strukturellen Problemen zur Seite stehen. Die externen Berater hingegen sind fachspezifische Mentorinnen und Mentoren, die bei inhaltlichen Problemen weiterhelfen. Begleitet wird das Programm von acht Seminaren rund um die Karriereplanung.

Die große Resonanz des Projektes zeigt, dass in Sachen Frauenförderung eine Krücke in Greifswald noch dringend notwendig ist. Dennoch bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr weibliche Professoren an der alma mater wirken werden.

Foto: Viorel Dudau via jugendfotos.de (Aufmacher), Karrierewege für Frauen (Ehmler)