Ein Kommentar von Sebastian Jabbusch
Eigentlich ist es peinlich: Erst nach vier Stunden, um Mitternacht, kam das erstmals tagende Studierendenparlament gestern zum wichtigsten Tagesordnungspunkt: Der Wahl seines Präsidenten. Um genau 0 Uhr und 2 Minuten zog dann die bisher einzig bekannte Kandidatin Jaana-Leena Rode Ihre Kandidatur zurück. Dies hatte sie bereits im Laufe des Abends angedeutet. Gerüchterweise soll Jaana-Leena noch ein Team fehlen. Einige Beobachter führen dies aber auch auf die scharfe Kritik einiger Leserkommentare auf dem webMoritz zurück. So oder so bliebt das Parlament nun vorerst ohne Präsididenten. Diesen Top verschob das StuPa mangels Kandidaten auf die sowieso geplante Sondersitzung zur neuen AStA-Struktur nächste Woche Dienstag.
Doch nicht nur in dieser Frage bleibt das StuPa kopflos. Das Wort „Ernüchterung“ fasst wohl die gestrige Sitzung am Besten zusammen. Eine politische Änderung scheint es trotz linksdrift bei der Wahl nicht gegeben zu haben. Der Begriff „linkes Stupa“ kann getrost gestrichen werden.
So enthielten sich die Grünen bei der Frage „Ernst-Moritz-Arndt“ aus den Dokumenten des StuPas zu streichen der Stimme, obwohl sie noch im Wahlkampf den umstrittenen Namenspatron angegriffen hatten. Die Jusos scheinen intern in zwei Lager zerfallen zu sein: Christian Bäz, Jaana-Leena Rode und David Stoffel stimmten regelmäßig gegen den Rest. Die zwei Vertreter des SDS.DieLinke schienen ebenfalls nicht klassisch „links“ abzustimmen. Ihre Stimmabgabe schien häufig mit der eher konserativen Seite der „alles ist doch gut, so wie es ist“-Vertreter übereinzustimmen.
Insgesamt dominierten sowieso wieder die „üblichen Verdächtigen“ die Debatte: Alexander Schulz-Klingauf, Frederic Beeskow, Thomas Schattschneider, Christian Bäz. Von den Neulingen hörte man praktisch nichts. Stattdessen ließ man sich lieber von den Alteingesessen „wirklichen Experten für Hochschulpolitik“ leiten…
Besonders schade war, dass entgegen der ursprünglichen Tagesordnung zunächst die sogenannten „Berichte“ des AStA und der moritz Medien vorgezogen wurden. Dies allein dauerte bis 22 Uhr. Viele Gäste, die sich für die Wahl des Präsidenten interessiert hatten, gingen bereits früher. Außerdem schien das StuPa durch die späte Uhrzeit auch zu müde, um sich über dieses Amt auszutauschen. Eine Debatte über das Amt und mögliche Kandidaten fand nicht statt.
So muss weiter – übergangsweise – der Wahlleiter die Sitzung führen. Der tat sich mit dieser komplizierten Aufgabe natürlich etwas schwer, was zu einer erheblich Verzögerungen führte. Zwei alte StuPa-Haasen im Publikum, Florian Bonn und Ivo Sieder, nutzten die fehlende Geschäftsordnung und gönnten sich ein Bier. Alkohol ist sonst per Geschäftsordnung im StuPa untersagt. Wenigstens sie hatten also ihren Spaß…
Nun bleibt nur zu hoffen, dass die neuen StuPisten sich so schnell wie möglich aus der Schockstarre der ersten Sitzung befreien und ihr Mandat auch aktiv wahrnehmen. Denn wichtiger als die Abgabe der Stimme, ist die Teilnahme an der Debatte. Im letzten Semester hatten die neuen StuPisten für diese Erkenntnis über ein halbes Jahr gebraucht. Man kann nur hoffen, dass es dieses Semester anders wird.
Vorerst bleibt das StuPa jedoch kopflos.
Der gute Ivo heißt Sieder mit Nachnamen 😉
Ich habe eine Frage an Hr. Jabbusch:
Was verstehst du unter einem klassisch "linken" Abstimmungsverhalten? Wie hätte das deiner Ansicht nach gestern ausgesehen?
Als Links hätte ich ein Abstimmungsverhalten erwartet, welches jede Chance zur Verbesserung/Stärkung von folgenden Werten verbessert:
– Demokratie
– Transparenz
– Öffentliche Teilhabe
Dazu hätte aber auch gehört für die eigenen Wahlziele (Ernst Moritz Arndt kritische Haltung) einzustehen…
da is aber einer angefressen, weil keiner seiner anträge durchgegangen ist
So weit ich es in Erinnerung habe, hatte der SDS auch nie gesagt, den Namen Ernst- Moritz-Arndt abschaffen zu wollen. Zuindest nicht so deutlich, wie die Grünen.
Die Jusos haben in ihrem Wahlprogramm damals auch den Namen kritisch hinterfragt, aber nicht wie die GHG konsequent nein gesagt.
Übrigens will ich hier an der Stelle mal ein paar Gründe nennen, warum der Name Ernst-Moritz-Arndt trotz seiner antisemitischen Einstellung noch immer Verwendung findet:
In "Über die künftige Verfassung in Deutschland" (1814) schreibt er:
"Der moderne Staat ist demokratisch", sowie
"… der Gott, der uns den Geist gab, der uns zu Christen einweihte, gab uns auch das Recht, als edle, freie Männer regiert zu werden, d.h. uns selbst regieren zu helfen, zumal, da es unmöglich ist, dass einer willkürliche Gewalt über allen hat, würdig herrschen und gerecht befehlen könnte" und:
Ich meinte natürlich, warum EMA trotz seiner antisemitischen Einstellung noch Namenspatron ist…
Das ist doch lächerlich! Jeder Parlamentarier wird hinter diesen Werten stehen! Anderenfalls nutzt der das Grundgesetz um sich den Allerwertesten abzuwischen.
Links und Rechts gibt es längst nicht mehr!
Liebe "alle",
obwohl wir in unserem Grundsatzprogramm eine klare Position gegen Arndt beziehen, habe ich mich in der Abstimmung um einen Verzicht auf seinen Namen in allen StuPa Formularen aus folgendem Grund ENTHALTEN:
Eine Distanzierung des StuPas – also der Vertreter/innen aller Studierenden – von Arndt ist keine Entscheidung, die mit einer 2 1/2 minütigen Debatte, als Geschäftsordnungsantrag "versteckt" und zudem auf der konstituierenden Sitzung durchgemogelt werden sollte. Diese Verfahrenstrickserei ist genau das, was mich an anderen Parteien nervt. Und ich unterstelle, dass sich die wenigsten StuPist/innen bereits angemessen mit Arndt auseinander gesetzt haben, um sich ein fundiertes Urteil gebildet zu haben. Daher bieten wir am kommenden Dienstag ab 18:30 Uhr im Konferenzsaal, also unmittelbar im Vorfeld der StuPa-Sitzung, eine Diskussionsrunde mit Konrad Ott, der sich sehr gut mit Arndt auskennt, an. Wir wollen überzeugen und nicht überrumpeln!
Hier gibt es Näheres zur Arndt-Diskussion:
http://www.campusgruen.de/vorort/meckpomm/greifsw…
LG aus Ladebow!
Die Anne
Schön, dass hier ein dezidierter Arndt-Gegener auf's Podium geholt wird und man einen Befürworter nicht berücksichtigt. Das ist ein Armutszeugnis, wenn man mit dies eine "Auseinandersetzung mit E.M.Arndt" nennt. Das ist billigste Stimmungsmache. Das Ergebnis der Diskussionrunde ist bereits im vorab klar: Böser Antisemit!
Na Danke Anne.
Da liegst du daneben! Konrad Ott hat ein gespaltenes Verhältnis und nach eigener Aussage "seinen Frieden" mit Arndt als Namenspatron gemacht.
Ott hat unglaublich viel über und von Arndt gelesen und kenne ich niemanden, der soviel Kenntnisreichtum in so eine Diskussionsrunde einschleusen kann.
Ich wette, es wird eine kontroverse Diskussion! Ich hoffe, du bist dabei?!
Es ist bedauerlich zu sehen, wie deine Art Idealismus einen für die konstruktive politische Arbeit idealen Ablauf erschwert 🙂 Die Arndt-Debatte bei den Geschäftsordnungsänderungsanträgen aufzumachen, hat eben nicht die Zustimmung derjenigen gefunden, die ansonsten dieser Problematik offen gegenüberstehen.
Es ist schon schade zu sehen, wie schnell die Leute in einem Amt ihren Idealismus aus dem Wahlkampf vergessen…
"Freie Staaten und Völker sollen nach Gottes Willen einander unabhängig gegenüberstehen", sowie
"Freie Staaten und Völker sollen nach Gottes Willen einander unabhängig gegenüberstehen", sowie
"Frei mag der Pole, der Ungar, der Italiener und der gleichnamige Franzos, frei mögen jenseits des Meeres die britischen und skandinavischen Brüder wohnen. Wir gönnen jedem gern, was wir selbst glücklich haben."
Im "Bauernaufstand, politisch betrachtet" (1810) fordert Arndt uneingeschränktes Eigentumsrecht der Bauern an ihren Höfen, die Aufhebung aller Dienstbarkeit und Lasten sowie strenge Gesetze zum Schutze der Bauern vor dem Einverleiben in den Großgrundbesitz.
Dies wollte ich hier nur mal einauen, um erst mal aufzuzeigen, dass es auch heute noch Gründe für den Namen Ernst-Moritz-Arndt gibt. Er ist mit seiner politisch-gesellschaftlichen Einstellung aus heutiger Sicht definitiv dem reaktionären Lager zuzuordnen. Seine Schriften haben aber nicht nur den Holocaust hervorbringen können, sondern auch eine demokratische Gesellschaft. Und genau das ist m.E. das extrem widersprüchliche an Arndt: Auf der einen Seite freiheitsliebend und tolerant. Für eine bessere Ordnung. Auf der anderen Seite Antisemit (also intolerant) und Nationalist (auch wieder intolerant). Man kann nicht einmal einen generellen Schnitt machen, ab wann er so wurde.
Mit diesem Menschen muss man sich ohne Frage auseinandersetzen. Aber ihn nicht vergrauelen. Dafür war er noch nicht "gut" oder "schlecht" genug…
Ich will hiermit keine neue Namenpatrondebatte aufmachen. Es ging mir hier nur darum, mal aufzuzeigen, dass Arndt nicht nur Antisemit und Nationalist war, sondern vielmehr ein "Kind seiner Zeit". Ich glaube auch, dass Sebastian diese Worte von Arndt noch nicht kannte…
"Erst nach vier Stunden…kam das Studierendenparlament zum wichtigsten Tagesordnungspunkt: Der Wahl seines Präsidenten." Zuvor bombardierte Sebastian Jabbusch die anwesenden StuPisten mit sinnlosen Änderungsanträgen zur Geschäftsordnung und vergraulte das zubeginn der Sitzung zahlreiche Publikum. Keiner seiner Anträge fand eine Mehrheit und so kostete seine Antragsflut wertvolle Stunden. Das sollte der Fairness halber ergänzt werden.
"Eine politische Änderung scheint es trotz linksdrift bei der Wahl nicht gegeben zu haben. Der Begriff 'linkes Stupa' kann getrost gestrichen werden." Kann er das? Der einzige, der von einem 'linken StuPa' schrieb ist Sebastian Jabbusch. Links sein, heißt nicht Sebastian Jabbusch und seine Anträge stützen!
Aus dem Gelb /Schwarz/Grauen Block des letzten Jahres wird dieses Jahr ansscheinend ein Grün/ Schwarz/Grauer Block der sich dem -Alles bleibt beim Alten Prinzip- verschrieben hat.
Gegen den Verlust von wertvoller Stunden empfehle ich die Schaffung eines StuPa Politbüros bestehend aus 5 Mitgliedern die mindestens 2 Jahre Asta Erfahrung und 2 Jahre StuPa Erfahrung mitbringen müssen.
Als Grüner muss man auch jeden Bullshit mitmachen! Wozu ein Politbüro? Die Einsicht, dass Anträge nicht annähernd mehrheitsfähig sind, würde reichen.
na was spricht denn dann gegen eine_n andere_n Namenspatron_in, der nicht so ambivalent zu betrachten ist. Am besten ein_e aus der Region…
Hm.. Als erstes würden mir da die Helden einfallen, die Greifswald kampflos an die rote Armee übergeben haben. Vaterlandsverrat ist immer eine gute Sache. Blöderweise sind die Protagonisten, der Uni-Rektor Carl Engel und der Wehrmachtsoffizier Rudolf Petershagen, beide ungeeignet weil in der NSDAP.
Fast so gut wie eine_e Vaterlandsverräter_in wäre eine Frau. Wikipedia liefert mir für Vorpommern nur zwei, Carola Stern und Karin Struck. Beides Schriftstellerinnen, beide mit DDR-Fluchtbiographie, also auch ein Vergnügen für Konservative. Karin Struck ist allerdings eher unsympathisch, weil krasse Katholikin und Abtreibungsgegnerin. Carola Stern dagegen hat echt Potential: hat 1961 die westdeutsche Sektion von amnesty international mitgegründet, war 1971 im Stern bei der berühmten "Wir haben abgetrieben"-Kampagne abgelichtet, die erfolgreich den politischen Kampf um die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs eingeleitet hat, hing seit 1976 gemeinsam mit Heinrich Böll und Günter Grass in der bekannten linksliberalen Autor_innen-Gruppe L 76 bzw. L 80 rum und setzte sich – auch schon vorher – für die Ostpolitik Willy Brandts ein, die versuchte, die Beziehungen zu den Ostblock-Staaten zu normalisieren. Jo, und sie war Sozialdemokratin, also eine echte Konsenskandidatin, eine Intellektuelle mit vernünftigen politischen Zielsetzungen (Frieden, Feminismus, Freiheit), die sich zu keinem Zeitpunkt die Finger beschmutzt hat. Ich schlage vor: Carola-Stern-Universität Greifswald.
Oder halt in vorauseilendem Gehorsam in Erwartung weiterer Millionen aus dem Krupp-Naziarsch-Nachlass: Berthold-Beitz-Universität Greifswald. Wäre zwar schade aber irgendwie konsequent.
Wo steht denn, dass Petershagen in der NSDAP war?
nirgendwo, Du hast Recht. Ich hatte den Artikel nur überflogen, und NDPD mit NSDAP verwechselt. Beim Rektor allerdings stimmt es (sogar laut ndr…). Beim mehr lesen über Rudolf Petershagen wird er mir aber auch nicht wirklich sympathischer: Freicorps-Kämpfer, Absolvent der Kriegshochschule, Berufssoldat während der ganzen Weimarer Republik und an den Raubzügen der Wehrmacht nach Tschechien, auf dem Balkan, in Frankreich und Rußland beteiligt… Der Typ versprüht einfach diesen Ekel, der allem Militärischen innewohnt. Die NSDAP war ihm vielleicht auch einfach zu prollig und ihm schwebte eine etwas elitärere Variante reaktionärer Politik vor.
"Die NSDAP war ihm vielleicht auch einfach zu prollig und ihm schwebte eine etwas elitärere Variante reaktionärer Politik vor. "
Irgendwas stimmt bei deinen Ausführungen nicht. Die NDPD steht für "Nationaldemokratische Partei Deutschlands" und wurde nach 1949 gegründet. Sie saß zusammen mit der LDPD (Liberaldemokratische Partei), Der Bauernpartei (der korrekte Name ist mir leider entfallen…), CDU und SED in der Volkskammer (und damit im "Block antifaschistischer Parteien"/ "Nationale Front"). Die NDPD stand in der DDR für die Nationalen/ "resozialisierten Nazis". Sie existierte bis 1990. Ihre Mitglieder verteilten sich danach auf nahezu alle Parteien des rechten/ konservativen Spektrums (von DVU bis CDU).
@ Marco_Wagner
Der Bauernpartei (der korrekte Name ist mir leider entfallen…), – DBD = Demokratische Bauernpartei Deutschlands wurde im April 1948 in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone unter Führung der SMAD gegründet. Gründungszentrum war Mecklenburg.
Mehr dazu in Wikepedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratische_Bauern…
.
Um das kurz aufzuklären: beim Überfliegen war unter "Mitgliedschaften" die NDPD aufgeführt. Die hatte ich als NSDAP gelesen, was mir im Kontext auch Sinn zu machen schien (Freicorps, Wehrmachsoffizier). Das NDPD-Engagement von Peterhagen war aber später, erst in der DDR, die er noch ein paar Jahre lang erleben durfte – vorher gab es diese Partei ja auch gar nicht.
Meine Mutmaßung, dass Petershagen die NSDAP zu prollig war, um irgendwann vor 1945 dort beizutreten, speist sich darin, dass es eine deutschnationale, reaktionärere Gruppe von alten Eliten aus der Zeit der deutschen Monarchie vor der Republikgründung gab, denen die NSDAP als Massenpartei nicht elitär genug war. Diese Gruppe wurde zwar nach und nach kleiner, bestand aber auch im Dritten Reich fort (und hat mit Staufenberg ja auch einen richtigen toitschen Helden hervorgebracht). Und in meiner Vorstellung von Petershagen passt er da gut rein, in so einen elitär-reaktionären Kreis, der es abner nicht schätzt, wenn plötzlich der SA-Pöbel Politik macht. Deren Anführer können ja noch nicht mal ordentlich Walzer tanzen, von Altgriechisch ganz zu schweigen!
wäre ja noch schöner, wenn linksradikale Rattenfänger sich unseren Uninamen nach Gutdünken aussuchen dürften.
Arndt ist und bleibt ein idealer Namenspatron.
@troll a.k.a. ede s.
mit deiner Rattenrhetorik befindest du dich natürlich im richtigen Umfeld:
– 1940 "Der ewige Jude" (NS-Propagandafilm von J.Goebbels): "Sie stellen unter den Tieren das Element der heimtückischen, unterirdischen Zerstörung dar – nicht anders als die Juden unter den Menschen.”
– 1974 F.J. Strauss: “Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören – in ihre Löcher.”
– 1997 K.-R. Landowsky: “Ich bin auch dankbar dafür, daß der Senat jetzt intensiv gegen die Verslumung Berlins vorgeht, gegen Sprayer, gegen Müll und Verwahrlosung auch der städtischen Brunnen. Es ist nun einmal so, daß dort, wo Müll ist, Ratten sind und daß dort, wo Verwahrlosung herrscht, Gesindel ist. Das muß in der Stadt beseitigt werden.”
Mit deiner Ungeziefermetaphorik, beweist du mal wieder, wieviel du von den elementaren gesellschaftlichen Spielregeln wie dem egalitären Menschenrecht hältst. Mir tun wirklich die Konservativen leid, die durch deine reaktionäre Äusserungen in Misskredit geraten.
Danke für das FJS-Zitat. Das ist grossartig!
Ich habe nicht "Ratte" sondern "Rattenfänger" geschrieben, insofern geht deine Antwort inhaltlich daneben (siehe Rattenfänger von Hameln).
Ansonsten bleibe ich natürlich bei der Rote-Schmuddelfinken-Terminologie und will mich da Franz-Josef Strauss und Klaus-Rüdiger Landowsky ausdrücklich gern anschliessen.
Bekannt ist K.-L. Landowsky (CDU) auch dafür, dass er durch seine maßgebliche Verwicklung in den Berliner Bankenskandal für die Millardenverschuldung Berlins mit verantwortlich ist, die Du hier an anderer Stelle durch Deine unnachamliche Kunst der Verdrehung der Tatsachen schon einmal der Rot-Roten Regierung angelastet hast. Danke Edmund, das Du uns wieder einmal zeigst, dass verurteilte Kriminelle Deine Symphatie genießen.
"So enthielten sich die Grünen bei der Frage 'Ernst-Moritz-Arndt' aus den Dokumenten des StuPas zu streichen der Stimme…Die Jusos scheinen intern in zwei Lager zerfallen … Die zwei Vertreter des SDS.DieLinke schienen ebenfalls nicht klassisch “links” abzustimmen." Da muss man sich bald für entschudligen, dass man in der Debatte um die unbedeutendste Ordnung des Parlaments nicht gleich das Fass der Namensänderung aufmachen wollte! Die Diskussion dazu gehört in einen extra Tagsordnungspunkt. Danke an Marco_Wagner und seine Ausführungen!!!
Schade das sich die Sparkasse am Markt schon nach Casper-David-Friedrich benannt hat. DAS wäre doch mal was gewesen.
… oder Turnvater Jahn. Der ist doch auch toll! Obwohl, der hat bestimmt KdF erfunden oder das gemeinsame auf-den-Topf-gehen in DDR-Kinderkrippen und wenn nicht, dann könnte bestimmt wer was konstuieren…
Das würde aber nicht ausschließen, die Uni auch nach Caspar David Friedrich zu benennen. Die Uni hat ja wesentlich mehr Ausstrahlung über die Grenzen MVs hinweg, als die Provinzsparkasse. Der Name Caspar David Friedrich ist, wenn man denn unbedingt darauf besteht Arndt aus dem Gedächtnis zu löschen, die einzig wirkliche Alternative. Denkbar wäre auch noch Wolfgang Koeppen oder Hans Fallada. Was Carola Stern angeht, so ist das zwar eine Interessante Lebensgeschichte, im Vergleich zu Fallada, Koeppen oder C. D. Friedrich ist sie fast vergessen (was wohl auch daran liegt, dass sie im Kreis der beiden Schriftstellergrößen Böll und Grass war, die alle andere des selben Kreises (ungewollt) in den Schatten stellten).
"Insgesamt dominierten … Alexander Schulz-Klingauf, Frederic Beeskow, Thomas Schattschneider, Christian Bäz. Von den Neulingen hörte man praktisch nichts. Stattdessen ließ man sich lieber von den Alteingesessen 'wirklichen Experten für Hochschulpolitik' leiten…" Als Experten bezeichnete Sebastian Jabbusch sie in der Sitzung!
"Besonders schade war, dass entgegen der ursprünglichen Tagesordnung zunächst die sogenannten 'Berichte' des AStA und der moritz Medien vorgezogen wurden. Dies allein dauerte bis 22 Uhr." Falsch! Die Berichte waren seit der Ladung zur Sitzung auf dem Tagesordnungspunkt und wurden auch so behandelt. Sebastian Jabbusch hätte eine Verschiebung auf der Tagesordnung beantragen können, tat dies aber nicht. Nun zu kommentieren, ist unangebracht. Zudem dauerten die Bericht auch nur bis 21.20 Uhr (MEZ), danach wurde über die Anträge zur Geschäftsordnung lamentiert.
Typisch Sebastian!!! Über das Parlament motzen statt zu klotzen!
"Außerdem schien das StuPa durch die späte Uhrzeit auch zu müde, um sich über dieses Amt auszutauschen. Eine Debatte über das Amt und mögliche Kandidaten fand nicht statt." Schwachsinn! Das Parlament hat, nachdem es keine Kandidaten für das Präsidium gab, den Punkt vertagt. Im Anschluss an die nichtstattgefundene Wahl, wurde noch über eineinhalb Stunden getagt und Arbeitsgruppen gegründet, Wahlämter vergeben, Beschlüsse des AStA bestätigt – und das mit 25 StuPisten!
… aber ohne Herrn Jabbusch. Dessen Mandat ruht zwar, zeugt aber vom deutlichen Desinteresse. Gleiches auch im Senat. Wo war denn Sebastian bei der Fragerunde des neuen Kanzlers? Und das, wo er doch gleich 2 Stimmen auf sich vereinen durfte. Zeugt auch nicht von sonderlicher Bereitschaft. Also immer erst schön an die eigene Nase fassen, bevor du andere angreifst.
Also Sebastian war gar nicht lange bei der Sitzung, oder was? Passt ins Bild, dass er nach seinen Anträgen geht.
Habe schon gehört, dass es unter den Studenten im Senat Probleme mit ihm gab. War aber bislang davon ausgegangen, dass dies persönlicher Natur war.
Oh Entschuldigung…. hab überlesen, dass dies ja ein KOMMENTAR war. Und was Sebastian von Kommentaren weiß, wissen wir ja. Was freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit dir, wenn du nicht mehr Chefredakteur des webmoritz bist, sondern nur noch StuPist und Senator. Dann können wir dich auch an deinen tatsächlichen Leistungen für die Studierendenschaft messen.
was waren denn die Anträge und wie genau sahen die Abstimmungsergebnisse aus?
ansonsten kann ich nur raten, StuPa und AStA abzuschaffen, wie es an bayerischen Unis der Fall ist. Um die zehn Prozent Wahlbeteiligung, immer die ewig gleichen linken Hochschulpolitiker-Studenten, 200.000 Euro Etat für nix. Das Geld sollte lieber direkt an die Fachschaften und an sonstige studentische Initativen vergeben werden, als für Möchtegernpolitiker, Profilneurotiker und nutzlose Wichtigtuer verschwendet zu werden.
Dem kann ich nur zustimmen, eine echte Interessenvertretung der Studierendenschaft sieht anders aus :S
Wer ist denn in diesem StuPa wirklich "links"? Steinewerfernde, pöbelne Weltverbesserer könnt ihr in anderen Hochschulen finden aber nicht in HGW. Also Kopp zu und mal eine Sitzung besuchen!
Das Studierendenparlament möchte ich mal sehen, wo (von wem auch immer) Steine geworfen werden. 😉 Eine blühende Phantasie haben manche hier … Mensch merkt, daß wir in der tiefsten Provinz sind.
Also ich wehre mich gegen den Vorwurf nicht links abgestimmt zu haben. Diana und ich haben nach bestem Wissen und Gewissen gestimmt und da wo wir uns nicht sicher waren, enthalten. Natürlich sind wir noch unerfahren und vielleicht bereuen wir später ein paar Entscheidungen – aber unsere Integrität in Frage zu stellen halte ich für unpassend. Wir haben zwar nicht allen deinen Anträgen zusgestimmt, so teile ich die Einwände Frederics zu den Audio-Mitschnitten, aber trotzdem sind wir links! Schließlich haben wir mit dir die Stellung gehalten, was Ernst Moritz Arndt angeht!
Ich muss mich in zwei Punkten berichtigen:
Die NDPD wurde 1948 gegründet und ging 1990 (juristisch) komplett in der FDP auf. Folglich kann man diese Partei nicht in die Nähe der NSDAP rücken.
friedrich löffler….
der hat im gegensatz zu den anderen kandidaten wirklich hier in greifswald geforscht und ist als entdecker der viren auch einer der bedeutenderen deutschen naturwissenschaftler.
Oder man bleibt einfach bei Ernst Moritz Arndt Universität.
Ich verstehe jetzt nun wirklich nicht wo das Problem wegen des Namens ist.
Das ist doch reinster Aktionismus.
Es ist doch sehr anachronistisch Ernst Moritz Arndt an den Maßstäben unserer heutigen Zeit zu messen oder ihn sogar als Wegbereiter des Holokaust zu bezeichnen.
Man sollte die Errungenschaften dieses Mannes, die Marco Wagner schon explizit aufgezählt nicht unter den Teppich kehren.
sehe ich auch so, Hurtz
Alle anderen Namensvorschläge sind doch ein Witz. Wir haben einen tollen Arndt. Dabei sollte man bleiben.
Da (nicht nur) du für die Umbenennung der Uni bist, gebe ich mal die Quelle meiner Zitate an:
Kollektiv für Literaturgeschichte, Leitung Klaus Gysi (Hrsg.): Zur Literatur der Befreiungskriege, Leipzig 1959, S.48-69.
Die Abhandlung über Arndt endet mit den Sätzen:
"In diesem Sinne vor allem ist Ernst Moritz Arndt "das gute alte Gewissen" der Deutschen geblieben, der große deutsche Patriot, dessen Bekenntnis zu Volk und Vaterland niemals nur ein Wort war, sondern immer wieder zur Tat für Deutschland wurde."
So hat man Arndt in den 50er Jahren der DDR gesehen. Diese Betrachtung war ziemlich einseitig. Die heutige, das sich nur auf die schwarzen Flecke seiner Überzeugung konzentrierende ist aber auch sehr oberflächlich…
Die Umbenennung der Uni halte ich für übertriebene "Political Correctness". Denn dann müssten auch die Richard Wagner Festspiele abgeschafft werden und Martin Luther müsste man wegen seines antisemitischen Denkens ebenfalls verachten. Und wenn wir so weiter machen sind wir bald bei der Schwarz-Weiß Malerei…
Noch eine Anmerkung: Es geht mir nicht um die Legalisierung des Antisemitismus! Nur zu der Zeit, zu der Arndt, Wagner und Luther Antisemiten waren, waren das weite Teile des Volkes und gerade in konservativen Landstrichen, wie eben in Pommern sehr weit verbreitet.
Es ist und bleibt eine traurige Tatsache, dass erst der Holocaust den Menschen die Augen öffnete, wozu unbegründeter Hass/ Verachtung führen kann…
Daß damals "weite Teile des Volkes und gerade in konservativen Landstrichen" antisemitisch waren, kann ja wohl nicht ernsthaft als Argument herangezogen werden, um diese Gestalten posthum vom Antisemitismus reinzuwaschen. Mit selbiger Begründung könnte mensch auch Goebbels, Himmler und Göring als "Kinder ihrer Zeit" betrachten, denn damals war (eliminatorischer) Antisemitismus erwiesenermaßen gesellschaftlich akzeptiert und staatlich konzipiert. – Das kann ja wohl nicht der argumentative Maßstab sein, sonst landet mensch ganz schnell bei rechten Geschichtsverdrehern wie Mahler und Hohmann.
Warum sollen Menschen wie Luther oder Arndt, die offen antisemitische Hetzer waren, ernsthaft Namenspatron einer Hochschule und damit auch Vorbild und Identifikationsfigur für Studierende sein??? Welche Art Vorbild soll damit bewirkt werden?
Daß in der DDR bzgl. Arndt (aber auch bzgl. Luthers) ein ziemlich schräges Verständnis vorherrschte, gilt es eben zu kritisieren – und nicht wie von Dir beabsichtigt zu kultivieren.
Die Argumente für und gegen Arndt sind in den letzten Jahren ausgiebigst ausgetauscht worden – das muß jetzt nicht noch einmal in den Kommentarnischen des webmoritz fortgesetzt werden. Aus der Studierendenschaft (zuletzt auf der VV) hat es immer wieder klare Stellungnahmen für eine Umbenennung der Hochschule gegeben.
Da auch die drei linken Hochschulgruppen im Wahlkampf eine klare Position gegen Arndt bezogen haben, gehe ich davon aus, daß in den kommenden Wochen, wenn StuPa und AStA die Personalgeschichten abgeschlossen haben, auch ein entsprechender, mehrheitsfähiger Anrag ins StuPa eingebracht wird.
Ernst Moritz Arndt ist absolut vorbildhaft. Er ist Vorbild für Demokratie und ein geeintes Vaterland einzutreten, AUCH bei persönlichen Rückschlägen wie Berfufsverbot etc.
Man kann jemanden nicht dafür bestrafen für die Stimmung die seinerzeit herrschte. Das ist eine oberlehrerhafte Attitude. Es ist völlig unangebracht, jemanden mit heutigen Massstäben zu bemessen, der vor 150 Jahren gelebt hat. Ernst Moritz Arndt ist für euch Sozialisten und Kommunisten nur ein guter Ansatzpunkt, um eure unsägliche Hasspropaganda gegen alles Nichtlinke anzubringen.
Ernst Moritz Arndt ist und bleibt ein grosses Vorbild für alle Deutschen, neben Bismarck und Adenauer eins der grössten das wir haben aus den letzten zwei Jahrhunderten.
Meinst du mit "Studierendenschaft" die Personen die von unter 10 Prozent der Studenten ins Studentenparlament gewählt wurden und tendenziell eher links sind? Meinst du mit "VV/Vollversammlung" die etwa 5 Prozent der Studenten die sich zu solchen sinnlosen Veranstaltungen einfinden?
Du siehst, wie die meisten Linken im Stupa in Arndt ausschließlich den Antisemiten.
Das soll keine Geschichtsklitterung sein?
Das soll objektiv sein?
Wir können bei der Bewertung der Person EMA nicht die Maßstäbe ansetzen, die wir bei Hitler, Goebbels, Himmler und Göring angesetzt haben. Denn diese drei (und andere dieser Sorte) haben mit ihrer politischen Arbeit ausschließlich negativ gewirkt bzw. sich größtmöglichen menschlichen Verbrechen schuldig gemacht (denn auch das gerne gebrachte Argument des Autobahnbaus ist nicht haltbar, da die Autobahnen ausschließlich zu Kriegszwecken gebaut wurden. In der WR wären die Autobahnen über kurz oder lang auch so oder so gekommen…)
Bei Arndt war das wieder anders. Seine politisch motivierten Schriften haben sowohl positive als auch negative Auswirkungen für die Zukunft gehabt. Seine demokratisch motivierten positive und seine antisemitisch motivierten negative Wirkungen.
Arndt wird heute deshalb noch geehrt (es gibt auch ein EMA Gymnasium und einen EMA Turm auf Rügen), weil er sich für die Bauernbefreiung und ein demokratisches System stark machte und dies sein politisches Wirken dominierte, nicht sein Judenbild.
Marco Wagner schrieb:
"Du siehst, wie die meisten Linken im Stupa in Arndt ausschließlich den Antisemiten.
Das soll keine Geschichtsklitterung sein?
Das soll objektiv sein?"
Nein, nein – nicht daß wir uns mißverstehen. Arndt war mehr als "nur" Antisemit. Er auch auch lupenreiner völkischer Nationalist. Mensch muß sich nur mal seine bluttriefenden Haßtiraden gegen "die Franzosen" durchlesen. Kein Wunder, daß so einer ein Vorbild für alle darstellte, die für ihre deutschnationalen Ideen von 1870 bis 1945 gegen den "welschen Erbfeind" in den Krieg zogen.
Antisemitismus und völkischer Nationalismus sind "Werte", die weder damals noch heute progressiv waren/sind. Oder siehst Du das anders?
Ich finde es schon dreist, wie jetzt hier subtil zwischen offenbar akzeptablem und nicht mehr akzeptablem Antisemitismus ("ausschließlich negativ gewirkt") unterschieden wird, um sich den alten Arndt schönzureden.
Bei der Kritik am Antisemitismus geht es primär um eine grundsätzliche Kritik an dieser reaktionären, diskriminierenden Ideologie, nicht nur an ihrer jeweiligen Umsetzung.
Lieber Marco Wagner, in einer Zeit, in der Antisemitismus in Deutschland weiterhin stark verankert ist, solch einen relativierenden Käse zu schreiben, finde ich völlig unverantwortlich. Nicht ohne Grund schreibt selbst die Bundezentrale für politische Bildung (die ja nicht gerade als Hort der marxistischen Linken gilt):
"Die Verbreitung traditionell offener antisemitischer Einstellungen in Deutschland ist nach wie vor erschreckend. Beispielsweise stimmten in der Studie "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF)", die von Prof. Wilhelm Heitmeyer (Universität Bielefeld) geleitet wird, im Jahr 2005 21% der Befragten der klassischen antisemitischen Aussage: "Juden haben zu viel Einfluss" eher oder voll und ganz zu, 13% waren der Ansicht, "durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen mitschuldig" (17,4% in 2004) und ein Jahr zuvor stimmten 62,2% der Aussage zu: "Ich bin es leid, immer wieder von den deutschen Verbrechen an den Juden zu hören." "
Vom Standpunkt der Aufklärung her sind Antisemitismus und völkischer Nationalismus grundsätzlich abzulehnen, da sie zutiefst reaktionäre Ideologien der Ungleichheit sind und eine Ausgrenzung von Menschen anhand von biologistischen/ethnischen Zuschreibungen vornehmen. – Da gibt es auch nichts schönzureden.
In vielen Punkten stimme ich dir zu. Nur was den völkischen Nationalismus anbelangt, so ist er eine Folge des französischen Nationalismus unter Napoleon. Sein Franzosenhass ist in die Zeit der Befreiungskriege einzuordnen. Und es lässt sich nicht verleugnen, dass die Franzosen gerade zwischen 1806 und 1813 nicht nur in Deutschland wie die Barbaren hausten. Aus diesem Grund ist es wirklich ernsthaft zu hinterfragen, inwiefern man ihm den völkischen Nationalismus vorwerfen kann. Den Antisemitismus schon. Und wie gesagt, den muss man verurteilen. Es ging mir hier auch nicht ums "Schönreden". Ein "Held" war Arndt freilich nicht. Aber eben auch kein "Verbrecher". Was nachfolgende Generationen, vor allem im imperialistischen Zeitalter aus ihm gemacht haben, konnte er nicht beeinflussen.
Also bleibt immer noch die Frage im Raum stehen:
Wie geht man also heute mit Menschen dieser Zeit um?
Selbstverständlich sind Antisemitismus und völkischer Nationalismus antiaufklärerisch.
Diesen und den davor stehenden Kommentar habe ich gelöscht, da ich mich in meiner Meinung (nach mehrmaliger Überlegung) geirrt hatte.
Es stand drin, dass in Frankreich Napoleon noch als Nationalheld gefeiert wird, obwohl er viel Leid unter die Menschen außerhalb Frankreichs brachte, wogegen wir heute in Dtl. Arndt kontrovers diskutieren.
Das ist insofern falsch, als das Arndt genau genommen nur an dieser Uni kontrovers diskutiert wird…und ansonsten nach wie vor ausschließlich als "Nationalheld" betrachtet wird.
Insgesamt ist das Thema ziemlich komplex und nicht so leicht zu durchschauen. Insofern ist der Webmoritz wohl auch am wenigsten geeignet, das Thema sinnvoll auszudiskutieren. Damit möchte ich diese Diskussion von meiner Seite beenden (es sei denn es sind noch einige Missverständnisse aufgetreten)
Marco Wagner schrieb: "Das ist insofern falsch, als das Arndt genau genommen nur an dieser Uni kontrovers diskutiert wird…und ansonsten nach wie vor ausschließlich als "Nationalheld" betrachtet wird."
Daß über Arndt andernorts nicht debattiert wird, liegt schlicht daran, daß den kaum wer kennt. Was ja auch nicht verwundert, war er doch ein mieser Literat und hat außer dem Alterspräsidentenamt in der Frankfurter Nationalversammlung 1848 auch nicht viel erreicht.
Deswegen sind ja auch Studierende, die neu an die hiesige Uni kommen, immer wieder erstaunt und empört, daß solch eine reaktionäre Gestalt Namenspatron dieser Hochschule ist.
Wie schon eingangs gesagt: Die Diskussion um Arndt an der Uni ist seit einigen Jahren argumentativ weitgehend durchgekaut. Was jetzt endlich mal folgen muß, sind entsprechende Beschlüsse und Schritte hin zur Änderung des Uni-Namens.
Sorry, ich muss doch noch was sagen.
Du hast mich an einer Stelle völlig falsch verstanden. Ich habe geschrieben:
"Denn diese drei (und andere dieser Sorte) haben mit ihrer (!)politischen Arbeit(!) ausschließlich negativ gewirkt bzw. sich größtmöglichen menschlichen Verbrechen schuldig gemacht […]
Bei Arndt war das wieder anders. Seine politisch motivierten Schriften haben sowohl positive als auch negative Auswirkungen für die Zukunft gehabt."
Die Aussage des "ausschließlich negativen" und "sowohl als auch" Wirkens bezog sich auf die politische Arbeit und nicht generell auf den Antisemitismus.
Antisemitismus ist weder bei Hitler und Konsorten, noch bei Wagner und Luther vertretbar. Nur Wagners, Arndts und Luthers Wirken war ein anderes, als das Hitlers und Konsorten (denn das zielte ausschließlich auf Verbrechen ab bzw. baute auf Verbrechen auf )
Die nächste Fage wäre jetzt: Wie ist sein antisemitisches Bild motiviert?
Bei Arndt ist es mE vor allem religiös motiviert. Er war fast fanatischer Christ. Da erübrigt es sich, dass er für Juden nicht viel übrig hat. Nur, so weit ich das einschätzen kann, hat Arndt nirgendwo zur Vernichtung der Juden aufgerufen. Vielmehr reihen sich seine antisemitischen Schriften in die verschiedener konservativer Theologen ein.
Das, was die Nazis mit den Juden gemacht haben, war gewiss nicht Arndts Absicht. Er wurde von den Nazis missbraucht und für damalige Zwecke instrumentalisiert.
Für die DDR trittst du immer für ein objektiveres, besseres Geschichtsbild ein.
Warum nicht auch bei Arndt?
Ist es falsch an Arndt die offensichtlich und nachhaltig positiv zu bewertenden Taten und Schriften gleichrangig hervorzuheben, wie die negativen Seiten und nachhaltig negativ zu bewertenden Schriften?
"Die Juden als Juden passen nicht in diese Welt und in diese Staaten hinein" zitier ich da mal. Und ergänze, dass für EMA auch konvertierte Juden Juden waren "Juden und Judengenossen, getaufte wie ungetaufte", zumal seine Sorge um die Reinheit des deutschen Volkes, dass durch jüdische oder andere "Verbastardung" gefährdet ist, für mich weniger religiös als vielmehr völkisch motiviert klingt. Und ich glaube niemand möchte EMA auf Antisemitismus reduzieren, sein widerlicher völkischer Nationalismus kotzt mich auch jedesmal an, wenn ich was von ihm lese.
Der völkische Nationalismus ist eine -nicht zwangsläufig aber durchaus nicht auszuschließende- Folgeerscheinung des Napoleonischen Nationalismus (hab ich auch unter Red Maruts) Kommentar geschrieben. Sein Judenfeindliches Bild entspricht, zumindest wenn man das Zitat nimmt, dem der Franziskaner. Sie haben ganz genau das selbe Judenbild (zumindest damals- aber "Hardliner" gibt es heute gewiss auch noch).
Da ich an einem objektiveren (ganz objektiv wird es niemals sein, denn wer ist schon in der Lage ganz sachlich zu sein) Bild interessiert bin, würde ich gern wissen, wo du die Zitate her hast. Bzw. ob du noch mehr Literatur angeben kannst. Im Seminar hatten wir damals "Über den Volkshass und den Gebrauch einer fremden Sprache" behandelt (schrecklich, was da drin stand). Weiter oben habe ich auch Arndt zitiert. Da finden sich dagegen Werte, die man wieder unterstützen kann.
Wie bereits gesagt: Wie bewertet man diesen Menschen heute? Wie geht man heute mit dieser Strömung um?
Nur kurz, weil das alles – auch auf dem webmoritz – schon geschrieben wurde: Ernst Moritz Arndt war keineswegs "Kind seiner Zeit" sondern ein Vordenker des völkischen Antisemitismus. Er und andere (wie z. B. Jahn) waren aktiv daran beteiligt, ein deutsches Nationalverständnis auf Basis eines biologischen Antisemitismus zu verbreiten, womit sie zweifelsohne viele Kinder in ihrer Zeit hatten. Arndt ist somit weniger "Kind seiner Zeit" als eher einer der Väter der folgenden.
Lieber Marco Wagner. Da stimme ich dir voll zu.
Mit "links sein" hat eine kritische Haltung zu Ernst Moritz Arndt überhaupt nichts zu tun. Arndt war ein Vorkämpfer für Demokratie und ein geeintes Deutschland. Selbst die kommunistische DDR hatte nichts gegen den Namen "Ernst-Moritz-Arndt-Universität".
Ernst Moritz Arndt ist ein wunderbarer Namenspatron. Jemand, den man vorne an stellen und allen präsentieren sollte in Zeiten mangelnder Demokratie (EU-Bevormundung, abgehobene Politiker) und Globalisierung die die Integrität des nationalstaatlichen Handlungsfähigkeit bedroht und die gerade von eher linken Gruppen wie "attac" bekämpft wird.
Übrigens hat, was Arndt angeht, so weit ich weiß, Professor Spieß einen Arbeitskreis gebildet, die sich mit dem Menschen befassen und daraus dann ihre Schlussfolgerungen ziehen. Da diese Aufarbeitung (wie wir bereits festgestellt haben) bis jetzt noch nicht stattgefunden hat, müssen wir uns wohl noch einige Jahre gedulden, ehe wir Ergebnisse (z.B.: in einer Schrift oder auf der Uniseite) dieser Aufarbeitung sehen können.
Liebe "alle",
obwohl wir in unserem Grundsatzprogramm eine klare Position gegen Arndt
beziehen, habe ich mich in der Abstimmung um einen Verzicht auf seinen
Namen in allen StuPa Formularen aus folgendem Grund ENTHALTEN:
Eine Distanzierung des StuPas – also der Vertreter/innen aller
Studierenden – von Arndt ist keine Entscheidung, die mit einer 2 1/2
minütigen Debatte, als Geschäftsordnungsantrag "versteckt" und zudem auf
der konstituierenden Sitzung durchgemogelt werden sollte. Diese
Verfahrenstrickserei ist genau das, was mich an anderen Parteien nervt.
Und ich unterstelle, dass sich die wenigsten StuPist/innen bereits
angemessen mit Arndt auseinander gesetzt haben, um sich ein fundiertes
Urteil gebildet zu haben. Daher bieten wir am kommenden Dienstag ab
18:30 Uhr im Konferenzsaal, also unmittelbar im Vorfeld der
StuPa-Sitzung, eine Diskussionsrunde mit Konrad Ott, der sich sehr gut
mit Arndt auskennt, an. Wir wollen überzeugen und nicht überrumpeln!
Hier gibt es Näheres zur Arndt-Diskussion:
http://www.campusgruen.de/vorort/meckpomm/greifsw…
LG aus Ladebow!
Die Anne
Das ist doch mal ne ordentliche konstruktive Antwort.
Danke!
Auch wenn ich persönlich gegen eine Umbenennung bin zeigt das doch mal von dem objektiven Professionalismus den ich von einer studentischen Vertretung erwarte und nicht immer dieser Schnellschuß Aktivismus jenseits von Gut und Böse, der hier oft genug verbrochen wird…