„Die Hanselunken”- eine Greifswalder Band im Interview

Es ist weit nach 22 Uhr an einem Donnerstag, der Geruch von Bier und Qualm liegt in der Luft des Stahlwerks. Im Gespräch sind die melancholisch kuscheligen Hanselunken, Juwe (33) und Micha (29). Eine Band, die akustisch und mit nettem Gesang von Coversongs von U2 bis Depeche Mode in Eigeninterpretationen über eigene Titel durch die Bars der Hansestadt zieht. Das Hanselunken-Lineup sieht so aus, dass Michael Fenske Gesang, Melodica, das Glockenspiel und die Cajón, ein holzkastenartiges Schlaginstrument, bedient, während Jens Uwe Hamannt in die Saiten haut und singt.

moritz Hanselunken, der Name eurer Band, was verbirgt sich dahinter, seid ihr die Halunken der Hansestadt?
Micha Wir sind musikalische Halunken, wir covern ja frei nach Schnauze. Wir nehmen quasi kein Blatt vor den Mund, wir hauen einfach drauf, sozusagen. Ich würde behaupten, wir würden uns an alles herantrauen, an alle Musikgenres.
Juwe Na ja, das würde ich schon einschränken wollen. Es gibt schon Künstler, die man nicht covern sollte. Genremäßig sind wir tatsächlich sehr offen. Natürlich hat der Name auch einen regionalen Bezug. Wir sind beide in einer Hansestadt geboren: Micha in Greifswald und ich in Hamburg.

moritz Wann und wie seid ihr entstanden?
Micha Wir trafen uns zwischen Weihnachten und Silvester 2005 im IKuWo zu dritt, mit einem sehr guten Freund, Goron, der jetzt in Berlin lebt, und überlegten, wie wir uns nennen wollten und sammelten Vorschläge.
Juwe Die Grundidee war, dass man in irgendeiner Kneipe spielen kann, um günstig an alkoholische Getränke zu kommen. Das Witzige: Im Grunde ist das auch jetzt so. Die Vorschläge gingen über Freibier, Tokio Motel und Hanselunken bis hin zu Möhrlin` Mensa.

moritz Ihr wolltet euch doch nicht wirklich Möhrlin` Mensa nennen?
Micha Doch doch, aber wir haben uns dann doch zunächst Hanse Formation 05 genannt. Anfang 2006 haben wir im Koeppenhaus angefangen zu proben und das war auch stets sehr nett, mit zwei Gitarren, Cajón war immer dabei und Dreistimmigkeit. Jedenfalls waren wir mal zu dritt. Das Problem war aber, dass die Probefrequenz auf grob geschätzt sechs Proben pro Jahr fiel.
Juwe Sagen wir mal so, das ist schon hochgegriffen.
Micha Na ja, der Dritte im Bunde kam aus Berlin und deshalb probten wir so selten. Es kam nicht wirklich etwas dabei rum, weil es wenig Konstanz gab. Es gab ja auch das Bedürfnis, irgendwann mal in einer Kneipe zu landen und live zu spielen.

moritz Wann war denn euer erster Auftritt?
Micha Der war am 25. Mai, letztes Jahr, und zwar als Support der Band Tusse Kaleschke und die KKH-Katzen.
Juwe Teile der Band kannte ich halt und habe gefragt, ob man nicht für deren Abschiedskonzert einen kleinen Gastauftritt arrangieren könnte. Die Band hat uns dann gebeten, ein komplettes Vorprogramm zu machen und so sind eigentlich die Hanselunken entstanden. Deshalb auch die Umbenennung- das war dann auch unsere Feuerprobe, die wir überstanden haben und uns zum Weitermachen ermutigte.

moritz Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Umrahmt doch einmal, wie es aussieht, wenn die Hanselunken den Laden rocken.
Juwe Das können andere immer besser als wir selbst. Wir covern hauptsächlich Sachen, die uns am Herzen liegen, mit dem Anspruch, das voll akustisch zu machen, mit teilweisen außergewöhnlichen Instrumentierungen. Ich nenne es immer Michas „Kleininstrumentezoo”. Während ich Gitarre spiele, kommt Micha mit Glockenspiel, Maultrommel, Shaker, Mundharmonika dazu. Letztendlich spielen wir so gut, wie wir können, wobei sich Micha langsam zum Hexer am Glockenspiel entwickelt.
Micha Optisch haben wir uns eine Krawattenpflicht auferlegt, wie das zustande gekommen ist, weiß ich selber nicht mehr.
Juwe: Na ja, man hat sich halt fein gemacht für die Leute. Wir verstehen uns ja auch als Kneipenband, wobei wir erstaunlicherweise mehr außerhalb von Kneipen gespielt haben. Ein Höhepunkt war sicherlich das Hoffest der Germanistik und Rechtswissenschaften 2008.

moritz Wie stellt ihr euch eure Zukunft vor?
Micha Wichtig ist uns, dass wir dieses Jahr unseren ersten eigenen Titel aufgenommen haben und in Zukunft von den Coversongs weg wollen um mittelfristig auch musikalisch auf eigenen Füßen zu stehen.

moritz Nennt abschließend Schlagworte, die zu euch passen oder was man mit euch verbinden kann.
Juwe und Micha Stimmen, Leidenschaft, Schweiß. Obwohl Schweiß Leidenschaft schon beschreibt, komisch melancholisch, charmant, gemütlich und mollig schön.

moritz Vielen Dank für das tolle unterhaltsame Gespräch und wir sehen uns am 29. November im Kontorkeller und am 16. Dezember zum 10-jährigen Jubiläum des Stahlwerks bei eurem Auftritt. Viel Erfolg euch!

Das Gespräch führte Maria-Silva Villbrandt.

Kontakt zur Band und Neuigkeiten bekommt ihr am besten über die Studi-VZ-Gruppe „Die Hanselunken”.