„Linke“ und „Rechte“ mögen sich nicht. Das ist soweit bekannt. Auch im Studierendenparlament pflegen die CDU-nahen RCDSler und die SPD-nahen Jusos bei aller Sachpolitik von Zeit zu Zeit kleine Animositäten.
Doch seit die linksextreme DKP im Studierendenparlament sitzt, bekommt die Auseinandersetzung eine neue Qualität. Der konservative RCDS möchte am Dienstag im StuPa einen Antrag durchbringen, indem sich das StuPa deutlich von der DKP distanziert. Die DKP ist über den Antrag entrüstet.
Neuerdings wird es kompliziert im StuPa. Mit Phil Rampke zog im April 2007 ein Vertreter für den Die Linke.Sozialistisch-demokratischer Studierendenverband.(Linke.SDS) ein. Doch dort flog Ramke – dem Vernehmen nach wegen zu extremer Meinungen zur DDR und Rechtsstaatlichkeit – raus. Anschließend gründete er in diesem Sommer eine Ortsgruppe der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) (wir berichteten). Die DKP wird vom Deutschen Verfassungsschutz beobachtet und gibt sich linksextrem.
Der RCDS nimmt den Rauswurf der DKP beim Markt der Möglichkeiten nun als Anlass, und bringt einen Antrag ins StuPa der einer offizielle Distanzierung gleichkommt. Dieser Antrag dürfte vor allem die Jusos in Bedrängnis bringen. Sie müssen sich nun entscheiden, wie sie sich zum DKP Vertreter im StuPa verhalten wollen.
Hintergrund zum Markt der Möglichkeiten: Phil Ramke versuchte zusammen mit Parteifreunden auf dem Markt der Möglichkeiten einen Stand der DKP zu führen. Dies wurde jedoch vom Marktveranstalter, dem AStA, unterbunden. „Wir haben die DKP des Marktes verwiesen, weil der Stand nicht angemeldet war und generell keine Parteien beim Markt der Möglichkeiten zulässig sind“, erklärte Tim Krätschmann, AStA-Referent für Finanzen.
Diesen Verweis
soll das StuPa nun nachträglich noch einmal legitimieren, so der RCDS-Antrag. Dieser hat folgenden Wortlaut:
„Das Studierendenparlament möge beschließen:
Das StuPa bedankt sich ausdrücklich bei dem AStA-Referenten Tim Krätschmann für seine Tätigkeit am Markt der Möglichkeiten, erfolgreich das Betreiben eines Informationsstandes durch die vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppen DKP und „Rote Hilfe“ unterbunden zu haben.
Der AStA soll weiterhin wachsam bleiben, damit verfassungsfeindliche Organisationen nicht auf Veranstaltungen der Studierendenschaft teilnehmen können oder Ihnen jegliche andere Plattform geboten wird.
Der AStA soll darüber auch in anderen Gremien berichten (z.B. Studentenwerk zwecks Flyerverteilung).
Begründung:Verfassungsfeindliche Organisationen dürfen durch öffentliche Stellen, wie die Studierendenschaft als Teilkörperschaft des öffentlichen Rechts eine ist, nicht gefördert werden.
(Johannes Spanier, Juliane Ruschinzik, Martin Hackober, Richard Lünser, Marina Beielstein)“
Phil Ramcke ist über diesen Antrag des RCDS entsprechend entsetzt. Für den webMoritz schrieb er eine ausführliche Stellungnahme mit der Bitte diese hier in voller Länge abzudrucken.
„Stellungnahme von Phil Ramcke (Vertreter von Die Linke.SDS, selber auch Mitglied der DKP)
Dem vorliegenden Antrag des RCDS fehlt jegliche sachliche Grundlage. Es ist sehr schade, daß der RCDS offenbar nicht in der Lage ist, sich vor Abfassen eines StuPa-Antrages über den betreffenden Sachverhalt eingehender zu informieren. Eine kurze Anfrage beim AStA z.B. hätte hier dem offenkundigen Unwissen der AntragstellerInnen Abhilfe leisten können, und uns derart zeitraubende Peinlichkeiten im StuPa erspart.
Fakt ist: Auf dem diesjährigen Markt der Möglichkeiten gab es in der Tat Infostände verschiedenster Organisationen, u.a. einen Infostand der Roten Hilfe sowie einen Infostand des Stadtmagazins Buntschuh. Entgegen der im Antrag des RCDS geäußerten Mutmaßung ist keiner der beiden Infostände seitens des AStA oder Dritter „entfernt“ worden, noch gab es ein irgendwie geartetes Standverbot. Am Infostand des Buntschuh wurde zwar nach einiger Zeit seitens eines AStA-Vertreters gebeten, Parteisymbole vom Stand zu entfernen, was auch umgehend geschah, aber ein wie vom RCDS postuliertes „Unterbinden“ irgendwelcher Infostände gab es nie.
Die beiden Infostände waren daher auch bis zum Ende auf dem Markt der Möglichkeiten präsent. Die Aussagen des RCDS in seinem Antrag entbehren also jeglichen Wahrheitsgehalts. Offenbar hatte der RCDS dieses Jahr mangelndes Interesse an seinem eigenen Infostand zu beklagen und versucht wohl nun, seinen Frust an anderen, vielleicht erfolgreicheren, linken Infoständen abzukühlen. Evtl. sollte der RCDS in Zukunft seine Infostände etwas attraktiver gestalten.
Es verwundert in diesen Zusammenhang ebenfalls nicht, daß der RCDS in seinem abenteuerlichen Antrag von „verfassungsfeindlichen Organisationen“ schwadroniert. Auch dem RCDS müßte eigentlich bekannt sein, daß es juristisch den Begriff der „Verfassungsfeindlichkeit“ überhaupt nicht gibt. Was es gibt, ist der Begriff der „Verfassungswidrigkeit“. Tatsächliche Belege für eine Verfassungswidrigkeit vorausgesetzt, können bei Vereinen und Initiativen die jeweiligen InnenministerInnen der Länder eine solche Verfassungswidrigkeit feststellen und ein entsprechendes Vereinsverbot erlassen. Bei Parteien hingegen kann einizig das Bundesverfassungsgericht auf Antrag und entsprechende juristische Prüfung hin eine Verfassungswidrigkeit feststellen.
Dies ist, das dürfte auch dem RCDS bekannt sein, seit 1949 lediglich zweimal erfolgt, u.a. 1956 im Kalten Krieg gegen die Kommunistische Parte Deutschlands (KPD) – nie jedoch gegen die 1968 gegründete DKP. Im Zusammenhang mit dem KPD Verbot wurden in der Bundesrepublik Deutschland mehrere 10.000 KommunistInnen, LinkssozialistInnen und andere GegnerInnen der Adenauerschen Wiederbewaffnung angeklagt, verhaftet und zu teilweise langjährigen Haftstrafen verurteilt. Eine offizielle Aufhebung dieses politisch motivierten Parteiverbotes und eine Rehabilitierung dieser Opfer des Kalten Krieges hat trotz mehrerer Anträge im Bundestag leider bis heute nicht stattgefunden – nicht zuletzt aufgrund der immer noch Kalten KriegerInnen der CDU/CSU.“
Um den Parteienstreit perfekt zu machen, beantragen den RCDSler in einem zweiten Antrag eine Kritik an der gemeinsamen Veranstaltung ) zwischen AStA und Jusos. Demnach würden die Jusos durch die gemeinsam organisierte „US-Wahlparty“ am 4. November „unlautere Förderung und Vorteile durch die verfasste Studierendenschaft als institutionelles Organ“ erhalten.
Die ganze Tagesordnung der kommenden StuPa-Sitzung findet sich hier. Der webMoritz wird wieder live von der StuPa-Sitzung berichten (sofern die W-LAN-Technik nicht wieder zusammenbricht).
Den Extremisten muss entschieden entgegengetreten werden, ob sie nun unter dem Banner der Rechtsextremisten oder Linksextremisten wie der DKP oder den Jusos (bei denen sich sowohl vor Ort als auch bundesweit einige Radikale tummeln, wie z.B. die Drohsel) auftreten. Und gerade an der Universität, wo die künftige deutsche Elite ausgebildet wird (oder werden sollte), zeugt es davon, wie schlecht es um unser Land bestellt ist, wenn solche Extremisten von Studenten gewählt werden. Daher sollten wir dem RCDS dankbar für seine Aufklärungsarbeit sein und ihn im kommenden Wahlkampf tatkräftig unterstützen.
Wem du wofür dankst ist deine Sache.
Als linksradikal abstempellen lasse ich mich aber nicht von jedem. Und unter Pseudonym erst recht nicht.
„Den Extremisten muss entschieden entgegengetreten werden, ob sie nun unter dem Banner der Rechtsextremisten oder Linksextremisten wie der DKP oder den Jusos (bei denen sich sowohl vor Ort als auch bundesweit einige Radikale tummeln, wie z.B. die Drohsel) auftreten.“
ExtremistInnen treten unter dem Banner der linksextremen JuSos an? Du bist lustig. Wird dieses Land von der Mutterpartei dieser linksextremen Jugendorganisation in Koalition mit der CDU regiert? Meine Güte, käme es nicht Zensur gleich, die Kommentarfunktion selektiv für besonders unqualifizierte KommentatorInnen zu deaktivieren, schiene es eine gelunge Idee zu sein!
Lieber Sebastian,
hier noch einmal kurz zum richtig stellen:
Ich weiß nicht wie du darauf kommst, dass ich nicht mehr im „Die Linke.SDS“ bin. Schließlich vertrete ich ja nach wie vor diesen Studierendenverband im StuPa. Anfang Mai legte ich lediglich eine längere Pause ein um organisatorische Arbeiten für den Aufbau einer DKP Gruppe vorzubereiten. Dies ging allein von mir aus, also kann man von einem „Rauswurf“ nicht sprechen.
Versuche, einen Keil zwischen die DKP bzw. dem SDS und anderen linken Organisationen zu treiben, lasse ich nicht zu. Hiermit spreche ich den Jusos erneut meine Solidarität aus und werde morgen mein möglichstes tun auch den lächerlichen Antrag gegen die Jusos abzuschmettern.
In der heutigen Zeit, in der Menschen durch die Zuspitzungen im kapitalistischen System immer weiter unter Druck gesetzt werden und verarmt werden oder gar in den Alkoholismus oder schlimmeres getrieben werden; in einer Zeit, in der die Finanzkrise eine Umverteilung an Eigentum von der unteren Klasse in die oberste Klasse bedeutet, geschieht folgendes: 6 Mrd. Euro werden für Kindertagesstätten abgelehnt, 7 Mrd. Euro für die Anhebung des ALG II auf 420 € pro Monat werden ebenso abgelehnt. Aber 470 Mrd. Euro Steuergelder aufzubringen um Banken zu „retten“ ist kein Problem. In einer solchen Zeit sollte man sich lieber über die Überwindung des Kapitalismus Gedanken machen, anstatt sich mit solchen lächerlichen Lappalien im StuPa zu beschäftigen.
„Hört ihr die Signale, die Saufsignale?
…
Ein Hoch auf die Internatonale Getränkequalität!
…
Bullen, Bonzen, Banken, alle müssen tanken, kein Mensch ist illegal, schon garnicht wenn er breit ist!
…
Kein Gott, kein Staat, lieber was zu trinken!“
(Ein Dank an dieser Stelle an das neue Deichkind-Album)
Denunzier hier mal nicht Menschen, die ihr tägliches Recht auf Rausch wahrnehmen, als Opfer des Kapitalismus. Frag sie mal lieber ob sie Bock haben, immer in die Opferrolle gedrängt zu werden – ich für meinen Teil kämpfe mit der Pfeffi-Flasche in der Hand gegen den Kapitalismus.
„in den Alkoholismus oder schlimmeres getrieben werden“ Dabei meine ich nicht die Menschen, die sich Abends mal ein Bier gönnen 😉 sondern die Menschen, die Zwanghaft trinken und eigentlich davon loskommen wollen. Aber ihr Umfeld und ihre Sucht lassen das leider nicht zu. Vor allem, diejenigen möchte ich dabei ansprechen, die durch die Ausbeutung in den Betrieben oder DienstleisterInnen, aber auch Hartz IV – EmpfängerInnen, die von diesem System auf solch widerwärtige Art und Weise gedemütigt werden.
Pfeffi- Flasche gegen den Kapitalismus? Das könnte ein spannender Kampf werden.
Pfeffi = Pfefferminzlikör oder
Pfeffi = Pfefferspray ????
PS: Deichkind sucks! A lot!
hach, schön wird sicher ein toller tagesordnungspunkt und beste comedy.
ansonsten sollte ich endlich mal anfangen verfasungsfeindliche äusserungen von cdu-politikern (hallo herr schäube!) zu sammeln.
Sebastian, der Artikel ist ja diesmal echt schlecht recherchiert. Ich kann das ja verstehen bei knappem Zeitfenster zur heutigen StuPa-Sitzung, aber ein bißchen mehr Gründlichkeit sollte es schon sein.
1. Sitzt Phil Ramcke nicht für die DKP im StuPa, sondern für Die Linke.SDS Greifswald. Daß er daneben auch parteipolitisch organisiert ist, und zwar in der DKP, daraus hat er ja nie einen Hehl gemacht. Aber die Info, daß „die DKP“ nun im StuPa vertreten sei, ist einfach falsch und irreführend.
2. Wenn Du schon auf Wikipedia rekurrierst (im übrigen nicht gerade eine sehr seriöse Quelle, wenn es um aktuelle politische Gruppen und Ereignisse geht), um auf Die Linke.SDS zu verweisen (wieso eigentlich nicht direkt auf deren Bundesseite bzw. Greifswalder Seite http://greifswald.linke-sds.org/ ?), dann doch bitte auch den richtigen Namen: Die Linke. Sozialistisch-demokratischer Studierendenverband. Der SDS „Sozialistischen Deutscher Studentenbund“, den Du meinst, hat sich schon am 21. März 1970 aufgelöst. (War übrigens der ehemalige Studierendenverband der SPD, der zu Zeiten der sozialliberalen Regierung der SPD zu kritisch und zu links wurde.)
3. Daß die DKP „entrüstet“ ist, wäre mir neu. Eine entsprechende Pressemitteilung oder einen Artikel auf deren Seite http://www.dkp-greifswald.de/ habe ich jedenfalls nicht gesehen. Ich kann mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß die KommunistInnen sich über so einem grottigen RCDS-Antrag „entrüsten“, eher über diese Peinlichkeiten des RCDS belächeln. – Aber vielleicht hast Du ja „Insiderinfos“…
4. Daß die DKP oder andere Gruppen vom Markt der Möglichkeiten „runtergeworfen“ seien, entspricht eindeutig nicht der Wahrheit, schließlich konnte ich die entsprechenden Infostände bis zum Schluß des Markts der Möglichkeiten sehen. Du warst ja übrigens vor Ort und solltest es also besser wissen als in diesem Artikel berichtet.
5. Meines Wissens versteht sich die DKP übrigens nicht als „linksextrem“, sondern als „marxistisch-leninistische Arbeiterpartei“. Der Verfassungsschutz MV (http://www.verfassungsschutz-mv.de/cms2/Verfassungsschutz_prod/Verfassungsschutz/content/de/Themen/Linksextremismus/Parteien/Deutsche_Kommunistische_Partei_(DKP)/index.jsp) spricht hinsichtlich der DKP stets von „linksextremistisch“, was in der Tat ein Unterschied zu Deinem „linksextrem“ ist. Es handelt sich dabei im übrigen um eine Kategorie, die alleine der Verfassungsschutz aufstellt, die also nicht etwa in irgendeiner Art gerichtlich festgestellt wurde/wird. Wo Du schon vorhin Wikipedia angeführt hast 😎 , zitier ich da mal ausnahmsweise mal draus (Beitrag zum Thema „Linksextremismus“): „Ideengeschichtlich geht der Extremismusbegriff in der Bundesrepublik auf die Totalitarismustheorie nach Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzezinski [aktueller Außenpolitik- und Militärberater von Barak Obama] zurück. Diese war mit dem Konzept der „Wehrhaften Demokratie“ verbunden und antikommunistisch ausgerichtet.“ – Es ist daher etwas verwunderlich, wenn jetzt hier auf dem webmoritz auf totalitaristische Termini zurückgegriffen wird. (Oder hast Du zuviel der Apfelfront-Propaganda verinnerlicht? :happy: )
Ich denke, 10 Minuten mehr Zeit in den Artikel investiert, hätte dem Beitrag wirklich sehr gut getan.
Mensch muß sich ja nicht unbedingt am RCDS ein Beispiel nehmen, der für seine Anträge anscheinend weder recherchiert noch sich anderweitig informiert. Ist halt die übliche RCDS-Schmierenkomödie. :biggrin:
Übrigens sollte der RCDS lieber schauen, daß er sich in seinem Verband mal grundsätzlich von Nazis und deren Positionen abgrenzt. In der (auch jüngeren) Vergangenheit war das wohl nicht immer so klar:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,450417,00.html
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/396001
http://de.indymedia.org/2008/01/206236.shtml
zu 1. Ich will mich nicht zu sehr in die innere Gefühlswelt des SDS.Die Linke einmischen. Aber was ich bis dato von deren Vertreter gehört hatte, war, dass sich dort niemand mehr von Phil vertreten sieht. Sollte sich das geändert haben oder ich gar eine falsche Quelle haben, bitte ich mich zu korregieren. Richtig ist aber, dass Phil bisher nicht „offziell“ aus dem SDS ausgeschlossen wurde.
zu 2. Name jetzt korrekt. Danke. Link geht zu Wikipedia, um all diejenigen aufzuklären, die (wie ich), den SDS noch nicht genug kennen.
zu 4. Aussage des AStA-Referenten in letzter StuPa-Sitzung und privat mir gegenüber.
Zu 5. Interessante Definition. Danke für die Aufklärung. Werde mir das nächste mal über die Begrifflichkeit „Extremismus“ mehr Gedanken machen.
Die DKP wurde vom Markt der Möglichkeiten verwiesen. Andere Gruppen allerdings nicht.
Haben „wir“ auch nicht behauptet. Das steht lediglich im Antrag des RCDS so…
Lieber Phil,
ich glaub mir kommen bald die Tränen. All‘ diese schuldlosen Hartz 4 Empfänger und Alkoholiker – dir ist wirklich hoch anzuerkennen, dass du dich für diese Randgruppen einsetzen willst.
Mal ehrlich, ich kann darüber echt nur lachen. Jetzt ist also der Kapitalismus schuld, dass vor Netto täglich irgendwelche Schwachköpfe sich ein reinsaufen? Und sind 347,- € Hartz 4 für Lebenshaltungskosten nicht genug? Ich schätze, dass jeder 2te Student wesentlich weniger im Monat zur Verfügung hat, wenn man bedenkt, dass jeder ALG II Empfänger die Wohnung + Heizung bezahlt bekommt!
Die Leute sollen sich mal lieber auf den Arsch setzen und sich Arbeit suchen, anstatt immer die Schuld bei anderen zu suchen!!!
Arbeitlosenquote Greifswald 15,3 % (April 2008)
Alle zu faul zum arbeiten?
Hallo Johannes Kuhräuber!
Wo lebst Du denn eigentlich?
Glaubst Du, die Alkis hängen beim Netto ab, weil das so toll ist? Frag die doch mal: die geben sich die Kante, weil sie für sich keinerlei Perspektiven in dieser bürgerlichen Privatwirtschaft mehr sehen. Das einzige, was sie anbieten können (denn eine andere Ware haben sie nicht für den Markt) ist ihre Arbeitskraft – die will aber niemand mehr haben, weil zu alt, zu wenig qualifiziert und v.a. weil der Markt übervoll ist mit dieser Ware (15,3% Arbeitslosigkeit im April 2008, wie Erik schon gesagt hat). Das sind diejenigen, die quasi aus dem sozialen Gefüge geworfen werden und dermaßen aus dem Tritt gekommen sind, daß sie sich letztlich selbst schon aufgegeben haben.
Mich persönlich kotzt diese Verachtung, die Du diesen Leuten gegenüber äußerst, ziemlich an – aber die moralischen Empfindungen und die Klassenlagen sind ja bekanntlich auch unter der Studierendenschaft sehr unterschiedlich.
Was ich aber nicht stehenlassen kann, ist grobe Unkenntnis: Wenn Du mal in die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks von 2007 geschaut hättest, würdest Du so einen Müll nicht verbreiten mögen, daß sich Studierende nach 347 EUR ALG II die Finger leckten.
Laut der Sozialerhebung (hier der Link zum Kurzbericht, den Langbericht von 500 Seiten wirst Du sicher nicht lesen wollen: http://www.studentenwerke.de/se/2007/Kurzfassung18SE.pdf ) stehen Studierenden im Durchschnitt 770 EUR monatlich zur Verfügung. Davon gehen laut selbiger Erhebung im Durchschnitt 266 EUR für Miete drauf (die zahlt ja bei ALG II die ARGE zusätzlich zum ALG II-Satz), sprich: Studierende haben monatlich abzüglich der Miete im Durchschnitt 504 EUR zur Verfügung, also wesentlich mehr als jeder Hartz 4-Abhängige.
Die 770 EUR sind der Durchschnittswert. Laut Studentenwerkserhebung haben 4% aller Studierenden sogar mehr als 1.300 EUR zur Verfügung im Monat, 3% unter 400 EUR.
Und das hat letztlich damit zu tun, daß ein Großteil der Studierenden eben aus Familien kommt, die eher zu den Besserverdienenden gehören, ArbeiterInnenkinder systematisch aus der Uni ferngehalten werden (durch Studiengebühren, durch dreigliedriges Bildungssystem, durch „Elitenförderung“ statt Abbau von Bildungsschranken). Die Unis in Deutschland sind also primär da, den Nachwuchs aus der bürgerlichen Klasse auszubilden, aus der ArbeiterInnenklasse wird nur ein kleiner Anteil mit „durchgezogen“, nach Möglichkeit diejenigen, die am meisten Ellenbogen und Ehrgeiz gezeigt haben. Laut der Studentenwerksstudie kamen die StudienanfängerInnen des Jahrgangs 2005/2006 (290.000 Personen) aus folgenden Familien [in eckigen Klammern dahinter zum Vergleich der Prozentsatz der 19-24-Jährigen an der Gesamtbevölkerung im selbigen Zeitraum]:
17% BeamtInnenfamilien [9%]
20% Selbständigenfamilien [13%]
43% Angestelltenfamilien [37%]
20% ArbeiterInnenfamilien [41%]
Die Studie belegt ferner, daß 83% aller AkademikerInnenkinder zur Hochschule gehen, aber nur 23% der NichtakademikerInnenkinder.
Die Gesamtstudierendenquote an einem Jahrgang liegt in Deutschland bei mageren 37%. Eine Mitte 2004 veröffentlichte Studie errechnete eine durchschnittliche 51-prozentige Studierendenquote in den Ländern der OECD. In Skandinavien z.B. liegt diese Quote bei über 70%.
Johannes Kuhräuber schrieb: „Die Leute sollen sich mal lieber auf den Arsch setzen und sich Arbeit suchen, anstatt immer die Schuld bei anderen zu suchen!!!“ – Ich empfehle Dir, mal lieber ein paar Bücher zu Rate zu ziehen. Als Einstieg eignet sich z.B. die oben verlinkte Erhebung des Studentenwerks, danach würde ich Dir mal „Lohn, Preis, Profit“ von Karl Marx empfehlen ( http://www.mlwerke.de/me/me16/me16_101.htm ). Und – um auch historisch aufzuzeigen, daß die meisten Menschen eben nicht „ihres eigenen Glückes Schmied“ sind, sondern aufgrund ihrer Klassenzugehörigkeit nie die Chance hatten/haben, diese Klassenschranke im herrschenden System zu überwinden – von Karl Marx aus dem 1. Band des „Kapital“ den Abschnitt „Die ursprüngliche Akkumulation“ (24. Kapitel): http://www.textlog.de/kapital-die-akkumulation.html
Keine Panik, ist alles auch ohne Vorkenntnisse gut zu lesen – und sollte so manche Unkenntnis bei Johannes et. al. sinnvoll füllen können.
Wer mehr Marx will, soll am Mittwoch 05.11.2008 mal beim SDS reinschauen, und zwar um 20:00 Uhr im Schwedenkontor zwecks Kapitallesekreis. 🙂
Glaubst Du, die Alkis hängen beim Netto ab, weil das so toll ist?
Ja das glaube ich. Perspektivlosigkeit ist kein Grund für Alkoholismus. Das ist anerzogen, oder man hat Spass dabei, weil man so wunderbar vergessen kann ( für kurze Zeit zumeist ). Ausserdem ist der Alk viel zu billig in Deutschland. Von mir aus kann die Flasche Bier 3€ kosten und ne Buddel Schluck 30€..
Auch Deine Theorie von Klassenzugehörigkeit finde ich falsch, weil so ganz im Karl Marx Zeitalter leben wir nicht. Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer aus sich was machen will und gute Vorbilder hat wird auch was und ist damit zufrieden. Alle die jetzt hier im Osten dem Alk verfallen sind, hatten eine Chance. Jeder von denen jenseits der 30 hat einen Schulabschluss und eine Ausbildung genossen. Also sehr gute Voraussetzungen für ein relativ gutes Leben, wenn man denn will. Die meisten wollen doch gar nicht arbeiten, weil Vater Staat doch gut bezahlt. Egal wer es nun ist. Penner ( wie sie geschimpft werden ), Linke ( die wollen doch eh nichts ) und die Rechten ( die in meinen Augen ganau so anarichistisch wie die Linken sind ). Alle zu faul. Arbeit gibt es genug, man muss sich nur fein genug dazu sein und nicht unbedingt im Ostteil der Republik bleiben wollen. Ich bin jetzt jedenfalls weit jenseits der 30 und habe es geschafft noch mal eine neue Ausbildung anzufangen ( es geht wenn man nur will ).
Ich will Dir recht geben in Deiner Studie, das Kinder von besser verdienenden Eltern bessere Chancen haben, heutzutage. Aber das grundlegende Handwerkszeug bekommen die Kinder aus dem Elternhaus mit. Und wenn die schon morgens um ACHT am Netto stehen und sich die Rübe volllaufen lassen, anstatt sich um Ihre Kinder zu kümmern, ist nicht Sinn der Sache. Die allgemeine Schulbildung ist dann doch nicht all zu schlecht. Die elterliche Förderung fehlt, weil Fernsehen und anderes Zeugs wichtiger gworden ist. Sicher spielt dabei auch der Intellekt der Eltern und des sozialen Umfeldes eine wichtige Rolle, aber auch den Rahmen dazu sucht sich jeder selber aus.
Ich will die Leute nicht verachten, aber Perspektivlosigkeit ist für mich kein Grund aufzugeben und Alkohol zu trinken. Da stecken auch jede Menge Sozialschmarotzer mit drin.
Ich könnte jetzt noch jede Menge Beispiele aufführen wo es geklappt hat sich aus dieser Art vom Sozialabhängigkeit befreit zu haben. Man muss sich halt durchbeissen und kämpfen, wenn man was will in dieser Zeit und auch mal den Mut aufbringen andere Wege zu gehen, anstatt des geringsten Widerstandes.
PS: Johannes, brauche mal mehr Info´s zu Deiner Person – besser zu Deinem Nachnahmen. Bitte Kontakt unter angeführten Website suchen.
http://www.kuhräuber.de
Hallo noch mal an den Kuhräuber!
Vielleicht solltest Du Deine Ansichten noch mal anhand des Armut-Reichtums-Bericht der Bundesregierung überprüfen:
13% der Bevölkerung gelten demnach als arm, weitere 13% sind auf dauerhafte Sozialleistungen des Staates angewiesen. (Zusammen also immerhin mehr als 1/4 der Gesamtbevölkerung.)
Du erzählst mir hier, daß die 30-Jährigen (du meinst wohl eher diejenigen, die vor 1990 in der DDR noch den Abschluß der polytechnischen Oberschule und eine Ausbildung machen konnten, also wohl eher die 35-40-Jährigen) alle Optionen gehabt hätten und nun halt selbst Schuld seien, wenn sie ihre vermeintliche „Chance“ nicht genutzt haben. Wie Du Dich erinnern wirst, ist die Wirtschaft der DDR (weltweit 1988 immerhin auf Platz 13 bzgl. des Bruttosozialprodukts) durch billiges Verramschen an westliche Unternehmen mittels der Treuhandanstalt gezielt zerschlagen worden. Anders als in der DDR, wo allen (!) StaatsbürgerInnen ein Grundrecht auf Arbeit (und Einkommen) garantiert wurde, gibt es so etwas in der kapitalistischen BRD nicht (und kann es unter kapitalistischen Bedingungen auch gar nicht gegeben, siehe unten). Stattdessen durften sich die nach 1990 angegliederten Bevölkerungsteile mit einer dauerhaften, zweistelligen Arbeitslosenquote im Osten anfreunden. Noch heute, 18 Jahre nach dem Beitritt des ehemaligen DDR-Gebietes an die BRD sind die Zahlen selbstredend:
Die offizielle Arbeitslosenquote in Ostdeutschland betrug im November 2008 11,8%, in MV sogar 12,8%, ein Großteil davon in Form von jahrelanger und perspektivloser Arbeitslosigkeit; in Westdeutschland betrug die Quote 6,0% und bundesweit 7,1%. Allein 2,988 Mio. Menschen werden von der Arbeitsagentur als arbeitslos geführt (darin sind übrigens noch nicht mal diejenigen enthalten, die eine dieser blödsinnigen „Maßnahmen“ der ARGE mitmachen oder als 1-Euro-JoberInnen eingeteilt wurden).
Nach Deinen Worten sind also knapp 3 Mio Menschen alles „faule Säcke“? Ich wäre ja mal interessiert, woher Du (unter den gegebenen kapitalistischen Prämissen) 3 Mio. Arbeitsplätze hervorzaubern willst?
Mal als Hintergrund: Massenarbeitslosigkeit ist kein individualpsychologisches Phänomen („zu faul zu arbeiten“), sondern beruht auf der kapitalistischen Wirtschaftweise selbst. Demnach läßt sich durch eine steigende Produktivität (was ja eine eigentlich gute Sache ist) eben auch mehr Mehrwert aus der vernutzten Arbeitskraft herausholen, was auch eine Profitsteigerung für die UnternehmerInnen/KapitalistInnen bedeutet. Der große Produktivitätsschub der BRD setzte Anfang der 1970er Jahre ein, nicht zuletzt durch Innovationen in der Automatisierungstechnik und dem Beginn der digitalen Revolution (Ausbau der computerunterstützten Fertigungsanlagen, erster PC Anfang der 1970er auf dem Markt). Durch diese Produktivitätssteigerungen wurden andere (weniger produktive) Arbeitsabläufe abgebaut und die entsprechenden ArbeitskraftgeberInnen entlassen. Wenn Du Dir die Arbeitslosenstatistik der BRD anschaust, wirst Du sehen, daß ab 1974/75 eine deutliche Steigerung der Arbeitslosigkeit einsetzt.
Kommen wir noch mal zu Kalle Marx, den Du überholt findest:
Nach marxistischer Auffassung ist gesellschaftliche Arbeitslosigkeit für den Kapitalismus systemimmanent und stellt eine seiner notwendigen Begleiterscheinungen dar. Sie entsteht durch den Zwang (der untereinander in Konkurrenz stehenden KapitalistInnen) zur Erzielung von Maximalprofit. Aus diesem Grund werden bei Lohnsenkungen keine zusätzlichen ArbeiterInnen eingestellt, wenn die vorhandenen für die Produktion ausreichen. Die Arbeitslosen bilden ein Druckmittel der Kapitalseite, indem sie zur dauerhaften Konkurrenz für die (noch) arbeitende Bevölkerung werden. Sie bilden die, wie Marx es treffend nennt, „industrielle Reservearmee“, auf die die Klasse der KapitalistInnen jederzeit zugreifen kann, wenn sie sie benötigt.
Die permanente Konkurrenz der KapitalistInnen untereinander zwingt den individuellen Unternehmer/ die individuelle Unternehmerin, die eigene Produktivität fortwährend zu steigern. Technischer Fortschritt und Rationalisierung im Arbeitssektor (z.B. in Form von Arbeitsverdichtung und Entlassungen) ermöglichen das. Nach Marx ist im Kapitalismus eine „Arbeiter-Überbevölkerung“, eine Überschußbevölkerung in Form von Arbeitslosen, systemimmanent, denn der Widerspruch im Kapitalismus, daß die Kapitalseite möglichst viele ArbeiterInnen braucht, um möglichst viel zu produzieren (also einen ständigen Zugriff auf Arbeitskräfte haben muß) und zugleich möglichst wenig ArbeiterInnen einstellen muß, um die Löhne niedrig zu halten, macht dieses notwendig: „Es liegt in der Natur des Kapitals, einen Teil der Arbeiterbevölkerung zu überarbeiten und einen anderen zu verarmen.“ (K. Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW 26,3, Seite 300) – Nichts anderes passiert in der BRD seit Jahrzehnten: Statt Arbeitszeitverkürzungen und Neueinstellungen erfolgt eine Ausweitung der Wochenarbeitszeit und Arbeitsverdichtung.
Vielleicht stehst Du aber nicht so sehr auf ökonomische Analysen und agierst mehr aus dem Bauch raus. Auch da möchte ich dann einwerfen: Ist denn jede und jeder seines/ihres Glückes Schmied? Oder starten wir nicht (aufgrund der unterschiedlichen Klassenlage) von verschiedenen Positionen aus ins Leben? Könnte es sein, daß es in der bürgerlichen Gesellschaft Kinder gibt, die weitaus weniger (oder auch keine) gesellschaftlichen Chancen haben, für ein gutes Leben und Auskommen?
Als Denkanstöße nur folgende Daten:
Laut Kinderreport 2007 gelten 14% aller Kinder in der BRD offiziell als arm. Seit Einführung des ALG II (01.01.2005) hat sich die Zahl der auf staatliche Unterstützungen angewiesenen Kinder auf 2,5 Millionen nahezu verdoppelt. Einer Prognos-Studie aus dem März 2007 zufolge leben allein in der Hansestadt Greifswald 2.131 Kinder unter 15 Jahren von Hartz IV-Leistungen. Das sind 40,4 % aller Kinder in Greifswald unter 15 Jahren. Greifswald belegte damit unter den 439 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland den achtletzten Platz.
Du sagst, mensch müsse sich halt durchbeißen. Aber wo gebissen wird, bleiben bekanntlich auch welche auf der Strecke, z.B. die besagte Bevölkerungsgruppe vorm Aldi. Willst Du wirklich in solch einem sozial-darwinistischen System a la Wolf Larsen (siehe Jack London: „Der Seewolf“) leben? Wäre eine Gesellschaft, wo Menschen nicht um Arbeits- und Ausbildungsplätze oder gar das würdevolle Überleben kämpfen müssen, erstrebenswerter?
Vielleicht konnte ich Dich ein wenig zum Nachdenken bewegen in dieser weihnachtlichen Zeit. 🙂
Ich hab weniger als 347 Eur im Monat zur Verfügung (nach Abzug der Miete und Heizkosten), bin also einer von der von dir angesprochenen Hälfte der Studierenden. Und: Es ist nicht genug, weiß jedenfalls nicht was ich machen soll, wenn mal die Waschmaschine kaputtgeht (ganz zu schweigen, dass ich mir keine Hausratsversicherung leisten kann/mag), oder was ich mach wenn irgendnen Scheiß passiert und dadurch meine Regenjacke kaputt ist – eine neue kann ich mir nämlich ad hoc nicht leisten – vermutlich würd ich meine Eltern um Geld bitten und es bekommen. Aber die meisten ALG II-Beziehenden haben keine für sie einspringenden Eltern.
Wo sich hier für die Arbeitslosen Arbeit finden soll, wüsst ich allerdings auch gern, ich jedenfalls sehe nicht Unmengen unbesetzter Stellen.
Und das sich „täglich irgendwelche Schwachköpfe sich ein reinsaufen“ ist sicher nicht der reine Hedonismus, sondern eher ein Scheitern daran, dass sie in einer Gesellschaft die sich über Arbeit definiert arbeitslos sind, sie von der Gesellschaft marginalisiert und für überflüssig erklärt werden und ihnen (ihrer „Faulheit“ etc,) dann auch noch die Schuld an ihrer Misere gegeben wird.
Sag mal Sebastian, jedes mal wenn dir Themen ausgehen und du für ein wenig Belebung auf webmoritz sorgen willst, holst du DKP aus deiner Reserve-Schublade raus…. Bringt immer wieder viele Kommentare und läßt die Seite „objektiv“ erscheinen. Laß‘ die Rechten (anders kann man RCDS nicht einordnen) auf die Linke los oder umgekehrt und schon ist wieder unterhaltsamer Hahnenkampf im Gange. Hauptsache keine Langweile!
Mir scheint aber, du bist von DKP-Leuten oder -Themen ein wenig angetan. Immer wieder diese Werbung in regelmäßigen Abständen… Schaut hier, die gibt es noch, die sorgen für Gespräche. Negativ-Werbung ist immerhin besser als Nichtbeachtung! Mal ehrlich, die Gruppe wird mir immer sympatischer! Dieser Extremisten-Blabla und Beobachtung durch Verfassungsschutz ist doch alles Quatsch! Habt ihr eine Ahnung was alles vom Verfassungsschutz beobachtet und als extremistisch eingestuft wird?!? Mensch, die wollen doch auch nicht zu ARGE-„Kunden“ werden! Da muss man sich schon „Arbeit“ einfallen lassen.
Wobei mir RCDS mit ihrem Vorschlag über 2-Klassen-Wahlstimmen und ähnlichen mißglückten Ideen viel gefährlicher für Demokratie erscheinen als DKP mit ihrer Idee, dass es ALLEN gut gehen soll. Alle Menschen werden Brüder und so… Das hat was!
Anlass für diese News war der Antrag des RCDS und die (heute) stattfindende StuPa-Sitzung. Langeweile kann ich zudem gerade auf dieser Seite nicht feststellen.
Florian Bonn 3. November 2008 22:22 :
hach, schön wird sicher ein toller tagesordnungspunkt und beste comedy.
ansonsten sollte ich endlich mal anfangen verfasungsfeindliche äusserungen von cdu-politikern (hallo herr schäube!) zu sammeln.
—>>die gibt es schon seit längerem auf der Homepage der DKP (Startseite), ist ganz interessant zu lesen obwohl das glaube ich von der FDJ herausgegeben wurde (ich glaube es gibt da auch ein Buch dazu)…nur so..
Ok, zum nachdenken brauchst Du mich nicht anstossen. Ich selbst bin in der ehemaligen DDR ( östliches M-V) aufgewachsen und auch dort gab es schon Gute und noch BESSERE. Auch dort wurde schon der Weg mit in die Wiege gelegt. Ich musste für meine Erfolge damals und heute kämpfen, weil meine Eltern zur damaligen Zeit auch nur einfache Arbeiter waren. Selbst dort waren die Chancen für jemanden der dem System nicht unbedingt so getreu war, eher gering, obwohl ich ein guter bis sehr guter Schüler war. Auch Kalles Theorien über den Kapitalismus sind mir nicht fremd. Aber wir haben hier eine soziale Marktwirtschaft und keinen totalären Kapitalismus. Durch diese Marktwirtschaft wird den Leuten so viel in den Allerwertesten geblasen, so dass sie nicht ans arbeiten denken. Sicher fehlen die Job´s im Osten, aber alle dort hatten bis zur Wende eine gute Schulbildung, so dass für Jeden der Weg zur Arbeit offen stand.
Da wo ich herkomme glauben die Leute noch daran das die Ausländer uns die Arbeit wegnehmen, aber jeden Tag nach Polen fahren und dort Zigaretten kaufen und tanken. :rolleyes: :rolleyes:
Sie sehen teilweise nicht mal ein das mit der Öffnung der EU – Grenzen auch Hoffnung für neue Job´s besteht. Stettin hat knapp 500000 EW. Eine Stadt mit sehr viel Perspektiven, wie ich finde. Aber die Leute verschliessen sich davor. Hauptsache billig. Wer in M-V hat schon eine Großstadt vor der Tür?!
Auch über den Kinderreport bin ich Informiert. Aber so lange wie die Leute das Geld vom Staat beziehen, nicht das ich das verkehrt finde, man müsste aber einen anderen Weg finden ( Lebensmittelmarken, Tankgutscheine, etc.),sehen sie keinen Anlass sich um Arbeit zu kümmern. Wenn die Leute ( ich will hier nicht jeden über den Kamm scheren ) dann ihr Geld vom Staat bekommen wird es planlos verpulvert. Sicher spielt der Intellekt dabei auch eine Rolle, aber es ist nicht jeder Minderbemittelt. Jeder hat die Pflicht auf Schule, aber von nichts kommt nichts.
„Könnte es sein, daß es in der bürgerlichen Gesellschaft Kinder gibt, die weitaus weniger (oder auch keine) gesellschaftlichen Chancen haben, für ein gutes Leben und Auskommen?“
Wenn die Eltern nicht darauf achten ( weil sie keine Zeit dafür haben oder haben möchten – Aldi, Netto) welchen Umgang Ihre Kinder haben und wie es in der Schule läuft, wird aus diesen Kindern auch nichts werden. Jeder ist doch seines Glückes Schmied, mit ein bißchen Hilfe zumindest.
Jedes Kind lernt durch Vorbilder, aber haben diese Kinder aus dem Report überhaupt welche? Sicher nicht die, die ein Kind haben sollte.
Deine Ansichten sind ja i.O. aber da kommen wir nicht mehr hin, also muss jeder das Beste aus dieser Situation machen.
Die schönste Zeit meines Lebens war meine Kindheit und meine Jugendzeit, weil ich diese unbeschwert und wohlbehütet in der ehemaligen DDR verbringen durfte, aber ich will diese nicht zurück, weil das Leben dort für mich schwieriger wäre.
Guten Rutsch
@ Kuhräuber: Ich kann deine argumente gut nachvollziehen. Allerdings sind gesellschaftliche Verhältnisse stets menschengemacht und können auch jederzeit (ist halt letztlich eine Machtfrage) durch Menschen geändert werden. Solange die ausgebeutete Klasse der Werktätigen (also alle, die nicht mehr als ihre Arbeitskraft auf dem Markt anbieten können) für die bürgerlichen Klasseninteressen schuftet, wird sich allerdings auch nichts ändern. Der Schritt von der (arbeitenden) Klasse an sich, zur Klasse für sich ist bekanntlich ein langwieriger wie alle menschlichen Erkenntnisprozesse. Und hier kommt dann Kalle Marx wieder mit ins Spiel, der ja 1867 mit dem Kapital Band I schon eine profunde Analyse des Kapitalismus hingelegt hat: Denn nur wer die Funktionsweise des herrschenden Systems kennt (also nicht nur dessen Erscheinungsformen, sondern seine Grundprinzipien), kann auch wirklich was daran ändern. Und deswegen wird es Zeit, die marxistische Bildung (die nicht nur an den Hochschulen seit 1990 ziemlich zum Erliegen kam) wieder zu intensivieren. Die bundesweiten Kapitallesekreise und das vermehrte Interesse an Literatur zu Politischer Ökonomie zeigen deutlich, daß entsprechender Bedarf besteht.
Hilfreich ist der Umstand, daß die private Marktwirtschaft (ergo Kapitalismus) sich ja immanent (eben wegen seiner Markteigenschaft) zyklische Krisen schafft (eine Erkenntnis, die heutzutage offenbar auch bürgerliche ÖkonomInnen mit Verblüffung feststellen 8) ), was bei etlichen Menschen gehörige Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines solchen ökonomischen Systems weiter nähren wird. Sobald wieder größere soziale und politische Bewegungen entstehen (und die werden in den kommenden Jahren aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten sicher vermehrt aufkommen), wird das Interesse an marxistischer Theorie erfahrungsgemäß wachsen.
Ebenfalls einen guten Rutsch!
Bildung statt Böller!