„Wie ist dieses Comic zu verstehen?“, fragt Qais Aburok in der letzten AStA-Sitzung sichtlich erregt. „Ich möchte gerne mit dem Zeichner sprechen. Der soll mir das mal Zeile für Zeile vorlesen und erklären, wie das zu verstehen ist“. Um dieses Comic

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Wer am vergangenen Montag die AStA-Sitzung besuchte, musste sich festhalten. Die Gäste waren teils enttäuscht, teils wütend. Die Kritik entflammte sich am neuen Tapir im aktuellen „Wintermoritz“. Der „Winter-“ beziehungsweise „Sommermoritz“ ist der kostenlose Uni-Kalender, der von den Moritz-Medien in jedem Semester neu aufgelegt wird. Der Tapir sorgte schon häufiger für Aufsehen, da er stets auf dem schmalen Grad zwischen Gesellschaftskritik und politischer Unkorrektheit entlang schrammt.

Vier Studenten muslimischen Glaubens und der Referent für Ausländerfragen Hussein Al-Haushaby äußerten teils scharfe Kritik. Der Comic verletzte die Gefühle der Muslime und diskreditiere sie. Außerdem würde der Comic die Integrationsversuche von Studenten aus islamischen Ländern zunichte machen und die üblichen Vorurteile gegenüber Muslime verstärken. Vor allem, das Muslime gefährlich seien und zu Terrorismus neigen. Zuvor hatten sie sich bereits an den Rektor gewendet.

„Das Comic ist das genaue Gegenteil“

Zoran Vasic, der zu Gast auf der AStA-Sitzung war, versuchte die Gemüter zu beruhigen: Der Comic sei nicht anti-muslimisch, sondern das genaue Gegenteil. „Mir ist es auch erst beim zweiten Lesen aufgefallen, aber dann ist es recht eindeutig“, so Zoran, der früher u. a. AStA-Referent für Soziales und Wohnen war und jetzt im Senat der Universität sitzt. Er weist vor allem darauf hin, dass die Massenvernichtungswaffen im Schrank nach dem Schild „nur für Menschenrechtsverletzungen“ eingesetzt werden dürfen. Dies sei eine klare Kritik an den USA, so Zoran, die Terroristen fürchten, selbst aber im Besitz der meisten Massenvernichtungswaffen sind.

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Diese Kritik an den USA wird erneut im unten Bereich des Comics aufgegriffen: Im „amerikanischen Verhör“ wird ein (muslimischer?) Gefangener mit einem Schweißbrenner gezwungen, ein

Geständnis abzulegen. Dies könne man als Kritik an Guantanamo und am Abu-Ghuraib-Gefängnis interpretieren. Selbst die vom Tapir geäußerte Verwechslung von Moslems und Vampiren sei eine Kritik an der westlichen Welt, die vor allem mit Vorurteilen und ohne Wissen argumentiere. Die „Feinde der Freiheit“, seien deshalb nicht die Muslime, sondern die Amerikaner selbst.

Am Ende der AStA-Sitzung einigt man sich auf einen gemeinsamen Gesprächstermin zusammen mit den Moritz-Chefredakteuren und Kai-Uwe Makowski. Der zeigte sich gegenüber dem webMoritz von der Kritik überrascht. Er sei aber offen für eine kritische, öffentliche Diskussion und gab uns auch die Erlaubnis den Comic hier erneut zu veröffentlichen.