Studieren in Polen – Teil 3

Studieren in Polen – Teil 3

Im Rahmen unserer Serie “Greifswalder rund um den Globus” erscheinen in loser Abfolge Berichte von Kommilitonen über Erfahrungen im Ausland. Dieses Mal berichtet die Greifswalder Studentin Jenny Dittberner über die bisherigen Eindrücke ihres Auslandssemesters im polnischen Zielona Góra. (mehr …)

Greifswald 21: Zugeparkt und aufgehängt!

Eine Glosse von Matthias Stiel

Was dem Stuttgarter sein Durchgangsbahnhof, ist dem Greifswalder sein Fahrradkeller.

“Baubeginn: 27. September – Fahrradkeller wieder bezugsfähig: 01. Oktober.”

Der Fahrradkeller im Wohnheim Ernst-Thälmann-Ring

So war es angekündigt im Wohnheim Ernst-Thälmann-Ring, aber daraus wurde nichts. Erst heute wurden die hoffentlich letzten Arbeiten in den Fahrradkellern der Gewölbekeller abgeschlossen. Rechnet man die Wochenenden raus, macht das immer noch einen Zeitverzug von über 400 Prozent. Ob es auch mehr gekostet hat – wer weiß?

Acht Uhr Morgens, lautes Rumgeräume, Hämmern auf die Heizungsrohre, zwei Bohrlöcher, Frühstückspause, ´ne Stunde malern, Feierabend: Seit dem 27. September jeden Tag das gleiche Spiel. Als fauler Student schleppe ich mich dann brutal geweckt um halb neun Richtung Bibliothek. Dass ich erst um 10 Uhr meine sechs Stunden Tagespensum anfangen wollte, weil ich die Nacht davor bis um halb eins gearbeitet hab – geschenkt. Heute wird ein schöner Tag, nach der Bibo, zweiter Nebenjob. Immer mit dem Satz im Ohr “Um Acht fangen wir an, … `nen paar Studenten wecken, höhö”, von meiner Mitbewohnerin den Handwerkern abgelauscht, die gerade aus ihrem Wochenende gekommen waren. Wochenende? Lange nicht gehört das Wort, muss beim Lernen und Arbeiten irgendwie untergegangen sein.

Der Hit ist das Ergebnis der behördlich genehmigten Ruhestörung. Gut, für die räumlich miserablen Gegebenheiten kann keiner was, aber  welche weibliche Studentin unter 1,75m Körpergröße soll ihr Fahrrad an die Fleischerhaken wuchten, welcher männliche Student sein Zugeparktes auf Zehenspitzen über fünf andere balancieren? Lösungsvorschläge? Bin ich hier der Handwerksexperte!

Die von “Der Firma”, wie wir sie in unserer WG nennen, aber anscheinend ebenso wenig. Wer einmal auf dem Bau gearbeitet hat hört das: Das sind keine scharfen Bohrer, das ist nicht mal `ne ordentliche Bohrmaschine, die sich da millimeterweise durch den Beton ächzt. Dafür das Fahrzeug immer schön auf´m Rasen geparkt – Profis !

Proteste hat es in Greifswald nicht gegeben, zum Glück auch keine Wasserwerfer und verlorenes Augenlicht, aber die Parallelen zum Schwabenlande sind offensichtlich.

Stielchen

Foto: Matthias Stiehl

TITEL Jährlich grüßt der Wohnungsmarkt

Die erste eigene Wohnung – die damit verbundene Vorstellung vom kleinen Stückchen Freiheit hat wohl jeder, der den Schritt aus der gehüteten Familienidylle wagt. Doch ist dieser Weg mit einigen Strapazen gepflastert. Für die Studenten der Universität Greifswald ist die Suche nach der Wohnung jedes Jahr aufs Neue ein einziger Kampf.

Die angehende Skandinavistik- und Wirtschaftsstudentin Anna hat die Hürde auf sich genommen und einen Tag lang ihre Traumwohnung gesucht.

Dabei hat sie mittlerweile mehr oder weniger alle Wohnungstypen kennen gelernt. Angetreten ist sie mit keinen großen Ansprüchen: „Es muss mir eben gefallen“, sagt sie mit einem Lächeln.

moritz-print-mm79-27-wohnungssucheDie allererste Wohnung liegt in der Innenstadt. Schon beim Näherkommen an die Eingangstür ertönt Ska-Musik aus der Wohnung. Da verwundert es nicht, dass ein Student mit Dreads freudig die Wohnungstür öffnet. Toni heißt er – und der erste Eindruck bestätigt sich auch in der Wohnung. „Wie bei Hempels unterm Sofa“, würden unsere Eltern sagen, doch Anna fasst es zusammen, indem sie das Ambiente als „studentisch“ beschreibt. Matratzen im Flur, eine mit Töpfen und Geschirr zugestellte Küche und bemalte Wände runden diese Einschätzung passend ab. In der besagten Küche niedergelassen, beginnt ein Gespräch mit den immer gleichen Themen: Herkunft, Angaben zur eigenen Person, Studienfach – das übliche eben. Doch bei diesen pauschalen Gesprächen merkt man oft schnell, ob derjenige auch auf einer Wellenlänge ist. Das scheint für Anna hier jedenfalls der Fall zu sein. Einige Kaffees und Zigaretten später geht es dann für sie weiter beim Wohnungsmarathon. Der Stadtteil Schönwalde und das strandnahe Ostseeviertel, die sozialen Brennpunkte Greifswald, sind das nächste Ziel. Dort erwartet Anna zum einen eine Landschaftsökologie-Wohnung, welche mit dementsprechenden Naturalien verziert ist. Zum anderen eine eher bodenständige mit alten Möbeln versehende Wohnung. Zwar ist die Landschaftsökologin Biggi sehr offen und freundlich, doch das im Indie-Stil eingerichtete Domizil entspricht dann doch nicht den Vorstellungen des Neulings. Dafür hat es ihr die ruhigere Christiane mit ihrer großen Wohnung schon eher angetan. Begeistert bestaunt Anna alle Zimmer und nach einem kleinen angenehmen Gespräch mit der potenziellen Mitbewohnerin und einem „hier könnte ich mir vorstellen zu wohnen“ steht jene auf der Rangliste ganz oben. (mehr …)

Zu Besuch bei “Youniq”

Eine Reportage von Florian Bonn

Wohnungssuche in Greifswald ist ja bekanntlich so eine Sache für sich. Wer sich zur Zeit  auf dem Greifswalder Wohnungsmarkt umsieht, wird neben den üblichen Wucherangeboten auch mit den Flyern des Unternehmens “Youniq” konfrontiert, die das hippste, coolste, geilste Wohnheim von allen hat und das schon ab 365€ im Monat! Da kommt man als Wohnungssuchender Hobbyjournalist ja gar nicht drumherum, da mal anzurufen! Allerdings unter falschem Namen und nachdem man selber eine vernünftige Wohnung gefunden hat.

Nach längerer Suche auf der eher unfunktionalen Webseite, stelle ich fest, dass man dort neben einem ewig langen Kontaktformular nur die Telefonnummer der Zentrale von “IBS-Ost” (der Besitzer von “Youniq”) bekommt.  Und dort rief ich auch eines schönen Freitagnachmittags an. Von der durchaus freundlichen Dame am anderen Ende bekam ich dann die (Leipziger) Nummer der Mietzentrale. Dort wurde ich dann mit einem freundlichen “Youniq, Guten Tag, kleinen Moment bitte” begrüßt. Die nächsten 30 Sekunden hörte ich lediglich ein Gespräch im Hintergrund, konnte aber leider nichts verstehen. Danach durfte ich dann meine Telefonnummer hinterlassen, damit mich der lokale “Scout” zurückrufen könne. Der folgende Samstag  brachte mir die erste Erleuchtung: Es wäre ziehmlich klug, meine Mailbox auszuschalten, da es sonst auffallen könnte, wenn unter der Nummer von Herrn Schmitt meine Mailbox rangehen würde.

Am Montag Mittag stellte ich fest, dass es eine gute Erleuchtung war, da mich der lokale Scout doch tatsächlich in Abwesenheit angerufen hatte.  Der Rückruf brachte eine gewisse Ernüchterung, da er an diesem Morgen eigentlich jemand anders anrufen wollte. Einen Besichtigungstermin konnte ich trotzdem “eigentlich immer” bekommen, ich entschied mich für den selben Nachmittag um 17:00 Uhr. Spätestens dort wurde mir klar: Diese Leute wollen verkaufen, verkaufen, verkaufen! Überwältigt von so viel Geschäftssinn rief ich meinen zukünftigen Vermieter an, um noch einige Details wegen des Mietvertrages zu besprechen.

dscn0333kleinAm späten Nachmittag machte ich mich für meinen Besuch bei “Youniq” bereit. In Anbetracht der Werbemaßnahmen erschien mir ein Outfit im Stile eines Klischeejuristen (Hemd, spitze Lederschuhe, Haare mit ganz viel Gel) angebracht. Nach einer recht kurzen Zeit hatte ich ein Level erreicht, auf dem ich mir selbst hochgradig unsympatisch erschien und machte mich auf den Weg. Auf Nebenstraßen und mit der inständigen Hoffnung, dass mir kein Bekannter begegnet.  Unerkannt erreichte ich das feindliche Hauptquartier in der Scharnhorst-Straße. Schon am Klingelschild stellte ich fest: Der Laden läuft noch nicht wirklich.

dscn0339kleinKurz drauf begrüßte mich ein Herr mittleren Alters, der anscheinend die wenig dankenswerte Aufgabe zu erfüllen hat, die Wohnungen unters Volk zu bringen.  Im Eingansbereich erwartete mich wirklich schönes Parkett, dieses lag allerdings auch nur im Eingangsbereich. Die Flure verspühten mit blauem Teppich hingegen eher den Eindruck eines nicht sonderlich teuren Hotels.

dscn0335kleinLos ging es zur ersten Musterwohnung. Kaum eingetreten umgab mich ein intensiver Farb- und Plastikgeruch, sonderlich oft gelüftet wurde hier jedenfalls nicht. Erster Eindruck: Studienarbeit eines kurz vor der Zwangsexmatrikulation stehenden Designstudenten. Insbesondere das Bild an der Wand würde vermulich auf keinem Flohmarkt dieser Welt verkauft werden. Auf Messen für moderne Kunst vielleicht schon, aber das ist ja ein anderes Thema. Nebenbei bitte ich auch, den wundervoll genau im durchs Fenster erzeugten Gegenlicht hängenden Minifernseher zu beachten. Aber immerhin Flachbild – ist ja hipp und so. Dieser wird übrigens durchs normale, nicht digitale Kabelnetz gespeist und das Internet ist “Highspeed”, genauere Infos gabs nicht.

dscn0334kleinAuch die Kochnische machte den Eindruck perfekter, rein aufs funktionelle oriernter Planung. Die Arbeitsplatte ist absolut eben, nur der Rand des Spülbeckens ist erhöht. Hätte der Planer a) schonmal abgewaschen und b) länger als 2 Sekunden nachgedacht, wäre ihm vielleicht bewusst geworden, dass diese Konstruktion dazu führt, dass so abzuspülen mit zwischenzeitlichem Abstellen des Geschirs auf der Arbeitsplatte zu einer ziehmlichen Sauerei führt.

Anschliessend bekam ich auch noch die etwas größere Wohnung zu sehen. Diese ist ungefähr 50 cm breiter, so dass neben der Kochnische noch ein Regal passt und der Duscheingang deutlich breiter ist.

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Auf dem Weg dorthin und auch in der Wohnung nervte mich permanent das automatisch angehende Licht. Insbesondere im Foyer ging beim Betreten dieses schräg über den Köpfen eine sehr helle Lampe an, die einen durch fröhliches Blenden förmlich dazu aufforderte, sie einzuschlagen. Eine solche Lampenschaltung macht eigentlich nur im Fensterlosen, dunkeln Durchgangsraum zwischen Waschmaschinenraum und Flur Sinn. Dort gab es sie nicht, dafür zwei Toilettenkabinen. Auf einer der Toiletten stand aus unerfindlichen Gründen ein Papierkorb.

dscn0338Die groß angepriesenen Zusatzangebote bestehen im Moment nur aus der Learning Lounge. Diese sollte ganz toll gestaltet werden, da dies nicht ging (Brandschutz und so) stehen jetzt halt ein paar Hocker um einen großen Plasmabildschirm. Auf diesem soll irgendwann mal Werbung für die Partner laufen, bei denen man als Bewohner Rabatte bekommt. Auf Nachfrage erfuhr ich immerhin, dass es eher weniger Möchtegernhippies im Haus gibt und man sich für 25€ im Monat einen abschließbaren Parkplatz sichern kann (13 von 16 frei).

Einige besondere Schmankerl bot der Interessentenbogen. Wer bei “Youniq” einziehen will muss neben einem Passfoto auch einen Gehaltsnachweis eines Elternteils sowie Angaben zu möglichen Pfändungen und früheren Wohnheimaufenthalten abgeben. Nebenbei wollen sie auch noch eine Schufaauskunft von einem selbst und einem Elternteil.

Mit diesem Bewerbungsbogen verabschiedete ich mich (“Sie hören von mir!”) und freute mich umso mehr auf meinen kommenden Umzug. Dieser wird allerdings in keine Youniq-Wohnung gehen.

Anmerkung der Redaktion: Mit dem Thema hat sich vor einigen Wochen Jockel Schmidt auf seinem “Fleischervorstadtblog” auseinandergesetzt.

Grüne für Erhalt der Stralsunder Str. 10

Bündnis 90 / Die Grünen haben inzwischen eine Beschlussvorlage für die Bürgerschaftssitzung an diesem Donnerstag (19 Uhr, Rathaus) formuliert. Darin fordern die Grünen die Stadtverwaltung auf, dem Abriss zu untersagen.

Hintergrund: Der Immobilien-Investor Petrus Werk will das alte Universitäts-Gebäude in der Stralsunder Straße Nr. 10 abreißen lassen, welches er eigentlich erhalten wollte (wir berichteten).

Auch die Bürgerinitiative zur Erhalt der Stralsunder Straße 10 ist weitergekommen. Sie hat inzwischen eine schmucke Website (Keine BI kommt offenbar heutzutage ohne aus!). Ihr könnt sie euch unter www.straze.de angucken. (mehr …)