Studenten wollen Coca-Cola-Werbeevent stören

An diesem Freitag wollen Greifswalder Studenten der “AG Konsumkritik” die Passanten mit einer Aktion auf das nach ihrer Darstellung “von Coca-Cola inszenierte Weihnachtsmärchen” aufmerksam machen. 

“Mit unserem Flugblatt (siehe hier) kritisieren wir, dass sich der Konzern hierzulande sehr bemüht, sich auf Weihnachtsmärkten als Heilsbringer zu präsentieren. In krassem Gegensatz dazu stehen die erschreckenden Berichte über die Mensch und Umwelt verachtende Produktionsweise in einigen Werken des Konzerns”, heißt es in der Pressemitteilung. (mehr …)

Fett, Alkohol und Party – das “heilige Fest” in Greifswald

Man sagt, es sei einer der klügsten politischen Schritte der christlichen Kirchen gewesen, ihre großen Feste mit bereits vorhandenen heidnischen Festtagen zu verbinden. Vielleicht ist das der Gedanke, der dem Greifswalder Weihnachtsmarkt zu Grunde liegt und demonstrativ verdeutlicht werden soll. Romantisch-vorweihnachtliche Stimmung jedenfalls bringt das unspektakuläre Spektakel wohl kaum mit sich, setzt es doch mehr auf die rudimentären Bedürfnisse der Bevölkerung: Fett, Alkohol und Party. (mehr …)

Rund 280 HIV/Aids-infizierte Menschen in Mecklenburg-Vorpommern – Das Magazin im Zeichen des Weltaidstages

Das Magazin – Am Puls der Stadt – ab 19 Uhr

Heute hört Ihr im Magazin einen Bericht zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes in Greifswald, wo mit Schmuckbuden und Bratwurstständen der Beginn der Weihnachtszeit eingeläutet wird. In diesem Sinne sprechen wir für Euch mit Standbetreibern und greifswalder Weihnachtsmarktbesuchern. Außerdem gibt es einen Bericht über den Weltaidstag. Rund 280 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Informationen des Rober Koch-Institus HIV/Aids-infiziert. In diesem Jahr gab es rund 35 Neuinfektionen und 10 Todesfälle wurden beklagt. Natürlich hört Ihr auch heute die Veranstaltungstipps und die Spotlights, die Nachrichten für Greifswald und Umgebung, mit dem Wetter. Also, ab 19 Uhr zurücklehnen, radio 98eins einschalten und Ohren spitzen!

CampusCharts – Ganz nach oben gewählt – ab 20 Uhr

Und wieder buhlen die Bands dieser Welt um die Rangfolge in den CampusCharts: Es geht um die Plätze elf bis eins, dazu wie jedes Mal acht Neuvorstellungen. Also, lasst Euch nicht lumpen und infiltriert die Campuscharts mit dem gepflegten Geschmack des Nordens! Klickt rein und wählt mit unter www.campuscharts.de!

Schlagerexpress – Musik auf gut deutsch – ab 21 uhr

Heute gibt es bei uns die neuesten Informationen rundum den deutschsprachigen Schlager. Diese werden nicht einfach nur dargestellt, sondern vom Moderator mit viel Insider- und Hintergrundwissen angereichert. Außerdem gibt es wieder die CD der Woche und es werden auch die Musikwünsche unserer HörerInnen erfüllt.

Kulturbeutel – Für den gepflegten Hörer – ab 22 Uhr

Im Gepäck hat der Kulturbeutel für Euch auch heute wieder: Skurriles, Hörbares, Gedankliches, Aufgenommenes und live Erquatschtes, Witziges, Abenteuerliches, Ehrliches, Neues und Altes, Natürliches und aufgemotztes, Künstlerisches, Dramatisches, Kulturelles. Um die Ohren bekommt ihr Dinge des Alltags und Dinge, die aus der Reihe tanzen.

Alle Jahre wieder: Unser Weihnachtsmarkt

„Frohes Fest“: Wer in diesen Tagen durch die Lange Straße schlendert, dem wird bereits durch diesen tannengrün verzierten Schriftzug vermittelt, dass der Weihnachtsmarkt wieder da ist.

 Doch wen schert es? Glaubt man den Stimmen zahlreicher Bewohner, so ist das hiesige Arrangement eh nur ein niveauarmer Abklatsch „echter“ Weihnachtsmärkte, die in den Großstädten dieser Welt – und damit wohl außerhalb Greifswalds – festlichen Glanz versprühen.

Und tatsächlich: Blickt man tagsüber auf die Ansammlung von tristen Fahrgeschäften, Losbuden und Imbissständen, so offenbart sich dem Betrachter jenes klischeehafte Bild, das unserem Weihnachtsmarkt alle Jahre wieder stempelartig aufgedrückt wird. Auf dem mäßig besuchten Gelände warten die Besitzer von Kindereisenbahn, Autoskooter sowie der „Funstreet“ auf wenigstens eine Hand voll Besucher.

Zur Verzierung des Marktes dient eine LKW-Ladung an Tannen, die mehr oder weniger geschickt auf dem Platz verteilt wurden – häufig weniger. An Zäune gelehnt, in Ecken gequetscht, geben sie nicht immer ein idyllisches Bild ab. Ein kleiner Trost: In der Mitte gibt es eine große Pyramide und einen noch größeren Weihnachtsbaum zu bestaunen. Eigentlich ein Wunder, wo doch Weihnachten ist.

Und wenn es mit Einbruch der Dunkelheit dann Abend wird, schauen tatsächlich immer mehr Besucher vorbei und lassen den Duft von frisch gebrannten Mandeln, Zuckerwatte sowie einem deftigen Schwein am Spieß in ihre Nasen dringen.

Die weihnachtliche Stimmung steigt, woran auch immer dies liegen mag. Vielleicht an der festlichen Beleuchtung. Vielleicht an den leidlich weihnachtlichen Klängen von der Tonspur. Vielleicht aber auch schlicht und einfach an der leise eintretenden Wirkung von Glühwein und Feuerzangenbowle.

Wie auch immer: Irgendwie haben wir unseren Weihnachtsmarkt letztlich doch ein bisschen lieb. Ein leerer Markt wäre jedenfalls keine Alternative. In diesem Sinne: Ein frohes Fest!

Geschrieben von Sebastian Schult

Weihnachtsmarkt, die Zweite

Neuauflage eines fröhlich-kritischen Besuchs

Jahr Eins nach dem großartigsten Weihnachtsmarkt meines Lebens. Nach dessen neugieriger Erforschung und Verewigung in Schrift und Bild letzten Winter muss anno 2005 natürlich eine weitere Expedition in die geheimnisvollen, magischen, vorweihnachtlichen Mirabilia auf dem Greifswalder Marktplatz unternommen werden.

Jahr Eins nach dem großartigsten Weihnachtsmarkt meines Lebens. Nach dessen neugieriger Erforschung und Verewigung in Schrift und Bild letzten Winter muss anno 2005 natürlich eine weitere Expedition in die geheimnisvollen, magischen, vorweihnachtlichen Mirabilia auf dem Greifswalder Marktplatz unternommen werden.

Schon seit geraumer Zeit freute ich mich dermaßen darauf, dass ich die schlaksige Tanne, die bereits am Mittwoch vor der feierlichen Eröffnung des Spektakels durch den Weihnachtsmann aufgestellt worden war, ganze zwei Tage lang übersah. Vielleicht, weil man vor lauter Platz den Baum nicht sah? Oder doch wegen des frühwinterlich trüben Wetters?

Dieses ist jedenfalls am ersten Adventssamstag wieder versöhnt und zeigt sich von seiner schönsten Seite: Ein blauer Himmel mit einer strahlenden, im Untergehen begriffenen Sonne spannt sich über Menschenmassen, die mit Fotoapparaten, Einkäufen und Kindern in zu kurzen Schneeanzügen zum Ort des Geschehens strömen.

Die Uhr zeigt 15.20, also noch 10 Minuten bis zur offiziellen Eröffnung durch den leibhaftigen Weihnachtsmann. Ich versuche, mich in Position zu begeben, die geliehene Kamera im Anschlag bahne ich mir den Weg durch Massen gedichtaufsagwilliger Kinder. Um 15.25 Uhr kann ich endlich eine rote Gestalt wahrnehmen, sie schneidet feierlich den sechs Meter langen Stollen an und durch. Zu spät für historische Pixelaufnahmen. Für den Weihnachtsmann ist Zeit eben eine belanglose Dimension.

Macht nichts. Es gibt ja noch so viele andere Dinge, die man ansehen kann. Die Glühweinbuden scheinen in gehabter Zahl wieder angetreten, in bunter Reihe mit den bekannten kulinarischen Angeboten, im Volksmund leicht abwertend „Fressbuden“ genannt.

Die zeitliche Nähe des ersten Advents gestattet das beherzte Zugreifen, und man befindet sich noch dazu in liebreizender Gesellschaft diverser Mitmenschen, die Glühwein auf Bistrotischen ver- beziehungsweise in ihre Luftröhre hineingießen. Auf den folgenden kräftezehrenden Hustenanfall muss man dann erstmal etwas essen. Da bieten sich wie eh‘ und je Schwenkgegrilltes, Fernöstliches, Crêpes, Mutzen und Süßigkeiten. Jahrmarktssüßigkeiten! Ein Traum aus Kindheitstagen, den wohl kaum einer abgelegt hat.

Doch ein bisschen anders kann einem schon werden, wenn man die diesjährigen Preise betrachtet. Es scheint sich ein Kartell aus Mandel- und Lebkuchenherzverkäufern gebildet zu haben. Das ist vermutlich nichts Untypisches für Märkte wie diesen, aber 2,50 Euro für 100 Gramm gebrannte Mandeln ist bei aller vorweihnachtlicher Sanftmut ein dreister Nepp, und eine Preissteigerung um gefühlte 25 Prozent noch dazu.

Ein Gutes haben die Preise allerdings – Fahrten in den Fahrgeschäften können neuerdings in Mandeltüten ausgedrückt werden. Dadurch werden Budgetkalkulationen erheblich leichter. Beispiel: „Ich habe heute eigentlich nicht vor, mehr als drei Mandeltüten auszugeben. Soll ich sie aufessen oder doch lieber verfahren?“

Entscheidet man sich für Letzteres, muss man entsetzt feststellen, dass eine der beliebtesten Attraktionen des letzten Jahres, die alles überstrahlende Geisterbahn, dieses Jahr leider fehlt. Bleibt also nur die Wahl zwischen Breakdancer, Autoscooter und Kinderkarussells.

Diejenigen unter uns, die mit einer etwas zarteren Konstitution bedacht sind, können ihr Geld natürlich auch wieder in nicht-verderblichen Gütern anlegen. Handwerksstände und solche mit praktischen wochenmarktähnlichen Waren stehen dafür zur Auswahl. Eine klare Einordnung ist jedoch nicht überall möglich, da einige Händler in ihrer Auslage einen etwas eigenwilligen Übergang von Kochgeschirr über pseudonützliche Kunst aus Holz zu orientalischen Dessous vollziehen, die mir aus dem letzten Jahr verdächtig bekannt erscheinen.

Bei den Handwerksbüdchen muss man hingegen einen deutlichen Niveauzuwachs verzeichnen, den ich hier vollkommen unironisch anerkennen möchte. Nicht nur wird diesmal echte Erzgebirgskunst statt überteuerten Imitaten feilgeboten, es gibt sogar einen Stand mit Fair-Trade-Produkten aus dem Weltladen.

Balsam auf konsumgeschundene Akademikerseelen war am Eröffnungswochenende zudem der niedliche Weihnachtsmarkt vor dem Landesmuseum, wo es stilvolle Kunst und leckere Nahrungsmittel zu kaufen gab, die vor allem aus Greifswalder Bildungseinrichtungen und der Region stammten. Hier flanierte es sich frei und ungestört.

Diesen Niveauausgleich konnte man allerdings nur am ersten Adventswochenende erfahren. Das Erlebnis der Volksbespaßung auf dem Markt wird ihn also verschütten, wenn man nicht bewusst und verbissen davon zehrt. Aber auch das wäre nicht schlimm. Schließlich können wir dann bei Altvertrautem bleiben. In dem Sinne werden meine einzigen Souvenirs auch 2005 wieder eine halblegal angeeignete Glühweintasse sein und die Faszination, wie innerhalb eines Monats aus Sommernostalgie mit Cafétischen überall auf dem Markt der alljährliche Weihnachtswahnsinn werden konnte.

Geschrieben von Katja Staack