Entwurf zum neuen Uni-Leitbild steht zur Diskussion

Entwurf zum neuen Uni-Leitbild steht zur Diskussion

Schon seit mehreren Monaten wird ein neues Leitbild für die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald entworfen, welches die alte Version von 2000 ersetzen soll. Bis zum 30. April sind alle Mitglieder der Universität aufgerufen, sich an dem Prozess zu beteiligen, indem sie ihre Meinung zu einem aktuellen Entwurf abgeben. (mehr …)

Senatssitzung vom 15. Februar

Senatssitzung vom 15. Februar

Vor dem Hintergrund der vorlesungsfreien Zeit waren die Zuschauerreihen während der Februar-Sitzung des Senats vergangenen Mittwoch gut gefüllt. Grund hierfür waren aber weniger die beiden Masterstudiengänge „Biodiversität und Ökologie“ oder „Tourismusmanagement“ oder die zweite Lesung zum künftigen Leitbild der Universität. Viel mehr lockte die angekündigte Pro-/Contra-Diskussion zum ewigen Streitthema Hausberufungen in den Konferenzraum der Universität. (mehr …)

Mittwoch ist Senatssitzung: Planungsstopp für Sanierung des Historischen Instituts

Mittwoch ist Senatssitzung: Planungsstopp für Sanierung des Historischen Instituts

Eine lange Themenliste umfasst am Mittwoch die vorläufige Tagesordnung des Senats, der sich ab 14 Uhr im Konferenzsaal im Uni-Hauptgebäude trifft. Neben der Zukunft der Biologischen Station auf der Insel Hiddensee soll die Einsetzung einer Kommission zur Überarbeitung des Leitbilds beschlossen werden. Hierüber hatte der Senat bereits im April diskutiert, dort wurde ein Antrag zu einer Präambel der Grundordnung zurückgezogen. Es geht am 18. Mai auch um den aktuellen Rektoratsbericht, der einige Neuigkeiten unter anderem zum Historischen Institut enthält. So hat das Finanzministerium einen Planungsstopp verhängt. (mehr …)

Neues Leitbild: Greifswald hebt ab

Die Stadt stellte den Entwurf für das aktualisierte Leitbild der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald auf einer Abschlussveranstaltung in der Aula der Universität vor. Es soll im Dezember von der Bürgerschaft angenommen werden.

Die Schaltzentrale Vorpommerns.

Obwohl der Entwurf des neuen Leitbildes kein Geheimnis mehr ist, war die Aula der Universität Greifswald gut gefüllt. Denn bereits im Juli stellte die Stadt Greifswald und das beauftragte Beratungsunternehmen Prognos AG den Entwurf auf einer Pressekonferenz vor (webMoritz berichtete).

OB: “Wir werden das Leitbild nicht hinter den Ofen hängen.”

Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) eröffnete die Veranstaltung damit, dass er das vergangene Jahr zusammenfasste, vom Prozess der Leitbildaktualisierung und den Gesprächskreisen berichtete. König bedauerte, dass man nicht alle Interessenten in die Gesprächskreise einbinden konnte. Besonders hob König hervor, dass man das aktualisierte Leitbild breit in die Öffentlichkeit tragen wolle und nicht, wie in einem webMoritz-Kommentar befürchtet, hinter den Ofen hängen werde. Diese Marketing-Offensive soll auch mit einer Aktualisierung des städtischen Internetauftritts und der Umsetzung der von Prognos empfohlenen Ziele für die städtischen Arbeitskreise einhergehen.

Prognos: Leitbildentwurf steht – Jetzt ist die Stadt gefordert

Viel Neues gab es auch von Prognos-Mitarbeiter Florian Knetsch nicht zu hören. Auch er schilderte anhand einer Präsentation was im Laufe des letzten Jahres innerhalb der Workshops erarbeitet wurde. Vor allem betonte er, dass die Stadt das Bürgerengagement stärker nutzen müsse. Dies könne beispielsweise mithilfe von Ideenwettbewerben oder mit einem Bürgerhaushalt geschehen. Das neue Leitbild enthält neben Caspar David Friedrich auch den Namenspatron der Universität, Ernst Moritz Arndt. Auf die Frage, wieso man sich im Entwurf, gerade im Hinblick auf die Namensdebatte an der Universität, dafür entschieden hat den umstrittenen Patron zu nennen, antworteten die beiden Vertreter von Prognos, dass dies eben der Name der Universität sei und man so auch die Geschichte berücksichtigen möchte. Die von Stadt und Prognos erarbeiteten Ziele für die Arbeitskreise der Hansestadt enthalten keine konkreten Vorschläge zur Umsetzung. Das wäre nicht Teil des Auftrags gewesen und müsse nun von der Stadt selbst erarbeitet werden, so die Vertreter der Prognos.

Schmückendes Beiwerk

Um die Bedeutung des Leitbildes herauszustellen, schlossen sich Vorträge von Professor Heiko AuerbachProfessor Klaus-Dieter Weltmann und der Schülerin Franziska Bröker an. Auerbach ging in einer dynamischen “Keynote Speech” auf wirtschaftswissenschaftliche Grundzüge des Marketings ein und lobte die Stadt für die Aktualisierung des Leitbildes. Greifswald hätte damit “die Landebahn” verlassen. Auch stellte er heraus, dass man aus den Mechanismen, die für die Vermarktung eines Schokoriegels genutzt werden, auch etwas für das Stadtmarketing lernen könne. Man brauche ein Alleinstellungsmerkmal. So gesehen sei Caspar David Friedrich der “Batman” Greifswalds. Vor allem rief er die Stadt dazu auf ihre Präsenz im Web 2.0, insbesondere in den Social Networks, durch gezielte Pressearbeit zu verbessern. Die Plasmaforschungseinrichtungen Greifswalds wurden in einem kurzen Vortrag von Klaus-Dieter Weltmann, Direktor des Leibniz-Institut für Plasmaforschung, vorgestellt. Er stellte mit seinem Vortrag klar, dass Greifswald auch hier ein Alleinstellungsmerkmal besitzt und sogar zum “Mekka der Plasmaforschung” werden könnte. Abschließend beschrieb die Greifswalder Schülerin Franziska Bröker warum sie gerne in Greifswald lebt und was ihr an der Stadt besonders gut gefällt.

Hintergrund:

Im Jahr 2009 wurde durch die Stadt die Aktualisierung des zehn Jahre alten Leitbildes mit Unterstützung der schweizerischen Beratungsfirma Prognos gestartet. Nach einer Auftaktveranstaltung in der Aula erarbeiteten Mitarbeiter von Prognos zusammen mit Vertretern der Stadt und “Experten” Vorschläge für einen aktualisierten Text des Leitbildes, sowie Ziele, die von den einzelnen Arbeitskreisen der Stadt in Zukunft erreicht werden sollen. Das gesamte Projekt kostete 60.000€ und findet seinen Abschluss in der vorgesehen Bestätigung des Leitbildentwurfes im Dezember durch die Vertreter der Bürgerschaft.

Das alte und neue Leitbild im Vergleich ist in diesem Artikel zu sehen.

Chronologie der Berichterstattung zum Thema Leitbild:

Fotos: Alexander Kendzia (Galerie), Michael Sander via Wikipedia.de (Rathaus)

Neues Stadtleitbild: Ein Kommentar

Die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald wird, wie bereits berichtet, vermutlich zum Herbst hin über die Annahme des von einer schweizerischen Beratungsagentur aktualisierten Leitbildentwurfs entscheiden. Danach soll endlich alles besser werden. Ein Kommentar.

Auftaktveranstaltung zur Präsentation des Leitbildes in der Aula

Viele bunte Charts und noch viel mehr exotische Begriffe verwendeten die Vertreter der Prognos AG, als sie Pressevertretern den Entwurf für das neue Leitbild präsentierten. Mit stolzer Brust wurde der Prozess der Fortschreibung des Leitbildes bis ins kleinste Detail erklärt. Eine „Gap-Analyse“ wurde durchgeführt, mit Entscheidungsträgern diskutiert und eine Zielmatrix erstellt. Nach den Ausführungen der Prognos Vertreter hatte man gar die Vermutung, dass 60.000 Euro für diese Dienstleistung doch recht günstig zu sein scheint. Es wurde ja so viel geredet und schöne Präsentationsmappen erstellt. So ein Farbdruck ist ja auch mit hohen Kosten verbunden. Am erstaunlichsten aber ist, dass die Prognos Mitarbeiter während ihrer kurzen Aufenthalte so viel über unsere schöne Stadt gelernt haben. Michael Winter von Prognos hat jedenfalls gelernt, dass man nicht durch Greifswald fahren muss um nach Rügen zu kommen. Das ist doch auch mal eine Erkenntnis.

Immerhin hat man es geschafft, die Bürger der Stadt, die das Leitbild ja eigentlich repräsentieren soll, größtmöglich aus dem Leitbildprozess auszuschließen. Wie Oberbürgermeister Arthur König es bei einer Präsentation formulierte, wolle man weniger auf Quantität, als auf Qualität setzen. Und so war das Auswerten von Kurzfragebögen eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sich Bürger wirklich einbringen konnten. Es gab zwar eine E-Mail Adresse, die extra von Prognos eingerichtet wurde um Vorschläge der Bürger zu sammeln, jedoch verkündete einer der Prognos Mitarbeiter mit einem breiten Grinsen, dass nur zwei E-Mails eingegangen seien. Und auch bei den Arbeitskreisen des Stadtmarketings haben sich kaum Bürger eingefunden, um sich an dem Entwurf zu beteiligen. Dass dies an der mangelnden Informationspolitik der Stadt und Prognos gelegen haben könnte, kommt hier keinem der Beteiligten in den Sinn.

Leitbild darf nicht hinter den Ofen gehangen werden

Überhaupt, so die Vertreter von Prognos, sei alles optimal verlaufen in Greifswald. In Köln hätten sich bei einem Leitbildaktualisierungsvorgang 2.000 Bürger beteiligt. Dadurch wurde alles verzögert und verteuert. Obwohl die Bürger in Greifswald mehr schlecht als recht in den Prozess der Aktualisierung eingebunden worden sind, sollen sie die von Prognos erarbeiteten Ziele zusammen mit der Stadt erreichen. Das wäre doch auch ein Zukunftsmodell auf Bundesebene. Wieso die Bürger überhaupt wählen lassen. Es findet sich sicher ein unabhängiges Schweizer Unternehmen, das uns die Entscheidungen abnimmt und für uns abstimmt.

Auftaktveranstaltung Podiumsdiskussion

Spaß beiseite: Die einzige Möglichkeit für die Stadt Greifswald bleibt jetzt, da das Geld verwurstet ist, nur noch das Leitbild dieses Mal nicht hinter den Ofen zu hängen, sondern es auch nach außen zu kommunizieren. Denn selbst der Universitätsrektor musste mit einem Lächeln bei der Auftaktveranstaltung anmerken, dass er noch nie davon gehört hatte. Er hatte es erst kurz vor der Veranstaltung zum ersten Mal gelesen. Und auch Prognos selbst stufte die Bedeutung einer Aktualisierung weiter herunter, indem bei der Auftaktveranstaltung Dr. Steben von Prognos die rhetorische Frage: „Brauchen wir ein neues Leitbild?” Mit „Jein.“ beantwortete.

Eins wird uns beim Leitbildprozess sicherlich im Gedächtnis bleiben: Es hat, bis zum jetzigen Zeitpunkt, nicht mehr gekostet als geplant war. Und das alleine ist doch schon ein Erfolg. Und in zehn Jahren, wenn die Prognos dann alle Leitbilder in Deutschland einmal aktualisiert hat, fangen sie wieder in Greifswald an. Vielleicht kann man dann das mit dem Klimawandel wieder aus dem Leitbild streichen.

Denn: Jetzt mit dem neuen Leitbild, da wird einfach alles anders werden.

Fotos: Alexander Kendzia (webMoritz-Archiv)