Ein Jugendfilm wird erwachsen: Harry Potter 7

Dunkel, kalt, gefährlich: Diese drei Adjektive könnte man benutzen, um den Greifswalder Winter zu charakterisieren. Doch treffen sie auch zu, wenn man den neuen Harry Potter-Film in drei Worten ganz prägnant beschreiben möchte. Passend zu dieser ungemütlichen Jahreszeit ist nun der erste von zwei finalen Teilen der Filmreihe in den Kinos erschienen und hat noch dazu die Spitze der Kinocharts erobert.

Harry Potter und Co sind auf der Jagd nach den Horkruxen.

Es gibt wohl kaum jemanden, der die millionenschwere Geschichte des Zauberlehrlings Harry Potter nicht kennt. Als Baby überlebt er einen Angriff des mächtigen bösen Zauberers Lord Voldemort, woraufhin dieser verschwindet. Doch kehrt er zurück, strebt weiterhin nach der Macht über die Zaubererwelt und trachtet nebenbei Harry nach dem Leben, da dieser Voldemorts Pläne immer wieder durchkreuzt. Im siebten Buch und damit in den Filmen sieben und acht wartet das große Finale und auch die Frage, welcher der beiden Zauberer überlebt.

Harry und seine beiden Freunde Ron und Hermine machen sich nun auf die Jagd nach den Horkruxen, Seelenstücken Voldemorts, um ihren Gegner zu schwächen. Dabei erleben sie, jenseits der sicheren Mauern von Hogwarts, viele Abenteuer. Daher auch die Splittung in zwei Teile.

FSK kritisierbar, aber endlich eine starke Buchnähe

Der neue Film ist merklich düsterer als die Vorgängerteile, es sterben einige von Harrys Freunden. Blut gibt es auch zu sehen, man könnte fast ein wenig die FSK-Bestimmung kritisieren. Für Zwölfjährige scheint der Streifen stellenweise wirklich ungeeignet.

Besser nicht im Dunkeln begegnen: Bellatrix Lestrange (Helena Bonham Carter)

Positiv fällt zum ersten Mal bei einer Harry-Potter-Verfilmung auf, dass nur wenige Teile des Buches gestrichen oder verändert wurden. Hatte doch dieser Aspekt in den letzten Filmen gelitten, um noch eine annehmbare Spielzeit vorweisen zu können, konnte durch die Zweiteilung des siebten Buches mehr Augenmerk auf Details und Richtigkeit gelegt werden. So wird beispielsweise die gesamte Reise von Harry, Ron und Hermine auf der Suche nach den Horkruxen äußerst detailgetreu dargestellt. So wichtig die Adaption der Buchvorlage ist, der Film besticht auch durch die schauspielerischen Leistungen vieler Besetzungen. Während die Darsteller der drei Freunde quasi in ihre Rolle hineingewachsen sind, wurde zum Beispiel die Rolle der bösen, verrückten Bellatrix Lestrange (gespielt von Helena Bonham Carter) erst im fünften Teil besetzt. Trotzdem spielt sie ihre Rolle sehr überzeugend und es ist klar: Dieser Frau möchte man nicht im Dunklen begegnen.

Viel diskutiert wurde im Vorfeld über die Stelle, an der man das Buch in die beiden Teile für die Filme trennt. Dieser Einschnitt wurde ebenfalls sehr gut gewählt, die Helden entkommen dem Bösen vorläufig, doch stirbt Dobby, ein Hauself und Freund Harrys. Der Film hat somit ein „perfekt“ dramatisches Ende, das den Zuschauer animieren soll, die Fortsetzung zu sehen.

Genau das ist auch zu empfehlen, in der Hoffnung, dass die Detailtreue und der Buchbezug auch im wirklich allerletzten Harry-Potter-Film die Hauptrolle spielen.

Fotos: Warner Brothers, keine CC-Lizenz

Die sechste Kurzfilmnacht: Filme, Filme, Filme

Zahlreiche Filme, die man garantiert noch nicht gesehen hat, bietet die Greifswalder Kurzfilmnacht. Bereits zum sechsten Mal findet die Kurzfilmnacht (KuFiNa) statt. Wie in den vergangenen Jahren ist der Ausstrahlungsort des Filmfestivals die Räumlichkeiten der Medienwerkstatt in der Bahnhofstraße 50. Neu ist, dass die Nacht an zwei Abenden ausgerichtet wird: am 2. und 3. Dezember. In der Vergangenheit mussten die Interessierten rechtzeitig kommen, um einen der heiß begehrten Plätze zu ergattern. Viele mussten daher am Einlass abgewiesen werden. Daraus lernten die Veranstalter rund um die KuFiNa.

Der Flyer zur Veranstaltung.

Festlich wird es aber bereits am ersten Abend. Ab 19 Uhr ist hier Einlass, eine halbe Stunde später geht es los. Durch den Abend führt das Mitglied des Organisationsteams Jens Leuteritz. In zwei Blöcken je 45 Minuten werden die Kurzfilme gezeigt, in der Pause gibt es ein Buffet. Am Abend des 2. Dezembers wird dann eine Preisverleihung stattfinden. Der Gewinner des Publikumpreises erhält 150 Euro.

Was es für Filme zu sehen gibt, möchte Organisator Jens Leuteritz noch nicht verraten. Beiträge wurden auch aus Österreich und der Schweiz eingesendet, außerdem sei die Qualität der Kurzfilme sehr gut. „Es gibt auf jeden Fall Real- und Animationsfilme, Action und Grusel, Melancholie und Witz“, gibt Jens preis.

Einen Tag später, am 3. Dezember, können noch einmal alle Filme gesehen werden – allerdings dann ohne Preisverleihung und Buffet. Der Eintritt für die Veranstaltung beträgt zwei Euro.

Flyer: Veranstalter

„Wall-Street 2“ oder: „Das Spiel mit den Menschen“

Plötzlich war er da. Der große Knall. Ganz unerwartet kam er. Und alles, was vorher war, ist Vergangenheit, rast wie eine U-Bahn im Tunnel an einem vorbei. All der Glanz, der Reichtum, das Geld – alles ist mit einem Schlag hinweg gefegt. Genau in dem Moment wird der kürzlich freigelassene Gordon Gekko zum Star des Bankensystems und der Medien. Er ist es, der allen anderen die Welt erklärt, wie sie funktioniert, was falsch läuft und warum es die Finanzkrise gibt.

Gekko ist einer der Schlüsselfiguren im Film „Wall-Street-2“, der als Fortsetzung des ersten Teiles seit einigen Wochen in den deutschen Kinos läuft. Er übernimmt auf der einen Seite die Doppelfunktion des gefallenen Börsenhais, für den seine Karriere im Gefängnis endete. Andererseits repräsentiert die von Michael Douglas gespielte Figur den Siegertyp der Handlung. Einer, der immer durchs Leben kommt und vor allem einer, der weiß, wie er aus der Krise Gewinn abschöpfen kann. Und so ist der Zuschauer gespalten, wenn es darum geht, Gekko zu bewerten. Mal ist er der geläuterte Börsianer, erweckt den Eindruck, als wolle er sich den wirklich wichtigen Dingen des Lebens, der Familie zuwenden. Dann ist er plötzlich doch wieder der skrupellose Finanzhai, dem es nicht um Geld, sondern um „das Spiel mit den Menschen geht“, um das gegenseitige ausstechen.

Jacob Moore als Kontrast zu Gekko

Jacob Moore bildet besonders gelungen den Kontrast zum routinierten, erfahrenen und größtenteils emotionslosen Börsenhai. Durch sein Engagement für alternative Energien verkörpert er das gute Gewissen der Finanzwelt. Er ist der „Mensch“ im Film. Mit dieser Maxime ist er im Bankenwesen zum scheitern verurteilt. Die Bank, für die er arbeitet, ist die Erste, die Bankrott geht, worauf hin sein Vorgesetzter Selbstmord begeht. Der alte Zabel, Lehrmeister Moores, wird von Frank Langella eindrucksvoll gespielt. Ihm gelingt es besonders gut, dass sich der Zuschauer in die Person hinein versetzen kann. Er spürt die Verzweiflung in ihm. Das Wissen, dass alles unter geht, dass er seine Bank, sein Leben, nicht mehr retten kann. Angesichts der Erfahrenheit und Besonnenheit, der Ruhe und Ausgeglichenheit, die Moores Lehrmeister ausstrahlt, löst sein Selbstmord beim Zuschauer selbst Betroffenheit aus.

In dem Streifen von Oliver Stone wird besonders facettenreich gezeigt, wie Geld auf der einen Seite Existenzen zerstören kann, auf der anderen Seite durch Geschick und fragwürdige Handlungen andere zu neuem Glanz erstrahlen. Das wird nicht alleine durch die handelnden Charaktere, sondern auch durch das Umfeld, in dem sich diese bewegen, dargestellt. Sie wirken als unterstützendes, manchmal sogar auch tragendes Element, um dem Betrachter die Stimmung zu vermitteln. Wenngleich sich alles um die Geldvermehrung durch Spekulation dreht, so ist die Börse nicht der einzige Schauplatz der Handlung. Es wird sehr oft mit Metaphern gearbeitet. So ist das Motoradrennen zwischen Moore und seinem neuen Vorgesetzten keineswegs bloß ein Rennen zwischen zwei begnadeten Rennsportlern. Die Szene ist nur eine von vielen, die besonders farbenreich den Kampf um die Vorherrschaft, den Wettlauf an der Börse, das „Spiel mit den Menschen“, von denen Gekko am Ende des Filmes spricht, repräsentiert.

Gelungener Film, der Geld einspielen soll

Der Film wartet insgesamt mit einer spannenden, abwechslungsreichen Handlung auf, die zwischen Idylle und Abgrund, zwischen Schein und Sein wandelt. Zwischen Menschlichkeit, Emotionen und kaltschnäuzigem Egoismus. Es dominieren zahlreiche tiefsinnige Szenen, die Figuren wurden zu vielschichtigen Charakteren ausgeformt, die nicht ohne weiteres austauschbar sind. Sei es Gekko, Moore oder die Tochter Gordons. Und so trägt der Film insgesamt vor allem Menschlichkeit in sich. Es geht darum, dass Familien zerstört werden und wieder zueinander finden. Eine grundlegende Kritik am Finanzsystem findet hingegen nicht statt. Wer das in diesem Streifen erwartet, dem seien doch besser andere Filme zu empfehlen. „Wall-Street 2“ zeigt nichts weiter, was der Zuschauer nicht sowieso schon längst weiß: Dass die schrankenlose Marktwirtschaft einfach zu dereguliert ist. Die Antwort des Filmes ist nichts weiter als eine Standardaussage: Wäre die Marktwirtschaft menschlicher, würde es allen besser geben und der Kapitalismus würde funktionieren.

Und so wird das eigentliche Ziel des Film doch irgendwie verfehlt. Oder geht es nicht um eine kritische Auseinandersetzung mit der Finanzwirtschaft? Vielleicht hatte Stone tatsächlich nur im Sinn, aufzuzeigen, dass sowohl finanzieller Schaden, als auch finanzieller Reichtum Familien zerstören können. Trotz alledem ist es vor allem hinsichtlich der schauspielerischen Leistung und der Inszenierung ein empfehlenswerter Film. Eine spektakuläre, neue Sicht der Dinge darf man jedoch nicht erwarten. Auch keine Abrechnung mit der Marktwirtschaft. Es ist ein Film der Geld einspielen soll. Und daher ist er so beschaffen, dass die Handlung jedem gefällt und ist eher in die Kategorie qualitativ des  hochwertigen Mainstreams made by Hollywood einzuordnen.

Foto: Martin St-Amant via Wikipedia

The Social Network – Geschichte eines Erfolgs

Mit einer einzigen Idee, einem Geniestreich, als junger Mensch Milliardär werden: Gibt es überhaupt jemanden, der nicht davon träumt? Die Geschichte von Mark Zuckerberg ist solch eine Erfolgsgeschichte, eine Verkörperung des modernen amerikanischen Traums. David Fincher („Der seltsame Fall des Benjamin Button“) verfilmt auf der Grundlage des Romans „Milliardär per Zufall“ von Ben Mezrich die Entwicklungsgeschichte des weltweit beliebtesten sozialen Netzwerks Facebook.

Mark Zuckerberg, gespielt von Jesse Eisenberg, ist ein junger Informatikstudent an der amerikanischen Elite-Universität Harvard. Sein Hauptinteresse liegt darin, in eine der Studentenverbindungen zu kommen, durch die er sich ein angenehmeres Leben erhofft. Als seine Freundin deshalb mit ihm Schluss macht, will er sich an ihr rächen und programmiert eine Seite, auf der Studenten ihre Kommilitoninnen bewerten können. Sein bester Freund Eduardo Saverin (Andrew Garfield) hilft ihm dabei.

Facebook me!

Mark Zuckerberg wird von Jesse Eisenberg vielseitig gespielt.

Durch diese Seite, die über Nacht das Netzwerk der Uni lahmlegt, werden die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss auf das junge Genie Mark aufmerksam. Sie bitten ihn, die Seite HarvardConnection zu programmieren. Daraus entwickelt Mark die Idee zu Facebook, welches ein durchschlagender Erfolg an der Elite-Uni wird. Seine Idee ist so einfach wie genial, jeder Student soll alles über seine Kommilitonen in Erfahrung bringen können. „Facebook me“  wird die beliebteste Aufforderung unter den Studenten. Was anfangs nur als kleines Netzwerk für den Campus gedacht war, verbreitet sich schneller als ein Computervirus in allen Computern von Studenten. So wird der Napster-Erfinder Sean Parker (Justin Timberlake) auf Zuckerbergs Projekt aufmerksam und umgarnt das Genie. Zwischen Eduardo und Sean entsteht schnell eine Rivalität, denn beide haben unterschiedliche Geschäftsideen für Facebook. Dabei zieht Eduardo den Kürzeren und verliert am Ende alle Anteile an facebook.com.

Parallel zur Entwicklungsgeschichte von Facebook zeigt der Film die beiden Gerichtsprozesse, mit denen Mark Zuckerberg Jahre nach dem Aufbau der Internetseite konfrontiert wird: Sein ehemals bester Freund verklagt ihn, weil er ausgebootet wird; die Winklevoss-Zwillinge sehen in Facebook Diebstahl geistigen Eigentums. Mit der Überschrift behält der Film also Recht, man kann eben wirklich nicht 500 Millionen Freunde haben ohne ein paar Feinde.

„The Social Network“ läuft seit dem 7. Oktober und steht momentan auf Platz 5 der deutschen Kinocharts, was nicht verwunderlich ist. Primär ist der Film interessant für junge Leute, die Facebook aktiv mehrmals am Tag nutzen. Dabei zeigt der Film auch die typischen Symptome von Berühmtheit. Die Kläger gegen Mark Zuckerberg wollen etwas ab von dem großen Kuchen, von dem vielen Geld.  Jesse Eisenberg stellt den Facebook-Erfinder jedoch am Ende nicht anders dar als am Anfang: Als charakterlich vielschichtigen, teilweise frechen jungen Mann, der weiß, was er geschaffen hat mit dieser Internetseite.

Etwas anderes als Lob kann ich für diesen Film nicht aussprechen. Durch Komplexität wird die Handlung verdichtet und zusammengefasst, was jedoch niemals dazu führt, dass man dem Geschehen nicht mehr folgen kann. Selbst Justin Timberlake, seines Zeichens Sänger und Designer, stellt einen durchaus überzeugenden, merklich geldgierigen Geschäftsmann dar. Spannend ist es natürlich, die Debatte darum, wie viel Fakt und wie viel Fiktion in dem Film vorhanden ist, weiterzuverfolgen.

Bild: Sony Pictures

„Max Manus“: Zynischer Mechanismus des Kriegsspiels

Ein Beitrag von Christopher Denda

Filmplakat

Gegen Ende des Nordischen Klangs gab es am vergangenen Freitag noch einmal ein richtiges Highlight im Cinestar Greifswald zu bestaunen. Der in Norwegen überaus beliebte und sogar als bester Nicht-englischsprachiger Film für den Oskar vorgeschlagene Film „Max Manus“ wurde in zwei Vorstellungen in Originalsprache mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Die Handlung des Films basiert auf zwei autobiografischen Büchern des im zweiten Weltkrieg als Untergrundkämpfer und Saboteur tätigen Max Manus und nähert sich der Figur zunächst auf einer Handlungsebene: Max Manus (gespielt von Aksel Hennie) ist ein Mann, der nicht durch besondere Eigenschaften hervorsticht. Sein Handeln ist gezeichnet vom grundfesten Glauben an die Richtigkeit seines Tuns. Egal, ob er als Freiwilliger im Sowjetisch-Finnischen Winterkrieg 1939 teilnimmt oder als jugendlicher Kämpfer zu den Ersten im norwegischen Untergrund gehört, der sich aus der Ohnmacht um die Kapitulation Norwegens im Juni 1940 eher als  spontane Gegenreaktion bildet. (mehr …)