Abschluss der Zielvereinbarung durch Rostock verzögert

Alexander Wöll ist verärgert: Rostock hat mit falschen Zahlen gerechnet.

Sichtbar verärgert  zeigte sich Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät, auf der vergangenen Fakultätsratssitzung über seine Rostocker Kollegen. Denn nachdem Rektor Rainer Westermann die Zielvereinbarung mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Rostock bereits unterzeichnet hat, weigerte sich die Rostocker Universitätsleitung, dem Vertrag zuzustimmen. Von Seiten der Rostocker Universitätsleitung heißt es, dass man für den Ausbau der Lehrerausbildung eine Million Euro mehr, als ursprünglich angenommen, benötige. Nach Angaben Alexander Wölls habe Rostock im Vorfeld der Verhandlungen zur Zielvereinbarung mit falschen Zahlen gearbeitet. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei Rostock nicht in der Lage, die Lehramtsstudierenden adäquat auszubilden. Wolfgang Schareck, Rektor der Rostocker Universität bestätigte dem webMoritz, dass in Rostock noch an dem künftigen Bedarf gerechnet werde, weshalb die Zielvereinbarungen nicht unterzeichnet werden könnten.

Erneute Verhandlungen von Inkompetenz und Unfähigkeit geprägt

Aus diesem Grund müssten die Verhandlungen von neuem aufgenommen werden. “Es ist wie eine Loriot-Aufführung”, kommentiert Alexander Wöll den gegenwärtigen Zustand. Darüber hinaus geht der Dekan davon aus, dass die Verhandlungen ein hohes Frustrationspotenzial böten, “weil sie von Inkompetenz und Unfähigkeit geprägt” seien. Ob Greifswald erneut den Zielvereinbarungen zustimmen müsste, sei nach Wöll gegenwärtig noch unklar, da sich nun gewisse Parameter verändern würden. Die Verweigerung der Unterzeichnung der Zielvereinbarung sei darüber hinaus “eine pure Trotzreaktion.” Im Gegensatz zu Rostock habe Greifswald seine Hausaufgaben gemacht. Auch für Ulrich Günther, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Philosophischen Fakultät, sind die Berechnungen der Rostocker Kolleginnen und Kollegen nicht nachvollziehbar. “Die Rostocker haben keine richtigen Strukturen”, kritisiert Günther weiter. Dennoch warnte er davor, Überheblichkeit gegenüber Rostock zu entwickeln. Zu den Ausführungen des Greifswalder Dekans ergänzte der wissenschaftliche Mitarbeiter, dass Rostock bezüglich der Forderung nach mehr Geld bereits an das entsprechende Ministerium heran getreten sei. “Das Finanzministerium hat aber den Kopf geschüttelt”, erläuterte Günther den Anwesenden.

Franz Küntzel hat ebenfalls kein Verständnis für die Rostocker Unileitung.

Aus den Reihen der Greifswalder Studierendenschaft erntet die Rostocker Universitätsleitung ebenfalls heftige Kritik: “Ich finde es skandalös, dass nun tatsächlich herauskommt, dass Rostock, wie vorher immer behauptet, die Lehrerbildung nun doch nicht zu so stemmen kann”, so Franz Küntzel gegenüber dem webMoritz. Zwar hätten die Greifswalder Studierenden bereits den Eindruck gehabt, dass verschiedene vorgebrachte Zahlen von Auslastungen nicht stimmen können. Dass man deswegen die gesamte Zielvereinbarung nun noch einmal abändern wolle, sei, so Küntzel, ein absolutes Armutszeugnis für Rostock. Darüber hinaus wirft der Greifswalder AStA Referent für Hochschulpolitik Heiko Marski, dem studentischen Prorektoren der Rostocker Universität, vor, die Greifswalder Studierenden bewusst getäuscht zu haben. “So etwas ist unsolidarisch und gehört sich nicht für Studierende”, ist Franz Küntzel ebenfalls verärgert.

Zielvereinbarung wird nun erst 2011 beschlossen werden können

Aufgrund der nun neu aufgetretenen Probleme hat das Kabinett auf Vorschlag des Bildungsministeriums am 30. November beschlossen, beim Landtag eine Verlängerung der Fristen hinsichtlich des Abschlusses der Zielvereinbarungen zu beantragen. Von gefälschten Zahlen ist in der vom Ministerium herausgegebenen Pressemitteilung hingegen nichts zu lesen. So heißt es deutlich neutralisiert, dass “die Universität Rostock als Zentrum für Lehrerbildung in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Jahren vor sehr weitreichenden qualitativen und quantitativen Veränderungen” stehe. Für die Bewältigung dieser bevorstehenden Aufgaben seien nach Angaben des Ministeriums daher noch “weitere Abstimmungen” im Zusammenhang mit den Zielvereinbarungen notwendig. Das Bildungsministerium geht dennoch davon aus, dass die Zielvereinbarungen mit den Hochschulen bis zum Jahresende 2010 unterschriftsreif seien und dem Landtag mit Beginn des Jahres 2011 zur Zustimmung vorgelegt werden können.

Fotos: Katrin Steffer via jugendfotos.de (Aufmacher), Christine Fratzke (Franz Küntzel), Marco Wagner (Alexander Wöll)

Fakultätsrat kippt Master-Hürde

Die Wege ins Master-Studium sind verschlungen, das Dickicht der Zulassungsbeschränkungen in Deutschland ist schwer zu durchdringen. In Greifswald kommt nun Licht ins Dunkel.

Dekan Professor Alexander Wöll bringt den Antrag in den Fakultätsrat.

Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät hat die Master-Sperre gestrichen. Bis jetzt mussten Studierende ihren Bachelor-Abschluss (BA) mit einer Mindestnote von 2,5 bestehen, um ein Master-Studium an der Greifswalder Uni aufnehmen zu können. Durch die Streichung der Zugangsnote als Voraussetzung, kann nunmehr jeder BA-Absolvent ein Masterstudiengang studieren. Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hat es im Oktober vorgemacht.

Keine Überlastung durch Aufhebung der Master-Hürde

Hinter dem Antrag zur Änderung der Prüfungsordnung für die Master-Studiengänge steckt der hochschulpolitische Referent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) Franz Küntzel und der Präsident des Studierendenparlaments Erik von Malottki. Da beide nicht antragsberechtigt sind, brachte der Dekan der Philosophischen Fakultät Professor Alexander Wöll den Antrag in den Fakultätsrat ein.

Der Studiendekan der Philosophischen Fakultät Professor Patrick Donges erklärte: “Momentan sind die Master-Programme in der Philosophischen Fakultät noch längst nicht ausgelastet.” Donges erteilte einem zukünftigen Überlastungsszenario eine klare Absage: “Das ist ein hypothetisches Problem. Meine Planungen erfolgen auf realistischen Zahlen. Aber notfalls mach ich auch ein Seminar mehr.”

Senkung des Standards schadet der Uni-Greifswald

Professor Philipp Harfst, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft, machte hingegen seine Bedenken gegen das “Absenken der Standards” deutlich. Es schaffe ein Signal nach außen, das Greifswald nun jeden Studierenden nimmt und somit sein Niveau senke. Harfst widersprach Donges weiter: “Bei einer künftigen Überlastung wird es mit einem zusätzlichen Seminar nicht getan sein. Andere Dozenten haben vielleicht nicht diese Kapazität.”

Professor Patrick Donges verteidigt den Antrag.

Harfst erklärte zur Auslastung: “Der Markt bringt momentan nicht genügend BA-Absolventen hervor, denn auch an anderen Orten sind die Master-Programme noch nicht ausgelastet. Erst ab dem Wintersemester 2011/2012 kann man es genauer abschätzen.” Ins selbe Horn stieß auch Ratsmitglied Professor Michael Soltau: “Das Aufheben der Zugangsnote wird zur Abwertung des Bachelor führen und den Master-Abschluss zum Regelstudium erheben.” Harfst unterbreitete ein Kompromissvorschlag. Er sprach sich für fachspezifische Zugangskriterien aus. Da der Geschäftsführende Direktor kein ordentliches Fakultätsratsmitglied ist, fand sein Vorschlag keine Berücksichtigung.

AStA begrüßt die Aufhebung der Master-Sperre

Auch der Stellvertretende Senatsvorsitzende Thomas Schattschneider schaltete sich in die Debatte ein: “Es muss jedoch auch darauf geachtet werden, dass genügend Kapazitäten im Masterbereich vorgehalten werden, um allen Studieninteressierten auch einen Studienplatz zu ermöglichen. Sinnvoll wäre es jedoch gewesen, dass die an einem Masterstudienplatz Interessierten auch auf eine adäquate Bachelornote hingewiesen werden. Ein Absolvent mit 4,0 wird wohl kaum in der Regelstudienzeit seinen Master deutlich besser abschließen.” Schattschneider sprach sich ebenfalls für einen Kompromiss aus.

Am Ende stimmte eine deutliche Mehrheit von 16 Mitgliedern dem Antrag von Dekan Wöll zu. Lediglich drei Ratsmitglieder enthielten sich der Stimme. Der AStA nahm die Streichung mit Freuden zur Kenntnis. “Der Beschluss zeigt, dass die Kritik der Studierenden am Bologna-Prozess durch die Fakultätsleitung und den Fakultätsrat ernst genommen wird und die Studierendenschaft ihren Teil zur Reform und Akzeptanz von Bologna beitragen kann”, sagte AStA-Vorsitzende Daniela Gleich.

Fotos: Marco Wagner (Wöll und Donges), Simon Voigt (Uni-Hauptgebäude), Maximilian Muehlens via jugendfotos.de (Uni-Abschluss)

Mediziner Tomasz Gredes mit Förderpreis ausgezeichnet

Für seine Forschungen an transgenem Flachs wurde Tomasz Gredes (Mitte) mit einem Förderpreis für die deutsch-polnische Zusammenarbeit ausgezeichnet.

Für Verdienste um die deutsch-polnische Zusammenarbeit wurde am Montag der Mediziner Dr. Tomasz Gredes mit dem Kulturpreis der Sparkasse Vorpommern ausgezeichnet. Gredes erhielt den mit 1.200 Euro dotierten Förderpreis für seine Untersuchungen zu „Knochenheilung durch Wundabdeckungsmaterialien auf Grundlage von transgenem Flachs“. Bei Flachs handelt es um eine blau blühende Pflanze, die durch eine  genetische Veränderung in der Pflanze die Knochenheilung verbessern soll.

“Polnisches Know-how nach Greifswald geholt.”

In seiner Laudatio lobte Professor Thomasz Gedrange, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie, seinen wissenschaftlichen Mitarbeiter Gredes als „sehr guten Forscher, Theoretiker und Praktiker“. Gredes habe es geschafft „polnisches Know-how nach Greifswald zu holen“. Sein Fachwissen werde sehr geschätzt, spielte Gedrange auf Gredes Teilnahme an internationalen Kieferorthopädiekonferenzen in Amerika an.

Laudator Tomasz Gedrange lobte Preisträge Gredes als "sehr guten Forscher".

Sein mit dem Förderpreis ausgezeichnetes deutsch-polnisches Projekt mit Forschungsgruppen in Greifswald und Wroclaw (Breslau) stellte Gredes vor: „Wir beschäftigen uns mit regenerativer Medizin, dass bedeutet der Wiederherstellung von beschädigten Zellen, Gewebe und Organen.”

Gredes, der 1975 in Polen geboren wurde, forscht an Flachs. Polnische Wissenschaftskollegen haben die blau blühende Pflanze genetisch verändert. Mit dem transgenem Flachs soll die Knochenheilung verbessert werden. Gredes berichtet von ersten Verträglichkeitsstudien im Tiermodell. Dabei sei Ratten in den Hirnschädel gebohrt worden, um einen Knochenschaden zu verursachen. Anschließend wurde der transgene Flachs in Form von Zellen an den beschädigten Knochen eingepflanzt.  “Der Flachs ist sehr gut verträglich und wirksam”, fasste Gredes die Ergebnisse der Verträglichkeitsstudien zusammen. Nun stehen auf deutscher und polnischer Seite die klinischen Tests an. Gredes gab sich zuversichtlich, dass auch hier die Wirksamkeit nachgewiesen werden kann.

Förderpreis dient der Völkerverständigung

Mit dem Förderpreis der Sparkasse Vorpommern wird die Forschungsarbeit junger Wissenschaftler ausgezeichnet, die im Rahmen einer deutsch-polnischen Zusammenarbeit entstanden ist oder einen bedeutenden Beitrag zu den deutsch-polnischen Beziehungen leistet. „Wir wollen uns gegenseitig kennen lernen und einen Beitrag zur Volkerverständigung leisten”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Vorpommern Jürgen Hahn. Die Preisverleihung fand im Rahmen der polnischen Kulturtage polenmARkT statt.

Hochkarätig besucht war die Preisverleihung.

In einem Grußwort lobte Prorektor Professor Frieder Dünkel das Nachbarland Polen als „unseren wichtigsten Partner“. Derzeit seien 80 polnische Studenten in Greifswald eingeschrieben. Der polenmARkT diene dem Austausch mit den polnischen Nachbarn. „Greifswald entwickelt sich zum Zentrum der polnischen Kontakte“, ergänzte Alexander Wöll, Vorsitzender des Vereins polenmARkT. Wöll, der auch Dekan der Philosophischen Fakultät ist, freute sich über die rege Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung.

Fotos: David Vössing

Michael Herbst erneut zum Prorektor nominiert

Prorektor Michael Herbst wurde für eine zweite Amtszeit nominiert.

Mit 20 Ja- und einer Gegenstimme wurde Professor Michael Herbst während der vergangenen Senatssitzung erneut zum Kandidaten für das Amt des Prorektors für Studium und Lehre nominiert. In der Dezembersitzung soll der bereits seit zwei Jahren amtierende Prorektor in seinem Amt bestätigt werden. Herbst ist an der Theologischen Fakultät als Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung tätig. Darüber hinaus ist der Theologe Behindertenbeauftragter der Universität.

Philosophische Fakultät: Dekan Wöll will Master-Studiengänge zu einem Ostsee-Master zusammenfassen

Neben Herbsts Nominierung waren auch neue Studiengänge der Philosophischen Fakultät Thema der vergangenen Senatssitzung. In einem kurzen Vortrag zeigte Professor Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät, die jüngste Entwicklung seiner Fakultät auf. Im letzten Wintersemester waren in der größten Fakultät 4622 Studenten eingeschrieben, was eine Überauslastung von etwa 200 Prozent bedeute. An Drittmittel seien in diesem Jahr 2,6 Millionen Euro eingeworben worden. Ab 2014 soll der neue Campus Löfflerstraße die Arbeitssituation normalisieren und „deutlich Schub nach vorne bringen“. In Anlehnung an das Ukrainum wird es im nächsten Sommer das Polonicum geben. Dabei handelt es sich um eine Sommerschule, die den Fokus auf die Ausbildung Interessierter Hörer in polnischer Kultur, Geschichte und Sprache setzt. Des weiteren ist vorgesehen, die vielen Masterprogramme für den Ostseeraum in einem “Ostsee-Master” mit verschiedenen Wahlmöglichkeiten zusammen zu fassen. Damit soll auch dem entgegengewirkt werden, dass viele Bachelorstudenten nach ihrem Abschluss an andere Hochschulen wechseln. Wöll erklärte, dass andere Universitäten bevorzugt kombinierte Masterstudiengänge anbieten würden. Dies sei nach Ansicht des Dekans bislang einer der Schwachpunkte der Greifswalder Alma Mater gewesen, den man damit beheben wolle.  Im Folgenden wurde jedoch weniger über den neuen Studiengang, als vielmehr über den  Sinn der Bologna-Reform gesprochen. Erik von Malottki, Präsident des Studierendenparlamentes meinte diesbezüglich, dass die Studierenden den Master als Regelabschluss an der Universität Greifswald fordern. Wöll sieht den Bachelor als „Katastrophe“ und Herbst hält achtsemestrige Bachelor-Studiengänge für „problemlos möglich“.

Insgesamt als “gut” bewerteten die Studenten die Lehrveranstaltungen

Die Evaluation der Lehrveranstaltungen stand ebenfalls auf der Agenda der Sitzung. Nach Angaben von Dr. Andreas Fritsch wurden diese von Studierenden insgesamt mit “gut” bewertet. Das gebe das Ergebnis der Qualitätssicherung zum genannten Evaluationsverfahren im Sommersemester 2010 wieder. Aus 8450 Fragebögen aus 281 Veranstaltungen konnten Studenten damals Feedback an die Professoren geben. Erfasst wurde auch der studentische Arbeitsaufwand pro Veranstaltung, der demnach durchschnittlich zwei Stunden betrage. Jeweils ein Viertel der Befragten benötige ein bis zwei, zwei bis drei oder mehr als drei Stunden Zeit zur Nachbereitung der Veranstaltungen.  Die Studenten sähen überwiegend keine zeitlichen Überschneidungen mit anderen Lehrveranstaltungen, so Fritsch weiter. Als negativ werde gesehen, dass die Studenten einen „wenig erlebbarer Nutzen“ hätten.

Vier Professuren ausgeschrieben

Der Senat diskutierte über die Theologische Fakultät.

Nachdem das Rektorat in der vergangenen Woche die Ausschreibung offener Professuren beschloss, wurde der Senat nun dazu angehört. Dieser bestätigte den Beschluss des Rektorats.  Dabei handelt es sich im Besonderen um zwei Professuren für die Medizinischen Fakultät, speziell um eine für Pädaitrische Immunologie sowie eine für Gynäkologie und Geburtshilfe. An der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät soll eine Juniorprofessor für Plasmadiagnostik neu besetzt werden. Nachdem Professor Frank Wätzold im September die Universität nach Cottbus verlassen hat, ist an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät die Professur für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie neu ausgeschrieben worden.

Fotos: David Voessing

Senatssitzung: Wie geht es weiter mit der Lehramtsausbildung?

Mathias Brodkorb: vollständige Verlagerung des Lehramtes nach Rostock nicht mehr aktuell

Der Senat der Universität Greifswald positionierte sich bei der Sitzung am 18. August deutlich für die Lehramtsausbildung. Die Dekane der Philosophischen und Theologischen Fakultät brachten einen Antrag ein, nachdem der Senat begrüßt, dass die Landesregierung die Lehrerbildung an beiden Standorten, in Greifswald und Rostock, nicht infrage stellen werde. Mathias Brodkorb, hochschulpolitischer Sprecher der SPD und Mitglied der Landesregierung, berichtete zuvor über den aktuellen Stand in der Staatskanzlei.

Keine vollständige Konzentration des Lehramtes in Rostock

Zunächst bedankte sich Brodkorb für die Einladung und sagte, er habe persönlich viel Verständnis dafür, dass die Lehramtsproblematik für die Senatsmitglieder von herausragender Bedeutung sei. „Mit vollständigem Verzicht auf die Lehramtsausbildung wird die Philosophische Fakultät in Zukunft infrage gestellt, auch die Theologische Fakultät sei gefährdet“, bewertete der SPD-Politiker. Die vollständige Aufhebung der Ausbildung von Lehramtsstudierenden in Greifswald sei nicht mehr aktuell, allerdings seien die Strukturen zu klären. Mit Hilfe von Daten solle der Lehrerersatzbedarf in Mecklenburg-Vorpommern ermittelt werden, Brodkorb wirft in diesem Zusammenhang den Hochschulen, dem Parlament und der Landesregierung Planungsversäumnisse in der Vergangenheit vor. Anschließend legte er zahlreiche Zahlen vor, diese seien aber zunächst noch vorläufig und beruhen teilweise nur auf Schätzungen – die endgültige Erhebung sei noch nicht abgeschlossen.

Demnach betrage in den Jahren 2020 bis 2025 der Lehrerersatzbedarf etwa 500 Stellen, daher könnten schätzungsweise 470 Lehrer für alle Schultypen pro Jahr neu eingestellt werden. Mit verschiedenen Zahlen über die Länge des Referendariats, Abbruchquoten während des Studiums und Schwund nach dem Staatsexamen jonglierte Brodkorb anschließend – für die Validität dieser Daten kann er allerdings nicht bürgen. Insgesamt spricht der Landtagsabgeordnete von einer Gesamtkapazität von 4.000 Studienplätzen. „Rostock kann also nicht alleine ausbilden“, erläutert Brodkorb. Dennoch soll Rostock der zentrale Standort für die Lehrerbildung im Land werden. Der hochschulpolitische Sprecher warnt dabei vor „hochschulpolitischen Kannibalismus“ und schildert, dass es Regeln geben sollte: „Das Land muss darauf bestehen, dass es ein minimales Kontingent an allen Fächern gibt und dass die Gesamtzahl nicht den Bedarf überschreitet. Dazwischen gibt es viel Raum zur Gestaltung.“

“Klasse statt Masse”

Dekan der Philosophischen Fakultät Professor Alexander Wöll betonte nach Brodkorbs Ausführungen, dass die Greifswalder Universität in Ranking zur Lehramtsausbildung in Deutsch und Englisch oben sei und betont, wie wichtig doch Klasse statt Masse sei. „Für die qualitativ gute Ausbildung ist es nötig, dass die Bildungswissenschaften vor Ort bleiben“, argumentiert der Lehrstuhlinhaber für Ost- und Westslawische Philologie. Anschließend wurde der Antrag der Studiendekane besprochen. Auszugsweise lautet dieser:

„Für die qualitativ angemessene Lehrerbildung sind die ausbildenden Fakultäten der Universität Greifswald fachlich vorbereitet. Sie sind dazu kapazitär in der Lage, sowohl fachwissenschaftlich als auch erziehungswissenschaftlich. Der Senat empfiehlt dem Rektorat der Universität für die Verhandlungen über die Zielvereinbarungen folgende Eckpunkte als Position der Universität Greifswald in Fragen der Lehrerbildung:

Die Universität beabsichtigt auch künftig sowohl Gymnasial- als auch Regionalschullehrer/innen auszubilden.

Die Umsetzung der bildungswissenschaftlichen Stellen nach Rostock wird abgelehnt.“

Auch das Studierendenparlament (StuPa) reichte einen Antrag ein, dieser ging aber laut Antragssteller und StuPa-Präsident Erik von Malottki im Dekan-Antrag mit ein, welcher anschließend einstimmig angenommen wurde.

Fotos: Sandro Teuber (Aufmacher), Christine Fratzke (Mathias Brodkorb)