von Christine Fratzke | 24.07.2010
Ungewohnte Szenen spielten sich am Sonnabend, dem 24. Juli, am Museumshafen ab. Ursprünglich sollte ein Flashmob mit dem Motto „Beer floating“ nach finnischem Vorbild stattfinden. Die Idee: Alle, die wollten, sollten sich ihre Luftmatratze oder Ähnliches schnappen, sowie ein paar Freunde und Bier oder andere Getränke und sich damit auf dem Ryck treiben zu lassen. Doch es kam anders. Der Flashmob begann um 14 Uhr, allerdings sind nur wenige gekommen. Zwei Boote schipperten bereits im Ryck, ein paar Schlauchboote wurden an Land aufgepumpt. Man entschied sich auf Grund der geringen Teilnahme, den Flashmob abzubrechen.
Teilnehmer Andreas verkündet, unter wachsamen Augen, den Abbruch des Flashmobs.
Das erfreute die Greifswalder Polizei, die mit vielen Beamten zahlreich am Museumshafen vertreten war. Sie nahmen sich Andreas, der den Abbruch der Aktion verkündete, zur Seite – und ließen verkünden, dass die Aktion keineswegs geduldet sei. Es handele sich bei diesem Flashmob um keine angemeldete Veranstaltung. Weiterhin werde die Sicherheit gefährdet, wenn man Boote alkoholisiert fahren würde und die Anwesenden sollen sich zurückziehen. „Ich musste nun die Veranstaltung anmelden, so wurde es mir angeraten. Das dauert nun aber zwei Wochen“, sagt Andreas, der als Verantwortlicher für die Veranstaltung von der Polizei auserkoren wurde.
Wasserpolizei mit Motorboot versus Schlauchboot.
2,3 Promille auf dem Boot
Zwei junge Männer, die sich bereits im Schlauchboot auf dem Ryck befanden, interessierte das zunächst wenig. Sie schipperten vor sich hin – die Wasserpolizei intervenierte. Dabei kam es zu einer kurzen Verfolgung. Doch das Schlauchboot musste sich schnell geschlagen geben. Personalien wurden aufgenommen, der Blutalkohol getestet. 2,3 Promille wurden gemessen.
Die Stimmung war gedrückt. Eine kleine Gruppe ist extra aus Rostock angereist – samt Schlauchboot. Manche Anwesende machten aber aus der Not eine Tugend und setzten sich an Land in ihre Schlauchboote und tranken dort ihr Bier. Nach und nach verließen sie den Museumshafen, auf mehrmals ausdrücklich geäußerten Wunsch der Polizei. „Warum funktioniert sowas in Finnland, aber nicht in
Aus der Not eine Tugend machen.
Deutschland?“, fragte eine Teilnehmerin in die Runde. Sie gab sich die Antwort selbst: „Weil wir in Deutschland sind.“ Die Flashmobber sind dann weiter zur Fleischerwiese gezogen und hofften, wenigstens dort die Schlauchboote zum Einsatz kommen zu lassen.
Fotos: Christine Fratzke
von Christine Fratzke | 16.07.2010
Eine Satire von Christine Fratzke
Hossa! Ganz Schönwalde und Ostseeviertel fieberte seit einem Jahr DEM kulturellen Ereignis Greifswalds entgegen. Ach, was heißt Greifswald? Es ist das Großereignis in der Region, in ganz Mecklenburg-Vorpommern, wenn nicht sogar in ganz Deutschland! Ab heute, dem 16. Juli, wird sich das verschlafene Wieck wieder in ein pulsierendes Volksfest verwandeln: Das Fischerfest beginnt. Und ganz Schönwalde ist auf den Beinen.
Was es da gibt? Für sagenhaft günstige 2,50 Euro Eintritt ein ganzer Ballermann-Urlaub. Warum weit weg fahren, wenn man tolle Schlager- und Atzenmusik auch hier haben kann, dazu passt auch die Stimmung. Ausgelassen und euphorisch wird nämlich hier gefeiert, der obligatorische Sangria-Eimer darf auch nicht fehlen – sagen sich vermutlich die vielen 10- bis 15-Jährigen. Viele Familien gibt es, allerdings fällt man als Student und Studentin übrigens richtig auf, wir empfehlen daher angemessene (Ver)-kleidung.
Daneben locken tolle Würstchenbuden, viele Stände mit allem nützlichen und ästhetisch bestechendem Krimskrams und bezahlbare Fahrgeschäfte. Was von der sommerlichen Gute-Laune-Sause ablenken könnte, wären die 50 alten Schiffe und das Feuerwerk am Sonnabend, aber darüber sieht der geneigte Besucher auch weg. Nach zehn Bier und mehr stellt das ja auch kein Problem dar. Noch bis Sonntag geht die feucht fröhliche Feier und dann heißt es wieder, ein Jahr auf das nächste kulturelle Großereignis warten. Hossa.
Fotos: Christine Fratzke
von Julia | 17.04.2010
Gestern wurde das neue Caspar-David-Friedrich-Denkmal an seinem zukünftigen Standort in der Lappstraße aufgestellt, bereits heute wurde es Zielfläche für eine merkwürdige Aktion. Den Passanten bot sich heute morgen ein unerwartetes Bild, als eine offene Kloschüssel auf einem BronzeStahlsockel neben dem Denkmal stand.
Kloschüssel auf dem CDF-Denkmal
In den vergangenen Wochen hatte es regelmäßig Kritik an der Denkmalsaufstellung in Greifswald gegeben, wie auch auf dem webMoritz schon öfter zu lesen war. Ob die Aktion als Protest gedacht ist, bleibt jedoch unklar. Kritiker hatten bemängelt, dass das Denkmal durch eine private Initiative zustandegekommen sei, die dafür aber öffentliche Fördergelder erhalten habe. Zudem wurde bemängelt, dass die Ausschreibung für Künstler nur auf Norddeutschland begrenzt war – angesichts der Bedeutung Caspar-David Friedrichs hätte sie nach der Meinung von Kritikern, auch aus dem Capsar-David-Friedrich-Institut der Universität, international ausfallen sollen. Zudem hatte einige Politiker gestört, dass das Denkmal auf einem Privatgrundstück von Bürgerschaftspräsident und MdL Egbert Liskow (CDU) aufgestellt wurde. Die feierliche Einweihung des Denkmals ist für den 8. Mai vorgesehen.
Kloschüssel auf dem CDF-Denkmal
Vorbeilaufende Bürger zeigten sich empört und äußerten ihren Unmut mit Sätzen wie: „Auf welche Ideen manche Leute kommen?!“ Eine Passantin bemerkte treffend: „Das hat wohl jemand heute Nacht da hingestellt.“
Inzwischen erbarmte sich ein Kunstfreund und entfernte die Toilette ein wenig vom Denkmal:
Ein Kunstfreund stellte die Kloschüssel später neben das Denkmal.
Was die Aktion sollte und ob sie überhaupt etwas mit dem Denkmal zu tun hat, ist derzeit unklar. Seitens der für das Denkmal zuständigen Helmut-Maletzke-Stiftung konnten wir heute leider niemand für eine Stellungnahme erreichen. Auf der Unterseite des Klodeckels war ein Stadtplan angeklebt, jedoch ohne weitere Hinweise auf eine beabsichtigte Aktion:
Stadtplan auf Klodeckel
Bilder: Julia Löcherbach
von Gabriel Kords | 01.04.2010
Wie wir bereits vor einigen Stunden getwittert haben, erreichte uns heute Mittag ein Fotobeweis für ein schon länger existierendes Gerücht: Im Fuhrpark der Universität gibt es bereits seit mehreren Monaten eine Limousine der Marke Maybach. Das entsprechende Foto erhielten wir vom Leser „LSDSL“.
Unser Leser "LSDSL" fotografierte den Maybach heute auf dem Hof des Uni-Fuhrparks.
Die Universität, die die Existenz eines solchen Fahrzeugs noch im Januar zurückgewiesen hatte (für die Beantwortung unserer Anfrage aber damals über zwei Wochen benötigte), bestätigte inzwischen angesichts des Beweisfotos gegenüber dem webMoritz offiziell, dass der Fuhrpark über ein solches Fahrzeug verfüge und dass es der persönliche Dienstwagen des Rektors, Professor Rainer Westermann, sei. Wie auf dem Foto zu erkennen ist, handelt es sich um einen Maybach 62S, dessen genauer Marktwert zwar nicht bekannt ist, aber deutlich über 400.000 Euro liegen dürfte. (mehr …)
von Carsten Schönebeck | 12.01.2010
Die andauernde Arndt-Debatte und der sich darum wiegende Streit um den akademischen Anspruch der einzelnen Beiträge tendiert dazu, einige Interessierte zu überfordern und abzuschrecken. Wir wollen daher aus Anlass der laufenden Urabstimmung versuchen, uns Arndt einmal von einem gänzlich anspruchslosen Standpunkt zu nähern.
Ernst Moritz Arndt, 1843 ein Portrait von Johann Ferdinand Bender
Dank der guten Kontakte des webMoritz ins Milieu studentischer Verbindungen und Burschenschaften ist uns vor kurzem folgender Text zugespielt worden, der je nach Sichtweise als Hom- oder Persiflage auf Arndts Lied „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ betrachtet werden kann. In ihrer schlichten Thematik spricht diese moderne Fassung aus dem Jahr 1990 durchaus auch den modernen Studenten an.
Der Gott, der Hopfen wachsen ließ,
der wollt auch, daß man zechte,
drum gab er irden Trinkgefäß
dem Mann in seine Rechte,
und gab ihm auch den kühlen Trunk
zum Durst der freien Kehle,
daß ihm nicht werde schwer das Blut
und nicht verdorrt die Seele!
So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechten Freuden halten,
und nimmer, wenn der Becher rollt,
nur Grillenhaare spalten;
doch wenn auch Tant und Oheim spricht:
Aus Euch wird nie was werden!
Wir gleichen doch, das spüren wir,
beim Bier dem Herrn auf Erden.
O Deutschland, heilges Vaterland!
O deutsches Bier uns bräue!
Du hohes Land, du schönes Land,
dir kommen wir aufs Neue!
Wir schlucken derer ganze acht,
der neunte kommt getraben
den ziehn wir durch den Halses Schacht
und wolln den zehnten haben.
Trink Brause, wer nur Brause mag,
doch reiß er sich zusammen,
daß er nicht stör den Hochgesang,
der biererprobten Mannen!
So hebt die Humpen himmelan,
umkreisen uns die Wände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Bierschlacht hab kein Ende!
Laßt klingen, was nur klingen kann!
Trompeten, Trommeln, Flöten!
Wir wollen heute Glas für Glas
das Faß im Keller töten!
Trinkt aus das goldne Gerstenblut
bis auf die letzte Lache,
das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache!
Laßt gehn uns, wer noch gehen kann!
Bierecht wehn unsre Fahnen!
Wir wollen wankend Mann für Mann
Den Weg uns heimwärts bahnen.
Auf hebet noch ein letztes Bier,
stoßt an, ihr kühnen Reihen,
bald liegen wir wie tod im Nest,
im süßen Rausch vom Feiern.
Foto: gemeinfrei, Autor: Gerhard Richwien
von Gabriel Kords | 11.01.2010
Seit heute Morgen stimmt die Greifswalder Studierendenschaft in der ersten Urabstimmung der Geschichte der Universität über die Frage ab, ob die Uni ihren Namenspatron „Ernst Moritz Arndt“ ablegen soll oder nicht. Die Debatte berührt seit ihrem neuerlichen Ausbruch bei der Vollversammlung im Sommer 2009 nicht nur die studentische Öffentlichkeit. Aus Anlass der nun begonnenen Urabstimmung meldeten sich in diesen Tagen auch die kommunalpolitische Prominenz zu Wort. Den Anfang machte Jost Aé, jahrelanges Bürgerschaftsmitglied der SPD. Er schrieb an die Initiative Uni ohne Arndt anlässlich der auf des webMoritz veröffentlichten Gastbeitrags von Prof. Dr. Helmut Klüter unter anderem:
„Nicht die Zeiten sind verantwortlich, sondern wir sind für sie verantwortlich. Es wird sich daher zeigen, ob in unserer Alma Mater genügend weltbürgerlicher Geist und Mut herrschen, einen Namen abzulegen, dem diese Ehre nicht gebührt. Schon eine Kaserne nach Arndt zu benennen, hielte ich heute für bedenklich.“
Axel Hochschild
Am heutigen Tage meldete sich, wie an verschiedenen Stellen im Internet (z. B. hier) zitiert wird, auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Axel Hochschild zu Wort. Er lässt mitteilen:
„Die CDU-Fraktion hat sich auf ihrer letzten Fraktionssitzung eindeutig gegen eine Namensänderung ausgesprochen. Es gibt hierfür keine wirklichen Gründe. Wir haben als CDU-Fraktion alle anderen Fraktionen aufgerufen sich ebenfalls klar zu positionieren.“
Die CDU argumentiert dabei zunächst wirtschaftlich. In der Pressemitteilung heißt es:
„Namensänderungen sind immer mit Kosten verbunden. Gerade in den Zeiten knapper Kassen, sollte man sich genau überlegen wofür man das wenige Geld ausgeben möchte. Aus Sicht der CDU-Fraktion solle man besser daran arbeiten die Studienbedingungen, Stichwort Bologna Prozess , in Greifswald weiter zu verbessern, so Hochschild. Die jetzige Debatte sei für die Universität eher schädigend.“ (mehr …)