moritz.playlist: Berq

moritz.playlist: Berq

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hört Musik, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist, und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Wer in Deutschland nach jungen, aufstrebenden und erfolgreichen Künstlern sucht, der hat diese in den letzten Jahren meist im Deutschrap gefunden. Ein junger Mann aus Hamburg ändert das. Berq, bürgerlich Felix Dautzenberg, hat sich in den letzten anderthalb Jahren quasi mit einer Bewerbungsmappe als neue musikalische Hoffnung etabliert. Irgendwo zwischen Indie und Pop zu verorten, bringt er Musik mit ganz klarem Wiedererkennungswert auf die Platte. Wer sich mit nur sieben Liedern einen Namen macht, den sollte man sich genauer anschauen. Also tun wir das. Hier und jetzt.

Ein wahres One Trick Pony

Lauscht man in eine Single von Berq, so gibt es einen immer wiederkehrenden Effekt: Die eigene Laune sinkt. Der Gemütszustand bewegt sich auf einem dramatischen Weg Richtung Melancholie und Herzzerrissenheit. Warum sollte man sich das freiwillig antun? Gute Frage. Die noch bessere Antwort: Weil dieser dramatische Weg umsäumt ist von einer Landschaft aus großartiger Pianistik. Umsäumt von einer Stimme, die ein Ende der Notenleiter nicht kennt und Worte so fesselnd dramatisch in die Länge zieht.

Die Thematik ist dabei immer die selbe: zerbrochene Beziehungen, der Betrug einer eigentlich eng vertrauten Person und die damit verbundene Unfähigkeit, noch an die wahre Liebe glauben zu können. Ein wahres One-Trick-Pony, wie man im Englischen zu pflegen sagt. Aber eben auch ein verdammt gutes. Dass dieses Merkmal kein Hindernis sein muss, das sieht man ja seit Jahren bei Taylor Swift, nicht wahr?

Überzeugt euch selbst, mit seinem erfolgreichsten Werk „Rote Flaggen“, das auf Youtube und Spotify jeweils die Millionenmarke geknackt hat. In dem Song beschreibt Berq die Beziehung zu einer Frau, die eigentlich aus gutem Grund beendet ist. Zu viele Warnzeichen, zu häufiges falsches Verhalten, kurz: zu viele „rote Flaggen“ (red flags) die die andere Person abgibt. Und doch ist das Verlangen da, wieder zurückzugehen, auch wenn das Gewissen das Herz anschreit, es nicht zu tun. Drum geht er nur nachts zu ihr hin, denn dann sieht er die roten Flaggen in ihrer Einfahrt nicht. Ein Selbstbetrug, der dann auffliegt, wenn ihn am Morgen die „nackte Wahrheit im Bett in die Knie zwingt“.

Tipp: Kickt mit Kopfhörern noch mehr.

Mit einer Unibewerbung in die Charts

Als Felix im Sommer 2022 sein Abitur in der Tasche hatte, war für ihn klar, dass er sich in seiner Zukunft mit Musik beschäftigen möchte. Nicht umsonst hatte er zuvor jahrelang freiwillig samstags Musiktheorie-Unterricht genommen und versucht, das Gelernte im spärlich eingerichteten Kellerstudio seines Elternhauses umzusetzen. Aber Berq wollte eigentlich kein Star werden. Seine erste und bislang einzige EP „Rote Flaggen“ war ursprünglich eine Bewerbungsmappe für die Popakademie Mannheim. Noch bevor er eine Einladung für die Akademie erhielt, entschloss er sich, seinen ersten Song „Echo“ doch online zu stellen. Keine gänzlich schlechte Idee. Besonders auf TikTok verbreitet sich das Lied wie ein Lauffeuer.

Auch die anderen Werke des heute 20-jährigen bekamen ein paar Funken dieses Lauffeuers ab und loderten immer heller. Mein persönlicher Favorit ist dabei „Achilles“. Nicht wegen meiner Leidenschaft für die griechische Mythologie, sondern wegen Zeilen wie diesen):

Und danke für die Bindungsängste, krass, dass du das zweimal schaffst
Bin dankbar für die Superkraft
Dass du mich zum Achilles machst
(Unsterblich, weil ich geh, wenn ich Gefühle seh)

Und danke für die Bindungsängste, für die Reste in der Brust
Wo bei anderen ein Herz sitzt
Denkst du, dass das hier ein Scherz ist?
Vielleicht weil heute nicht mehr März ist

Berq in „Achilles“

Ihr seht, das Ganze ist nichts für die Untermalung der sonntäglichen Kaffeetafel bei den Großeltern. Aber das soll es auch nicht sein.

Big Business bei Böhmermann

Die Größe eines Musikers zeigt sich für mich besonders, wenn man sieht, dass er die Schönheit eines Liedes auch live und vor Publikum rüberbringen kann. Im Studio können Autotune und Co. auch große Fehler kaschieren. Auf der Bühne ist dann die Stunde der Wahrheit. Es sei denn, es wird Playback gesungen. Aber Künstler*innen, die das machen, sollte man ihren Titel sowieso aberkennen. Zurück zu Berq: Der im Jahr 2004 geborene Hamburger hat bewiesen, dass Bühnenpräsenz kein Fremdwort für ihn ist. Zuerst tat er das bei der Late-Night-Show Inas Nacht, im Oktober 2023 dann eine Nummer größer in Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“. Ein großartiges Zusammenspiel von Orchester, Licht und Stimme. Aber schaut und hört selbst hinein:

Der Auftritt im Zweiten Deutschen Fernsehen wird rückblickend wohl der Moment sein, der seiner Karriere den finalen Schub auf die Spitze des Erfolgsberg(q)es gegeben hat. Deshalb heißt es jetzt:

Es geht auf Tour!

In diesem Sommer führt Berq seine im vergangenen Jahr begonnene Reise über verschiedene, meist regionale Festivals fort. Vom 8. bis 11. August macht er auch in unserem schönen MV halt, beim About You Pangea Festival in Ribnitz-Damgarten. Später beginnt passend zum melancholischen Winter neben der kalten Jahreszeit auch seine erste eigene Solotour. In zahlreichen Großstädten in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist er unterwegs. Viele Karten waren bereits vor dem offiziellen VVK-Start vergriffen, da er mit versteckten QR-Codes in den Tourstädten schon eine Art Early-Access geboten hat, der etwas aus dem Ruder gelaufen ist. 80 Prozent der Tickets wurden nur durch die Codes vergeben. Aber kein Grund zu verzagen: Gleichzeitig mit seiner neuesten Single „Heimweg“ veröffentliche Berq Anfang Juli Daten für eine Zusatztour Anfang 2025.

Eine große Zukunft, wenn:

Dass Berq musikalisch großartige Voraussetzungen für eine lange und erfolgreiche Karriere hat, das ist wohl offensichtlich. Wenn er sich seiner Art, die ihn bis zu diesem Punkt gebracht hat, treu bleibt und gleichzeitig thematisch etwas vielfältiger wird, gibt es nach oben keine Grenzen. Dass er vor kurzem in die Künstlerhochburg Berlin gezogen ist, wird ihm sicher helfen, noch größere Features als das bisher einzige Feature mit ENNIO zu verwirklichen.

So verbleibe ich, passenderweise, mit dem Outro Song seiner EP „Einmal verliebt“. Peppt eure Playlist gerne mit diesem oder einem anderen Lied von Berq auf. Aber: Klaget nicht, wenn die Laune wie bei einer Achterbahn zunächst rasant nach unten geht. Wobei, bei der Achterbahn ist das auch der schönste Teil, nicht wahr?

Beitragsbild: Felix Aaron / Landstreicher Booking

Rezension – William Shakespeares „Romeo und Julia“ am Theater Vorpommern

Rezension – William Shakespeares „Romeo und Julia“ am Theater Vorpommern

Es ist die wohl berühmteste Liebestragödie aller Zeiten. Eine Geschichte von einer verbotenen Liebe auf den ersten Blick, von zwei verfeindeten Familien im italienischen Verona – die Rede ist selbstverständlich von Romeo und Julia. Seit dem 07.06.2024 wird William Shakespeares Meisterwerk in Form eines Sommer Open Air am Theater Vorpommern aufgeführt. Auch der webmoritz. durfte wieder einmal an einer Inszenierung teilnehmen und kann nun davon berichten.

„Kein Leidensweg war schlimmer irgendwo als Julias und ihres Romeo.“ 

Zwischen den Familien Montague und Capulet herrscht ein scheinbar nicht beilegbarer Bürgerkrieg. In den Straßen von Verona kommt es immer wieder zu heftigen Kämpfen und Blutvergießen zwischen den Beteiligten und auch die politischen Instanzen vermögen nichts auszurichten, selbst unter Androhung der Todesstrafe. Doch inmitten der Auseinandersetzungen und des Hasses passiert das Undenkbare, das schlichtweg Verbotene. Auf einem Fest der Capulets treffen zwei Sprösslinge der verfeindeten Familien, Romeo Montague und Julia Capulet aufeinander und verlieben sich. Heimlich wird eine Vermählung durch den Pater Lorenzo geschlossen, das Glück der Liebenden scheint vollkommen. Doch es soll nicht, darf nicht sein. Auf offener Straße entbrennt ein Streit zwischen Romeos Freund Mercutio und Julias Vetter Tybalt. Als Romeo dazwischengeht, wird Mercutio tödlich verwundet. Im Zorn tötet Romeo den Angreifer Tybalt und zahlt dafür die Konsequenzen. Er wird aus Verona verbannt. Während seiner Abwesenheit beschließt Julias Vater, seine Tochter mit dem Grafen Paris zu verheiraten. Ein durch Pater Lorenzo initiierter Plan, Julia zu retten, schlägt fehl. Unwissenheit und eine tragische Verkettung von Ereignissen treiben Romeo und Julia schlussendlich in den Selbstmord, ihn durch Gift und sie durch den Dolch ihres Geliebten. Eine sinnlose Familienfehde sorgt dafür, dass die Liebenden erst im Tod miteinander vereint sein können. Shakespeares Tragödie, geschrieben 1597, fasziniert auch heute noch Menschen auf der ganzen Welt und sorgt immer wieder für Adaptionen im Theater, Film und Literatur.

Was dürfen die Zuschauer*innen erwarten?

Inszeniert wird das Stück in seiner deutschen Fassung nach Frank Günther durch Regisseur Jens Kerbel (*1975). Anlässlich des Caspar-David-Friedrich-Jahres 2024 darf man sich als  Zuschauer*in in dieser Sommersaison insbesondere auf die außergewöhnliche Kulisse der Klosterruine Eldena freuen, in welcher das Stück Open-Air aufgeführt wird. Das romantisch anmutende Gemäuer, kombiniert mit der authentisch-zeitgenössischen Kostümierung auf den zuvor veröffentlichten Pressefotografien sind es, durch die man bereits vor der Aufführung gedanklich in das elisabethanische Zeitalter (1558-1603) einzutauchen vermag. Auch ohne die Geschichte zu kennen, kann man sich anhand der Bilder bereits auf wilde Degen-Kämpfe, Geschrei, auf heftige Emotionen und Leidenschaft einstellen. Mit Shakespeares Werk bereits vertraute Zuschauer*innen hingegen dürfen sich während der Vorstellung auf die Suche nach den zahlreichen Gegensatzmotiven der Tragödie begeben, die hier theatral aufgearbeitet wurden. Seien es „Hass und Liebe, Melancholie und Glück, Alter und Jugend, Verliebtheit und Sexismus, Herrschaft und Diener, weltliche und religiöse Gewalt, Tragik und Komik“. Spannung und Faszination sind garantiert!

Besucher*innen der zuletzt vom webmoritz. rezensierten Theaterproduktion „der herzerlfresser“ werden bei den Darsteller*innen auf altbekannte Gesichter treffen, wie Philipp Staschull als Romeo, Amelie Kriss-Heinrich als Amme/Fürstin und Olivier Günter als Mercutio. Umso freudig gespannter war der webmoritz. vor der Aufführung am 21.06. auf die vielen anderen Schauspieler*innen und ihre Rollen!

Eindrücke aus einer gelungenen Vorstellung

Wenn ich an den Freitagabend zurückdenke, fällt mir zunächst einmal nichts anderes ein als „Was war das bitte wieder einmal für eine geniale Produktion des Theaters Vorpommern?“ Bereits zu Beginn des Stücks wurde den Zuschauer*innen mitgeteilt, dass es sich zwar um eine im Wortlaut getreue Wiedergabe von Shakespeares Werk handelt, jedoch mit verschiedenen modernen Stilmitteln versehen wurde. Wer also befürchtet, hier ausschließlich mit bitterem Ernst und Tragik konfrontiert zu werden, kann beruhigt werden. Seien es Party-Szenen, das Einbeziehen des Publikums auf der Suche nach einer passenden Frau für Romeo, der BMW des Grafen Capulet (Hannes Rittig) oder der markante Ausruf „JuLiAaAaA“ der Lady Capulet (Gabriele Völsch) sorgten für Lacher seitens des Publikums. Auch für Musik-Liebhaber*innen ist etwas dabei. So sorgten die wunderschönen Soli von Julia-Darstellerin Nora Hickler, Amelie Kriss-Heinrich und Philipp Staschull für Gänsehaut-Momente und angehaltenen Atem. Außerdem fanden Künstler*innen wie ABBA („Lay All Your Love On Me“) und Kylie Minogue („Can’t Get You Out of My Head“) Eingang in das Stück, was immer wieder für Schmunzeln und eine erfrischende Abwechslung sorgte. Was die schauspielerische Leistung betrifft, so weiß ich gar nicht, wen ich am meisten hervorheben soll. Jede Rolle war großartig und treffend besetzt und die Kostümierung durch Toto begeisterte in Sachen Authentizität und moderner Touch. Hinsichtlich der Kulisse machte mich meine Begleitung als Kunsthistoriker darauf aufmerksam, dass die Klosterruine Eldena als „sterbende Architektur“ mit in das Stück integriert wurde, beispielsweise in Form der berühmten Balkon-Szene. In Kombination mit verschiedenen Nebel- und Lichtelementen kam diese natürlich ganz besonders in der Dunkelheit zur Geltung.

Weniger dem Stück selbst als glücklichen Zufällen gedankt, sorgte zunächst ein Turmfalke für passende tierische Untermalung der Lerchen-Szene und zusätzlich das Wetter dafür, dass ausgerechnet in dramatischen Momenten zunächst ein leichter Regen einsetzte, die Spannung durch ein nahes Gewitter gesteigert wurde und schließlich wenige Minuten nach dem tragischen Tod der beiden Liebenden und dem Ende der Vorstellung ein heftiger Wolkenbruch einsetzte.

Insgesamt war es ein fantastischer Abend, sodass ich das Ensemble für ihre gelungene Produktion nur loben und mich bedanken kann.  

Weitere Termine

Ihr möchtet selbst einmal in die Welt zweier verfeindeter Familien und in die tragische Liebesgeschichte ihrer beiden Kinder eintauchen? Dann ist Beeilung geboten, denn die nächsten beiden Aufführungstermine sind bereits ausverkauft! Weitere Informationen gibt es hier.

  • 02.07. / 19:30 Uhr; ausverkauft
  • 10.07. / 18:00 Uhr; ausverkauft
  • 11.07. / 19:30 Uhr
  • 13.07. / 19:30 Uhr
  • 14.07. / 18:00 Uhr
  • 16.07. / 18:00 Uhr
  • 17.07. / 19:30 Uhr
  • 18.07. / 19:30 Uhr; Letzte Vorstellung

Beitragsbild: Peter van Heesen


Zur Person der*des Autor*in

moritz.playlist: MiyaGi & Endspiel

moritz.playlist: MiyaGi & Endspiel

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hört Musik, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist, und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Russischer Rap hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht und Künstler wie Miyagi und Andy Panda, auch bekannt als Endspiel, stehen an vorderster Front dieser Bewegung. Ihr einzigartiger Stil und ihre tiefgründigen Texte haben sie zu einer der bekanntesten und einflussreichsten Duos in der russischen Musikszene gemacht. Diese beiden Künstler haben es geschafft, nicht nur die Herzen der russischen Rap-Fans zu erobern, sondern auch international Aufmerksamkeit zu erregen. Doch wer sind diese außergewöhnlichen Musiker, und was macht sie so besonders? Lasst uns gemeinsam einen genaueren Blick auf ihre Karriere und ihr Werk werfen.

Wer sind Miyagi und Andy Panda?

Miyagi, mit bürgerlichem Namen Azamat Kudzaev, wurde am 13. Dezember 1990 in Vladikavkaz geboren, der Hauptstadt der Republik Nordossetien-Alanien in Russland. Er begann seine Musikkarriere im Jahr 2007 unter dem Namen „Shau“, bevor er sich in Miyagi umbenannte – inspiriert von Mr. Miyagi aus dem Film „Karate Kid“. Sein musikalischer Weg führte ihn durch verschiedene Phasen und Stile, wobei er sich durch seine einzigartige Mischung aus Rap, Reggae und tiefsinnigen Texten auszeichnete. Miyagi gründete 2014 sein eigenes Label „Asata“, was ihm die kreative Freiheit gab, seine musikalischen Visionen zu verwirklichen​.

Miyagi stammt aus einer angesehenen Familie; sein Vater ist ein bekannter Chirurg. Trotz dieser soliden Basis entschied sich Miyagi, seiner Leidenschaft für die Musik zu folgen. Sein Weg war geprägt von Selbstfindung und der Suche nach einem eigenen Stil, was in der Gründung seines Labels „Asata“ mündete.

Andy Panda, ursprünglich bekannt als Soslan Burnazev, wurde am 2. Oktober 1995 ebenfalls in Vladikavkaz geboren. Anfangs spielte er Fußball, bevor er sich der Musik zuwandte. Unter dem Künstlernamen „Endspiel“ startete er seine Karriere und veröffentlichte seine ersten Werke, inspiriert vom Film „Operation: Endgame“. Im Jahr 2018 änderte er seinen Namen zu Andy Panda, was seine musikalische Wiedergeburt symbolisierte. Gemeinsam mit Miyagi bildet er das Duo, das sowohl in Russland als auch international Anerkennung gefunden hat​.

Andy Panda begann seine musikalische Reise als Jugendlicher und entwickelte sich schnell zu einem talentierten Rapper. Sein Wechsel von „Endspiel“ zu Andy Panda markierte eine bedeutende Phase in seiner Karriere, in der er seine künstlerische Identität neu definierte und weiterentwickelte​.

Die musikalische Reise

Das Duo Miyagi & Andy Panda wurde 2015 gegründet und schnell zu einem festen Bestandteil der russischen Hip-Hop-Szene. Ihre Musik ist bekannt für eingängige Beats, tiefgründige Texte und eine Mischung aus verschiedenen Musikgenres, darunter Rap, Reggae und Trap. Ihre Lieder behandeln oft Themen wie das Leben, innere Kämpfe und die Suche nach Frieden und Glück. Diese Themen, gepaart mit ihrer einzigartigen musikalischen Darbietung, machen sie besonders und ansprechend für ein breites Publikum.

Einer ihrer bekanntesten Songs, „I Got Love„, der 2016 veröffentlicht wurde, hat Millionen von Aufrufen auf YouTube und Streaming-Plattformen erreicht und zeigt die emotionale Tiefe und musikalische Vielseitigkeit des Duos. Der Erfolg dieses Tracks hat ihre Position als führende Künstler in der russischen Musikszene gefestigt und ihnen internationale Anerkennung eingebracht​.

Was macht sie besonders?

Was Miyagi & Andy Panda wirklich auszeichnet, ist ihr innovativer Sound. Ihre Musik zeichnet sich durch ihre Authentizität und emotionale Tiefe aus. Ihre Fähigkeit, persönliche und gesellschaftliche Themen in ihren Liedern zu behandeln, spricht viele Hörer*innen an. Ihre Musikvideos sind visuell beeindruckend und unterstützen die emotionale Wirkung ihrer Songs. Sie schaffen es, verschiedene Musikstile zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. Ihre Lieder beinhalten oft Elemente aus Reggae, Dub, Hip-Hop und sogar orientalischen Musiktraditionen. Dies verleiht ihren Tracks eine besondere Tiefe und Vielseitigkeit, die in der heutigen Musiklandschaft selten ist.

Miyagi & Andy Panda haben es geschafft, weit über die Grenzen Russlands hinaus bekannt zu werden. Ihre Musik hat internationale Fans gefunden, und ihre Konzerte sind weltweit gut besucht. Dies ist nicht nur ihrer Musik, sondern auch ihrer Präsenz in den sozialen Medien zu verdanken, wo sie regelmäßig mit ihren Fans interagieren und Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit geben. Miyagi & Andy Panda haben die russische Rap-Szene maßgeblich beeinflusst. Sie haben gezeigt, dass Rap mehr sein kann als nur schnelle Rhythmen und harte Beats. Ihre Musik ist ein Beweis dafür, dass Rap auch melodisch und tiefgründig sein kann. Viele junge Künstler*innen in Russland sehen sie als Vorbilder und lassen sich von ihrem Stil inspirieren. Besonders beeindruckend ist, wie sie es schaffen, trotz ihres Erfolgs authentisch zu bleiben. Sie haben nie ihre Wurzeln vergessen und nutzen ihre Plattform, um wichtige Themen anzusprechen und ihre Community zu unterstützen.

Круговорот

Miyagi & Andy Panda haben mit Круговорот (ausgesprochen: Krugoworot) einen Song geschaffen, der die Essenz des Lebens und seiner unaufhörlichen Zyklen meisterhaft einfängt. Der Titel, übersetzt „Kreislauf“, nimmt die Hörer*innen mit auf eine emotionale Reise durch die Höhen und Tiefen des Daseins.

Gleich zu Beginn fesselt Круговорот mit einer atmosphärischen Einleitung, die von einer sanften Melodie und tiefen Beats getragen wird. Diese musikalische Basis zieht die Zuhörer*innen sofort in ihren Bann und schafft eine nachdenkliche Stimmung. Die Stimmen von Miyagi und Andy Panda harmonieren perfekt, wobei ihre unterschiedlichen Stile – Miyagis melancholisch-nachdenklicher Ton und Andy Pandas energische, kraftvolle Präsenz – einen faszinierenden Kontrast bilden.

Inhaltlich geht es in Круговорот um die wiederkehrenden Muster im Leben: Erfolg und Misserfolg, Freude und Trauer, Hoffnung und Verzweiflung. Der Refrain, der immer wieder auftaucht, verstärkt die zentrale Botschaft des Songs: Alles ist Teil eines großen Kreislaufs, und jeder Moment – ob gut oder schlecht – hat seine Bedeutung. Diese philosophische Tiefe, gepaart mit eingängigen Beats und einer unverwechselbaren Melodie, macht Круговорот zu einem Lied, das nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch ein echtes musikalisches Erlebnis bietet. Es sind die kleinen Details – das sanfte Flüstern im Hintergrund, die intensiven Drumbeats und die melancholischen Streicher – die das Lied zu einem Kunstwerk machen.

Bei Sonnenuntergang zeichneten wir den Horizont
Wie Funken stiegen wir in der Schwerelosigkeit in den Himmel auf
Wir atmeten auch weiterhin im Gleichklang
Aber wir vertrauten einander, ohne unsere Gefühle zu verschmelzen
Ich glaube, die Sterne stehen gut für uns
Die Nebel hüllten uns ein, doch wir hielten unsere Herzen warm
Diese Liebe ist endlos, sie fühlt sich an wie eine Ewigkeit
Ich bin bei dir bis zum Ende

MiyaGi & Andy Panda: Круговорот (2. Strophe, sinngemäß übersetzt)

По уши в тебя влюблён

По уши в тебя влюблён (ausgesprochen: po ushi w tebya wlyublyjon) ist ein beeindruckender Track, der die Intensität und Tiefe bedingungsloser Liebe einfängt. Der Titel des Liedes bedeutet übersetzt „Bis über beide Ohren in dich verliebt“ und thematisiert die überwältigende Kraft der Liebe, die keine Grenzen kennt. Was diesen Song besonders macht, ist die gelungene Kombination aus gefühlvollen Lyrics und einer mitreißenden Melodie.

Die Künstler schildern in poetischer Weise die Emotionen, die mit tief empfundener Liebe einhergehen – von der Ekstase bis hin zur Verletzlichkeit. Miyagis sanfte, doch eindringliche Stimme harmoniert perfekt mit Andy Pandas dynamischem Rap, wodurch ein intensiver Dialog entsteht, der die Zuhörer*innen mitten ins Herz trifft.

Musikalisch besticht das Lied durch seine eingängige Hookline und die warmen, melodischen Beats, die eine romantische Atmosphäre schaffen. Der Einsatz von sanften Gitarrenriffs und modernen Hip-Hop-Elementen verleiht dem Song eine besondere Tiefe und Vielschichtigkeit. Der Text des Liedes ist voller Leidenschaft und Hingabe, was die Zuhörer*innen sofort in den Bann zieht. Die Künstler beschreiben die Höhen und Tiefen der Liebe, die Momente des Glücks und der Zweifel, und vermitteln eine starke Botschaft der Loyalität und Verbundenheit.

По уши в тебя влюблён ist ein musikalisches Meisterwerk, das die Komplexität und Schönheit der Liebe auf eindrucksvolle Weise einfängt. Für alle, die sich nach einem Song sehnen, der sowohl emotional berührt als auch musikalisch überzeugt, ist dieser Track ein absolutes Muss.

Ich werde dich vor dem Regen schützen, ich werde dich hinter meinem Rücken verstecken
Ich vertreibe die Wolken, die den Sonnenschein verdecken
Ich werde Brücken bauen, ich werde ein Superheld für dich sein
Ich werde mit dir auf dem Meer sein, und wir werden unser Leben in Frieden leben

MiyaGi: По уши я в тебя влюблён (Bridge, sinngemäß übersetzt)

Miyagi und Andy Panda haben sich als dynamisches Duo in der russischen Musikszene etabliert. Ihre Musik, geprägt von tiefgründigen Texten und einer einzigartigen Mischung aus verschiedenen Genres, hat ihnen nicht nur nationale, sondern auch internationale Anerkennung gebracht. Ihre Geschichten und ihr Engagement für ihre Kunst machen sie zu inspirierenden Persönlichkeiten, die die Landschaft des russischen Raps maßgeblich geprägt haben.

Für alle, die mehr über diese außergewöhnlichen Künstler erfahren möchten, lohnt es sich, ihre Alben und Songs zu erkunden. Vielleicht entdeckt ihr dabei nicht nur neue Lieblingslieder, sondern auch eine neue Leidenschaft für den russischen Rap. Das Duo haben bewiesen, dass Musik keine Grenzen kennt und dass wahre Kunst überall auf der Welt geschätzt wird.

Tauche ein in die Welt von Miyagi & Andy Panda und lasst euch von ihrer Musik verzaubern. Wer weiß, vielleicht werdet ihr schon bald selbst zu begeisterten Fans dieser außergewöhnlichen Künstler!

Ihr wollt mehr Musikempfehlungen oder sucht den nächsten Ohrwurm? Dann schaut euch mal die anderen Teile der moritz.playlist an! Vielleicht ist da was für euch dabei. Die anderen Teile findet ihr hier.

Beitragsbild: sebastiaan stam auf Unsplash


Zur Person der*des Autor*in

Rezension: „der herzerlfresser“ am Theater Vorpommern

Rezension: „der herzerlfresser“ am Theater Vorpommern

Fans von True-Crime und Theater aufgepasst! Es ist eine grausame Mordserie, wie sie im Buche steht. Alles nur Fiktion könnte man meinen. Und doch basiert das Werk „der herzerlfresser“, eine Inszenierung zwischen Krimi und dunkler Komödie, auf einer wahren Begebenheit aus dem 18. Jahrhundert. Am 20.04.2024 besuchte unsere webmoritz.-Redakteurin Klara die Premiere im Theater Vorpommern Greifswald und darf nun ihre Eindrücke aus der Vorstellung schildern.

Die Vorgeschichte

Es ist der 15.01.1786 in der Region Kindberg, der österreichischen Steiermark. Eine junge Frau, die Dienstmagd Magdalena Angerer, verschwindet kurz vor ihrer Hochzeit plötzlich spurlos. Zwei Wochen später, am 02.02., findet ein Bauer einen nackten Leichnam mit abgetrenntem Kopf und dazu einige Kleiderreste. Angelockt wird der Mann angeblich durch Rabengeschrei. Es ist der Körper von Magdalena Angerer, deren Ermordung eine ganze Region erschüttert. Einen Monat später wird Paul Reininger, ein dreißigjähriger Knecht, durch zwei Bauern des Mordes beschuldigt. Reininger soll am Abend der Tat betrunken gewesen und durch Augenzeugen schlafend in der Nähe des Tatorts gesehen worden sein.

Als man seine Unterkunft durchsucht, werden tatsächlich das blutige Brautkleid Magdalena Angerers, ihr Brautkranz und – umso schlimmer – die Hälfte eines menschlichen Herzens gefunden. Reininger wird festgenommen und gesteht nicht nur den Mord, sondern auch weitere bislang unaufgeklärte Taten. Außer Magdalena Angerer hatte er im Laufe der Jahre noch vier weitere Frauen und ein achtjähriges Mädchen umgebracht. Von jenem Mädchen stammte das halbe Herz, welches die Beamten in Reiningers Unterkunft gefunden hatten. Die andere Hälfte, wie auch die Herzen von Magdalena Angerer und anderer Opfer, hatte er in dem Glauben, es würde ihm Glück bringen und ihn „unsichtbar“ machen, gegessen. Dieses schreckliche Detail brachte ihm den Namen „Der Herzerlfresser“ ein. Weitere Mordmotive Reiningers waren hauptsächlich Habgier und von ihm zuvor begangene Sexualdelikte. Ein zunächst verhängtes Todesurteil vom 24.04.1786 wurde in eine Züchtigungs- und Haftstrafe umgewandelt. Reininger verstarb schließlich am 17.11. desselben Jahres im Gefängnis.

Die Handlung

Der österreichische Schriftsteller, Dramatiker und Theaterwissenschaftler Ferdinand Schmalz greift 2015 in seinem Stück die bestialischen Taten aus dem 18. Jahrhundert erstmals auf. Ein neues Einkaufszentrum wird gebaut. Das Großprojekt soll zum Zentrum des Aufschwungs und der Begegnung werden. Es ist verkehrsgünstig gelegen, soll frischen Wind in die Region bringen. Doch da es auf einem Sumpf errichtet wurde, kommt es bereits vor der Eröffnung zu ersten Problemen. Durch Risse im Boden dringt mooriges Wasser in das Einkaufszentrum. Und es kommt noch schlimmer. In kurzer Zeit findet man auf dem Gelände zwei Frauenleichen. Ihre Herzen wurden herausgeschnitten. Der Bürgermeister der Stadt, der sich die Eröffnung des Prestigeobjekts zur „Herzensangelegenheit“ gemacht hat, beauftragt einen Wachmann, den Fund der Leichname zu vertuschen und auf eigene Faust undercover zu ermitteln. Inszeniert wird das Stück am Theater Vorpommern durch Regisseur Niklas Ritter.

Persönliche Erwartungen

Als ich mich zum ersten Mal mit der Vorgeschichte des Stücks befasste, muss ich zugeben, dass es mir angesichts solch kaltblütiger Taten Schauer über den Rücken jagte. Obwohl es nicht der erste Kriminalfall – ja, nicht einmal der grausamste – war, mit dem ich mich konfrontiert sah (danke an dieser Stelle an die vielen True-Crime-Podcasts auf dem Markt), weckte die Geschichte bei mir ein Kopfkino, was mich wohl erwarten würde. Wie explizit würden die Szenen sein? Würde ich Angst, Ekel, vielleicht Faszination empfinden? Und worum geht es hierbei wirklich? Vielleicht um eine Form der Kritik am Kapitalismus, um die Verdrängung der Natur durch den Konsum? Die vom Theater vorab freigegeben Fotos ließen erahnen, dass es sich um eine Inszenierung mit moderner Kulisse und farbenfroher Kostümierung handeln würde. Da ich schon andere Aufführungen am Theater Vorpommern besuchen dürfte, war ich mit den schauspielerischen Leistungen von Philipp Staschull, Markus Voigt, Amelie Kriss-Heinrich, Olivier Günter und Susanne Kreckel bereits vertraut und bisher immer begeistert gewesen. Umso gespannter auf die Premiere begab ich mich also am 20.04. in den Rubenowsaal der Stadthalle Greifswald.

(Viel) Lob und (wenig) Kritik

Zuallererst war es erfreulich zu sehen, dass das Publikum in der ausverkauften Premiere einen hohen Anteil an jungen Zuschauer*innen aufwies. Bereits während des Anschauens wurde meine Einschätzung bestätigt, dass die Inszenierung für ein gemischtes Publikum, mit Zuschauer*innen ab einem Alter von etwa 15 Jahren, geeignet ist. Im Stück werden zwar zum einen der Kapitalismus und die Folgen von Konsumrausch und Profit thematisiert, im Vordergrund steht jedoch vorrangig eines: die Liebe. Genauer gesagt, der vielfach mit ihr einhergehende Herzschmerz und die Probleme des modernen Datings, wie beispielsweise das Empfinden wahrer, tiefer Zuneigung und die Vereinigung mit einem Menschen. All dies sind Themen, die auch jüngere Zuschauer*innen ab einem gewissen Alter nachvollziehen können. Auch die Darstellungen von Gewalt und Tod sind nicht zu explizit. Zwar wird mit (spritzendem) Kunstblut gearbeitet, jedoch in einem erträglichen Maße. Für besonders empfindliche Gemüter sei jedoch angemerkt, dass einige detaillierte Beschreibungen, wie beispielsweise Monologe über das Aufschneiden eines Körpers oder auch Szenen von gewaltsamen Übergriffen durchaus vorkommen. Die Handlung ist sehr kurzweilig und trotz der teilweise etwas gekünstelten Sprachspiele, bei welchen die österreichischen Einflüsse erkennbar sind, kann man den Darstellungen sehr leicht folgen. Auch die Tatsache, dass der historische Hintergrund der Inszenierung mit eingewoben wurde, hat noch einmal viel zum Verständnis beigetragen, wobei ich mir – und das betrifft wohl eher das Stück an sich – fast noch etwas mehr Bezug zu der Geschichte des Paul Reininger gewünscht hätte.

Die schauspielerische Leistung der Darsteller*innen kann ich wie immer nicht genug loben. Jede Figur war dreidimensional und hatte etwas Spannendes für sich, sodass man sich nicht nur auf eine einzige Person auf der Bühne fokussierte. Eigentlich gab es immer etwas Neues zu entdecken, sogar in den vielen Szenen, in welchen die Figuren im Chor sprachen oder sangen. Dazu beigetragen hat sicherlich die bewegliche Kulisse, welche dafür sorgte, dass meistens alle Schauspieler*innen zugleich auf der Bühne vertreten waren. Insbesondere zwei Leistungen möchte ich an dieser Stelle hervorheben, zum einen die Performance von Philipp Staschull als gangsterer rudi, welcher sowohl in Highheels als auch durch die humorvollen Dialoge mit dem Bürgermeister acker rudi (Markus Voigt) auffiel. Zum anderen beeindruckte Olivier Günter als pfeil herbert mit seinen vielfältigen Lautimitationen, beispielsweise von Schritten im Moor oder auch der Benutzung eines WCs, welche das Publikum zum Lachen brachten. Dass man speziell für seine Rolle zwischenzeitig beinahe Mitleid empfinden und Verständnis aufbringen konnte, spricht schon sehr zum einen für die schriftstellerischen Leistungen von Ferdinand Schmalz und zum anderen natürlich auch für den Schauspieler selbst.

Ohne das Ende an dieser Stelle groß zu spoilern, möchte ich dazu doch sagen, dass man einerseits natürlich den Rubenowsaal mit einem positiven Gefühl verließ und ohne viel Gruseln über die Taten des Paul Reininger in den Abend entlassen wurde. Andererseits fehlte für meinen Geschmack jedoch etwas die Reflexion über das „Happy End“, welches bei mir ein kleines Fragezeichen hinterließ. Vielleicht – wahrscheinlich – ist dies jedoch beabsichtigt und soll die Zuschauer*innen zum Nachdenken über die bereits erwähnten Themenkomplexe anregen.

Insgesamt kann ich das Stück ab einem gewissen Mindestalter allen empfehlen, die sich an der künstlerischen Verarbeitung eines historischen Kriminalfalls mit viel Humor, farbenfrohen Kostümen und etlichen Szenen „fürs Herz“ (*Augenzwinker*) erfreuen möchten.

Weitere Termine

Wer sich ein eigenes Bild dieser gelungenen Inszenierung machen und sich auf die Spuren einer grausigen Mordserie aus dem 18. Jahrhundert begeben möchte, kann dies an folgenden Terminen tun:

  • Sonntag, 28.04., 18:00 Uhr, Rubenowsaal / Stadthalle Greifswald
  • Freitag, 17.05., 20:00 Uhr, Gustav-Adolf-Saal / Kirche St. Jakobi Stralsund
  • Dienstag, 21.05., 20:00 Uhr, Rubenowsaal / Stadthalle Greifswald
  • Donnerstag, 23.05., 20:00 Uhr, Rubenowsaal / Stadthalle Greifswald
  • Freitag, 14.06., 18:00 Uhr, Rubenowsaal / Stadthalle Greifswald
  • Dienstag, 25.06., 20:00 Uhr, Rubenowsaal / Stadthalle Greifswald
  • Donnerstag, 27.06., 20:00 Uhr, Gustav-Adolf-Saal / Kirche St. Jakobi Stralsund

Weitere Informationen gibt es hier im Programm: https://www.theater-vorpommern.de/de/programm/der-herzerlfresser

Beitragsbild: Peter Van Heesen


Zur Person der*des Autor*in

Eine Liebeserklärung an das Schreiben von Briefen

Eine Liebeserklärung an das Schreiben von Briefen

Hast du jemals einen handgeschriebenen Brief erhalten, der deine Welt auf den Kopf gestellt hat? Einen Brief, der nicht nur Worte auf Papier war, sondern eine Geschichte erzählte, die dich berührte und deine Seele zum Singen brachte? In einer Welt, die von E-Mails und Textnachrichten beherrscht wird, scheinen handgeschriebene Briefe eine verlorene Kunst zu sein. Doch hinter jeder geschriebenen Zeile verbirgt sich eine Magie, die nur wenige erleben. Tauche mit mir ein in die Welt der Briefe, eine Welt voller Emotionen, Erinnerungen und unendlicher Möglichkeiten…

Es gibt etwas Besonderes an einem handgeschriebenen Brief, das elektronische Nachrichten einfach nicht erfassen können. Die Berührung des Stifts auf Papier, das langsame Formen von Worten und Gedanken, das Gefühl, dass jede Linie und Kurve ein Teil der absendenden Person ist – das alles macht das Schreiben von Briefen zu einem Akt der Intimität und Verbundenheit. Wenn ich einen Brief schreibe, fühlt es sich an, als würde ich eine Zeitreise antreten. Die Worte fließen aus meinem Herzen und meiner Seele, als würde ich ein Fenster in meine tiefsten Gedanken und Gefühle öffnen. Es ist eine Möglichkeit, meine Liebe, meine Sehnsucht, meine Freude oder auch meine Trauer auszudrücken, auf eine Weise, die unmittelbar und authentisch ist.

Jedes Mal, wenn ich den Stift auf das Papier setze, spüre ich eine Verbindung zu den vergangenen Momenten meines Lebens. Jeder Satz erweckt Erinnerungen zum Leben – an die lustigen Abenteuer mit Freunden, die warmen Umarmungen der Familie oder die stillen Augenblicke der Selbstreflexion. Es ist erstaunlich, wie ein einfacher Brief uns in die Vergangenheit zurückversetzen kann. Die Worte, die wir niederschreiben, bringen uns wieder zurück zu den guten Zeiten, in denen wir gelacht haben und zu den kostbaren Augenblicken, die wir geteilt haben. Das Schreiben eines Briefes ermöglicht es uns, diese Momente noch einmal zu erleben und unsere Erinnerungen lebendig zu halten.

Das Schreiben eines Briefes ist ein bewusster Akt, der Zeit und Achtsamkeit erfordert. Anders als bei schnellen Nachrichten über WhatsApp oder E-Mails nehme ich mir beim Schreiben eines Briefes bewusst Zeit, um meine Gedanken zu ordnen und meine Worte sorgfältig zu wählen. Jeder Satz wird mit Bedacht formuliert, jede Zeile durchdacht, denn ich weiß, dass die empfangende Person jeden einzelnen Buchstaben mit Aufmerksamkeit lesen wird. Es ist eine Verlangsamung in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint. Das Schreiben eines Briefes erlaubt es mir, innezuhalten, tief durchzuatmen und mich voll und ganz auf den Moment zu konzentrieren. Es ist eine Kunst, die Langsamkeit zu schätzen und zu erkennen, dass die schönsten Dinge im Leben Zeit brauchen, um zu wachsen und zu gedeihen.

Ein handgeschriebener Brief ist mehr als nur ein Stück Papier mit Buchstaben. Er ist ein Ausdruck unserer Zuneigung und Verbundenheit zur empfangenden Person. In jedem Wort steckt ein Stück unserer Seele, ein Hauch unserer Essenz, der über den Raum und die Zeit hinweg reicht und uns näher zusammenbringt, selbst wenn wir räumlich getrennt sind. Ein Brief ist wie eine Brücke zwischen den Herzen, die Entfernungen überwindet und Verbindungen schafft, die stark und unerschütterlich sind. Wenn wir einen Brief erhalten, spüren wir die Wärme und Liebe, die darin steckt, und fühlen uns verbunden mit dem Menschen, der ihn abgesendet hat, auch wenn er weit entfernt ist. Es ist eine tiefe Verbundenheit, die uns durch die Worte eines Briefes erreicht.

Deshalb ermutige ich jeden Einzelnen von euch, selbst mit dem Briefeschreiben anzufangen! Es spielt keine Rolle, ob ihr einen Brief an einen geliebten Menschen, an euch selbst oder sogar an das Leben schreibt. Was zählt, ist der Akt des Schreibens selbst, der uns dazu bringt, unsere Gedanken und Gefühle zu reflektieren, unsere Stimme zu finden und unsere Geschichte zu erzählen! Also schnappt euch einen Stift und ein Blatt Papier und lasst eure Gedanken fließen. Schreibt einen Brief an jemanden, den ihr liebt, an jemanden, den ihr vermisst, an jemanden, den ihr bewundert, oder einfach an das Leben selbst. Ihr werdet überrascht sein, wie befreiend es sein kann, eure Gefühle aufs Papier zu bringen und euch mit anderen auf einer tieferen Ebene zu verbinden. Das Schreiben von Briefen ist eine Kunst, die nie aus der Mode kommen wird. Es ist eine zeitlose Form der Kommunikation, die uns daran erinnert, dass die schönsten Dinge im Leben oft in den einfachsten Gesten zu finden sind. Also lasst uns gemeinsam die Magie des Briefeschreibens entdecken und das Leben mit Liebe, Freude und Dankbarkeit füllen.

Beitragsbild: Petimat Islamova


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Eine kleine Liebeserklärung an das Singen im Chor

Eine kleine Liebeserklärung an das Singen im Chor

„Schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen“ – so wusste es schon Franz von Assisi. Die einen lieben es, andere können es nicht ausstehen oder tun es nur heimlich: Singen. Aber Singen im Chor? Das kennen viele nur noch aus Schulzeiten, und für die meisten spielt es im Studien- und Arbeitsalltag kaum oder überhaupt keine Rolle mehr. Wie der Eintritt in einen Greifswalder Popchor das Leben unserer Redakteurin verändert hat, zeigt diese kleine Liebeserklärung.

Seit ich denken kann, ist Singen Teil meines Lebens. Es wurde im Kindergarten gesungen, in der Grundschule, sonntags in der Kirche mit meinen Eltern oder auch einfach so zu Hause, wenn man sich danach fühlte. Ich stamme in dritter Generation aus einer Familie von Musiklehrer*innen, Chorleiter*innen, und auch zur Oper habe ich verwandtschaftliche Beziehungen. Ein weiterer Teil meiner Familie besuchte ein Musikinternat in Sachsen-Anhalt. Da ich das nicht tat, wurde es beinahe vorausgesetzt, dass ich, sobald ich das Gymnasium vor Ort besuchen würde, in den Schulchor eintreten würde. Dieser wurde einst von meiner Mutter geleitet, und auch mein Bruder war viele Jahre vor mir Mitglied. Zu dieser Zeit war es für mich fast eine Selbstverständlichkeit, dass der Chor bis zum Abitur Teil meiner wöchentlichen Routine war.

Was für eine Bedeutung der Gesang an sich und auch die Mitgliedschaft in einem Chor für mich einnahmen, wurde mir erst lange danach klar, nachdem beides mit dem Beginn des Studiums aus meinem Leben nach und nach verschwand. Natürlich hätte ich einfach sofort in einen anderen Chor eintreten können. Doch die neue Stadt, meine Kommiliton*innen, gemeinsame Momente mit Freund*innen, Seminare, Klausuren und Hausarbeiten nahmen fünf Jahre lang meine Zeit so sehr in Anspruch, dass es mir gar nicht in den Sinn kam, dass mir irgendetwas fehlen könnte. Da ich in einem Wohnheim mit sehr dünnen Wänden lebte, waren die Hemmungen, als der Wunsch dann doch einmal aufkam, einfach mal drauflos zu singen, schlichtweg zu groß, also blieb ich sprichwörtlich stumm. Mit Corona und dem weiteren Fortlauf des Studiums wuchsen bei mir leider zunehmend Stress und Alltagssorgen. So richtig begeistern konnte irgendwie nichts mehr. Bei dem Vorschlag meiner Mutter „Du musst einfach mal singen!“ konnte ich nur die Augen verdrehen. Wie sollte Gesang irgendetwas an den Problemen vor meiner Nase ändern? Nein, danke, Mama! Also wurde der Ratschlag meinerseits gekonnt ignoriert, und die Zeit verstrich weiter.

Bis zu dem Tag, als mich schließlich doch die Neugier packte und ich anfing, online nach Chören in Greifswald zu recherchieren. Ganz besonders ein Name weckte meine Aufmerksamkeit. Ein Laienchor für Popgesang, die noLimHits, wie das wohl wäre? Die Tatsache, dass jede*r, der*die Freude an der Musik mitbringt, ohne Vorsingen „vorbeischnuppern“ kann, überzeugte mich schließlich, zu einer Probe zu gehen. Meine anfängliche Skepsis verwandelte sich innerhalb weniger Minuten in Verblüffung darüber, wie viel Freude und Energie die ca. 70 Sänger*innen und insbesondere die Chorleiterin – Dorothea Laack – versprühten. In dieser Form hatte ich eine solche Ausstrahlung erst ein einziges Mal, nämlich in meinem geliebten Schulchor, zuvor erlebt. Trotz der teilweise großen Altersspanne zwischen einigen Sänger*innen herrschte hier ein reger Austausch im Gespräch und eine ausgelassene Stimmung vor und nach den Proben (zu Dorotheas Missvergnügen oft auch zwischendurch). Bereits in dieser ersten Probe wurde ich voll eingespannt und durfte Lieder wie All of Me von John Legend, Run von Leona Lewis oder Thank You for the Music von ABBA (für mich als Fan mein absolutes Highlight) mitsingen. Und was soll ich sagen, ich war begeistert! Also blieb ich und singe nunmehr bereits seit einem Jahr im Sopran der noLimHits.

Der oder die eine fragt sich jetzt bestimmt, was denn so besonders daran sein soll, in einem „Kleinstadt-Chor“ mitzusingen. Zum einen, und das wahrscheinlich größte Argument für mich, ist die Tatsache entscheidend, was die Proben für meine psychische Gesundheit taten und noch immer tun. Singen, das zeigen viele Studien und das weiß ich mittlerweile auch, stärkt das Selbstbewusstsein, macht wach und hebt die Laune. Mit viel Witz und Heiterkeit bringt Dorothea auch den*die größte*n Lai*in dazu, mittels abenteuerlicher Einsingeübungen den Körper und die Stimme zu lockern und mit der Zeit das eigene musikalische Potenzial ganz neu zu entdecken. „Ich bin zu schlecht, um in einem Chor mitzusingen“ – gibt es hier nicht. Findet man sich einmal nicht gleich in den Noten zurecht, gibt es immer jemanden, der schnell weiterhelfen kann. „Ich kann aber gar keine Noten lesen“ – auch das ist kein Problem. Für das Selbstbewusstsein eine absolute Wohltat! Wie oft habe ich bereits von einer Sitznachbarin gehört, dass sie sich vor den Proben durch ihren Berufsalltag müde und schlapp, danach aber beschwingt, fröhlich und energiegeladen fühlt. Ich kann nur bestätigen – es ist absolut wahr!

Zum anderen liebe ich die Tatsache, dass wirklich jede*r mitmachen kann. Der*die einzelne wird mit seinen Fähigkeiten, egal auf welchem Level, in den Chor und die Gemeinschaft aufgenommen und zusätzlich in Einzelstimmgruppen-Proben gefördert. Schließlich geht es hier um die Freude an der Musik. So lernt man immer wieder neue Menschen aus den unterschiedlichsten Altersstufen und Berufsfeldern kennen – Studierende, Ärzt*innen, Erzieher*innen usw. –, die eine gemeinsame Leidenschaft vereint. Oft treffen sich einige Sänger*innen nach den Proben noch zum weiteren Erzählen in einem kleinen Lokal um die Ecke. Wie groß die Verbundenheit unter den Mitgliedern ist, zeigt weiterhin die Bereitschaft, mit Überraschungsauftritten, beispielsweise auf Hochzeiten, andere Sänger*innen zu erfreuen. Zu Geburtstagen singt der gesamte Chor noch vor Beginn der richtigen Probe dem*der zu Feiernden ein Lied seiner*ihrer Wahl aus dem Repertoire. Dass hier auch mal Freudentränen fließen, kann durchaus vorkommen – dabei schließe ich mich selbst nicht aus.

Umso schwerer wird es mir fallen, Greifswald und die noLimHits bald mit dem Ende meines Masterstudiums verlassen zu müssen. Was ich allerdings in diesem Jahr meiner Mitgliedschaft gelernt habe, ist definitiv, wie wichtig mir der Gesang und die Gemeinschaft ist und dass es nicht noch einmal fünf Jahre dauern wird, bevor ich in der neuen Stadt einem anderen Chor beitreten werde. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einfach einmal Danke sagen. Danke an Dorothea, danke an die noLimHits für viele wundervolle Proben und Thank You for the Music. Vergessen werde ich das Singen ganz bestimmt nicht mehr.

Du möchtest mehr über die Greifswalder noLimHits erfahren oder sogar eine erste „Schnupperprobe“ besuchen?

Den Kontakt zu Dorothea kannst Du unter chefin@nolimhits.de herstellen.

Aktuelle Probenzeiten sind immer montags von 19:00 bis 21:00 Uhr im KuBa Greifswald.

Weiterhin sind die noLimHits auf Instagram, Facebook, YouTube und X zu finden.

Beitragsbild: noLimHits


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