Eine der bekanntesten und beliebtesten deutschen Urlaubsinseln ist sicherlich das vorpommersche Rügen. Im letzten Herbst habe ich in deren Osten einen Urlaub gemacht, mit meinem Einrad. Dieser Urlaub war bisher der dritte, bei dem ich mit meinem Einrad täglich von Ort zu Ort gefahren bin und so die Landschaft meines Urlaubsortes erkunden und dabei immer wieder spannende Gespräche führen konnte. Mein erster derartiger Urlaub, zu dem ich auch einen Artikel geschrieben habe, war im Sommer 2022 in Irland, mein zweiter im Herbst 2023 in Polen und Brandenburg in der Nähe der Oder und in der Uckermark. Das schöne am alleine Urlaub mit dem Einrad machen ist, dass man überall auffällt und sich so immer wieder Gespräche mit unbekannten Personen ergeben. So lernt man immer wieder Leute kennen. Diese Art und Weise des Reisens ermöglicht zudem sehr gut, die Landschaft des Urlaubsortes intensiv zu erleben.
Am Großen Jasmunder Bodden und auf Wittow
Schöne Landschaften bietet der Osten Rügens in Massen. Gestartet habe ich meine Reise in Lietzow im Westen der Halbinsel Jasmund am Großen Jasmunder Bodden. Die leicht hügelige Küstenlandschaft im Westen Jasmunds bietet viele sehr schöne Ausblicke und neben einzelnen Abschnitten auf größeren Landstraßen gab es sehr viele kleine Sträßchen, die diesen Abschnitt sehr idyllisch gemacht haben. Ich fühlte mich teilweise an meine erste Einradreise in Irland erinnert. Im eher eintönigen Waldgebiet der Landzunge Schaabe habe ich eine längere Pause an einem dortigen Strand eingelegt, um auf einen Bus nach Breege am Rand von Wittow zu warten. Der stürmische Wind an diesem Tag hat diesem Aufenthalt eine eindrucksvolle Herbstatmosphäre verliehen. Das Busnetz auf Rügen ist, wie ich feststellen konnte, sehr dicht, sodass ich auch an den folgenden Tagen einige landschaftlich eher langweiligere Abschnitte damit zurückgelegt habe, um mehr Zeit und Kraft zu haben, mir die schönen mit dem Einrad anzusehen. Wittow ist sehr flach und zu großen Teilen von grünen Weiden und Feldern bedeckt. Die Landschaft war dadurch etwas eintöniger als auf Jasmund aber immer noch schön. Beendet habe ich die erste Tagesetappe in Wiek, einem Dorf an der Westküste Wittows, und dort in einem Hotel übernachtet.
Wittow, Kap Arkona, Jasmunds Nordküste und Königsstuhl
Nach einem Besuch im Wieker Dorfgottesdienst mit etwa fünf anderen Gottesdienstteilnehmenden und einem sehr schönen Ausblick auf den Wieker Bodden von einer Aussichtsplattform im Wieker Hafen begann meine zweite Etappe. Dabei kam ich nach einer Fahrt durchs Wittower Innland zur Ostseite der Insel, die an der offenen Ostsee liegt. Dort führte ein kleiner Küstenweg an der Steilküste entlang bis zur Nordspitze Rügens, dem Kap Arkona. Auf diesem hat man einen wunderschönen Ausblick auf die offene Ostseeküste. An dieser ist besonders die Farbe sehr beeindruckend. Durch einen idealen pH-Wert ist das Wasser extrem klar. Am Kap Arkona gibt es mehrere Leuchttürme, von denen ich einen auch besteigen habe. Von dort aus hat man einen wundervollen Ausblick auf die Ostsee und den Norden der Halbinsel Wittow. Nach einem etwas längeren Aufenthalt bin ich mit dem Bus zurück nach Glowe, im Nordwesten Jasmunds, südöstlich der Schaabe, gefahren. Von dort aus ging es dann über eine kleine, leicht hügelige Landstraße entlang der Jasmunder Nordküste nach Lohme. Die moräne Landschaft war auch hier sehr schön. Von Lohme aus bin ich dann über einen Radweg durch den Nationalpark Jasmund zum Königsstuhl, der bekanntesten Rügener Kreidefelsenformation, gefahren. Diese sind über eine Aussichtsplattform begehbar, für die man leider Eintritt bezahlen muss. Der Ausblick, der sich einem dann bietet, ist aber wirklich beeindruckend. Es lohnt sich also auf jeden Fall. Vom Königsstuhl aus bin ich über ein kurzes Stück Waldweg zur Victoria Sicht, einem weiteren Kreidefelsen-Aussichtspunkt, gelaufen. Auch das dortige Panorama war lohnenswert. Im Anschluss bin ich über weitere Radwege durch den Nationalpark Jasmund nach Hagen (Gemeinde Lohme) gefahren. Südöstlich des Dorfes habe ich in einem Hotel die zweite Nacht verbracht.
Ostküste Jasmunds, weitere Kreidefelsen, Schmale Heide, Proraer Wiek, Mönchgut
Meine dritte Etappe ging zunächst weiter über Radwege durch den Jasmunder Nationalpark entlang der Küstenlinie nach Süden. Die Ostküste Jasmunds ist hier von etlichen beeindruckenden Kreidefelsen, wie dem Königsstuhl und den Victoria Fällen, geprägt, von denen ich noch einige sehen konnte. Ansonsten war der Nationalpark zwar auch schön, aber nach einer Weile doch etwas monoton. Am südlichen Ende des Nationalparks kam ich nach Sassnitz. Von dort aus ging es über offenes Gelände weiter zur Schmalen Heide, einer Nehrung zwischen dem Kleinen Jasmunder Bodden und der Prorer Wiek. Die Landschaft ist hier ebenfalls flach aber leider stark bebaut und an der Küste von Wald bedeckt und daher nicht ganz so schön. Daher bin ich von Prora mit dem Bus an den südöstlichen Rand des Ostseebads Binz gefahren. Von dort aus ging es durch ein weiteres Waldgebiet entlang der Küste ins Ostseebad Sellin. Dieses Waldgebiet war sehr hügelig, sodass die Etappe sportlich etwas herausfordernd war. Seit ich in Greifswald wohne, bin ich es weiniger gewöhnt über Hügel zu fahren. In Sellin habe ich in der Jugendherberge übernachtet. Am nächsten Tag ging es zunächst ins Ostseebad Baabe und von dort durch eine moräne Landschaft am Selliner See vorbei weiter nach Süden, auf die Halbinsel Mönchgut. Dieser Teil war sehr schön. Beim Ostseebad Göhren ging es dann zurück nach Norden. Durch mehrere Ferienhaussiedlungen naher der Küste kam ich zurück nach Sellin und fuhr von dort durch den Wald zurück nach Binz. Von dort fuhr ich mit dem Zug zurück nach Hause.
Fazit
Insgesamt war es ein sehr schöner Urlaub. Ich kann das östliche Rügen als Reiseziel nur empfehlen. Noch schöner wäre es gewesen, wenn ich mich bereits vor dem Urlaub über besonders schöne Routen informiert hätte. Dann hätte ich mir einige etwas langweiligeren Abschnitte sparen können. Wenn ihr auch schon einmal auf Rügen Urlaub gemacht habt, schreibt eure Erlebnisse gerne in die Kommentare!
Beitragsbilder: Allan Kant
Zur Person des Autors
Allan wuchs im urbanen Ruhrgebiet in Bochum in Nordrhein-Westfalen auf. Um an der Ostsee zu leben, zog er zum Studium nach Greifswald, was eine sehr gute Entscheidung war. Er studiert seit dem Wintersemester 2022/23 Geschichte und Politikwissenschaft auf Bachelor und engagiert sich in vielen Gruppen in der Stadt.
Dubai hat sich in den letzten Jahren zu einem Synonym für Luxus, Prunk und extravagante Konsumkultur entwickelt. Und so sind wir mittlerweile auch schon an dem Punkt angekommen, wo normale und in der Regel schlichte Produkte wie Schokolade durch das Label „Dubai“ in teure und extravagante Versionen ihrer selbst verwandelt werden. Der Hype um die Dubai Schokolade ist 2024 wohl an kaum jemandem vorbeigezogen, so viral wie das Ganze durch die Medien gegangen ist. Warum dieser unnötige „Trend“ bei mir aber eine so immense Antipathie entwickelt hat, erfahrt ihr in diesem Mimimi-Mittwoch.
Hypetrain ohne Sinn
Es ist wirklich kaum zu fassen, wie der Dubai-Schokoladenhype die Menschen in seinen Bann gezogen hat. Vor allem, weil das Ganze aus dem Nichts kam und sich sehr plötzlich über Social Media verbreitet hat. Mit einem Preis, der nicht einmal den Wert der Schokolade rechtfertigt – so teuer, dass man fast erwartet, sie müsse von goldenen Kakaobohnen geerntet werden, die in den Gärten von Narnia gedeihen – stürzen sich plötzlich alle auf dieses „Luxusprodukt“. Sobald die Schokolade in den ersten Geschäften erhältlich gewesen ist, haben sich die Leute in enorm langen Schlangen vor besagten Läden eingefunden und den zunächst nur begrenzten Bedarf in wenigen Minuten aufgekauft. Man könnte meinen, die Leute hätten nie zuvor Schokolade gesehen, so lang sind die Schlangen vor den Geschäften gewesen, als würde der Kauf einer Tafel das Tor zum Himmel öffnen. Das Urteil, ob es am Ende die vollste Überzeugung über das Produkt oder einfach nur pure Neugier war, welche die Leute in die Geschäfte gelockt hat, überlasse ich euch. Vor exorbitanten Preisen von 10 € bis 15 € pro Tafel schienen die Leute aber anscheinend auch nicht zurückzuweichen, wenn man betrachtet, wie gut sich die Schokolade verkauft hat. Jedenfalls hat die „Luxus-Schokolade“ dafür gesorgt, dass gefühlt jeder Betrieb im Einzelhandel, wie auch nahezu jedes Restaurant oder jeder Imbiss, nun die grandiose Dubai Schokolade verkauft. Wenn sie im Supermarkt eures Vertrauens nicht schon ausverkauft ist, dann findet ihr die Verkörperung von Extravaganz natürlich auch dort. Falls ihr sie mal nicht finden solltet, dann verzagt nicht, es gibt sie auch noch an Kiosks, in Bars, Restaurants, Apotheken (ja auch die) oder auch ganz simpel: beim Dönerladen um die Ecke, welcher die Schokolade nun auch schon stolz verkauft. Speziell auf den Weihnachtsmärkten der vergangenen Wochen konntet ihr sie an nahezu jedem Stand kaufen. Für alle Unternehmen ist die Welt der Dubai Schokolade ein Schlaraffenland, aber ganz sicher nicht, weil sie so gut schmeckt, sondern viel mehr, weil man alle Konsumopfer der Welt damit in seinen Bann zieht und diesen auch noch den letzten Cent aus den Geldbörsen rausluchst.
Luxusprodukt oder reinste Abzocke?
Wer schon einmal die Möglichkeit hatte, Dubai-Schokolade zu probieren, wird sich vermutlich fragen, ob der hohe Preis wirklich gerechtfertigt ist. Bei ’nem 10er pro Tafel muss die Schokolade ja eigentlich schon so einiges bieten. Aber leider entpuppt sich das, was als „luxuriöse Schokolade aus Dubai“ verkauft wird, häufig als eine Enttäuschung. Die Schokolade mag in glänzenden Verpackungen daherkommen, die auf den ersten Blick Luxus versprechen, aber der Geschmack ist die Kosten definitiv nicht wert. Bei der Kreation haben sie die Leute gefühlt einfach nur gefragt, welche teuren Lebensmittel man zusammenmixen könnte, um den hohen Preis des Endproduktes zu rechtfertigen. Man nehme Pistazien, Engelshaar (Kadaifi) und verpackt die Mische in süßer Vollmilchschokolade und tada, da habt ihr eure Dubai Schokolade. Eigentlich gibt es die Schokolade aus den Emiraten schon seit 2021, aber warum genau ist sie dann genau jetzt erst im Trend? Das Ganze ist relativ einfach erklärt, denn genau hier wird einem mal wieder die Macht von Social Media bewusst. Natürlich kam dieser fragwürdige Hype nicht aus dem Nirgendwo, sondern ist geplant und inszeniert. Ganz Social Media hat am Köder mit Pistaziencreme angebissen und angefangen Content darüber zu veröffentlichen. Und wie das dann nun einmal so auf Social Media läuft, wenn ein Trend aktiv wird, haben jegliche Nutzer*innen auf allen Plattformen Videos zu Dubai Schokolade gemacht. Warum auch nicht, gibt ja Klicks. Das alles hat die Gesellschaft dann dazu bewegt, dem Konsum zu verfallen und uns an den Punkt zu bringen, an dem wir jetzt sind. Etliche Billigvarianten der „Luxus-Schokolade“, die aber trotzdem zum selben Preis verkauft werden, mit der Rechtfertigung, dass es ja gerade im Trend ist und sich eh verkauft. Die Großunternehmen finden immer wieder neue Wege, um ihre Kund*innen noch weiter abzuziehen. Lieben wir. Und letztendlich stehen wir nun hier und haben durch einen inszenierten Online-Trend ein Übermaß an Variationen eines sogenannten „Luxusprodukts“, welches eigentlich niemand gebraucht hat.
Der Wahnsinn geht weiter
Wer denkt, dass der ganze Fiebertraum nun sein Ende gefunden hat, den muss ich enttäuschen, denn so viele Leute haben sich inspiriert gefühlt durch die Schokolade aus den Emiraten, dass sie angefangen haben, eigene Produkte mit dem Dubai-Label zu entwickeln. Die Weihnachtsmärkte der vergangenen Wochen waren dabei oft die ersten, die auch direkt auf die neuen Konzeptideen angesprungen sind. Wem die Schokolade zu öde wird, kann sich nun an etwas ganz Neuem den Magen zerschlagen, denn nun gibt es ja glücklicherweise auch Dubai Pizza oder auch Dubai Bratwurst. Ich wünschte, ich müsste das gerade nicht wirklich ausschreiben, aber existiert nun einmal wirklich. Ich bin persönlich immer sehr resistent und skeptisch bei Online-Trends, weil es in der Regel einfach nur Wege sind, um FOMO (Fear of missing out) bei den Leuten zu triggern, um einem in der Regel irgendwelche unnötigen Produkte anzudrehen, die man gar nicht braucht. Dubai Schokolade ist das „prime example“ dafür. Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass man dem Trend nicht entkommen kann. Sei es nun online oder im echten Leben. Zu den Hochzeiten des Trends habe ich ein Reel nach dem anderen auf Instagram zu Dubai Schokolade angezeigt bekommen, egal wie oft ich nun auf „Kein Interesse“ geklickt habe, es kamen nur noch mehr Videos in meinen Feed. Wenn man dann versucht, Ablenkung außerhalb der Online-Welt zu finden, wird man ebenfalls enttäuscht. Wenn ich jetzt durch die Innenstadt gehe, sehe ich Poster und allerlei Werbung für diese sinnfreie Schokolade. Man kann dem Trend nicht entkommen und das stört mich am meisten an dem Produkt. Das sich der Preis für diese Schokolade überhaupt nicht rechtfertigt, ist die eine Sache, aber dem kann ich ja entgegenkommen, indem ich die Schokolade einfach nicht kaufe. Die andere Sache ist aber nun einmal, dass auch wenn ich mir das „Dubai-Luxusprodukt“ nicht kaufe, trotzdem tagtäglich damit konfrontiert werde, ob ich nun will oder nicht. Man kann leider auch nichts dagegen tun, außer hoffen, dass demnächst ein neuer Trend um die Ecke kommt, der die Dubai Schokolade final von ihrem Thron der Sinnfreiheit herunterstößt.
Beitragsbild: KI-generierter Inhalt von Canva Dream Lab
Vorpommern ist nicht unbedingt für seine Großstädte bekannt. Mit Stettin befindet sich jedoch eine sehr sehenswerte und geschichtsträchtige Großstadt im polnischen Teil der Region. Spannende Einblicke in die Kirchen- und Profangeschichte sowie die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, die ich bei einer Exkursion im letzten Semester näher kennenlernen konnte, liefert dieser Artikel.
Gründung im Mittelalter
Bereits in slawischer Zeit war eine Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Stettins vorhanden. Zur Zeit der Pommernmission, über die ein anderer webmoritz.-Artikel informiert, stand der Ort wie weite Teile Pommerns immer wieder unter polnischer Lehnsherrschaft und wurde teilweise von Dänemark beherrscht. Die Entstehung der heutigen Stadt Stettin geht aber auf deutsche Siedelnde zurück, die sich neben dem slawischen Ort ansiedelten. Ab dem 12. Jahrhundert entstand so eine typische römisch-deutsch-mittelalterliche Stadt mit drei Kirchen und einem Rathaus als markanten Punkten. Hinzu kommen einige auffällige Wohnhäuser, darunter eines einer reichen mittelalterlichen Bankierfamilie. Durch den Dreißigjährigen Krieg ist leider ein großer Teil der mittelalterlichen Gebäude bereits im 17. Jahrhundert zerstört worden. Durch weitere Kriege in der frühen Neuzeit und den 2. Weltkrieg erfolgten weitere Zerstörungen. Noch vorhanden sind aber unter anderem das Rathaus und mit der Jakobikirche eine der drei Kirchen. Diese erfuhr im Innenraum mehrfach Veränderungen, da Stettin wie ganz Pommern nach der Reformation protestantisch wurde, nach dem 2. Weltkrieg aber polnisch und somit katholisch geprägt wurde, sodass die Jakobikirche gewissermaßen zwei Mal die Konfession gewechselt hat. Zudem wurde ein großer Teil der Kirche im 2. Weltkrieg durch eine Bombe zerstört. Die heutige Innengestaltung besteht daher aus zusammengewürfelten Teilen aus verschiedensten mittelalterlichen pommerschen Kirchen.
mittelalterliches Rathausmittelalterliche JakobikircheInnenraum Jakobikirche mit mittelalterlichem Flügelaltar und Kruzifix, ursprünglich aus anderen KirchenWohnhaus der reichen mittelalterlichen Bankierfamilie
Stettiner Schloss
Nahe der mittelalterlichen Altstadt befindet sich das Stettiner Schloss, das bis zum Aussterben des pommerschen Herzogsgeschlecht der Greifen im 17. Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges den Herzögen von Pommern-Stettin als Herrschaftssitz diente. Im 16. Jahrhundert wurde es von ihnen zu einem Renaissance-Schloss umgebaut. In der preußischen Zeit wurde es zu einem funktionalen Verwaltungsgebäude umgebaut, das im 2. Weltkrieg vollständig zerstört wurde. Im sozialistischen Polen dann, wurde es in seiner Renaissance-Form wiederaufgebaut, da man das damals herrschende Greifengeschlecht als slawisch ansah und somit keine wirklich reale polnische Vergangenheit. Heute kann man darüber froh sein, da es sonst wohl eine Ruine geblieben wäre. So kann man heute das sehr schöne Renaissance-Bauwerk von außen und von seinem Innenhof aus betrachten. Im Inneren befindet sich die Stettiner Oper.
Stettiner SchlossBlick aus dem Innenhof des Stettiner Schlosses
Klein-Berlin
Neben den Resten der mittelalterlichen Altstadt ist vor allem das wilhelminische Stettin sehr schön. Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt nach dem Vorbild Berlins in weitläufigen Boulevards systematisch vergrößert. Die Architektur war hierbei sehr typisch preußisch und erinnert an Berliner Altbauten aus der gleichen Zeit, weshalb die Stadt damals auch „Klein-Berlin“ genannt wurde. Die Siedlungen dieser Zeit wurden als Planstadt entworfen. In der Zeit der Volksrepublik Polen sind viele dieser Gebäude wie in der DDR durch mangelnde Sanierungen marode geworden, wurden aber nach dem Ende des Sozialismus sehr schön restauriert. Der Zweite Weltkrieg hat in diesem Teil der Stadt glücklicherweise kaum Schäden hinterlassen.
Aus dieser Zeit stammen auch zwei sehr konträre einander gegenüber liegende Kirchen, die beide bis zum Polnischwerden Stettins evangelisch waren; seitdem sind sie wie fast alle Kirchen Stettins katholisch. Eine davon ist die neobacksteingotisch gebaute St. Adalbert Garnisonkirche, bis 1945 die Bugenhagenkirche, benannt nach dem pommerschen Reformator Johannes Bugenhagen. Vor 1945 war sie eine evangelische Gemeindekirche. Bei meiner Exkursion war sie leider nicht geöffnet, konnte also nur von außen betrachtet werden.
St. Adalbert Garnisonkirche, bis 1945 Bugenhagenkirche
Ihr gegenüber steht die Herz-Jesu-Kirche, die bis 1945 preußische beziehungsweise deutsche Garnisonkirche war. Sie war eine der ersten deutschen Kirchen, die aus Stahlbeton gebaut wurden. Vorbild war die Petruskirche, eine evangelische Garnisonkirche in Kiel.
Herz-Jesu-Kirche, bis 1945 Garnisonkirche
Ihr Kirchenschiff besteht aus einem einzigen Stahlbetonguss, was man besonders gut von innen sehen kann. Ansonsten ist die ursprüngliche Inneneinrichtung leider nur bedingt erfahrbar, weil die Kirche mit der Einführung des Katholizismus im Inneren eine Umgestaltung erfahren hat.
Seitenschiff der Herz-Jesu-Kirche (bis 1945 Garnisonkirche), InnenansichtSeitenschiff der Herz-Jesu-Kirche (bis 1945 Garnisonkirche), Außenansicht
Katholizismus im preußischen Stettin
Neben den vielen ehemals protestantischen Kirchen, kann man in Stettin auch eine katholische Kirche aus preußischer Zeit betrachten. Das ist durchaus etwas besonderes. Die Anzahl der katholischen Kirchen in Preußen außerhalb des katholischen Oberschlesiens war nämlich lange Zeit einstellig. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm sie langsam zu, nicht gerade zum Gefallen der protestantischen Herrscherdynastie der Hohenzollern. Wie die einst evangelische Bugenhagenkirche, wurde auch die katholische St. Johannes-der-Täufer-Kirche im Stil der Neobacksteingotik errichtet.
St. Johannes-der-Täufer-Kirche
Ihr Innenraum ist sehr bunt verziert. Das Deckengewölbe ist wie ein blauer Sternenhimmel dargestellt. Eine Besichtigung der Kirche ist sehr empfehlenswert.
Innenraum der St. Johannes-der-Täufer-KircheDeckengewölbe der St. Johannes-der-Täufer-Kirche
Lohnenswertes Ausflugsziel
Alles in allem ist Stettin ein sehr schöne Stadt, mit vielen verschiedenen Bauwerken aus unterschiedlichsten Epochen. Durch die vielen Kriege sind zwar leider viele schöne Gebäude der Stadtgeschichte heute nicht mehr vorhanden, zugleich sorgten sie aber auch dafür, dass in etlichen Epochen neue Gebäude gebaut werden mussten, sodass die Bebauung heute sehr vielseitig ist. Ich hoffe, dieser Artikel kann davon einen Eindruck vermitteln und dazu anregen, die schöne Stadt einmal selbst zu besichtigen. Mit dem Auto ist sie in etwa eineinhalb und mit dem Zug in etwa zwei Stunden von Greifswald aus zu erreichen. Die Fahrt lohnt sich.
Beitragsbilder: Allan Kant
Zur Person des Autors
Allan wuchs im urbanen Ruhrgebiet in Bochum in Nordrhein-Westfalen auf. Um an der Ostsee zu leben, zog er zum Studium nach Greifswald, was eine sehr gute Entscheidung war. Er studiert seit dem Wintersemester 2022/23 Geschichte und Politikwissenschaft auf Bachelor und engagiert sich in vielen Gruppen in der Stadt.
Ich möchte euch mitnehmen durch mein Erlebnis, meine Gefühle, meine Reflektion der Situation und warum ich einen ganzen Artikel darüber schreibe.
Was ist passiert?
Vor ein paar Wochen hatte ich meine Periode (Überraschung), flüchtete aus der Bib und wollte nur nach Hause, in mein Bett. Natürlich wurde ich, während ich die beste Laune und Unterleibschmerzen hatte, mit der Aussage „Oh ist es etwa diese Zeit im Monat“, die in Tabu-Stimme geäußert wurde, konfrontiert.
Meine erste innere Reaktion war Wut und am liebsten hätte ich die Person zusammengeschrien, dass sie doch bitte einfach Periode; Tage; Regel; Menstruation etc. sagen soll und nicht flüstern muss! Und überhaupt, was fällt ihr eigentlich ein, mir das Gefühl der Scham zu vermitteln! Oh? Ich habe das Gefühl, ich müsste mich schämen? Dafür, dass ich eine Frau bin und meine Menstruationsblutung habe? Ja. Genau das ist das Problem. Ein gesellschaftliches Problem.
Warum habe ich nichts gesagt?
Nun habe ich die Person jedoch nicht angeschrien. Vielleicht nicht, weil ich grundsätzlich nicht mit Schreien reagiere. Vielleicht aber auch, weil es als Frau einfacher ist, nicht für sich selbst einzustehen und etwas zu sagen, dass sowieso nicht verstanden werden will. Ich sage nicht, dass ich glaube das es nichts gebracht hätte, wenn ich in der Stituation mit dieser Person ein klärendes Gespräch geführt hätte. Das glaube ich schon. Warum ich nichts gesagt habe? Ich war körperlich sehr angestrengt, wollte allein sein und hatte keine Kraft für ein Gespräch, in dem ich wieder das Leben einer Frau erklären muss. Einfacher ist es, da nichts zu sagen und zu gehen.
Einige von euch Leser*innen könnten nun sagen „Ja und? Sie soll mal nicht so überreagieren…“, andere mögen nun wütend oder empört auf ihre Bildschirme schauen, und wieder andere Leser*innen werden wahrscheinlich erstmal nichts als Gleichgültigkeit empfinden, da es einfacher ist, solche Kommentare nicht an sich heranzulassen.
Warum dann das hier schreiben?
Warum ist genau diese Gleichgültigkeit ein Problem und warum bringe ich nun den ganzen Aufwand für einen Artikel auf, wenn ich in dem Moment nicht für meine Gefühle und mein Dasein als Frau eingestanden habe? Dieses nicht für sich selbst einstehen, gilt für sehr viele Aspekte des Lebens. Doch ist es genau deshalb wichtig, den feministischen Diskurs aufzugreifen, gerade mehr denn je.
Insbesondere möchte ich nicht, dass unsere kleinen Schwestern sich mit genau der Scham belasten müssen, welche uns mitgegeben wurde. Für etwas, das nicht einfach abgestellt, ausgeknipst oder weg entschieden werden kann. Scham dafür, wie unsere Körper funktionieren. Menstruation ist normal. Deal with it, aber das musst DU ja noch nicht mal – Männer lol.
Ich habe viel mit meinen Freundinnen über die Situation gequatscht, weil es mich einfach nicht losgelassen hat. Ich dachte, dass es im Jahr 2024 von erwachsenen Menschen nicht mehr als Tabu angesehen wird, über seine Periode zu sprechen. Über einen normalen biologischen Ablauf. Leider musste ich feststellen, dass ich mich in den letzten Jahren wohl einfach nur in einer sehr fortschrittlichen Bubble bewegt hatte.
Mehr als nur Worte
Warum ist es nicht gut, Dinge nicht beim Namen zu nennen? Begriffe wie Erdbeerwoche und Ähnliche,sind welche, die verwendet werden, um nicht Periode oder Menstruation sagen zu müssen. Warum sind diese Begriffe überhaupt verletzend oder unangebracht? Die Menstruation gilt als etwas ekeliges, dreckiges und unreines. Obwohl dies überhaupt nicht der Fall ist. Sie wird als ein Tabuthema behandelt. Umschreibende Begriffe oder Äußerungen wie „diese Zeit im Monat“ verstärken dieses Tabu und machen die Periode zu etwas, das geheimgehalten werden muss – etwas, über das nicht gesprochen werden darf.
Für Personen, die jedoch jeden Monat ihre Periode bekommen, fühlt sich das an, als müssten sie sich selbst verstecken, als würden sie etwas Falsches tun. Es kann dazu führen, dass sie sich selbst verachten oder ekelig finden. Es sind mehr als nur ein paar Wörter…. Bitte sag doch einfach Periode! Oder Tage oder Regel. Und wenn es dir wirklich so unangenehm ist, dann gebe mir nicht das Gefühl, ich müsste mich schämen und würde etwas falsch machen.
Das Gefühl, sich für seine Periode schämen zu müssen, kann einem auch von seinem eigenen persönlichen Umfeld gegeben werden, auch von Freundinnen, die ihre Periode noch nicht bekommen haben und überfordert mit „ihhhh!!“ reagieren, weil mit ihnen nie ausreichend über ihre bevorstehende Periode gesprochen wurde. Familien und auch einfach eine Gesellschaft, in der kein Platz für das Thema Menstruationgemacht wird, können diese anfänglichen Erfahrungen mit der Menstruation zu etwas gruseligem machen. Fast jede* kennt das Gefühl, die Tampons auf dem Kassenband zu verstecken oder seine Mutter zu fragen, ob sie einem Menstruationsartikel kaufen kann. Diese Scham verlässt viele in ihren späten Teenager-Jahren. Jedoch kenne ich noch immer Leute, die es vermeiden, beim Kauf von Menstruationsartikeln gesehen zu werden. Vorallem dann, wenn beispielsweise ein Mann hinter ihnen an der Kasse steht. Dazu muss ich jedoch sagen, dass es seit ein paar Jahren, im Gegensatz zu der Zeit, in der meine Freundinnen und ich mit dem Thema unserer Periode konfrontiert wurden, wesentlich mehr und besser reflektierten öffentlichen Diskurs gibt. Nicht zuletzt auch über die zusätzlichen Kosten und die zusätzliche körperliche Belastung in einem normalen Arbeitsleben.
Dennoch scheint es noch nicht genug Diskurs zu geben, oder es ist Personen, welche sich nicht mit der Menstruation beschäftigen müssen, möglich sich diesem zu entziehen. Deshalb muss noch mehr Diskurs über Themen, welche hauptsächlich Frauen betreffen, entstehen. Es muss mehr zugehört werden und auch mehr Wille entstehen, zuzuhören. Auch bei vielleicht auf den ersten Blick nichtnachvollziehbaren Themen. Wenn man sich nie mit etwas auseinander setzten musste, dann tut man dies schnell als unwichtig oder als Witz ab. Es gibt eine lange Reihe von Themen, welche da in den Kopf kommen und die Menstruation ist da ein noch vergleichbar seichtes Thema. Dies wurde beispielsweise in den letzten Wochen noch einmal klar – wenn man auf Social Media unterwegs ist. Dort ist der Clip einer Talkshow viral gegangen, in der eine Frau sich wieder Gehör verschaffen musste und wieder einmal die Tür für den Diskurs des Lebens von Frauen geöffnet hat. Auch dort war es Unüberlegtheit und eine Unberührtheit mit dem Thema, die bei vielen auf einen – nett ausgedrückt – flauen Magen schlug. Es geht hier jedoch nicht um diese Talkshow und doch ist es ein passendes Beispiel.
Sei ein Girls Girl
Dieser Artikel ist eine Bitte, dass sich nicht nur Frauen gegenseitig unterstützen müssen, so wie sie es tun. Oft sind mir komplett fremde Frauen mit einer solchen Einfühlsamkeit entgegengetreten, die nur durch die eigene Betroffenheit oder durch die Auseinandersetzung mit Themen möglich ist. Denn ganz ehrlich: Es ist eines der besten Aspekte des Daseins als Frau das Gefühl, aufgefangen zu werden und unausgesprochene Solidarität und Sicherheit bei seinen Freundinnen zu haben.
Es ist auch ein großer Dank an alle Mütter, Omas, Tanten, Schwestern und Freundinnen, die ihre Erfahrungen weitergeben und sensibel und geduldig die ersten Erfahrungen der Menstruation begleiten. Diese ist nämlich, um offen und ehrlich zu sein, nicht für alle im positiven Sinne aufregend und spannend, sondern für viele im ersten Moment einfach nur verdammt gruselig.
Es ist eine Bitte an Väter, Brüder und Freunde, sich zu informieren und zuzuhören und die eigene Meinung nicht allem voran erst einmal zugute zugeben. Wie wunderbar wäre es, wenn eine Tochter zu ihrem Vater kommen könnte, weil sie ihre Periode bekommen hat und eine dicke, versichernde Umarmung bekommen könnte mit helfenden Worten. Diese tollen Situationen gibt es zwar, aber es sind noch immer viel zu wenige.
Um nun aber noch etwas zu ranten: Informiere dich, es gibt genug Orte, an denen du dies bequem von der Couch machen kannst. Oder lass uns einfach in Ruhe. I dare you.
Hannah (sie/ihr) ist für ihr Anglistik und Kommunikationswissenschafts Studium im Wintersemester 2020/2021, den weiten Weg nach Greifswald gekommen. Seit März 2023 ist sie als Autorin bei den moritz.medien und seit September 2023 auch im Social Media Team. Sie begeistert sich besonders für Musik, Bücher und Sprachen. Ihr Lieblingstier ist der Schneeleopard.
Manchmal reicht ein einzelner Ton, um das Herz zu berühren, ein Klang, der wie eine Welle die Seele erreicht. Ludovico Einaudi ist ein Meister darin, genau diesen Moment zu erschaffen – einen Augenblick von vollkommener Schönheit, der uns aus dem Alltag entzieht und auf eine innere Reise mitnimmt. Sein Name steht für Musik, die eine Sprache spricht, die alle verstehen: eine Sprache der Gefühle, der Erinnerungen und der Sehnsucht. Während die Welt um uns hektisch bleibt, schenkt uns Einaudi Augenblicke der Ruhe und Introspektion – und genau das macht ihn so besonders. Aber was macht seine Musik so einzigartig, so berührend? Tauche mit mir ein in die Welt des Pianisten und Komponisten, der es schafft, dass wir für einen Moment alles um uns herum vergessen.
Der Weg zur Musik: Einaudis Hintergrund und Inspirationen
Ludovico Einaudi wurde 1955 in Turin, Italien, geboren und ist der Enkel des italienischen Präsidenten Luigi Einaudi. Doch anstatt in die Fußstapfen seiner politischen Vorfahren zu treten, zog es Ludovico zur Musik. Seine klassische Ausbildung am Konservatorium Giuseppe Verdi und seine Zusammenarbeit mit Lucio Berio, einem Pionier der zeitgenössischen Musik, prägten seinen Stil – und dennoch hat er eine ganz eigene musikalische Sprache entwickelt. Einaudi verbindet klassische Elemente mit modernem Minimalismus und schafft es dabei, eine Brücke zwischen Klassik, Pop und Filmmusik zu schlagen. Seine Werke sind intim und universell zugleich: sie beschreiben den Moment und sie sind zeitlos. Wenn seine Finger die Tasten berühren, entstehen Melodien, die wie zarte Erzählungen sind, wie unaufgeregte Geschichten, die jede*r von uns auf seine eigene Weise weiterdenken kann.
„Una Mattina“
Eines seiner wahrscheinlich bekanntesten Werke ist „Una Mattina“ (ital. = Ein Morgen) – ein Stück, das vielen vielleicht durch den Film „Ziemlich beste Freunde“ bekannt ist. Für mich persönlich hat „Una Mattina“ eine ganz besondere Bedeutung. Es war genau dieses Stück, das mich vor Jahren dazu brachte, Ludovico Einaudis Musik zu entdecken. Die Schlichtheit und Tiefe der Melodie berührten mich so sehr, dass ich mich von da an in seine Werke verliebte und immer tiefer in seine Klangwelten eintauchte. Hier verbindet Einaudi eine simple, aber eindringliche Melodie mit einer gefühlvollen Begleitung. Das Stück beginnt sanft und steigt langsam in eine emotional aufgeladene Dichte auf, die die Zuhörer*innen unweigerlich mit sich reißt. Die Melodie wirkt wie ein Sonnenaufgang, der langsam den Horizont erhellt – als würde man an einem frühen Morgen aufwachen und das Versprechen eines neuen Tages in jedem Akkord spüren. Es ist genau diese Einfachheit, gepaart mit einem tiefen emotionalen Zugang, die Einaudi beherrscht und die „Una Mattina“ so eindringlich macht.
„Oltremare“
Ein weiteres Stück, das hervorsticht, ist „Oltremare“. Der Titel bedeutet auf italienisch „Übersee“ und es fühlt sich wirklich wie eine Reise an – eine Reise über weite Ozeane, durch Erinnerungen und Hoffnungen. Das Klavier spielt wie Wellen, die am Strand brechen – mal ruhig, mal stürmisch. Die Melodie ist von einer leichten Melancholie durchzogen, doch sie fühlt sich auch abenteuerlich an. Die Dynamik des Stücks – die ständigen Wechsel zwischen leisen, reflektierenden Momenten und kraftvollen, dramatischen Passagen – ist das, was die Zuhörer*innen packt. Man spürt das Auf und Ab, die Bewegung und die Stille des Ozeans – und vielleicht auch die eigene, innere Reise. „Oltremare“ ist wie ein Eintauchen in die Tiefen des eigenen Geistes, begleitet von den ewigen Bewegungen des Meeres.
„Cache-Cache“
„Cache-Cache“ ist ein weiteres faszinierendes Werk von Einaudi. Der Titel bedeutet „Verstecken“, und genau das spielt sich musikalisch auch ab. Das Stück ist verspielt, voller Neugier und einem Hauch von Nostalgie. Die Melodie versteckt sich, taucht immer wieder an unerwarteten Stellen auf, und der*die Zuhörer*in wird eingeladen, dieser zu folgen. Es entsteht ein Gefühl von Freiheit, als ob man durch einen Garten laufe, der voller Geheimnisse ist – man entdeckt immer wieder etwas Neues, und doch bleibt ein gewisser Zauber im Verborgenen. Die Struktur von „Cache-Cache“ wirkt wie eine zarte Aufforderung, die Welt wieder mit kindlicher Faszination zu betrachten, die Augen für die kleinen Wunder des Lebens zu öffnen.
Die Schönheit der Einfachheit: Einaudis musikalische Philosophie
Ludovico Einaudi schafft es mit seiner Musik, Emotionen hervorzurufen, die tief in uns schlummern. Er berührt mit der Macht der Einfachheit, mit der Ehrlichkeit seiner Kompositionen. Während so viele Musiker*innen mit immer komplexeren Arrangements beeindrucken wollen, zeigt Einaudi, dass es oft gerade die Reduktion auf das Wesentliche ist, die uns wirklich berührt. Seine Werke laden uns ein, in uns hineinzuhören, zu reflektieren und die Welt um uns herum bewusster wahrzunehmen. Ob es nun die leise Melancholie von „Oltremare“, die spielerische Leichtigkeit von „Cache-Cache“ oder die emotionale Klarheit von „Una Mattina“ ist – jeder Ton ist wie ein Schritt auf einer Reise, die nicht aufhört, uns zu verzaubern.
Nächstes Jahr, am 2. März 2025, werde ich die Gelegenheit haben, Ludovico Einaudi live zu erleben – und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich darauf freue. Ihn auf der Bühne zu sehen und die Musik, die mich schon so lange begleitet, hautnah zu spüren, ist ein Traum, der wahr wird. Vielleicht inspiriert dich das ebenfalls, seine Musik zu entdecken und vielleicht sogar ein Konzert zu besuchen. Es könnte ein Moment sein, der dich für immer berührt…
Ich bin Petimat, aber die meisten nennen mich einfach Peti. Ich bin 24 Jahre alt und komme ursprünglich aus Tschetschenien. Ich studiere Kommunikationswissenschaft und Germanistik und drücke fest die Daumen, dass ich 2024 fertig werde. Meine Lieblingsmusikgenres sind derzeit Jazz, Reggae, Funk und Latin Music 🙂
Itter, Itter Helau! Was, ihr wisst nicht was eine Itter sein soll? Helau? Redet der etwa von Karneval? Die meisten Leser*innen sind wahrscheinlich etwas verwirrt. Doch seid nicht besorgt, denn in diesem Artikel soll euren stutzenden Gesichtern eine Antwort aufgetischt werden. Kommt mit und begleitet mich zu einer kleinen Reise durch das rheinische Hilden.
Kleine Stadt kommt groß raus
Mit knapp 55.000 Einwohner*innen ist Hilden nur etwas schwächer besiedelt als Greifswald, welches bei ungefähr 59.000 Einwohner*innen liegt. Denkt aber nicht, dass das Stadtgefüge und das alltägliche Leben der beiden Städte daher miteinander vergleichbar wäre, denn Hilden ist mit nur 25,95 Quadratkilometern gerade einmal halb so groß wie Greifswald von der Fläche her. Damit gehört Hilden übrigens zu den dichtbevölkertsten Städten in ganz Deutschland. In der Rangliste der dichbevölkertsten Städte Deutschlands landet Hilden auf Platz 37 und muss sich dabei zum größten Teil nur Städten wie Köln, München, Düsseldorf oder Frankfurt am Main unterordnen. Ihr könnt also damit rechnen, dass in Hilden in der Regel immer was los ist, weil nun einmal so viele Leute auf einem Fleck vorzufinden sind. Die Bevölkerungsdichte hat auch dafür gesorgt, dass sich einige große Unternehmen in der Nähe der Stadt niedergesetzt haben. So hat der US-amerikanische Technologiekonzern 3M zum Beispiel eine Produktionsstätte in Hilden errichtet. Auch die regionale Zentrale des pharmazeutischen Forschungsunternehmens Qiagen befindet sich unter anderem in Hilden. Für diejenigen, die mit den Namen der Unternehmen vielleicht nicht so viel anfangen können, habe ich noch einen weiteren Anhaltspunkt, mit dem ihr Hilden eventuell verbinden könntet. Im Jahr 2011 war die gebürtige Hildenerin Amelie Klever nämlich Finalistin der bekannten Castingshow Germany’s Next Topmodel. Den GNTM-Fans unter euch wird der Name vielleicht bekannt vorkommen.
Jetzt habt ihr schon mal ein paar wichtige Fakten über die Stadt erhalten, aber wie lebt es sich in Hilden als Einwohner*in denn so? Als gebürtiger Hildener möchte ich euch natürlich Rede und Antwort stehen. Hilden als Stadt ist ein perfekter Mix aus Tradition und Moderne. In unserer Stadt stehen immer noch einige Fachwerkhäuser und historische Altbauten. Der Alte Markt ist dabei das Zentrum der lieblichen Innenstadt. Dort könnt ihr im Café oder Restaurant entspannen. Der Rest unserer Innenstadt besteht aus einer vielseitigen Auswahl an Geschäften und Läden aller Arten. Zum Bummeln und Rumstöbern ist Hilden daher perfekt geeignet. Außerhalb der Stadt gibt es zur Abwechslung trotz der eher kleineren Fläche der Stadt aber dennoch einige Grünflächen wie den Stadtpark, die Hildener Heide oder den Stadtwald, die mindestens genauso einladend sind wie der Rest der Stadt.
Hilden InnenstadtHilden InnenstadtHilden Rathaus
„Ich komme aus der Nähe von Düsseldorf“
Jedes Mal, wenn mich jemand fragt, wo ich denn herkomme, dann sage ich in der Regel „aus der Nähe von Düsseldorf“. Das hat den simplen Grund, dass die meisten Leute, die nicht aus dem Rheinland oder gar aus NRW kommen, natürlich keinen Plan haben, wo sie den Ort Hilden auf der Landkarte verorten würden. Da ist es dann doch einfacher, auf die nächste Großstadt zu verweisen. Hilden liegt direkt neben Düsseldorf, und mit der S-Bahn ist man in gerade einmal einer Viertelstunde am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Zahlreiche andere Städte wie Solingen, Duisburg, Essen oder Leverkusen befinden sich ebenfalls in naher Umgebung von Hilden, wodurch die Stadt inmitten mehrerer Großstädte zu verorten ist. Das Tolle daran ist, dass die Anbindung via Nahverkehr in NRW so gut ausgebaut ist, dass man diese Orte auch alle ganz einfach mit der Bahn oder dem Bus erreichen kann. Auch wenn man dabei leider öfter mit Verspätungen oder Ausfällen rechnen muss. Ich glaube, alle Einwohner*innen aus dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr haben den Spruch „die S1 hat schon wieder Verspätung“ schon einmal gehört oder selber getätigt. Wir wollen aber wieder auf die Vorteile der guten Anbindung an die Großstädte zurückkommen. Hilden kann einem zum Leben eigentlich alles bieten, aber den Großstädten muss sie sich, was die verfügbaren Läden, Restaurants oder Freizeitbeschäftigungen angeht, doch geschlagen geben. Genau dann ist es ein massiver Vorteil, wenn man nur in die Bahn steigen muss und in 15 bis 20 Minuten in der nächsten Großstadt ist. Man genießt nicht nur die Vorteile der eigenen Stadt, sondern auch die von allen umliegenden Orten. Das war bei mir natürlich nicht anders, auch wenn ich in den meisten Fällen immer gerne nach Düsseldorf gefahren bin, da es direkt nebenan ist. Shoppen gehen in den Schadow-Arkaden, ein bisschen spazieren gehen an der Rheinuferpromenade und später etwas essen gehen in Deutschlands ganz eigenem Little Tokyo. Düsseldorf hat nämlich die drittgrößte japanische Gemeinde Europas und hat somit eine enorme Bandbreite an kulinarischen Köstlichkeiten der asiatischen Küche zu bieten. Für mich als Hildener ist es natürlich einfach eine enorme Bereicherung, wenn man nur eine Bahnfahrt von all diesen Möglichkeiten entfernt ist.
„Itter, Itter Helau!“
Um nun abschließend noch aufzulösen, was in der Einleitung mit „Itter, Itter Helau“ gemeint war, tauchen wir noch ein bisschen in die wohl gesellschaftlich beliebteste Zeit des ganzen Jahres im Rheinland ein. Gemeint ist natürlich nichts anderes als Karneval. Viele von euch werden wahrscheinlich schon wegen dem Helau darauf gekommen sein. Aber was ist dieses Itter nun? Das ist eigentlich ganz einfach gesagt, denn die Itter ist ein Nebenfluss des Rheins und fließt mitten durch Hilden. Die Jeckenrufe sind in ganz Deutschland in jeder Stadt oder Gemeinde sehr individuell und unterschiedlich und machen Karneval so auch in jeder Ortschaft etwas anders und einzigartig. In Hilden ist der Ruf „Itter, Itter Helau“ gang und gäbe, wenn der jährliche Karnevalszug durch die Stadt verkehrt. Karneval hat bei uns schon immer eine große Rolle gespielt, weshalb auch immer Besuche des Prinzenpaars oder des Kinderprinzenpaars in den Schulen abgehalten wurden. Ob es nun die Karnevalsfeiern in den Schulen oder die Zusammenkünfte bei den Festzügen sind, Karneval schafft bei uns in der Region immer wieder für gute Stimmung. Damit solltet ihr Jecken und Narren nun auch über die Wichtigkeit der fünften Jahreszeit in Hilden Bescheid wissen. Vielleicht sieht man sich ja mal zu Karneval bei uns im schönen Hilden. In dem Sinne – Itter, Itter Helau!
Beitragsbilder:Lucas Hohmeister
Zur Person des Autors
Lucas stammt ursprünglich aus dem Rheinland und ist nun schon seit einigen Jahren in Greifswald. Derzeitig ist er Student der Organisationskommunikation im Master. Für den webmoritz. ist Lucas seit 2022 aktiver Redakteur. Sein Lieblingstier ist der Panda 🐼
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