von Sophie Lagies | 20.07.2011
Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.
Tolerant. Weltoffen. Frei. Sympathisch. Humorvoll. – All diese Eigenschaften schreiben sich die studentischen Vereine und Projekte auf ihre Fahnen. Sie wedeln damit bei jeder Gelegenheit wild umher, damit auch ja jeder von ihrer Lebensphilosophie Kenntnis nimmt. Jedes Semester wird aufs Neue nach Erstis geschrieen, damit die Vereine auch zukünftig weiterexistieren können. Alles legitim so weit; das einzige Problem was ich damit habe: die Mitglieder dieser Initiativen zelebrieren ihr Dasein in der Regel fernab dieser Ideale. Sie predigen Wasser, und saufen Wein en masse.
Wovon ich hier spreche? Nun ja, von einer gewissen Pseudotoleranz der Meisten, die dazu führt, dass sich Vereinigungen eher abschotten als nach außen hin öffnen. Sie glucken aufeinander, feiern sich für ihre Ideen und lassen keine Kritik zu. Sie wissen scheinbar wie der Hase läuft – was gute Musik ist, wie man sich korrekt anzieht und wie man richtig demonstriert. So kommt es, dass viele Greifswalder_innen nach erstem, euphorischem Hereinschnuppern das Terrain fluchtartig verlassen. Wer will schon gerne der Ausgestoßene sein? (mehr …)
von Sophie Lagies | 13.07.2011
Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.
2011 ist das Jahr der Pflege und der Wälder, sagt mir ein gewisser Herr Google. Aha, denke ich mir. Viel bewusster ist mir allerdings der Fakt, dass wir uns im Jahr des Smartphones befinden. In allen Winkeln Greifswalds, in jeder zweiten Tasche sind die kleinen Minicomputer, die man nebenbei auch zum Telefonieren benutzen kann. Ständig sichte ich jemanden beim akribischen Umherwischen auf seinem Touchscreen, geradezu selten aber jemanden beim (Achtung, Old School!) herkömmlichen Telefonieren.
Das bizarre ist: Bis zu einem gewissen Grad liebe ich Technik, ja wirklich. Auch ich besitze einen Laptop, eine externe Festplatte, eine Digitalkamera und zahlreiche andere Erfindungen der letzten Dekade. Das alles ist absolut praktisch, seit Jahren fast täglich in Benutzung und ohne all das wäre der Alltag für mich kaum noch richtig vorstellbar. Aber ein Smartphone, das fehlt auf der Liste meiner Habseligkeiten. Auf der Wunschliste steht es aber trotzdem nicht, tatsächlich fehlen tut es mir folgerichtig auch nicht. In der Tat, ich verwehre mich dieser Smartphone-Doktrin, die sicherlich auf einer heimlichen Verschwörung von Apple, Microsoft und Co. basiert. (mehr …)
von Sophie Lagies | 06.07.2011
Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.
Nun ist sie da, die Postfusiondepression. Der Alltag schlägt einem mit voller Breitseite ins Gesicht, die Prüfungen stehen auf der To-Do-Liste und das Praktikum will auch nebenbei noch erledigt werden. Gewohnt wehmütig und geradezu traurig blickt die Anhängerschaft des Ferienkommunismus, der vergangenes Wochenende sein 15. Jubiläum zelebrierte, auf das Fusion Festival zurück.
Vielleicht ist es dem einen oder anderen Greifswalder ja aufgefallen, wie seltsam leer die Stadt in den letzten Tagen war. Denn ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass halb Greifswald auf dem Festival in Lärz (bei Neustrelitz) war. Ich selbst war beispielsweise Teil eines riesigen Fusioncamps mit über dreißig Greifswaldern, auch an der Oase gab es allerhand Greisfwalder Gesichter zu erspähen. Jeden Tag wurde getanzt, die Nächte wurden durchgemacht. (mehr …)
von Sophie Lagies | 29.06.2011
Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.
„Und was machst du so?“, „Na wie gehts?“, „Ganz schön voll hier, ne?“ – Fragen dieser Art finde ich unfassbar öde, und die Antworten dazu interessieren mich auch äußerst selten. Richtig geraten: Small Talk ist wohl eher nicht so mein Ding, um es mal gelinde zu formulieren. Der Sinn dieses Phrasendreschens erschließt sich mir einfach nicht. Wer hat bitte diese grauenhafte Idee in der Gesellschaft verbreitet, derlei Fragen seien der richtige Gesprächseinstieg? Wer auch immer das ist, er gehört verhauen und ins Kämmerchen gesperrt!
Tatsächlich findet man im Internet Tipps für die „gelungene Plauderei nebenbei“, demnach soll man als Vorzeige-Small Talker doch unbedingt folgende Themen beplaudern: die Situation, den Ort, das Gegenüber und sich selbst. Unbedingt vermeiden soll man aber doch bitte Religion, Politik, die finanzielle Situation, persönliche Probleme. Geht’s noch? Was sind das denn für bizarre Lebensweisheiten, die da durch die Gesprächswelt wandern?
Ich bin niemand, der sich zu Hause verschanzt und Kontakt zur Außenwelt tunlichst vermeidet. Ich schätze die Greifswalder Kultur, besuche Konzerte, gehe in Bars und setze mich an den Hafen. Tatsächlich schätze ich die Gesellschaft anderer Menschen sogar und führe gerne stundenlange Gespräche bei Wein und Schummerlicht. Aber diese Gespräche sollen doch bitte von Inhalten und Erkenntnissen geprägt sein anstatt von oberflächlichem Geseiere und hirnlosen Witzen. (mehr …)
von Sophie Lagies | 22.06.2011
Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.
Gerade befinden wir uns mal wieder im größten Prüfungswahn – so viele Prüfungen, so wenig Zeit, so viel schönere Dinge im Leben. Ein ständiges Hin und Her der Gefühle, das schlechte Gewissen omnipräsent im Nacken, den Musterstundenplan im Hinterkopf. „Ich müsste das Buch noch lesen“ und „verdammt, nur noch zwei Wochen bis“ dominieren die Gespräche in der Mensa; vor der Unibibliothek bilden sich bereits vor acht Uhr lernhungrige Studenten und warten auf den Einlass. Nach nunmehr sechs studierten Semestern meinerseits stelle ich langsam, aber sicher fest: Die Idee der Regelnstudienzeit von sechs Semestern ist bei einem Großteil der Studierendenschaft von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Mittlerweile bin ich jedoch diesbezüglich zu einem passablen Konsens gekommen. Und der lautet: Scheiß doch drauf!
Ganz im ernst: Welcher Arbeitgeber möchte denn lieber einen Absolventen einstellen, der sein Studium in Rekordzeit abgeschlossen hat, dafür aber keine Zeit mehr für kulturelle Vergnügungen, den Aufbau sozialer Kompetenzen, Horizonterweiterung im Auslandssemester und die eigene Persönlichkeitsfindung hatte? Ich als Arbeitgeber würde Letzteres mit ein paar Semestern mehr auf dem Buckel nun wirklich vorziehen. (mehr …)