Wie das Internet den Wahlkampf verändert: Bierzelt oder Blog? Eine Buchkritik

Bierzelt oder Blog? (Cover)

Bierzelt oder Blog? (Cover)

In den letzten Jahren hat sich der Wahlkampf durch das Internet merklich verändert. Zumindest war es so beim Präsidentschaftswahlkampf von Barack Obama. Wie sieht es in Deutschland aus? Setzen auch hierzulande Parteien und Politiker auf das Web 2.0 und lohnt sich das überhaupt?

Dieser Frage geht Andreas Elter in seinem im März erschienenen Buch „Bierzelt oder Blog? Politik im digitalen Zeitalter“ nach. Der Autor ist Studiengangleiter für Journalistik an der privaten Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation. Zuvor war er 15 Jahre lang als Redakteur und Reporter beim WDR, ZDF und bei RTL tätig. Man kann also davon ausgehen, dass er sowohl die klassischen Wege kennt, als auch die neuen digitalen Medien.

Der Titel des Buches ist ein wenig irreführend, denn der Schwerpunkt liegt ganz eindeutig auf der Blog-Seite, d.h. wie sich Parteien und Politiker im Internet präsentieren und wie ihr Wahlkampf in diesem Medium bei der Bundestagswahl 2009 aussah. Vorher jedoch wird im ersten der drei Teile „Das Vorbild“ betrachtet, d.h. wie in Amerika der Präsidentschaftswahlkampf 2008 ablief. Ein abschließender Vergleich macht deutlich, dass die Übertragung von den USA nach Deutschland aufgrund politischer und demographischer Unterschiede nicht so einfach ist.

Im Hauptteil des Buches (Die Analyse) wird die „heiße Phase“ des Bundestagswahlkampfs betrachtet, d.h. die vier Wochen vom 1. bis 27. September 2009. Elter wirft einen Blick auf die Webauftritte der Parteien und welche Arten von sozialen Netzwerken sie wie nutzen. Auffällig ist die durchgängige Kleinschreibung aller neuen Medienkanäle (twitter, newsletter, facebook, youtube, aber: studiVZ), was wahrscheinlich eine Folge der verwirrenden Schreibweisen im täglichen Gebrauch ist und somit für das Buch die einzig konsequente Möglichkeit.

Die Beschreibung der Webseiten und Medienarten wird für jede (im Bundestag vertretene) Partei einzeln gemacht und es liest sich teilweise wie ein Schulaufsatz à la „Was ich in den Ferien erlebt habe“. Natürlich ist es schwierig, fünf Mal das Gleiche zu erzählen und Jeden gleich zu behandeln, aber mit ein paar Bildern hätte die ausführliche Beschreibung der einzelnen Seitenelemente und Links etwas knapper ausfallen können. Andererseits ist das kleine Format des Buches (18 x 12 Zentimeter) schlecht für Bilder geeignet. Elter kommt jedenfalls zu dem Schluss, dass die Parteien größtenteils nicht im Web 2.0 angekommen sind, da sie eher auf Information denn auf Kommunikation setzen.

Sowohl im Hauptteil, als auch im dritten Teil (Die Bewertung) werden einzelne Blogger und Twitterer zitiert. Elter hat eine Vorauswahl getroffen und nur die wichtigsten und bekanntesten Vertreter ausgewählt (z.B. netzpolitik.org, nachdenkseiten.de), aber eine teilweise willkührlich anmutende Auswahl von Tweets und Kommentaren verwendet. Die Darstellung des allgemeinen Querschnitts wurde dadurch nicht erreicht, sondern eher eine verzerrte Momentaufnahme aufgrund der Hervorhebung einiger von Millionen von Tweets. Die komplette Auswertung von Print und Fernsehen soll seit März auf der Seite des Studiengangs verfügbar sein, aber dort lässt sich nichts finden.

Insgesamt liefert das Buch für den interessierten Leser ein kompaktes Bild zur Fragestellung ab. Wobei der „interessierte Leser“ hier wahrscheinlich Politik- oder Kommunikationsstudent ist, der eine gute Referenz zum Thema Politik 2.0 sucht und sich eine Menge Analyse- und Recherchearbeit ersparen möchte. Verantwortliche im Wahlkampf werden dieses Buch wohl leider nicht lesen, obwohl es ihnen zu empfehlen wäre, wie Elters Arbeit gezeigt hat.

Bild: Verlag

Familienfeier-Atmosphäre bei Leonce und Lena

Am vergangenen Mittwoch führte die Laien-Theatergruppe „die VerkaNnten“ Georg Büchners Leonce und Lena auf. Die informelle Natur der Aufführung wurde schon dadurch klar, dass dem Zuschauer freie Platzwahl im Rubenowsaal der Stadthalle gelassen wurde – und der Eintritt mit 3 Euro auch eher gering war.

Die Geschichte der beiden Hauptfiguren ist absurd zu nennen: Sie sollen zwangsvermählt werden, laufen davon, treffen und verlieben sich unbekannterweise. Bis hierhin eine allseits bekannte Situation, die jedoch ungewöhnlich aufgelöst wird. König Peter, Leonces Vater, ist verzweifelt, da die Hochzeit nicht stattfinden kann und lässt es zu, dass eine Truppe Verkleideter eine Ersatzhochzeit durchführt. Natürlich handelt es sich hierbei um die beiden Königskinder, deren Streich nach hinten losging, da sie genau die vorgesehene Verbindung eingegangen sind, die sie zu verhindern versucht hatten.

Leonce und Lena: Hofstaat in Aufruhr

Leonce und Lena: Hofstaat in Aufruhr

Unter der Leitung von Theaterpädagogin Barbara Gottwald entstand die kurzweilige Inszenierung. Eingeläutet wird das Stück mit einer Parade der zehn Darsteller, die mit Klatschen und Anfeuerungsrufen aus dem Publikum begleitet wurde. Der Spaß kommt also nicht zu kurz, was dem Lustspiel angemessen scheint. Allerdings schrieb der damals 23-jährige Büchner das Stück durchaus mit politischen Untertönen und Anspielungen. Dazu gehören z.B. Bezeichnung Popo und Pipo, der winzigen Königreiche, aus denen Prinz Leonce und Prinzessin Lena stammen. Die überspitzten Formulierungen werden augenzwinkernd und mit angemessener Selbstironie  präsentiert. Besonders schön gelang das Natalie Bachmaier als König Peter. Alle Rollen bis auf Leonce (Christoph Waak) werden von Frauen gespielt, was die Absurdität weiter verstärkt.

Die musikalische Untermalung stammt von der Band Haindling aus ihrem Album Schrilles Potpourri – Das Beste ohne Worte von 1995. Größtenteils passt die ungewöhnliche Instrumentalmusik, stellenweise hat man jedoch das Gefühl, einem PUR-Konzert im Rahmen einer Folge Großstadtrevier beizuwohnen.

Wer sich ebenfalls 75 Minuten lang unterhalten lassen will, hat dazu am 22. Juni um 20 Uhr erneut Gelegenheit. Karten gibt es online, telefonisch (03831 / 26 46 6) oder an der Theaterkasse (Di – Fr 10 – 18 Uhr).

Bilder: Theater Vorpommern

Der Citylauf aus Sicht eines Mitläufers

Gestern Nachmittag war es also soweit, dass ich meinen spontanen Entschluss, beim Citylauf mitzumachen, in die Tat umsetzen musste. Gerade einmal vier Wochen Training habe ich absolviert und überhaupt keine Ahnung, welche Zeit es werden sollte. Aber das war auch nicht wichtig, denn das Ziel war „Durchhalten!“.

Flyer des 4. Citylaufs

Flyer des 4. Citylaufs

Vorher galt es jedoch herauszufinden, wo denn überhaupt der große Lauf stattfindet. Die Veranstaltungsseite veröffentlichte am Mittwoch, d.h. gerade einmal drei Tage vorher den Streckenplan. Dort wird fröhlich angepriesen, dass diese „sich auch 2010 nicht geändert“ hat und deswegen finde ich es erst Recht unverständlich, warum man so lange damit gewartet hat. Aber vielleicht erwartete man einfach keine Neulinge, sondern nur Teilnehmer, die zum vierten Mal dabei sind?!

Abgesehen davon, klappte die Organisation für eine Veranstaltung dieser Größe ganz gut, was hauptsächlich an der unaufgeregten Ausführung lag. Das „Basislager“ im Sitzungssaal des Rathauses hatte seinen eigenen Charme und war dankbarerweise gut beheizt. Jeder Läufer konnte dort seine Sachen lagern und bekam sein Lätzchen mit Startnummer und Schnipsel für die Schuhe zur elektronischen Zeitmessung ausgehändigt. Letztere konnte man nach dem Rennen gegen eine Tasse eintauschen und als Tombolalos verwenden. Zu gewinnen gab es Karten für den anstehenden Kampf von Boxweltmeister Sebastian Sylvester, der am 5. Juni in Neubrandenburg seinen Titel verteidigen wird. (mehr …)

Sponsoren und Läufer für Arfika-Benefizlauf gesucht

Logo Benefizlauf 2010

Logo Benefizlauf 2010

Etwas für die Gesundheit tun und gleichzeitig Spenden sammeln kann man am 30. Mai auf dem Marktplatz. Dann findet zum zweiten Mal der Benefizlauf des Greifswalder Vereins „Afrikas Renaissance und Wiederaufbau e.V.“ statt (Bericht vom letzten Jahr). Es sind Sponsoren (Unternehmer und Privatpersonen) und Läufer gesucht: Erstere spenden für jede 200-Meter-Runde um den Marktplatz, die Letztere laufen. Der Betrag pro Runde wird vorher festgelegt und der Erlös fließt in die Förderung zweier kongolesischer Studenten, die seit Beginn ihres Studiums in Greifswald vom Verein unterstützt werden und für die Finanzierung von Schulgeld, Uniformen und Lehrmaterialien einer Grundschulklasse im Kongo. Im letzten Jahr liefen 77 Läufer insgesamt 3.724 Runden bzw. 744,8 km, welches der Strecke von Hamburg nach München entspricht.

Damit man als Zuschauer nicht nur den Läufern beim Rundenschrubben zusehen muss, ist ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Tanz und Musik geplant mit der Sambatrommelgruppe Chillislaps und Ali dem Rapper. Der Lauf unter dem Motto „Für eine gerechtere Welt – Aufeinander zulaufen“ dauert von 15 bis 18 Uhr und anschließend findet auf dem Markt ein Dinch (Dinner + Lunch) statt, das in Kooperation mit dem Greifswalder Studentenfestival GriStuF e.V. organisiert wird.

Wer also laufen oder sponsern möchte, kann sich bei auf der Webseite des Vereins informieren und melden.

Peer Gynt im Theater Vorpommern: Psychedelische Aufschneiderei

Am vergangenen Freitag gab es eine Wiederaufführung von Peer Gynt im Rahmen des Nordischen Klangs. Henrik Ibsen schrieb sein dramatisches Gedicht 1867 und basierte es auf norwegischen Feenmärchen. Auf diesen Einfluss wird der Zuschauer erst langsam hingewiesen, denn Peer wird als Aufschneider und Schlägertyp eingeführt und erst im zweiten Akt wird es mehr und mehr überirdisch und unwirklich.

Peer Gynt und die Trolle (Christian Holm, Ensemble)

Peer Gynt und die Trolle (Christian Holm, Ensemble)

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