von Archiv | 17.10.2005
Zu Besuch bei der EU in Brüssel
ieben Wochen habe ich in diesem Sommer in Brüssel verbracht, und natürlich stand für mich fest, dass neben Männeken Pis und dem Atomium auch die EU-Institutionen auf dem Programm sein würden. Den ersten Dämpfer bekam mein Wissensdurst nach einem Besuch auf der Internetseite der EU. Nachdem ich mich eine halbe Stunde durch circa 56 Untermenüs geklickt hatte, erfuhr ich, dass man bis auf das Parlament alle Institutionen leider nur gruppenweise und nach schriftlicher Voranmeldung drei Monate im Voraus betreten darf. Sehr bürgerfreundlich, aber auch gut.
Also los. U-Bahnstation Schuman, hier weht mir schon die europäische Flagge entgegen, ich muss also richtig sein. Ich erklimme die Treppen aus dem Schacht, Rolltreppe gibt es keine (Ob das mit den Behindertenrichtlinien der EU konform ist?) und brauche erstmal meine Sonnenbrille. Nicht nur, dass endlich die Sonne scheint, das „Quartier Européenne“ ist auch der stahlgewordene Traum eines Architekten: Überall schimmern mir verglaste Wolkenkratzer in den verschiedensten Designs entgegen. Vom Parlament zunächst allerdings keine Spur, aber das kann ja nicht so schwer zu finden sein.
Denkste. Hier sehen alle Gebäude gleich aus. Aber schlussendlich – der Mensch ist ja patent – finde ich dann doch, geschickt hinter einem Bauzaun versteckt, den Besuchereingang des Parlaments. Dumm nur, dass der verschlossen ist. Ich bekomme so langsam das Gefühl, die EU ist nicht sehr erpicht auf Besucher. Netterweise hat aber jemand einen Zettel an die Tür geklebt, dass man sich doch für die Führungen an den Haupteingang des Paul-Henri-Spaak-Gebäudes wenden sollte. Auch gut – nur erstmal finden, das Ding.
Es ist das gleiche Gebäude, eine Tür weiter um die Ecke, für die, die es wissen wollen. Und es steht zwar dran, Zutritt nur mit Akkreditierung, aber für die Führungen kommt man trotzdem rein. Zu Beginn der Führung sind wir dann doch circa 25 Wissbegierige. Nachdem unsere Pässe überprüft sind – keine Terroristen dabei – bekommen wir von netten PR-Mitarbeitern Audioguides in die Hände gedrückt. Es gibt alle EU-Sprachen, nur für Maltesisch brauchen sie noch ein wenig Zeit.
Die Führung ist ein bisschen „Das EU Parlament für Dummies – eine Einführung für Anfänger“, aber was soll‘s, zumindest habe ich jetzt gesehen, wo unsere Parlamentarier so tagen – wenn sie denn nicht gerade in Straßburg sind. Mein Besuch im Informationszentrum hinterher bringt mir zwar leider keinen EU-Verfassungsvertrag, aber dafür einen Comic zur Arbeitsweise der EU ein – auch nett, und ist ja auch bunter und so habe ich in der U-Bahn nach Hause wenigstens was zu lesen.
Geschrieben von Sarah Rieser
von Archiv | 17.10.2005
Was am 9. November 1989 begann, wurde am 3. Oktober 1990 abgeschlossen – und dauert bis heute an
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, hatte der Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, bereits am 6. Oktober 1989 seine Genossen in der Staatsführung der DDR gewarnt. Doch die Staatsspitze erkannte die Zeichen der Zeit zunächst nicht. Dies sollte sich schlagartig ändern.
Der 40. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1989 wurde auch ihr letzter. Massive Proteste wie die Montagsdemonstrationen, Flüchtlingsströme aus der DDR über Ungarn nach Österreich und in die BRD sowie der drohende Staatsbankrott zwangen die SED zunächst zu internen und schließlich auch zu äußeren Maßnahmen. Am Abend des 9. November gab das Politbüro dem Druck nach und auf einer Pressekonferenz völlig überraschend bekannt, dass alle Grenzen zur Bundesrepublik und nach West-Berlin geöffnet würden. „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört“, freute sich Willy Brandt einen Tag später bei einer Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus. Doch sollte tatsächlich wieder ein Deutschland entstehen?
Reformen statt Einheit
Viele der Demonstranten in der DDR wie in der BRD wollten dies nicht. Als „traurigsten Tag in meinem Leben“ bezeichnete etwa die DDR-Bürgerrechtlerin und Mitbegründerin des „Neuen Forum“, Bärbel Bohley den Tag der Maueröffnung. Eine reformierte DDR war ihr Ziel, nicht eine Wiedervereinigung Deutschlands.
Doch die Ereignisse entwickelten eine Eigendynamik. Überraschend für die Weltöffentlichkeit gab Bundeskanzler Helmut Kohl am 28. November 1989 vor dem Bundestag einen im Kanzleramt entstandenen Zehn-Punkte-Plan zur künftigen Deutschlandpolitik bekannt. In diesem wurden bestimmte Punkte abgesteckt, in denen BRD und DDR eng zusammenarbeiten sollten. Das Ziel: eine deutsche Föderation. Die nähere Gestalt eines „wieder vereinten Deutschland“ ließ Kohl offen. Doch die DDR war wirtschaftlich am Ende und so bat der inzwischen zum Ministerpräsidenten gewählte Hans Modrow den Kanzler Anfang 1990 darum, die beiden deutschen Staaten möglichst rasch zusammenzuführen. Dazu sollte zunächst die D-Mark auch in der DDR einziges offizielles Zahlungsmittel werden, was am 1. Juli verwirklicht wurde. Der Sieg der „Allianz für Deutschland“ unter Lothar de Maizière bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer im März hatte die Verhandlungen über die Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion noch beschleunigt. „Der Wunsch nach Wiedervereinigung und sofortiger Einführung der Marktwirtschaft sowie die Zurückweisung jeglicher Form des Sozialismus, die in dem Wahlergebnis zum Ausdruck kamen, bedeuteten zugleich den endgültigen Abschied von der DDR“, hält der Historiker Manfred Görtemaker dazu fest.
Neue Verfassung oder Beitritt?
Doch wie sollte die Vereinigung vollzogen werden? Zwei Wege standen dafür offen: Artikel 23 des Grundgesetzes besagte, dass die Verfassung außer in den bereits bestehenden Ländern der Bundesrepublik auch in „anderen Teilen Deutschlands nach deren Beitritt in Kraft zu setzen“ sei. Nach Artikel 146 hingegen sollte das Grundgesetz an dem Tage seine Gültigkeit verlieren, „an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“ Da sich die DDR-Volkskammer am 23. August 1990 entschied, den ersten Weg zu gehen, wurde der bundesdeutsche Rechtsrahmen also lediglich auf das Gebiet der DDR ausgedehnt. Eine neue Verfassung wurde nicht ausgearbeitet. Festgeschrieben wurde der Beitritt im „Staatsvertrag über die deutsche Einheit“, der am 3. Oktober in Kraft trat. „Unsere Einheit wurde niemandem aufgezwungen, sondern friedlich vereinbart“, erklärte Bundespräsident Richard von Weizsäcker an diesem Tag. Doch obwohl große Anstrengungen unternommen wurden und wirtschaftlich einiges erreicht ist, muss in den Köpfen der Menschen noch viel getan werden, damit der politischen auch irgendwann die mentale Einheit folgen wird.
Geschrieben von Kai Doering
von Archiv | 17.10.2005
Giganten des Teams „moritz“ erringen sagenhaften Sieg
beim Stadtimpuls-Fußball-Fight
Es wäre wohl historisch nicht wahr, wenn der 18. Oktober bloß als sonniger Wahltag in unserer Erinnerung haften bliebe. Denn nicht nur in Berlin wurde um Ruhm und Ehre gebuhlt. Nein, auch in Greifswald war es ein Sonntag voller Spannung, der uns durch heroische Leistungen einen segensreichen Ausgang bescheren konnte.
Im Rahmen des Stadtimpuls Festivals rangen acht Fußball-Teams (moritz, IKUWO, Koeppen, IKAZ, Klex,…) um den Titel der Besten, wobei sich unser Team „moritz“ den Platz auf dem Podest der Helden elegant und leichtfüßig sichern konnte.
Vier Spiele galt es gegen die selbstbewusste Konkurrenz, die sich voll Manneskraft präsentierte, zu gewinnen. Zunächst erschien der Sieg unserer Mannen eher unwahrscheinlich, waren sie doch die einzigen, die ohne Auswechselspieler aufs Feld ziehen mussten. Von der Konkurrenz zuerst noch unterschätzt und wegen der eigens für dieses Turnier entworfenen Trikots verächtlich beäugt, konnten sie dennoch durch ihre ausgefeilte Taktik und hoch geschickte Spielzüge nicht nur ihre Kräfte clever einteilen, sondern fegten der Reihe nach ihre Gegner vom Platz, denen schließlich nur mehr die ernüchternde Erkenntnis ihrer Unterlegenheit blieb.
Schnelle Konter und ein diszipliniertes Zusammenspiel waren die Stärken dieses Teams. Die häufigen Wechsel der Spielerpositionen verwirrten zudem die anderen Mannschaften derartig, dass ein koordiniertes Spiel der Gegner von vornherein verhindert werden konnte. Blitzschnelle Pässe und ein achtsames Auge auf die anderen Spieler begründeten schließlich den grandiosen Erfolg. Die Abwehr stand wie eine Mauer und trug maßgeblich dazu bei, dass jeder Angriff wie Knoblauchsoße auf Gyros verpuffte und der Keeper seinen Kasten über alle Spiele sauber halten konnte. Sehr überzeugend zeigte sich insbesondere „Granatenfuß-Hausch“ im Sturm. Mit gezielten Steilpässen aus der Tiefe des Raums beförderte er das Runde schnell und gekonnt in das Eckige. Und der Endstand sollte hier wahrlich nicht verschwiegen werden: 17 zu 0 Tore! Das nächste Ziel, so der Trainer des Erfolgsteams, heißt Champions-League!
Geschrieben von Laura Kolland, Christian Mieß
von Archiv | 17.10.2005
Die Organisatoren des diesjährigen Stadtimpuls können auf ein erfolgreiches Fest zurückblicken, welches alles beinhaltete, was Spaß macht.
Der verregnete Freitagabend wurde mit einem Kultur-programm aus Film, Lesung und Konzert bereichert. Viele Greifswalder machten sich, trotz nasser Füße auf den Weg, um die Veranstaltungen zu besuchen. Der Samstag setzte das abwechslungsreiche Allerlei fort mit einem Angebot aus verschiedenen Workshops in den einzelnen Häusern, die vor allem junge Leute ansprechen und deren Interesse wecken sollten. Petrus meinte es zudem gut und bescherte sonniges Wetter am Samstag für das Stadtteilfest in der Arndtstraße, bei dem diverse Kleinkunststände, eine Bastelstraße und die obligatorische Hüpfburg vertreten waren.
Was fehlte noch? Ach ja, Sport! Das Fußballturnier mit sieben teilnehmenden Mannschaften bot den Zuschauern harte Zweikämpfe, interessante Spielzüge und die ein oder andere sehenswerte B-Note.
Doch lassen wir die Bilder sprechen, gewinnt einen Eindruck und macht mit beim nächsten Stadtimpuls 2006!
Geschrieben von Sophia Penther
von Archiv | 17.10.2005
Der sanfte Kampfsport Tao Concepts tut Körper und Seele gut
Mit dem neuen Semester beginnt auch der Run auf die Hochschulsportkurse inklusive stundenlanger Wartezeiten. Zu diesen Kursen gibt es jedoch auch Alternativen – zum Beispiel die Tao-Concepts-Schule von Olaf Giermann.
Bei dem wöchentlichen Training wird auf fast spielerische Weise der Umgang mit dem Körper verfeinert. Gleichzeitig erlernen Interessierte ein Selbstverteidigungs- und Gesundheitssystem. „Menschen kämpfen ihr Leben lang um den Job, um Aufmerksamkeit oder um die Familie“, erzählt Olaf Giermann, der an der EMAU studiert. „Tao Concepts (TC) aber ist kein Kampf, sondern Loslassen.“ Dabei macht er zu Beginn der Übungen mit seinen Schülern Aufwärmübungen, die aussehen als würden unförmige und schwere Körper sich in Zeitlupe durch den Raum bewegen. „TC ist nicht gerade fotogen“, lacht Olaf und erklärt seinen übenden Schülern, wie wichtig es ist, diese langsamen Bewegungen zuzulassen. Denn dadurch würden sie nicht nur ihren eigenen Körper intensiver spüren, sondern auch dessen Bedürfnisse. Dies ist auch der Grund dafür, warum as bei Tao Concepts keine festen Bewegungsabläufe wie etwa bei den klassischen Kampfsportarten Judo oder Karate gibt.
In der Greifswalder Schule unterrichtet Olaf Giermann, der Humanbiologie studiert, seit November 2002. Er selbst ist durch die Sportart „Wing Tsun“ auf Tao Concepts gestoßen. „Je länger ich bei Wing Tsun dabei war, desto wohler habe ich mich gefühlt“, erzählt er. „Dann habe ich Frank Deman, den Gründer der ‚International Tao Concepts Organisation’ kennen gelernt, der einen ganz eigenen Stil kreierte.“ Der Körpertherapeut Frank Deman nutzte sein medizinische Wissen und seine jahrelanges Training der Kampfsportart Wing Tsun chinesische Übungsmethoden, und daraus Tao Concepts zu entwickeln. „Der Taoismus lehrt, weich zu sein wie das Wasser; unbestimmt, tief und unergründlich. Es ist weich und anpassungsfähig und um Hindernisse fließt es einfach herum“, berichtet er auf seiner Homepage www.tao-concepts.info.
Olaf Giermann wurde sein Schüler und gibt somit sein Wissen von der Lehre der fließenden Bewegung, in der die Kraft des angreifenden Gegners genutzt wird, um sich zu verteidigen, weiter. Der 31jährige überzeugt in seiner Schule mit Taten, korrigiert hier und da, lockert bei seinen Schülern Verspannungen und übt mit ihnen Bewegungsfolgen. „Schläge können allein durch Abwehr und ohne Gewalt ausgeschaltet werden“, erzählt er. „Das Prinzip ist, sich den Bewegungen des Gegners anzupassen.“
„Wer draufhauen will, ist bei Tao Concepts fehl am Platz“, meint auch sein Schüler Tobias Vahl. Er trainiert schon seit sieben Jahren bei Olaf Giermann, damals noch in Demmin. Tao Concepts sei für ihn eine Lebenseinstellung und nicht nur eine Methode der Selbstverteidigung.
Derzeit gibt es 17 Schulen in Deutschland, die Tao Concepts lehren. Sie stehen jedem offen, unabhängig von Alter oder körperlichen Vorraussetzungen. „Erlernen kann Tao Concepts jeder, der über eine gewisse Reife und Lebenserfahrung verfügt“, meint Olaf Giermann.
Geschrieben von Judith Küther