von Archiv | 15.11.2005
Nachdem die letzten Batman-Teile mehr oder minder gefloppt sind und sich schon nahezu jeder stämmige Hollywood-Schauspieler am Flattermann versucht hat, wagen nun Regisseur Chris Nolan („Insomnia“) und Mime Christian Bale („The Machinist“) einen Neuanfang der nun fünfteiligen Reihe, die die psychologische Motivation des Protagonisten in den Vordergrund stellt. Neben einer Vogelscheuche bekommt es Batman diesmal mit dem radikalen Apokalyptiker Ra‘s Al Ghul zu tun, der einen teuflischen Plan entwickelt hat, um das dem Verbrechen anheim gefallene Gotham City in den Untergang zu stürzen. „Batman Begins“ ist düsterer und bedrohlicher als alle bisherigen Batman-Filme, was auch durch Hans Zimmers pompöse Musik getragen wird.
George Lucas hat in Star Wars die Möglichkeiten des Prequels vorgemacht und so wird der Zuschauer nun auch über Batmans Werdegang aufgeklärt und man muss zugeben, dass seine Renaissance durchweg gelungen ist. Von der Bat-Cave über das Kostüm und das Bat-Mobil bis hin zu Batmans eigentlicher Motivation bleibt keine Frage offen. Die Stärke des Films liegt dabei darin, dass man sich nicht gescheut hat, ihm gewagte und doch ansprechende Neuerungen einzuverleiben, so zum Beispiel das Humvee-artige Batmobil. Dennoch blieb man der Tradition treu und schaffte es, die Atmosphäre der Comics gekonnt umzusetzen – in einer Weise, an der die Vorgänger bisher scheiterten. Und nicht nur Hauptdarsteller Christian Bale, sondern der gesamte weitere Cast glänzt mit Neu- und Altgrößen wie Katie Holmes, Gary Oldman, Liam Neeson, Morgan Freeman, Michael Caine und Rutger Hauer.
Der DVD-Bonus ist mit acht Dokumentationen, einer Bildergalerie, Eastereggs und anderen Extras grundsolide. Für alle leidenschaftlichen Fans gibt es außerdem eine Steel-Book-Edition für rund 30 Euro.
Geschrieben von Joel Kaczmarek
von Archiv | 15.11.2005
England, Ende des 18. Jahrhundert: Auf einem Ball treffen Elizabeth und Mr. Darcy aufeinander. Elizabeth, die kluge, aufgeklärte und emanzipierte junge Frau und Tochter von Mr. Bennet, soll nach den Vorstellungen ihrer Mutter so bald als möglich eine gute Partie machen. Mit übertriebenen Engagement versucht die Mutter, ihre fünf Töchter unter die Haube zu bringen und stößt dabei manchen vor den Kopf.
Während Elizabeths Schwester Jane sich beim ersten Anblick in den neuen Nachbarn Mr. Bingley verliebt, ist dieser von dem vulgären Verhalten ihrer Mutter und ihrer beiden jüngsten Schwestern wenig begeistert und reist – auf Anraten seines Freundes Mr. Darcy – wieder nach London ab. Jane bleibt mit gebrochenem Herzen zurück und Elizabeth wird in ihren Vorurteilen gegenüber Mr. Darcy bestätigt. Nur mit der Zeit kann sie ihren Stolz beiseite schieben und erfährt nach und nach vom wahren Charakter des Gentleman, zu dem sie sich immer mehr hingezogen fühlt.
Regisseur Joe Wright orientiert sich in seiner Verfilmung des Klassikers von Jane Austen stark am Buch. Gesellschaftliche Reflexionen, die typisch für Austens Romane sind, werden aufgrund der Kürze des Kinofilms nicht vertieft. Dennoch verzaubert der Film, auch wenn Jane Austen nichts von glühenden Leidenschaften erzählt und nichts Sensationelles passiert. Keira Knightley spielt die Elizabeth mit viel Charme, Natürlichkeit und einer Ernsthaftigkeit, die einen augenblicklich in ihren Bann zieht. Matthew MacFadyen, als Gegenpart zur herrlich erfrischenden Elizabeth spielt die Rolle des spröden und stolzen Mr. Darcy.
Geschrieben von Verena Lilge
von Archiv | 15.11.2005
Eine Hommage an ein unmodernes Medium
Während der Lektüre dieses Buches wurde ich Stammkunde am Kiosk um die Ecke. Zwar nicht unbedingt die taz, dafür aber jetzt ein Abo. Die Regionalzeitung.
Wirklich up-to-date fühle ich mich nämlich nur, wenn ich Zeitung lese. Und da vor allem die Regionalzeitung. Das kann kein elektronischer Newsletter ersetzen.
Zeitunglesen ist ein Stück Kultur plus Stil. Dabei denke ich nicht an das Klischee von der Zeitung am Frühstückstisch. Ich habe mich schon immer gefragt, wie das gehen soll. Marmeladenbrötchen und Kaffee zwischen den riesigen Zeitungsblättern hin- und her zu jonglieren und dabei auch noch mein Gegenüber – sofern vorhanden – zu unterhalten. Nett. Es sei denn man hat einen riesigen Frühstückstisch, denn leider sind manche Zeitungen nur teppichkompatibel.
Aber selbst Armmuskelkater kann mich nicht von der täglichen Lektüre abbringen.
Dieses geheimnisvolle Rascheln des Papiers mit seinen versteckten Neuigkeiten, der Duft der Druckerschwärze und ein paar ruhige genussvolle Minuten.
Zeitungslesen ist außerdem ziemlich inspirierend. Nicht nur, dass ich mit Kino-Tipps und anderen Veranstaltungen versorgt werde und erfahre, was in der Gegend so los ist – es bereichert einfach mein Leben. Es macht meine Welt größer. Abgesehen von den wöchentlichen Seiten, die extra für die jugendliche Leserschaft zusammengeschustert werden. Wer kauft sich schon einmal die Woche die Zeitung nur wegen den Jugendseiten? Müsste nicht immer etwas für diese Altersgruppe dabei sein, um sie als Leser zu gewinnen?
Außerdem ist eine Zeitung beständiger als eine HTML-Programmierung auf dem Bildschirm, ohne Error und ewige Ladezeiten. Ich weiß, wo es stand. Was ich für meinen Fall bei den Internetseiten nicht behaupten kann. Es gibt einfach zu viele.
Und mal ehrlich: Kann man wirklich die angespannte Haltung vor dem PC mit dem Sessel beim Zeitungslesen vergleichen? Und was sind schon die lahmen Oberarme gegen den nervigen Mausarm? Na also.
Schade nur, dass es die Tabloid-Formate großer Tageszeitungen wie „Welt Kompakt“ bisher nur in Großstädten wie Berlin oder Köln gibt. Denn sie berichten in Kürze seriös und übersichtlich – und der Muskelkater im Arm bleibt bei dem Format auch aus.
Das Buch „Extrablatt – Erlesenes erhalten“ ist im taz-Verlag erschienen und kostet 15 Euro.
Geschrieben von Judith Küther
von Archiv | 15.11.2005
Die wohl schlimmsten Zustände der menschlichen Existenz werden bei „Flight Plan“ auf interessante Weise umgesetzt: Ungewissheit und das Gefühl, wenn niemand einem glaubt.
Als Flugzeugingenieurin Kyle Pratt (Jodie Foster) auf dem Flug von Berlin nach New York ihre Tochter Julia aus den Augen verliert, will ihr keiner glauben. Erst recht nicht, weil ihre Tochter nicht auf der Passagierliste steht. Ist Kyle Opfer einer großen Verschwörung oder geht ihr gar der Tod ihres Mannes so nahe, dass sie sich über den Tod ihrer Tochter hinweg täuscht?
Technisch brillant lässt der deutsche Regisseur Robert Schwentke seine resolute Hauptdarstellerin die Ängste des zivilisierten Menschen durchleiden und bedient sich dabei einer klar inszenierten Drehtechnik. Die Botschaft des Films dreht sich um Vorurteile – in Verbindung mit den paranoiden, amerikanischen Ängsten seit dem 11. September. Der einzige Schwachpunkt des Films liegt in der etwas übertriebenen Story.
Geschrieben von Joel Kaczmarek
von Archiv | 15.11.2005
Kann ein einzelner Mensch das Leben von Tausenden retten? Ist ein kleines Schriftstück in der Lage, einen aus den Mühlen einer Todesmaschinerie zu befreien?
Dem schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg ist es 1944/45 als Botschaftssekretär in Budapest gelungen, mehrere Tausend ungedeckte Visa an Juden und andere Verfolgte zu verteilen. Damit galten sie offiziell als Ausländer und waren so nicht vom NS-Regime zu belangen.
Wie Wallenberg gab es auch andere Diplomaten, die ihre Position nutzten, um sich gegen das mörderische System zu stellen. So halfen auch Schweizer, Holländer, Briten, Spanier, Kanadier, US-Amerikaner, Türken, Chinesen, und Angehörige des Vatikans vielen Menschen das Leben zu retten.
Die circa 7.000 Juden Dänemarks verdanken ihre Rettung dem Anstand des Deutschen Georg Ferdinand Duckwitz, der eine am 2. Oktober 1943 geplante Deportation rechtzeitig dänischen Freunden, Parteien und Hilfsorganisation gemeldet hatte.
Obwohl die Diplomaten nur eine kleine Gruppe von Helfern waren – in der Jerusalemer Gedenkstätte Yadwashem finden unter den circa 16.000 namentlich geehrten „Gerechten der Völker“ genau 20 Personen Erwähnung – war ihr Einsatz von großer Bedeutung.
Unter dem Titel „Ein Visum fürs Leben – Diplomaten, die Juden retteten“ erinnert eine Ausstellung an diese Personen. Sie ist im Auftrag der israelischen Botschaft in Berlin erarbeitet worden und auf Initiative des Arbeitskreises Kirche und Judentum vom 7. bis zum 30. November in der Stadtbibliothek „Hans Fallada“ zu sehen.
Geschrieben von Arvid Hansmann