Erfüllter Erstwunsch

Auswahlverfahren für das Medizinstudium in Greifswald

Die Zentrale Stelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) im nordrhein-westfälischen Dortmund wurde totgesagt. Sie hätte ausgedient. Dies ist nicht der Fall. Natürlich besitzt die Institution ein Interesse am Selbsterhalt. Allerdings war sie für Universitäten stets ein Dienstleister. In der Sonnenstraße 171 laufen alle Bewerbungen auf Studienplätze an bundesdeutschen Universitäten in den Fächern Biologie, Tier-, Human und Zahnmedizin, Pharmazie und Psychologie zusammen. In diesen Fächern gibt es mehr Studienwillige, als zur Verfügung stehende Plätze. Noch vor Jahren vergab die ZVS die Studienplätze in zulassungsbeschränkten Fächern nur nach dem Abiturnotendurchschnitt und der Anzahl an Wartesemestern.

Eine Mitsprache der Hochschulen bei der Auswahl ihrer Studenten war nicht möglich.
In der Verordnung über die zentrale Vergabe von Studienplätzen des Landes Mecklenburg-Vorpommern vom 7. April 2006 wurde den Hochschulen die Möglichkeit der eigenen Auswahl von Studierenden in den Numerus clausus-Fächern gegeben. Auf den gleichlautenden Staatsvertrag von 1999 und den darauf folgenden Gesetzen aus den Jahren 2000 und 2005 wurde Bezug genommen. Insgesamt können die jeweiligen Fakultäten und Institute bis zu 60 Prozent ihrer Studienplätze durch eigene Auswahlverfahren vergeben. Bis vor einem Jahr waren es nur 24 Prozent. (siehe moritz 44)

Begehrt

Im Fach Humanmedizin nahmen zum Wintersemester 2006/07 die Hälfte der 34 Medizinischen Fakultäten in Deutschland die Auswahl eines Teils ihrer Studienplätze für angehende Ärzte selbst vor. In Greifswald wird dieses Mitspracherecht ebenfalls wahrgenommen. „Jedesmal, wenn der Gesetzgeber uns die Möglichkeit gab, nutzten wir diese“, sagt Petra Meinhardt vom Studiendekanat der Medizinschen Fakultät.
So auch in diesem Semester. Insgesamt stehen an der Greifswalder Universität 193 Studienplätze zur Verfügung. Für Sanitätsoffiziere der Bundeswehr, ausländische Staatsangehörige, Bewerber mit besonderer Hochschulzugangsberechtigung, Härtefälle und Studenten eines Zweitstudiums muss die Universität Studienkapazitäten frei halten. Die restlichen Plätze werden zu 20 Prozent nach der Abiturbestennote und weiteren 20 Prozent nach der Anzahl an Wartesemester von der ZVS vergeben. Für die Auswahl der restlichen 60 Prozent ist die Universität am Ryck selbstverantwortlich.
„In diesem Semester konnten wir 100 Studienplätze über unsere internen Auswahlkriterien vergeben“, so Meinhardt. Erste Hürde ist eine nicht schlechtere Abiturnote als 2,5 und die Angabe der Ortspräferenz Greifswald an erster oder zweiter Stelle bei der Bewerbung über die ZVS. Insgesamt 4.804 Bewerber gaben bei dieser die Ernst-Moritz-Arndt-Universität als eine der beiden ersten Wunschstudienorte an. Danach wurden Punkte für die Belegung der Leistungskurse – naturwissenschaftliche Fächer bekommen eine höhere Bewertung – in der Oberstufe, berufspraktische Erfahrungen und Praktika vergeben. Nach diesen Kriterien wurde eine Rangliste gebildet und 60 Prozent der rund 100 Plätze vergeben. Über Auswahlgespräche vergab die Universität die restlichen freien Studienplätze. Fünf Auswahlkommissionen mit jeweils zwei Professoren – einem aus dem vorklinischen, der andere aus dem klinischen Bereich – der Medizinischen Fakultät führten die insgesamt 121 Gespräche. Diese dauerten mindestens 20 Minuten. Auf diese Gespräche konnten sich die Bewerber vorbereiten: Sie mussten einen handschriftlichen Lebenslauf verfassen und die Ge-sprächsthemen waren bekannt. Kreativität, Fähigkeit zur Kommunikation und Belastbarkeit spielten eine Rolle. Natürlich auch die Motivation zum Medizinstudium. „Ich möchte den Menschen helfen“ wollten die Kommissionen aber nicht hören – mit dieser Erwartung muss schließlich jeder Mediziner leben.
Die beiden Professoren verteilten Punkte für die einzelnen Bereiche und somit eine Empfehlung über die Zulassung zum Medizinstudium an der Universität Greifswald. „Wir waren mit den Auswahlgesprächen zufrieden“, meint Meinhardt weiter. „Für die Zukunft kann ich mir schon vorstellen, dass wir alle Studienplätze selbst vergeben.“ Der bürokratische Aufwand wird in Kauf genommen.

Der freie Wille

Dass die Universität Greifswald eine sehr gute Medizinische Fakultät besitzt, zeigt das große Interesse an den hiesigen Studienplätzen. Dies war aber nicht immer so. Viele Studienwillige kamen unfreiwillig in die Hansestadt, da „die ZVS mich nach Greifswald verbannt hat“. Die Folge waren schnelle Ortswechsel während der ersten Semester. Diese Abwanderungsbewegungen haben sich aber gelegt. Die Qualität der Lehre verbesserte sich, die Medizinstudenten sammeln ab ihrem 1.  Semester praktische Erfahrungen im Universitätsklinikum. „Comunity Medicine“ ist das Schlagwort. Außerdem ist das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden gut. Das nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigen dagegen die negativen Bewertungen einzelner Seminare und Blockpraktika durch die Medizinstudenten. Auch wird die Betreuung von Doktoranden nicht in allen Instituten ebenbürtig gehandthabt. „Wir beobachten aber die Ergebnisse der Evaluation um gegebenenfalls kurzfristig Einfluß zu nehmen“, meint Meinhardt. Die Qualität der medizinischen Ausbildung  in Greifswald darf sich schließlich nicht verschlechern. Ansonsten war das sehr hohe Interesse am hießigen  Studienort in diesem Jahr eine Eintagsfliege und die ZVS wirkt wieder verbannend.

Geschrieben von Björn Buß

moritz’ hochschulpolitisches Lexikon – Teil I

AStA und StuPa

Die Hochschulpolitik steckt voller Missverständnisse. Es geht schon los mit den verschiedenen Abkürzungen, mit denen bestimmte Gremien bezeichnet werden.
An dieser Stelle soll eine Frage ein für allemal beantwortet werden: Welches Geschlecht hat der AStA? Da sich hinter diesem Kürzel der „Allgemeine Studierendenausschuss“ verbirgt, ist er natürlich männlich, auch wenn sehr viele Studentinnen dort arbeiten. „Die AStA“ ist also falsch, auch wenn dieser Ausdruck an eine hübsche Blume erinnert (die Aster).

Doch was macht der AStA? Nun, man könnte sagen, er ist so eine Art Bundesregierung auf Ebene unserer Universität – allerdings nur für die knapp 11 000 Studierenden, die sich nach dem Landeshochschulgesetz selbst verwalten dürfen. Die Bundeskanzlerin heißt bei uns AStA-Vorsitzende und die einzelnen Minister sind Referenten (etwa für Hochschulpolitik, Finanzen oder Soziales), denen in bestimmten Bereichen Co-Referenten unter die Arme greifen.
Neben dem Vorsitzenden (zurzeit ist das Alexander Gerberding) besteht der AStA aus sechs Hauptreferenten, denen acht Co-Referenten zuarbeiten. Für besondere Fragen (z.B. der geschlechtlichen Ausrichtung) gibt es noch drei „autonome Referenten“, was nicht etwa heißt, dass diese stets Steine schmeißen. Sie sind in ihrer Arbeit lediglich freier und direkt dem Studierendenparlament (StuPa) Rechenschaft schuldig.
Doch was ist das nun wieder? Bleiben wir beim Vergleich mit der Bundespolitik, handelt es sich beim StuPa, das übrigens sächlich, wenn auch nicht immer sachlich ist, um den Bundestag. Hier sitzen 21 „Abgeordnete“, die so genannten StuPisten, vierzehntäglich dienstags zusammen um über aktuelle Fragen der Hochschulpolitik und Anträge zu beraten. Besonders häufig sind Finanzanträge, die von jedem Studierenden der EMAU gestellt werden können. Überhaupt spielt Geld eine wichtige Rolle, denn das StuPa entscheidet auch darüber, wie die acht Euro, die jeder Studierende pro Semester zahlt, eingesetzt werden.
Daneben wählt das Parlament, das von einem dreiköpfigen Präsidium geleitet wird, den AStA und kontrolliert dessen Mitglieder, die die Beschlüsse des StuPa umsetzen müssen.

Beide Gremien freuen sich übrigens sehr über Besuch, sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt.

Geschrieben von Kai Doering

Freies Staunen

98eins – Ein Radiosender für Greifswald und Umgebung in der Domstraße 12

Radio hören ist Entspannung und Unterhaltung. Radio machen dagegen ist Arbeit. Vor allem, wenn der Betrieb einer Radiostation nur nebenbei bewerkstelligt wird: man ist Student und möchte sich ausprobieren. Sich nicht nur in der Universität aufhalten. Praktisch arbeiten, Erfahrungen sammeln und die Menschen am Radiogerät angenehm unterhalten.
Diesen Anspruch haben die freiwilligen Mitarbeiter beim Greifswalder radio 98eins. Von Montag bis Freitag zwischen 19 und 23 Uhr wird auf der Frequenz 98.1 eine   Alternative  zu anderen Radiosendern in Mecklenburg Vor-pommern geboten. Jede Musikrichtung wird bedient. „Von Alternative-Rock, Elektro über Ska, Reggae bis hin zur Schlagermusik geht unsere musikalische Bandbreite“, ist Chefredakteur Markus Fischer stolz. Neben der liebevoll ausgewählten Musik besitzen die Wortsendungen auf radio 98eins einen hohen Stellenwert.
Geistreich
Kreative Köpfe stecken hinter allen Sendungen. Im „Kulturbeutel“ wird ein Thema konzeptionell bearbeitet. Während der „Nacht am Meer“ sitzen entspannte und lustige Moderatoren mit einem Gast vor dem Studiomikrofon. Das Interesse an Sendungen, die den  Geist fördern, wird in der von europäischer Politik geprägten „Sternstunde“ und der „Philomathie“ gestillt. Dort kann man mal seinem Professor außerhalb der Hochschule lauschen und feststellen: dieser ist auch nur ein Mensch! Das tägliche Programm beginnt ab November mit einem neuen, tagesaktuellen Konzept. Noch ist der Name geheim, doch soviel sei gesagt: gut recherchierte Nachrichten und Beiträge aus Greifswald meets ausgewählte Musik. Alles ganz im Sinne des Bürgerfunks.
Den freien und nicht-kommerziellen Radiosender zu hören, mag zur Mitarbeit anregen, was definitiv erwünscht ist. „Wo sonst kann man sich ausprobieren, wenn nicht bei radio 98eins“, fragt Markus Fischer. Es gibt zwar kein Geld, aber schon jetzt engagieren sich 68 Freiwillige und sammeln Erfahrungen. „Wir wollen kein Chaos, sondern Radio machen“, so Fischer weiter. Natürlich kommt der Spaß nicht zu kurz.
Neugierige, die sich als Moderatoren, Reporter, Techniker, Netzwerkadminis-tratoren, … versuchen wollen, sind willkommen. Wer technisches und journalistisches Verständnis erworben hat, kann sich seine Mitarbeit als Praktikum anerkennen lassen.
Schon gehört?

Geschrieben von Björn Buß

Ein Band für die Kiste

Die Neugestaltung rund um den Hörsaal steht kurz vor dem Abschluss

Sie gehört zum Greifswalder Studentenleben wie Mensa oder Audimax: die „Kiste“ in der Makarenkostraße. Nachdem 2004 schon das Gebäude selbst komplett saniert und umgebaut wurde, bekommt nun auch das Außengelände ein neues Gesicht.

„Unser Konzept umfasst drei Ebenen“, erklärt Olaf Petters die Pläne, die sein Architekturbüro in einjähriger Vorbereitung erarbeitet hat. „Mit zwei Senkgärten und einer erhöhten Liegewiese wollen wir etwas Spannung ins Gelände bringen.“ Auf den rechteck-igen Baukörper der Kiste soll mit geometrischen Formen geantwortet werden. „Auch für Bäume und Büsche wird es noch genügend Platz geben“, beruhigt der Landschaftsarchitekt. Die Natur solle nicht Parkplätzen weichen. Zwölf davon sind zwar in Petters’ Konzept vorgesehen, allerdings werden sie an der Längsseite kaum auffallen. Natürlich wird auch für den studentischen Drahtesel gesorgt. „280 Fahrradständer werden wir noch installieren“, verspricht Petters.
Doch damit das Gelände rund um die „Kiste“ nicht allzu statisch daherkommt, haben sich der Stralsunder und seine drei Mitarbeiter etwas Besonderes einfallen lassen: das so genannte Band der Begegnung. „Es soll die drei Funktionen betonen, die die Kiste erfüllt“, erläutert Petters die Idee und meint damit den Hörsaal, den Studentenclub und die Moschee, die alle unter einem Dach Platz finden. Das Band, das sich in Form von bunten Keramikplatten, Metallkreisen, lackierten Baumstämmen und Scheinwerfern in Schlangenlinien über das Gelände ziehen wird, soll vom Eingang der Moschee zum Studentenclub führen.
Mit raffinierten Ideen haben Petters und seine Mitarbeiter Erfahrung. Sie planten bereits die Neugestaltung der Pappelallee, die vom Rosengarten an der Universitätsbibliothek vorbei bis zum Freizeitbad führt. Auch die Außenanlagen des Uniklinikums wurden von ihnen entworfen. Und nun also das Gelände, das die Kiste umgibt.
Die Schönheitsmaßnahme rund um den klobigen Bau aus der DDR-Zeit lassen sich die drei Bauherren einiges kosten. 350 000 Euro bringen die Universität, die Stadt Greifswald sowie die ILG als Betreiberin des angrenzenden Studentenwohnheims gemeinsam auf.
Doch das Geld ist gut angelegt, ist sich Christine Gust sicher. „Ich finde das eine Supermaßnahme“, lobt die Wohnheimleiterin. Sie habe die Idee sofort begrüßt, als die Universität damit auf sie zukam. Allerdings musste sie in ihrem Büro einiges aushalten, denn bevor es ans Umgestalten ging, mussten geteerte Flächen aufgebrochen und teilweise ganze Fundamente beseitigt werden. Der Lärm des Presslufthammers war für Wochen Gusts ständiger Begleiter und verfolgte auch manchen Studenten bis in die Vorlesung, die in der Kiste stattfanden, während draußen gearbeitet wurde.
Dass es mit der Gestaltung bereits seit dem zweiten Mai voran geht, dafür ist der „Galabaubetrieb GuD Siedenbüssow“ aus der Nähe von Demmin verantwortlich. Regelmäßig sieht Bauleiter Falko Barke nach dem Rechten, damit seine Leute bis Anfang November fertig werden. Olaf Petters ist sich sicher, dass sie es in der eingeplanten Zeit schaffen werden. „Die Zusammenarbeit klappt sehr gut“, lobt er. „Diese Baustelle macht richtig Spaß.“

Geschrieben von Kai Doering

Erstsemester überall

Greifswalder Studenten an europäischen Unis

Maastricht – here we come!

Dieses Motto der diesjährigen INKOM (so heißt hier die Einführungswoche) kann man durchaus als Drohung auffassen. Denn wenn eine Horde Erstis aus aller Welt plus angetrunkener Tutoren Ende August (das Studium beginnt hier im September) die Maastrichter Innenstadt unsicher machen, kann es schon mal etwas chaotisch zugehen. Organisiert von den Dutzenden Studentenverbindungen, die es hier gibt, hat die INKOM relativ wenig bis gar nichts mit der Universität zu tun und ist eigentlich nur ein Vorwand, um eine Woche lang die Stadt in eine Partyzone zu verwandeln und sich möglichst nahe an die Alkoholvergiftung zu trinken (die Holländer sind darin wesentlich besser als die Deutschen übrigens). Bands spielen auf dem Marktplatz, alle Kneipen sind überfüllt und in den großen Hallen wird zu dem, was die Holländer Musik nennen (einer Art seltsamem Techno) bis frühmorgens getanzt.
Die eigentliche Einführung ins Studienfach wird dann an einem Tag, dem Freitag vor Studienbeginn, abgehandelt, ist dann allerdings eine sehr viel offiziellere Affäre. Für uns European Studies Studenten gab es einen Empfang, komplett mit Sekt und Schnittchen, jeder Menge wichtiger Reden und einem noblen Mittagessen. Da weiß man doch, für was man die Studiengebühren bezahlt. Jede Menge wichtiger Infos, die man so schnell gar nicht verdauen konnte, gab es auch, aber zumindest das nervige Stundenplanbasteln entfällt hier, da das Studium sehr verschult ist, so dass sich die Einführung auf „Seit dann und dann an diesem oder jenen Ort“ beschränkt. Auch mal sehr angenehm, sich nicht drüber ärgern zu müssen, dass sich alle interessanten Veranstaltungen überschneiden. Nach einer kurzen Stadtführung zu allen wichtigen Punkten (sprich Bibliothek und Mensa), waren wir dann entlassen und hatten das Wochenende bis zum eigentlichen Studienbeginn Zeit, schon mal die gesetzten Texte für die nächste Woche zu lesen. Eine ruhige erste Woche wie in Deutschland gibt es hier nicht, alles beginnt sofort und gleich (genauso wenig übrigens wie Semesterferien im Frühjahr, studiert wird hier ohne größere Unterbrechungen bis Ende Juni) Wen das trotzdem nicht abschreckt, nähere Infos über die Uni Maastricht und ihre Studiengänge (die meisten sind übrigens in Englisch) gibt es unter:   
www.unimaas.nl 

Organisation ist alles

Meine Erstsemesterwoche in Greifswald war schön, doch viel schöner war meine „Orientation Week“ im schwedischen Örebro. Das Abenteuer Auslandssemester begann für mich vor knapp zwei Monaten. Auf meinem Weg nach Mittelschweden begleiteten mich viele Wünsche und Hoffnungen. All meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die „Orientation Week“ war der Beginn einer unvergesslichen Zeit. Seit dem ersten Tag habe ich mich im Land der Elche und langen Winter wohl gefühlt. Zeit für Heimweh blieb dank dem durchorganisierten Programmablauf, im dem jeder Tag etwas Neues bot, kaum. Das unglaubliche Organisationstalent der schwedischen Verantwortlichen machte es jedem der rund 300 Austauschstudenten leicht, sich schnell in Örebro einzuleben.  Am ersten Tag der „Orientation Week“ fand eine Eröffnungsveranstaltung statt, gefolgt von einer Führung über den Campus und einem gemeinsamen Mensabesuch. Eine Stadtführung und ein Pastaessen am Abend ließen den Tag ausklingen. In den nächsten Tagen folgten zahlreiche weitere Veranstaltungen. Ein Bowlingabend sorgte für Abwechslung, während eine IKEA-Shoppingtour vor allem für den Einkauf von Decken, Lampen, Klobürsten und Handtüchern genutzt wurde. An einem Sportnachmittag wurden neben Fußball und Volleyball auch das schwedische „Kubb“ und „Brännboll“ gespielt. Bei „Kubb“ musste man Geschick im Treffen von Holzklötzen beweisen. Viel Gelächter gab es beim Brennballspiel, das auf rutschigem Rasen für viele Grasflecken auf bis dahin sauberen Hosen sorgte. Nichtsdestotrotz wurde bis in die Dunkelheit hinein gemeinsam gespielt. Ein frühes Wiedersehen am nächsten Morgen folgte, um gemeinsam das Örebroer Schloss und ein städtisches Freilichtmuseum zu besuchen. Das kulturelle Tagesprogramm wurde durch einen Grillabend abgeschlossen. Ein Ende der Erstsemesterwoche war jedoch noch lang nicht erreicht. Der nächste Programmpunkt sah einen zweitägigen Ausflug vor, der alle Austauschstudenten an einen wunderschönen See führte. Auch dort wurde es nicht langweilig. Ein Wettbewerb sowie ein Grillabend und das Schwimmen im See versprachen viel Spaß. Den Abschluss dieser ereignisreichen Erstsemesterwoche bildete schließlich ein festliches Dinner, auf dem wir den Veranstaltern, den „fadders“, gar nicht genug danken konnten. Die „fadders“, immer engagiert und hilfsbereit, haben mir und allen anderen Austauschstudenten den Beginn in Örebro und die Umstellung auf schwedisches WG-Leben, Blaubärsuppe, süßes Brot und viele andere skandinavische Eigenheiten so leicht wie möglich gemacht. Genauso stelle ich mir eine gelungene Erstsemesterwoche vor: abwechslungsreich, spannend, lustig und unvergesslich. Nach all diesen Erlebnissen ist Schweden für mich nun nicht mehr nur das Land der Elche und günstigen Möbelhersteller, sondern auch ein Land toller Organisation und vorbildlicher Erstsemesterwochenplanung.


Fresher’s Week an der University upon Tyne/Great Britain

Die Erstewoche hier an der University upon Tyne in Nordwesten Englands startete mehr oder weniger mit Pauken und Trompeten. Bereits Wochen vorher haben alle Studenten in ihren Informationsunterlagen über die Uni einen Flyer gehabt, auf dem das große Event zu Beginn des Studiums angekündigt wurde. Einziger Haken an der Sache ist: Man muss für die Teilnahme £ 45 (ca. 70 €) bezahlen. Nach anfänglichem Zögern habe ich mein Geld auch in eins der pinkfarbenen Armbänder investiert und muss sagen, dass ich es nicht bereut habe. Die internationalen Studenten hatten ihre Einführung bereits eine Woche vorher, aber viele der Leute, die ich bisher kennen gelernt habe, haben sich den Spaß nicht entgehen lassen.
Fresher’s Week an britischen Unis bedeutet eine Woche lang Partys feiern und jede Menge Spaß haben. Das hiesige Studentenmagazin brachte extra zur Fresher’s Week eine Sonderausgabe heraus, der Folgendes zu entnehmen ist: The Guardian call us “the best Fresher’s Week in the country“. Zwar habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, kann aber mit Sicherheit sagen, dass sie auf jeden Fall besser als die in Greifswald ist/war.
Die Mitglieder der Student Union und an die 300 freiwilligen Helfer waren von Samstag bis Donnerstag auf den Beinen, um den Neulingen den Unieinstieg so angenehm wie möglich zu machen.
Damit alles mehr oder weniger reibungslos verläuft, wurden die Helfer in unterschiedliche Teams eingeteilt, die man anhand ihre Shirts erkennen konnte. Da gab es die Crew, die Crew Supervisor, die Float Supervisor, die Driver, die Chief Drivers, die Officers und die Organizers.
Der Start der Fresher’s Week war eine Beachparty im Gebäude des Student Union, der jeden Abend eine Party unter anderem Motto folgte. Während des Tages wurde den Studenten eine Menge an Aktivitäten angeboten, sodass man gar nicht alles machen konnte. Unter anderem konnte man Go-Kart fahren, Paintball spielen, eine City Sightseeing Bus Tour mit den berühmten Doppeldeckerbussen machen, ins größte Spaßbad von Nordengland fahren, Surfen gehen, das Blue Reef Aquarium besichtigen, Schlittschuh laufen, sich in Pole Dancing und Klettern ausprobieren, Bowlen oder Skifahren. Alle Aktivitäten aufzuzählen würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Sehr beliebt waren auch die Pub Crawls, bei denen die älteren Studenten den Frischlingen die Pubs hier in Newcastle und sogar in Durham zeigten. Denn Newcastle ist neben Glasgow als eine der Partystätte im Norden Großbritanniens bekannt und mit unter auch berüchtigt.
Die meisten Tagesaktivitäten fanden mehrmals am Tag statt. Man musste sich nur rechtzeitig in einer der Teilnehmerlisten eintragen und schon war man mittendrin und nicht nur dabei. Da vieles außerhalb des Stadtzentrums lag, wurden die Gruppen mit angemieteten Kleinbussen zu den Orten gefahren. Fahrer waren die ältere Studenten mit den hellblauen Shirts. Was besonders toll war, war, dass jede Gruppe von mindestens zwei Crewmitgliedern (orangene Shirts) begleitet wurden. Natürlich wollten sie ebenfall für umsonst an den Aktivitäten teilnehmen, aber im Vordergrund stand die Betreuung der neuen Studenten. Auch holten die Crewmitglieder die Studenten aus ihren Unterkünften ab und organisierten auch die Heimfahrten weit nach Mitternacht. Wer bis dahin noch niemanden kannte, lernte in der ersten Woche schnell neue Leute kennen und allein blieb keiner lange.
Ebenso wie bei uns in Greifswald stellten sich auch sämtliche Student Societies der Uni vor und warben um neue Mitglieder. Überall konnte man sich in Mailinglisten eintragen und an Fresher Tastings Sessions teilnehmen.
Zum Langeweile-haben hatte in dieser Woche keiner Zeit. Und wenn doch, war man selbst Schuld. Allerdings muss ich sagen, dass die Fresher’s Week natürlich eher für die Erstis organisiert wurde, die in England mit 18/19 Jahre an der Uni starten. Aber wir Internationals hatten dennoch unseren Spaß und haben die erste (noch) vorlesungsfreie Uniwoche sehr genossen und neue Freundschaften geschlossen.
Und wiederum ist dem Studentenmagazin zu entnehmen: „Your parents are wondering why they haven’t heard from you in days … Enjoy your Fresher’s Week – it’ll be the only one you have!“

Geschrieben von Sarah Rieser, Grit Preibisch, Verena Lilge