von Archiv | 13.04.2007
moritz: Wie viel Arbeit steckt in einem Stück?
Dörnen: Eine Minute auf der Bühne entspricht der Arbeit von einer Stunde im Ballettsaal.
moritz: Was passiert nach einer Premiere?
Dörnen: Wir arbeiten weiter, um ein Stück weiter lebendig zu halten.
moritz: Was fasziniert sie an Prokofjew?
Dörnen: Prokofjew war seiner Zeit weit voraus. Erstmalig gehen in „Romeo und Julia“ Tanz und Musik eine gleichberechtigte Partnerschaft ein. Zudem ist diese sinfonische Musik mit ihren Leitmotiven erstmals richtig durchkomponiert.
moritz: Was überrascht Sie beim heutigen Publikum?
Dörnen: Junge Leute suchen wieder nach Harmonie und Schönheit. Ich bin erstaunt, dass viele von ihnen eher in „Romeo und Julia“ als in die experimentelle Abende gehen. Ältere lassen sich in Greifswald lieber darauf ein. Normalerweise erwartet man das umgekehrt.
moritz: Das Ballett feiert 2007 sein 10. Jahr innerhalb des Theater Vorpommerns.
Dörnen: Ich fühle mich sehr wohl hier. Die Stadt steht hinter uns. Dennoch muss man aktiv bleiben und darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Denn die Erwartungen sind bei uns hoch.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 13.04.2007
Strauss: Komponist, Dirigent, Operndirektor und NS-Funktionär
Geschrieben von Prof. Dr. Walter Werbeck
von Archiv | 13.04.2007
„Down in the Valley“ von David Jacobson
Kein Abschied wurde wohl je so zelebriert wie der des Westerns. De facto ist der Abgesang auf den wilden Westen ein bleibender Fixpunkt der Filmlandschaft geworden. Ob als eigenes Subgenre wie in Eastwoods „Erbarmungslos“ oder Siegels „The Shootist“, in stilistischen Reminiszenzen wie in „Enemy at the Gates“ und „Last Man Standing“, oder einfach in melancholischen Nuancen von „The Big Lebowsky“ oder gar „Ghost Rider“: Die Retrospektive ist allgegenwärtig und das Sterben des Western scheint den Filmschaffenden so ans Herz gewachsen zu sein, dass auch das Urgenre selbst wohl nie wirklich untergehen wird. Die antiquierte Haltung des Western mit ihrer zumeist klaren moralischen Einteilung in „Schwarz“ und „Weiß“ ist dabei Fluch und Segen zugleich. Obwohl auf gewisse Weise reaktionär banalisierend, fasziniert sie doch gerade durch diese beruhigende Schlichtheit.
In eben diesem Spannungsfeld zwischen den klaren Positionen der Westernwelt und überfordernder Komplexität der Moderne bewegt sich Harlan, ein haltloser junger Mann mit unglaublich gefestigter Cowboy-Attitüde. Verkörpert von Edward Norton, der sonst eher für die Darstellung „innerer“ Zwiespälte bekannt sein dürfte („Fight Club“, „Zwielicht“), steht er im ständigen Konflikt zu der Welt, die ihn umgibt, in die er aber nicht gehört – oder vielleicht nicht gehören will.
Harlan ist ein wandelnder Anachronismus. Und so führt sein von altmodischen Floskeln getragenes Werben um das Mädchen seiner Träume (Rachel Evan Wood, „Dreizehn“) unweigerlich zum Konflikt mit deren Vater (David Morse). Während sich dieser an sich alltägliche Konflikt entfaltet, zieht sich der überforderte Harlan mehr und mehr auf die Rolle des „lone gunman“ zurück, bis es schließlich zum unausweichlichen Showdown kommt – metaphorisch in Szene gesetzt vor der Kulisse eines Western-Themenparks.
Überhaupt überzeugt neben dem gewohnt beeindruckenden Spiel aller drei Hauptdarsteller vor allem die Bildkonzeption des Films, die das Westernmotiv gekonnt in Kontrast zu den Betonwelten L.A.’s setzt, so etwa, wenn Harlan auf seinem gestohlenen Schecken in voller Cowboy-Montur samt Stetson und Peacemaker einen oberirdischen Abwasserkanal durchschreitet als ritte er in den obligatorischen Sonnenuntergang.
Geschrieben von Johannes Kühl
von Archiv | 13.04.2007
„Der Fluch der goldenen Blume“ von Zhang Yimou
Jede Stunde eine Weisheit, jede Stunde wird ein Geheimnis gereicht. Jede Stunde scheint es, trägt die Handlung voran, wie ein Uhrwerk auf die Stunde Null, in der sich alles entscheiden wird….
Überwältigend, tausend klopfende Füße der Untertanen: die gewöhnliche Zeremonie der Ankleidung hunderter Dienerinnen, der Königin beginnt, daneben die heran reitenden Kämpfer, in ihrer stolzen, prunkvollen Rüstung: sie kommen von der nördlichen Grenze ihres Landes, wo sie gegen Mongolen kämpften. Ein Herr an Untergebenen, baut sich vor dem Palast eines chinesischen Königs auf. Und plötzlich wird alles abgebrochen, alles was so eindrucksvoll begann, nimmt ein jähes Ende durch den Ruf der königlichen Boten, die den festlichen Empfang des königlichen Sohnes Prinz Jie somit beenden, wo er noch gar nicht begann.
Doch es soll keine Erniedrigung des Sohnes bedeuten, eher wird er bei einem Empfang außerhalb des Palastes durch einen Kampf mit seinem Vater auf die Probe gestellt, ob er genügend Kampfähigkeiten im Kriegsgebiet erlangt hat. Ist er zum Regenten herangewachsen nach den drei Jahren Kampf – Erfahrung an den Verteidigungsgrenzen der Mongolei?
Bizarr, als der Sohn in den königlichen Palast zurückkehrt, beginnt sich ein Weg aus Intrigen, Machtgier und Leidenschaft durch allerlei Andeutungen abzuzeichnen, alles hinter dem Deckmantel der höfischen Normalität der Tang-Dynastie, welche ihr goldenes Zeitalter in politischer Stabilität und Wohlstand hinter sich gelassen hat.
Symbolik zieht sich durch den ganzen Film, wie ein zunächst ungesehener Faden in Form der goldenen Blume, doch die Fäden verwirren sich in der Handlung immer mehr zu einem explosiven Knoten.
Bildgewaltig, monumental, das Gesamtkunstwerk aus Kampf und Leidenschaft, Liebe und Machtgier. Grundlage für den Film bietet das Drama Cau Yus „Das Gewitter“, welches in der ausklingenden Tang-Dynastie (923-936 n. Chr.) spielt. Es gibt zwar nicht die konkret existierende königliche Familie, sie steht stellvertretend für diese Zeit des Umbruches von „einer Zentralgewalt in Wohlstand und Frieden“ herrschend, zu einer in sich durch rivalisierende Teilkönige und selbsternannte Gouverneure zerfallenden Großmacht.
Wer chinesische Filme, Kultur und Kunst der Chinesen vergangen Tage mag, wird sich den Film, der in Chinesisch mit deutschen Untertiteln gezeigt wird, mit Genuss anschauen, wer mehr auf Action aus ist, kommt hier zu kurz, nur einige Kampfszenen und der entscheidende längere Kampf sind eher in der Handlung integriert, als das sie für sich allein stehen könnten.
Zhang Yimou; Regisseur von „Hero“ schuf hier ein monumentalen Film, indem viele bekannte asiatische Schauspieler: Gong Li („Hero“) als Königin, Chow Yun Fat („Anna und der König“) als König, sowie der als Mandarinsänger bekannte Jay Chou, die Geschichte um Macht, Liebe und Hass abrunden.
Geschrieben von Martina Pape
von Archiv | 27.02.2007
Spontane Männerküsse, frustrierte Burgerbrater, Fließbandroboter beim Selbstmord. Aus solchem Stoff sind Werbespots, über die Millionen lachen. Nur nicht Amerikas Bedenkenträger: Ihr Protest stoppte jetzt eine Reihe wunderbarer Filme – weil sie politisch unkorrekt seien.