Anknüpfungspunkte

Medizinstudenten treffen sich zum fachlichen Austausch

Eine züngelnde Schlange umwickelt einen Stab mit einem aufgestellten Dreieck im Hintergrund. Drei Siegel und fünf Wellenlinien rahmen den Innenkreis des Zeichens. Es steht für das International Medical Students Project, kurz IMSP.

Seit 1996 treffen sich Medizinstudenten aller Jahrgänge der Medizinischen Fakultäten von Lund, Stettin und Greifswald. Einmal im Semester halten dafür sie eine Konferenz in eine der drei Städte ab. Vom 20. bis zum 22. April ist für das Sommersemester 2007 Greifswald der Ausrichter. Unter dem Motto „Are some more equal than others?“ finden sich die Tagenden zu Fragen der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen, der Entwicklungshilfe und der Telemedizin im Institut für Anatomie zusammen. Durch die wachsende Technisierung des Faches rücken allerdings auch ethische und moralische Aspekte genauso wie psychologische und physiologische Details in das Blickfeld. In regelmäßigen Treffen bereiten die Medizinstudenten des jeweiligen lokalen Journal Clubs innerhalb des Semesters die anstehende Konferenz vor. Das Motto wurde erarbeitet, relevante Fachartikel für die Konferenz selbstständig heraus gesucht und sich um die Betreuung während der Tagung gekümmert. So ging es bei den vergangenen Treffen beispielsweise um Schmerzen oder das Verhältnis von Ethik und Genetik. „Die steigende Relevanz der ländlichen Versorgung in Greifswald und der Umgebung machte die Diskussion dieser Thematik notwendig und unausweichlich“, so die Projektleiterin Josefine Boldt. Die Greifswalder Gruppe erfährt dabei seitens des Instituts für Medizinische Psychologie und des Instituts für Community Medicine fachliche und organisatorische Betreuung. Doch soll es bei nicht allein um Vorträge und Diskussionen in Englisch allein handeln. Die Konferenz bietet den Teilnehmern auch Raum sich gegenseitig kennen zu lernen und mit einer eine gute Zeit zu verbringen. Für die Gäste aus Schweden und Polen werden noch Hosts gesucht. Interessierte sind zu den öffentlichen Vorträgen der Konferenz eingeladen und wer gern mitarbeiten möchte der sollte einfach den nächsten Journal Club besuchen.

Geschrieben von Uwe Roßner

Auf Bärchenfang

Der Auftrag

Da bin ich ausnahmsweise wieder in Berlin und will ausspannen, da erfasst mich der Sog der Berlinale. Samstag gegen 13 Uhr gemütlich im Bett liegend und auf den Fernsehturm schauend, rufe ich einen Kumpel an, der, wie ich weiß, für private und „moritztechnische“ Zwecke zur Berlinale getingelt ist.

Eine halbe Stunde später werden mir ‘ne Kinokarte in die Hand gedrückt und eine Mission aufgebürdet: „Hast du Handy, wegen Fotos machen? …Goldblum und Kinski-Sohn ist da… abfangen… hier Autogramm in das Buch, wenn… hier hast du aktuellen moritz… Schauspieler in Hand drücken und Foto damit machen… wenn die vorne stehen, dann… nach der Premiere… rausrennen… abfangen…“ Alles klar?!? So bin ich, all’ meine Aufgaben sortierend, ausgestattet mit einer Tüte moritz-Ausgaben, Kugelschreiber, Kinski-Buch und Kinokarte zum Kino „International“ ohne zu wissen, welcher Film da überhaupt läuft. Aber das war dann auch egal, kein Celebrity da, niemand zum Abfangen, nichts. Da steht man nun in der Berliner Kälte mit des Kumpels Gedanken: „Die Kinokarte brauchst du nicht zu bezahlen, musst du dir abarbeiten“. Vor dem Kino roter Teppich, viele wichtige Leute, den anderen wichtigen Leuten Bussis geben, Kamerateams von ARD bis ZDF und Schaulustige, die mir nicht sagen können, wer eigentlich erwartet wird. Aha, Herr Lagerfeld wird erwartet, irgendein Film über ihn, oder mit oder von ihm? Egal, neue Idee: Fotos von Lagerfeld und eventuell moritz in die Hand drücken, dass mein Auftraggeber stolz auf mich sein kann. Klirrende Kälte, in einer Hand den moritz, in der anderen das Foto-Handy. Alle warten. Da kommt er, er wird gerufen „Herr Lagerfeld, hier her…“, er posiert auf dem roten Teppich, gibt Mini-Interviews, kommt mir immer näher. Ist wohl ganz fasziniert von meiner „normalen“ Erscheinung, denn er steht auf einmal genau vor mir. Ein Foto, knipps. Seine Erscheinung, ganz in schwarz mit seinem alpinaweißem Haar und mit perlen- oder diamantbesetzten Lederhandschuhen, macht mich etwas ängstlich, doch ich frage ihn trotzdem: „Könnte ich ein Foto von Ihnen und unserem Magazin machen?“ und reiche es ihm. Doch irgendwie war er angeekelt und wurde von seinen Begleitern weggezogen. Dann eben nicht, dann begnügt der moritz sich halt mit dem Berlinale-Bären, der hat sich nicht so.

Geschrieben von Jana Kretzschmar

Zukunftträchtige Abstimmung

Bürgerentscheid zum WVG-Verkauf am 6. Mai

Erstmals fand 1997 ein Volksbegehren in der Hansestadt Greifswald statt. Die Wahl-berechtigten stimmten über den Bau der Tiefgarage vor dem Pommerschen Landesmuseum ab. Obwohl sich die Mehrheit gegen den Bau aussprach, war das Wahlergebnis nicht bindend für die Greifswalder Bürgerschaft.

Denn die Hürde einer Wahlbeteiligung von mindestens 25 Prozent wurde nicht überschritten.
Am 6. Mai steht nun der zweite Bürgerent-scheid in der vorpommerschen Stadt an. Alle mindestens 16 Jahre alten Bürger mit Erstwohnsitz in Greifswald sind stimmbe-rechtigt. Somit auch viele Studenten.
Folgende Frage steht auf dem Wahlzettel: Sind Sie dafür, dass die Stadt Greifswald auf die Möglichkeit der Schuldenreduzierung durch den Verkauf eines Minderheitsanteils der WVG verzichtet?
Obwohl unter den Bürgerschaftsabgeord-neten große Zustimmung für die Durch-führung eines Plebiszites zum möglichen Verkauf von maximal 49,9 Prozent der An-teile der kommunalen Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (WVG) bestand, war die konkrete Fragestellung Grund langer Diskusionen. Kritiker bemängeln den suggestiven Charakter.
Nicht nur WVG-Mieter, auch die anderen Einwohner der Stadt am Ryck betrifft der Volksentscheid. Indirekt wird über die Zukunft der Hansestadt abgestimmt. Antwortet die Mehrheit mit „nein”, tritt Greifswald in Verhandlungen mit potentiellen Käufern. Befürworter des Verkaufs erhoffen den Abbau der kommunalen Schulden von rund 25 Millionen Euro. Kritiker dagegen befürchten steigende WVG-Mieten und den Ausverkauf von kommunalem Eigentum.
Dass die nötige Wahlbeteiligung erreicht wird, ist aus demokratischen Gründen wünschenswert. Eine Beteiligungsquote von 39,9 Prozent wie bei einer thematisch ähnlichen Abstimmung in Freiburg wäre schon fast ein Traum.

Geschrieben von Björn Buß

Über Pennerkreise hinaus

Aus dem Schatten des Vaters herausgetreten

Mit der Pulle in der Hand ist er immer da, wo diskutiert wird oder was los ist. … als Deutschlands bekanntester Obdachloser, denn wer kennt die „Lindenstraße“ nicht! In einem Interview auf die Frage, was sein Leben denn von seiner Fernsehrolle unterscheide, antwortete der 62-Jährige „Eine 6-Zimmer-Eigentumswohnung mit Zentralheizung, fließendem Warm- und Kaltwasser, Vor- und Hintergarten.“ Mehr scheint es wohl nicht zu sein, was sein wahres Leben von der Rolle unterscheidet.

Denn nicht nur in der ARD, auch außerhalb der Fernsehkiste trifft man Rowohlt oft dort an, wo was los ist und der Alkohol nicht weit. Das sind dann meistens seine eigenen Lesungen. Eigentlich nämlich ist Rowohlt in seinem echten Leben Übersetzer und Schriftsteller und das ist es wohl vor allen Dingen, was ihn von der Fernsehrolle unterscheidet. Zumal er bei seiner Arbeit keinen einzigen Tropfen Alkohol trinkt, dafür aber literweise Tee.

Die Last des Familiennames

Übersetzen, schreiben, schauspielern, Hörbücher sprechen, Lesungen halten. Der Mann ist ziemlich aktiv und hat in (P)Kennerkreisen dem Namen Rowohlt schon längst eine zweite Bedeutung gegeben.
Dennoch, die Frage, ob er etwas mit dem gleichnamigen Verlag zu tun habe, wird immer wieder gestellt. Ja, der gebürtige Hamburger hat auch etwas mit dem Rowohlt-Verlag zu tun. Wenn doch nur soviel wie „Bobby Fischer mit dem S. Fischer-Verlag“, wie er sagt.
Als Sohn der Schauspielerin Maria Pierenkämper und dem Verlagsgründer Ernst Rowohlt hat er sich mit dem berühmten Namen wirklich etwas eingebrockt: einen Ruf, den man nie mehr los wird. Sicherlich aber war der bereits besetzte Name auch Ansporn, sich durch eigenes Talent und Auffallen vom Familienunternehmen abzugrenzen. Als sein Bruder „Die grüne Wolke“ von A.S. Neill für unübersetzbar erklärte, hat er sich prompt an die Übersetzung des Buches gemacht – mit Erfolg.
Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Rowohlt nicht in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, sondern Übersetzer wurde? Immerhin hat er in jungen Jahren eine Ausbildung im Suhrkamp-Verlag absolviert und danach tatsächlich im Unternehmen des Vaters angefangen. Gefallen hat es ihm dort aber nicht. Über den Verlag sagt er: „Ich kannte den ja damals vorher nicht. Da hab ich ihn dann kennen gelernt und gedacht: Womit habe ich dieses Straflager verdient? Ich hab doch niemanden umgebracht.“ Er berichtet von wilhelmischen Strukturen, dass Frauen keine Hosen tragen durften, nach oben gesiezt und nach unten geduzt wurden. Hätte er ja besser machen können als Nachfolger des Vaters. Oder auch nicht? Als Begründung dafür, dass er den Verlag nicht übernommen hat, gibt er an: „Mein Vater ist ja fünfmal Pleite gegangen mit seinem Scheißladen. Wenn ich den Rowohlt-Verlag übernommen hätte, wäre das die erste Tradition gewesen, die ich wieder hätte aufleben lassen.“ Zudem war ihm seine Freiheit wichtig. Er wollte niemandes Herr sein, aber auch niemanden über sich haben.

Bärenstimme – Löwenmähne

Nonkonformistisch mit üppiger Mähne und ungezähmtem Bart schreitet er durch die Welt. Paradoxerweise beschränkt aber genau das mitunter seine Freiheit. Durchaus ist es schon vorgekommen, dass ihn Taxifahrer nicht mitnehmen wollten – deswegen meidet er jetzt auch Mannheim. Auch zu seinen eigenen Lesungen wurde er schon zunächst nicht eingelassen. Was sich da wohl dann im Zuschauerraum abgespielt hat? Immerhin zahlt man nicht für nichts den Eintritt zu einer Lesung.
Zumal es gar keine richtigen Lesungen sind, die Rowohlt da veranstaltet. Man wird sich also höchstwahrscheinlich sogar amüsieren können. Sich auf einen Abend mit Rowohlt junior einzulassen bedeutet, einen waschechten 68er zu erleben, der sich hinter Whiskeyflasche, Bier und Aschenbecher aufgebaut hat. Er selbst nennt seine Auftritte „Schausaufen mit Betonung“. Die Lesung selbst findet eigentlich immer nur drei bis vier Sätze lang statt. Soviel liest er nämlich immer ungefähr vor, bis ihm wieder irgendeine Anekdote aus seinem Leben oder ein Kommentar zu irgendetwas einfällt. Manchmal singt er auch eine Hymne. Gerne würde er auch die des jeweiligen Ortes zum Besten geben, doch die meisten Käffer, über die er tingelt, haben leider keine, sagt er. Na, bleibt mehr Zeit, Witze zum Besten zu geben. Denn darüber kann er lachen, über die an die 2500 Witze, die er aus dem Stand erzählen könnte, wenn man ihn ließe. Man lässt ihn besser nicht, er hat ja schließlich noch mehr zu bieten. Aber man lässt ihn trinken, sonst müsste er`s vorher tun und das ist seiner Meinung nach „Beschiss am Publikum“. „Das Publikum hat ein Anrecht darauf mitzuerleben, wie der Referent sich zugrunde richtet.“

Geschrieben von Uta-Caecilia Nabert

Niedrige Wahlbeteiligung

Demokratische Wahlen sind nur ein Mittel zur Zuweisung politischer Macht. Egal, wieviele Wähler sich an die Urne begeben, die Arbeit der Parlamentarier scheitert daran nicht. Handlungsfähig sind diese auch bei einer niedrigen Wahlbeteiligung. Die Ergebnisse der Parlamentsarbeit sorgen für die Legitimation.

Wählen zu gehen wird vom Wählenden außerdem nicht als Pflicht angesehen. Denn seine Stimme nicht abzugeben ist auch ein Wahllentscheid. Gerade die Wahlen der studentischen Gremien zeigen dies durch geringe direkte Partizipation. Problematisch ist es aber nicht: Als stillschweigendes Einverständnis mit der studentischen Selbsverwaltung kann die Wahlenthaltung gedeutet werden. Zu großen Teilen  gehören die studentischen Nichtwähler zu den hochschulpolitischen wenig Interessierten. Gut für den einzelnen Wähler:  Seine Stimme fällt bei niedriger Beteiligung stärker ins Gewicht.

Geschrieben von Björn Buß