von Archiv | 13.04.2007
„The Number 23“ von Joel Schuhmacher
Das Phänomen 23, keine gewöhnliche Zahl. Ihr wird schon seit der Antike eine geheimnisvoll dunkle Macht zugesprochen. Sie ist ein Fluch, weitergegeben von einer Generation zur nächsten.
Walter Sparrow (Jim Carrey) ist Tierfänger und lebt glücklich, zusammen mit seiner Familie. Bis ihm seine Frau Agatha (Virginia Madsen) an seinem 32. Geburtstag ein Buch von einem gewissen Tobbsy Kretts (!) namens Number 23 schenkt. Walter findet immer mehr Parallelen zwischen sich und der Hauptfigur und fängt an, sich mit ihr zu identifizieren. Blöd nur, dass der Romanheld Fingerling (Jim Carrey) ein psychopatischer Frauenkiller ist, besessen und verfolgt von einer krankhaften Obsession. Fingerling ist Polizist, der seit seiner rätselhaften Begegnung mit der Selbstmordblondine deren Wahn übernimmt: Die 23, sie durchzieht sein Leben, wird sein Schicksal.
Anfänglich nur angezogen von der zwingenden Beharrlichkeit des Zufalls, steigert sich Walter in ausgewachsene Paranoia hinein, die schließlich in düsteren Wahnvorstellungen gipfeln. Er glaubt, die Geschichte um Fingerling sei Realität und begibt sich auf die Suche nach dem Autor, dem unerkannten Frauenmörder.
Regisseur Joel Schumacher baut zu Beginn seines Films eine fesselnde Spannung auf, die von der schönen Kameraführung und optischen Ästhetik abgerundet wird. Die hohen Erwartungen werden jedoch enttäuscht, denn der Spannungsbogen wird nicht gehalten.
Jim Carrey überzeugt in seiner Doppelrolle durchweg unangefochten. Ganz im Gegensatz zu seiner Figur Walter, die anfangs noch gut durchdacht ist, sich jedoch allmählich in der Story verliert. Schumachers Geschichte füllt sich mit Ungereimtheiten und steuert schließlich unaufhaltsam und gnadenlos auf das auf Überraschung organisierte Ende zu. Sehenswert bleibt Number 23 auf jeden Fall wegen der ästhetisch inszenierten Parallelhandlung der Romanwelt und der überzeugend spannenden ersten Hälfte. Ein immerhin unterhaltsamer Thriller mit dem Resultat, sich nach dem Kinobesuch zu überlegen auf welche Zahl sich der eigene Name aufschlüsseln lässt.
Geschrieben von Sarah Bechimer
von Archiv | 13.04.2007
Unterwegs mit Büchern und Kühlcontainer
Lächelnd blickt Korinna Kordon in die Kamera. Üppiges Grün umgibt die Studentin. Palmen recken sich dem wolkenlosen Himmel entgegen. Meterhohe Gräser und exotische Blumen stehen am Wegesrand. Über ein Jahr ist vergangen, seitdem die 24-Jährige für ein Foto auf afrikanischem Boden posierte.
Doch noch immer sind die Erinnerungen an die Zeit auf dem schwarzen Kontinent mehr als lebendig. „Ich habe in Afrika unvergessliche sechs Wochen verbracht“, sagt die gebürtige Cottbusserin mit leuchtenden Augen.
Als Mitarbeiterin der Vereins Afrikas Renaissance und Wiederaufbau e. V. flog sie im Februar des vergangenen Jahres in die Demokratische Republik Kongo. Seit über einem Jahr existiert der 20-köpfige Verein, der Greifswald für afrikanische Studenten attraktiver machen will. „Außerdem wollen wir Projekte in Afrika ins Leben rufen und unterstützen“, erklärt Gründungsmitglied Korinna Kordon. Schon seit langem interessiert sich die angehende Diplombiologin für den drittgrößten Kontinent der Welt. „Afrika ist wunderschön, aber es gibt viele Probleme.“ Von den Warnungen der deutschen Botschaft und den Bedenken ihrer Familie hat sie sich nicht abschrecken lassen. „Die Neugier war größer als die Angst“, erklärt Korinna Kordon. Gemeinsam mit dem Kongolesen Lucien Ilibi, der in Greifswald seit drei Jahren Medizin studiert, wagte sie sich auf die afrikanische Entdeckungstour.
Viel Elend ist ihr in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa begegnet. „Straßenkinder und Bettler, große Müllberge und schrottreife Autos sind dort keine Seltenheit.“ Der Bildungsstand ist niedrig, während die Kriminalitätsrate erschreckend hoch ist. Das gepflegte Regierungsviertel der Millionenstadt und die luxuriösen Limousinen der Politiker können nicht über die zahlreichen Probleme des Landes hinwegtäuschen. „Die Ausstattung mancher Schulen und Krankenhäuser ist katastrophal und mit europäischen Standards nicht vergleichbar.“ Korinna Kordons Fotos, die noch bis Ende April in den Greifswalder Blutspenderäumen zu sehen sind, sprechen eine deutliche Sprache. Verrostete Eisenbetten in schmutzigen Lagerräumen, primitivste medizinische Geräte und riesige Müllberge sind darauf zu sehen.
„Die Not ist groß.“ Es fehlt an allem. „Umso wichtiger ist unsere Hilfe“, sagt Korinna Kordon überzeugt. Doch nicht immer wurden die Biologiestudentin und ihr afrikanischer Begleiter mit offenen Armen empfangen. „Wochenlang sind wir von einem Amt zum nächsten geschickt worden.“ Bürokratische Hürden mussten überwunden und korrupte Beamten überzeugt werden. „Letztlich waren unsere Bemühungen erfolgreich, denn wir haben erreicht, was wir erreichen wollten“, erklärt Korinna Kordon stolz.
Eine Bibliothek befindet sich dank des Greifswalder Vereins und den Finanzspritzen der Stiftung Nord-Süd-Brücken seit vielen Monaten im Bau. In einem halben Jahr soll die Einrichtung voraussichtlich fertig sein. Schon bald werden die Einheimischen kostenlos Bücher lesen können. „Viele der Kongolesen kennen gedruckte Buchstaben überhaupt nicht“, sagt Korinna Kordon. Unvorstellbar. Einfach eingerichtete Schulen gibt es zwar, doch Bücher sind oft zu teuer.
Gesicherte Zukunft
Auch an anderen Stellen ist Hilfe mehr als nötig. Ein Fischereiprojekt, das auch vom Verein „Afrikas Renaissance und Wiederaufbau e. V.“ unterstützt wird, soll Fischern ihre tägliche Arbeit erleichtern. Materialien, wie dringend notwendige Kühlcontainer, wurden gekauft. „Außerdem geht es im Rahmen des Fischereiprojektes um eine gute Ausbildung der Fischer, die biologisches, ökologisches und rechtliches Denken lernen sollen.“ Hilfe zur Selbsthilfe ist das Schlagwort. „Die Projekte müssen langfristig wirken“, erklärt die Greifswalder Studentin. Nur auf diesem Weg ist die Zukunft des Kongos gesichert.
„Umso mehr freuen wir uns, so viel erreicht zu haben“, sagt Korinna Kordon. Ihre abenteuerliche Reise hat sie nie bereut. Zu viele gute Erinnerungen verbindet die Studentin mit diesem Aufenthalt. Noch immer schwärmt sie von der „Gastfreundlichkeit und Offenheit der Menschen, dem leckeren Essen und der faszinierenden Landschaft. Das Land ist trotz all der bestehenden Probleme unglaublich schön“, sagt sie mit Blick auf die bunten Bilder. Außerdem ist sich die engagierte Studentin sicher: „Das ist nicht meine letzte Reise nach Afrika gewesen.“
Geschrieben von Grit Preibisch
von Archiv | 13.04.2007
Greifswalder Projekt Ökosystemdynamik forscht in Finnland
Willy Brandt konnte noch nicht wissen, dass Klimaschutz einmal solch ein heiß diskutiertes Thema werden würde, als er sagte: „Ich warne davor, zu glauben, dass der Markt die Umwelt alleine in den Griff bekommt – dies ist geradezu ein Paradebeispiel für öffentliche Verantwortung.“ Und dieser Verantwortung werden sich die Regierungen dieser Welt langsam bewusst.
Obwohl die Beschlüsse von Nairobi für viele Experten nicht ausreichend sind, scheint der Kurs für die nächsten Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte klar abgesteckt.
50 Prozent der Emission senken
So verpflichteten sich die Industrieländer jener 170 Staaten, die auch schon dem Kyoto-Protokoll zugestimmt hatten, verschärfte Verpflichtungen hinsichtlich der Reduktion von Kohlendioxid auf sich zu nehmen. Bis 2050 soll die globale Emission um fünfzig Prozent gesenkt werden und bis dahin sind noch locker über vierzig Jahre Zeit! Der Aufsehen erregende Stern-Report vom November des vergangenen Jahres warnt hingegen, dass innerhalb der nächsten zehn bis zwanzig Jahre reagiert werden müsse. Kein Wunder also, dass man langsam unruhig wird – jedenfalls in den Regionen, in denen sich Naturkatastrophen wie Dürren oder Überflutungen häufen. Prompt verabschiedete die Europäische Union nach einer Hitzewelle in Rumänien im Jahr 2000 und dem Schneechaos in Mittel- und Südeuropa im Jahr 2001, ihr 6. Rahmenprogramm zur Unterstützung von Grundlagen- und angewandter Forschung, um unter anderem jene Vorhaben zu unterstützen, die ganz im Sinne der europäischen Politik sind. Und dazu gehört auch das Projekt „Ökosystemdynamik“ an der Universität Greifswald.
Ein Teil der insgesamt 17,5 Milliarden Euro fließt somit auch in die Hansestadt. Dort beschäftigt sich ein internationales Team aus jungen Forschern mit der Frage, wie die nördlichen, borealen Torfmoore auf die Klimaerwärmung reagieren werden. Bleiben sie jene Kohlenstoffsenken oder werden sie zu einer positiven Resonanz auf die globale Erwärmung? So werden Boden, Vegetation und atmosphärische Grenzfläche analysiert. Im Moment auch im borealen Sumpf „Salmisuo“ in Finnland. Vor rund einem Jahr war Peter Schreiber auch dort vor Ort, um die Schneeschmelze und den Beginn der Vegetationsperiode hinsichtlich der Methanemission zu beobachten. Der Diplomand und einstige Geografiestudent aus Dresden kam extra wegen dieses Projekts in die Hansestadt. „Interessiert haben mich an dem Thema die vielfältigen Dynamiken, welche während der Schneeschmelze anzutreffen sind. Nachdem ich mich in meinem Studium vor allem mit den großräumigeren Klimazyklen, Global Change und Paläoklimarekonstruktion beschäftigt habe, habe ich mit der mikroklimatischen Messung klimarelevanter Gase eine neue Herausforderung gefunden, die mein Wissen in den kleinräumigen Bereich abrundet.“ Und nach seinen bisherigen Messungen kann er sich einen Anstieg der Methanemissionen während der Winterperiode in den borealen Mooren Nordkareliens vorstellen. Das bedeutet, dass Schnee und Eis viel schneller auftauen und so Methan rascher als bisher angenommen freigesetzt wird. Damit würde eines der wichtigsten Treibhausgase eher in die Atmosphäre gelangen und erheblich mit zum Klimawandel beitragen.
Baumringe als Parameter
Daneben widmet sich das Team der Projektgruppe Ökosystemdynamik auch den Baumringen, denn jene zeichnen die Umweltparameter wie Temperatur, Wasserverfügbarkeit und Erdbewegung auf. Diese Parameter sind gleichzeitig auch für das Baumwachstum wichtig. Keimt ein Samen auf dem Moor und wächst das Pflänzchen schneller als das Moor, so wird es gedeihen und kann zum Beispiel von Dürren berichten. Die Forscher haben die Hypothese entwickelt, dass Bäume in trockenen Gebieten während feuchtigkeitsarmer Jahre weniger wachsen werden, als Bäume im Sumpf.
Das Wasser wird ebenfalls genauer beleuchtet. Durch die räumliche und zeitliche Erfassung der Variation von gelöstem organischen Kohlenstoff (DOC) als auch von gelöstem anorganischen Kohlenstoff (DIC) können so genannte DOC- und DIC-Flüsse rekonstruiert werden, wodurch ein direkter Bezug zur Hydrologie des Moorgebietes hergestellt wird. Für die gesamte DOC-Bilanz müssen so eine Wasserbilanz des Moores und mehrere Zeitserien von DOC- und DIC-Flüssen erstellt werden, um Einsicht in den Wasserhaushalt und die DOC-Flüsse eines borealen Moores zu gewinnen.
So grenzt es schon an ein kleines Wunder, dass das Team nur über Drittmittel finanziert wird. Neben EU-Geldern fließen auch 30.000 Euro des Emmy-Noether-Programms des DFG wie auch eine Million Euro von der Alexander von Humboldt-Stiftung.
Das Thema Klimaschutz ist anscheinend in der Wissenschaftswelt angekommen. So konnten Forscher den World Overshoot Day bis zurück ins Jahr 1961 berechnen. Dieser Tag gibt an, wann die Menschen in einem Jahr alles verbraucht haben, was ihnen eine sich selbst erhaltende Natur erst bis zum Ende des Jahres liefern kann. Am 19.Dezember 1987 hatte die Menschheit zum ersten Mal die Ressourcen zu früh verbraucht. Im vergangenen Jahr fand er be-reits am 9. Oktober statt.
Lässt sich nur hoffen, dass sich weitere Untersuchungen dem Klimaschutz oder der Entwicklung neuer regenerativer Energien widmen. Aber nicht zuletzt muss dieser Fortschritt auch von der Industrie getragen werden, denn wie Willy Brandt schon sagte, Klimaschutz ist ein „Paradebeispiel für öffentliche Verantwortung.“
Geschrieben von Anke Harnisch
von Archiv | 13.04.2007
Krach und The Toasters rockten die Mensa
“Das ist Zirkusmusik! Damit werden Sie niemals Erfolg haben,” spottete ein New Yorker Label als Robert “Bucket” Hingley 1982 auszog mit seinem Bandprojekt “The Toasters” die Musikwelt des Ska zu erobern. Wenn damit gemeint war den eigenen guten Geschmack gegen einen Platz in den Charts von gängigen TV-Musikstationen einzutauschen, dann hatten die New Yorker wohl Recht. Ska-Liebhaber rund um den Globus sahen das anders und inzwischen feiert Bandleader und Songschreiber “Bucket” mit den Toasters 25-jähriges Bandjubiläum und über eineinhalb Millionen verkaufte Platten.
Das führt sie anscheinend nicht in immer weniger größere sondern in immer mehr, nicht unbedingt große Städte. Glück für Greifswald. Am 16. März gab es den Debütauftritt in der Mensa. Dabei mussten sie zunächst an ihrer Vorband vorbei, die im Mensaclub Heimspiel feierte. Die “KRACHmacher” waren unterwegs. Das versprach die Aufschrift auf zahlreichen Shirts. KRACH-Sänger Tobias verkündete gut gelaunt und ganz in weiß wie froh die Band sei, endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Das außerdem noch Songtexte mitsingen konnte. Obwohl, das Singen blieb Tobias vorbehalten. Die Konzertgänger zeigten ihre Begeisterung teils grölend, kreischend und ganz vorn durch wildes Herumhopsen.
Eine gute Stunde spielten die sieben Greifswalder und ließen fast vergessen, dass die Hauptattraktion der Nacht noch gar nicht erschienen war.
Als die dann kam, stellten sie ganz schnell klar, dass die Party noch lange nicht gelaufen war. Mit einem fulminanten amerikanischen “Hallo Greifswald” eroberten sie erste Sympathien. Die Pioneers of Ska, diesen Status haben sie in Amerika als eine von den fünf bekanntesten Bands ihres Genres in ihrem Land, sangen, rappten und zeigten knapp drei Stunden Bühnenpräsenz. Zugabe mit eingerechnet.
Danach waren die sieben Toasters leider ganz schnell verschwunden. Am nächsten Tag sollte es nach Jena gehen. Netterweise zeigte sich Saxofonist Jeff Richey noch gesprächsbereit. Das Umziehen konnte auch nebenbei erledigt werden. Was er vom Greifswalder Publikum hielt? “It`s a crazy crowd!”
Geschrieben von Maria Trixa
von Archiv | 13.04.2007
„ueber arbeiten“
Vom 12. bis zum 28. April kommt das bundesweite Festival ueber arbeiten nach Greifswald. Mit elf Dokumentarfilmen tourt es seit November 2006 durch 80 Städte. Dabei stellt es die Zukunft und den Wert von Erwerbsarbeit zur Diskussion. Die Kernworte Arbeit, Wirtschaft und Globalisierung greift es aus Debatten um Reformdiskussionen gezielt heraus.
Denn nicht allein in Expertenrunden oder in Talkshows allein soll über diese Themenfelder gesprochen werden. Der Gedankenaustausch soll durch die Vorführung der Filme anregt werden und die Debatte letztlich wieder in der Gesellschaft zurückholen. Das Filmfestival dient zudem als Plattform für die Teilnahme und Vernetzung von zivilgesellschaftlichen Organisationen und engagierten Menschen. Mit 15 bundesweit arbeitenden Verbänden und Organisationen sowie den zahlreichen regionalen Partern wirbt es dafür. Jeder der elf Dokumentarfilme wird von einer eigenen Organisation aus dem Bereich der Sozialverbände und Nicht-Regierungs-organisationen betreut. Dazu gehören beispielsweise Attac, Caritas, die Gesellschaft für bedrohte Völker und Transfer. Diskussionsabende, Veranstaltungen und Kampagnen sorgen rund um die Filmvorführung für weiteren Gesprächsstoff an den Spielstätten.
Das Festival ueber arbeiten ist Teil des Gesellschafter-Projektes der Aktion Mensch. „Nicht die Frage, in was für einer Gesellschaft Menschen leben müssen oder sollen bestimmt die Zukunft des Zusammenlebens in einer Demokratie, sondern die Frage, in was für einer Gesellschaft sie gemeinsam leben wollen“, sagte Markus Schächter, Vorsitzender der Aktion Mensch, zum Auftakt des Gesellschafter-Projektes.
Geschrieben von Uwe Roßner