Es sind die letzten Uni-Tage vor Weihnachten. Und eigentlich trägt man sich nur noch von einer Weihnachtsfeier zur nächsten. Zwischen den Plätzchen-Bergen passiert man immer wieder den Weihnachtsmarkt, aufgebaut nur zum Zweck, den Glühweinpegel zu halten. Nun ist die Frage aber: an welchem Stand ist das knappe Studentengeld am besten investiert?
Vier Moritz-Redakteure haben sich deshalb für euch aufgemacht. Tapfer haben wir uns durch fünf der insgesamt neun Stände getrunken. Erste Station war die „Glühweinbaude“ gleich an der Sparkassenfiliale, wo wir unsere Testobjekte orderten: ein Glühwein „Klassik“ für 2 Euro, „mit Schuss“ für 3 Euro, Heidelbeerglühwein für 2,50 Euro und einen Kinderpunsch für den Fotografen. Dass keineswegs die Gelder der Studierendenschaft, sondern nur das Taschengeld der Redakteure zum Einsatz kam, sei hier am Rande erwähnt.
Schon nach den ersten Schlucken wurde uns wohlig warm und jegliche Ansprüche an Kreuztabellen und empirische Erhebungen verworfen. Vielmehr freuten wir uns, von den Herren hinter der Theke direkt nach der Stempelkarte gefragt worden zu sein. Trockener nordischer Humor – so stellen wir uns das vor. Dass die Tassen „übelst hässlich“ seien, kann man kaum der Glühweinbaude anrechnen, genauso wenig wie das nervige Fred-Feuerstein Karussell. Der Glühwein selbst war genau das, was man kennt und schätzt und obendrein ordentlich heiß. Nur die Heidelbeervariante erschien der Testerin nicht süß genug.
Glühwein mit nordischem Flair
Schon steuerten wir unser nächstes Ziel an, die „Alte Liebe“ westlich der großen Tanne. Dass dieser Stand als eine Art Schiffsrumpf gestaltet war, und sonst auch auf die übliche Kitsch-Dekoration verzichtete, gab schonmal einen Kreativitätspunkt. Passend bediente uns ein wortkarges „Nordlicht“ mit Küstenglühwein, wobei wir ebenso wieder pur, „mit Schuss“ und weißen Glühwein, sowie einen „Winterapfel“ für die Abstinenzler tranken. Alles gab es zu den gleichen Preisen wie zuvor. Der erste Schluck des Küstenglühweins wollte nicht recht schmecken, und doch überzeugten die Getränke nach und nach, ein Hauch von Holunderbeeren lag auf der Zunge. Der weiße Glühwein entpuppte sich als erhitzter Weißwein und der „Winterapfel“ als heißer Apfelsaft, was grundsätzlich nicht verkehrt war, aber doch die „Weihnachtswürze“ vermissen lies. Positiv fiel uns dagegen auf, dass in unmittelbarer Nachbarschaft nur eine leere Bühne, jedoch kein lärmendes Fahrgeschäft stand und zudem die Stehtische mittels Dach vor dem noch ausstehenden Schnee schützten.
Die nächste Station wählten wir gleich nebenan, direkt gegenüber der Rathaus-Information, ein scheinbar namenloser Stand. Normaler Glühwein wurde uns hier als „nakisch“ verkauft, und der „mit Schuss“ bestand eigentlich nur aus Rum. Auch gab es hier ziemlich süßen Heidelbeerglühwein, alles zusammen mit der etwas zu herzlichen Freundlichkeit einer belockten Dame in ihren besten Jahren – „rustikal“ ist wohl eine passende Umschreibung. Liebevoll waren dekorative Servietten an die Holzwände der Bude getackert. Auch einen Ausdruck des Jugendschutzgesetzes fanden wir, während wir uns mit einer großen Portion Mutzen über den Glühwein retteten und aufbrachen, unser Glück woanders zu suchen. Nur der alkoholfreie „Bratapfel“ zum Trinken blieb in guter Erinnerung.
Fazit
1. Platz: Glühweinbaude – klassisch, gut
2. Glögg-Stand – „Erlebnisglühwein“
3. Alte Liebe – nordisches Flair
4. Bude beim Infopunkt – für Anspruchslose
letzter Platz: Schlemmerhaus – kann man nicht trinken
Klebrige Krüge
Das wir unser Glück nicht gleich finden sollten, ahnten wir erst beim Verkosten des nächsten Glühweins im „Schlemmerhaus“, das gegenüber des Weinkontors steht. Wir hätten nicht hineingehen sollen: zunächst war hier alles 50 Cent teurer, bedient wurden wir fast schon widerwillig. Und weil es nun einmal das Schlemmerhaus war, lag ein deftiger Bratnudeln-Bratwurst-Bratkartoffeln-Pfannen Geruch in der Luft. Dass unsere üblichen Testgetränke alle etwa doppelt so süß wie zuvor waren und folglich ordentlich klebten, traf auch nicht unseren Geschmack. Als richtiger Zuckerschocker allerdings erwies sich ein Kakao mit Sahne, der zwar hübsch anzusehen, aber kaum zu trinken war.
Zum Finale unserer Testreihe wechselten wir nun auf den Fischmarkt, wo ein Glögg-Stand ein Stück Schwedisch-Pommern am Leben erhält. Glögg ist die traditionelle skandinavische Form des Glühweins, in der Ausgabe hier zunächst ohne Alkohol, auf Wunsch kommt dieser aber als Wodka oder Rum hinzu. Außerdem kommen Mandeln und Rosinen rein, was uns als „Gemüse“ verkauft wurde – wohl im Glauben, das sei besonders lustig. Trinken lies sich dieser Glögg ganz ordentlich, und dank der darin schwimmenden Mandeln und Rosinen, kürten wir ihn zum „Erlebnisglühwein“.
Einfachheit siegt.
Und während wir so in unseren Tassen rührten, ließen wir den Nachmittag Revue passieren. Durchgefallen war das „Schlemmerhaus“. Dieses süße, klebrige Zeug konnte man einfach nicht trinken. Der Glühwein-Stand gegenüber der Information traf auch nicht ganz unseren Geschmack, und der „Schuss“ Rum war deutlich zu großzügig. Mit nordischem Flair hatte uns die „Alte Liebe“ überzeugt, hier kann man guten Gewissens verweilen. Das besondere Etwas bot der Glögg-Stand, dessen Glögg in der Basisvariante aber leider alkoholfrei ist. Und so waren wir uns recht schnell einig, dass doch unsere erste Wahl die beste war: die Glühweinbaude. Hier bekommt man noch klassischen Glühwein, der schmeckt. Nichts Ausgefallenes und kein Gewürzfeuerwerk zwar, aber eben genau das, was man zwischen Mensa und nächster Weihnachtsfeier braucht. Testsieger!
Fotos: Corinna Schlun