Gegenüber dem Studierendenparlament (StuPa) hat sich eine selbsternannte außerparlamentarische Opposition formiert, denn es gibt auch in Greifswald eine Hochschulgruppe der satirischen Partei, Die PARTEI. Ihre erste Forderung: Umbenennung der Alma Mater in Toni-Kroos- Universität.
Am 14. Mai stellte Hannes Nehls, Mitglied der Die PARTEI Hochschulgruppe Universität Greifswald, die Kampagne “Arndt exmatrikulieren” vor dem StuPa vor. In seiner Rede führte er aus, dass der Namenspatron Ernst Moritz Arndt nicht mehr zeitgemäß sei und “wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.” Als Alternative schlägt die Hochschulgruppe den gebürtigen Greifswalder Fußballspieler Toni Kroos vor, welcher derzeit beim FC Bayern München verpflichtet ist. Die PARTEI fordert die sofortige Umbenennung der Universität Greifswald in Toni-Kroos-Universität. Andere Vorschläge sind für die Hochschulgruppe „inakzeptabel“, denn „Toni Kroos ist unsere populistische Kampfmaschine, mit der wir die Studierendenschaft auf unsere Seite bringen wollen“, erklärte Hannes gegenüber dem webMoritz.
Andere Hochschulgruppen springen auf den Zug auf
Die Jusos hatten, nach eigener Aussage unabhängig von der Forderung, ebenfalls eine Aktion geplant, mit der sie die Umbenennung vor 80 Jahren ins Gespräch bringen wollten. Am Donnerstag und Freitag standen sie auf dem Fischmarkt und sammelten alternative Namensvorschläge.
Auch die Hochschulpiraten reagierten bereits per Mitteilung auf dem eigenen Blog und schlossen sich dem Vorschlag der PARTEI-Hochschulgruppe an. Toni Kroos als Namenspatron würde das „Ende aller Geldsorgen“ bedeuten. „Ohne Zweifel ist Toni der international bekannteste Greifswalder Jung, sein Porträt ziert als Poster viele Kinderzimmerwände auf dem ganzen Globus. Diese Berühmtheit wollen die Hochschulpiraten nutzen, um das Haushaltsloch der Universität Greifswald zu stopfen“ heißt es aus dem Piratennest. Kroos solle nach erfolgreicher Umbenennung Fußbälle signieren, die im Verkauf 270 Euro brächten, errechnete der Piraten-Kassenwart. Mit 22.963 verkauften Exemplaren könne die Universität „ohne Stellenwegfall durch das Haushaltsjahr 2014 kommen“. Derzeit gibt es einen Mehrbedarf von rund 6 Millionen Euro.
Für die PARTEI-Hochschulgruppe sei es nicht überraschend, dass sich andere ihrer Forderung anschließen, so Hannes. „Schließlich sind wir die einzige Hochschulgruppe, die logische und vernünftige Forderungen auf den Tisch bringt. Als populistische Gruppierung akzeptieren wir überdies jeden, der sich als Steigbügelhalter zur Macht anbiedert“, erklärt er ganz in der Ausdrucksweise des Bundesvorsitzenden Martin Sonneborn.
PARTEI will bei nächsten StuPa-Wahlen antreten
Die Hochschulgruppe der Partei Die PARTEI habe sich nach den letzten StuPa-Wahlen konstituiert. Die Beteiligung von 15,54 Prozent war, wie bei den meisten anderen Wahlen, sehr gering, „darin haben wir unsere historische Mission erkannt“, meint Hannes. Da sich die Studierenden nicht mehr ausreichend repräsentiert fühlten und gelangweilt vom „Establishment“ seien, könne nur „die PARTEI diesem Trend entgegenwirken, da sie die einzige politische Organisation ist, die ganz im Interesse der Menschen – und somit auch im Sinne der Greifswalder Studenten – handelt.“ Ein anonymer Sympathisant schien dies bereits bei den letzten Wahlen zu bestätigen. Bei den nächsten StuPa-Wahlen will die Hochschulgruppe antreten, letztendliches Ziel sei „die Machtübernahme an der Universität.“
Ein fertiges Wahlprogramm gibt es noch nicht, allerdings äußerste sich die Satiregruppe bereits positiv zum Projekt Metro Greifswald, welches ein S- und U-Bahnnetz für die Hansestadt vorsieht. In der nächsten Woche wird die Gruppe um die Mittagszeit an der Mensa anzutreffen sein, um Unterschriften für eine Petition zu sammeln. Genauere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite von Die PARTEI Hochschulgruppe Greifswald.
Neue Arndt-Debatte?
Die Diskussion um die Eignung von Ernst Moritz Arndt als Namenspatron für die Universität Greifswald kommt regelmäßig auf. Zuletzt wurde die Debatte 2009 angestoßen, im Januar 2010 gab es eine Urabstimmung, bei der sich 49,9 Prozent der Studierenden gegen eine Umbenennung aussprachen. Im März 2010 votierte der akademische Senat für eine Beibehaltung des Namens. Die Argumente der Befürworter und Gegner lassen sich noch immer online nachlesen.
Daumen hoch dafür!
Das Thema Arndt immer wieder auf die Agenda zu setzen macht Sinn! Ob humoristisch oder nicht, zumindest signalisiert man so, dass notwendige demokratische Prozesse eben nicht mit einem "Jetzt lassen wir das auch so!" beendet werden.
Die versprochene kritische Auseinandersetzung bleibt aus (btw: great work, Alvermann-Kommission!), also müssen Sonneborns Schergen ran.
Viel Erfolg 😉
Naja, ob da nun unbedingt Sonneborns Schergen ran müssen, das könnte man sicherlich kritisch hinterfragen. Und bezüglich der Hannes-Bemerkung zu den Steigbügelhaltern würde ich das auch auf die angeführten Jusos und Hochschulpiraten beziehen, die hier mit aufspringen.
Etwas mehr ernsthafte Beschäftigung mit Arndt wäre meines Erachtens angesagt. Aber diesbezüglich sollte tatsächlich zuerst die Universität selber am Drücker sein, die für Wissen und Verständnis rund um ihren (oder unseren) Namenspatron sorgen sollte.
Gruß Klaus
+1
Habt ihr nichts zu tun?
Anstatt sich ernsthaft mit Politik zu beschäftigen, kommt nur Schmarrn heraus. Satire bringt niemanden weiter.
Zu Thema Arndt:
"Betrachten wir den wirklichen weltlichen Juden, nicht den Sabbathjuden, wie es Bauer tut, sondern den Alltagsjuden.
Suchen wir das Geheimnis des Juden nicht in seiner Religion, sondern suchen wir das Geheimnis der Religion im wirklichen Juden. Welches ist der weltliche Grund des Judentums ? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld."
Karl Marx: Zur Judenfrage. in: Deutsch-Französische Jahrbücher, Paris 1844
" Solange der Orient unter der Herrschaft der Assyrer, Meder und Perser stand, waren sie der verachterste Teil der Unterworfenen. Als die Makedonen die Vorherrschaft besaßen, versuchte der König Antiochus, ihnen den Aberglauben zu nehmen und griechische Gesittung zu geben; aber dieses in allem ekelerregende Volk zum Besseren zu wandeln, daran hinderte ihn der Krieg mit den Parthern"
Tacitus über die Juden (Exkurs, Historien 5, 1 – 10)
"Verbrenne ihre Synagogen, zwinge sie zur Arbeit und gehe mit ihnen nach aller Unbarmherzigkeit um, wie Moses in der Wüste tat, der dreitausend totschlug."
Martin Luther: Von den Juden und ihren Lügen
"Die Juden sind eine so pestilenzialische, aussätzige und gemeingefährliche Rasse, daß sie schon vor ihrer Geburt ausgerottet zu werden verdienen."
Giordano Bruno: Die Vertreibung der triumphierenden Bestie, 2. Aufl., Berlin und Leipzig, ca. 1907, S. 180
"Die Juden sind eine Nation von Betrügern."
Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, §44, Fußnote
Friedrich II.
"Die Juden sind von allen Sekten die gefährlichste und man muss verhindern, dass ihre Zahl wächst."
Der Spiegel, 45/2011, S. 83
"Der Herr aller, der Herr ganz Europas ist doch nur der Jude und seine Bank."
Fjodor Dostojewski: Tagebuch eines Schriftstellers
usw. usw. Sollen wir jetzt ALLE Straßen und Gebäude umbennen? Checkt ihr noch irgendwas?
wenn ihr es nicht begreift Personen im Kontext ihrer Zeit zu sehen und zu verstehen, dann habt ihr an einer Universität echt nichts verloren.
Wahrscheinlich mochte der dicke Hermann Göring auch Schweinebraten, genau wie er Arndt mochte. Ein Grund jetzt Schweinebraten zu verbieten?
Und Goebbels hat das Olympische Feuer eingeführt. Soll man das jetzt auch verbieten?
Geht endlich lernen!
Beende endlich dein Studium und dampf ab, Keule!
Die Debatte um die Umbenennung ist eine, die nur wenige führen wollen. Was viel mehr Leute interessiert, wird wohl die Ehrung Toni Kroos' sein. Mein Vorschlag: Ehrendoktorwürde der PhilFak für Toni, da er nach der Schließung des Instituts für Sportwissenschaft das größte verbliebene sportliche Aushangeschild Greifswalds und Vorpommerns ist.
Toni Kroos ist bereits mit zwölf Jahren gen Rostock gezogen, ebenso Vater und Bruder. Ersterer ist wohl noch immer Jugendtrainer Hansa und sein Bruder bei Werder Bremen. Dem wird, zurecht ;), Greifswald, naja, egal sein 🙂
Aber schön, dass es wieder aufwärts geht mit der bundesweit beliebten Studentenpolitik Greifswalds 🙂 Endlich mal was sinnvolles.
Arndt-Debatten, lutsige Kommentare, leere Tresore….. Daumen hoch!!!
Guter Einwand, aber Koeppen konnten wir auch vereinnahmen und der hat hier noch viel weniger Zeit verbracht 🙂
Erstens ist HGW unserem Toni mitnichten egal. Er hat nachweislich Verwandschaft und Freunde in Vorpommern und ist hier auch, wenn es die Zeit erlaubt, zugegen. Zweitens zeigt der oben skizzierte Vorfall doch die Lage so vieler Kinder dieser Region auf: um was zu werden musste er gen Westen (Rostock) und dann sogar in den richtigen Westen (München), der allerdings eher dadurch auffällt südlich zu liegen.
Schließlich: Die Renaissance der Greifswalder HoPo begrüße ich auch ausdrücklich. Daumen hoch!
Höre ich da die Forderung eines Profibereichs für Greifswald 😉 ?
In diesem Teil des Internets wird so einiges gefordert, warum nicht auch das? 😉
Herr Beitz, machen Sie uns den Hopp 😀 !
Haben wir den mitten im Sommer April ?
Diese Leute sollten doch erst mal erwachsen werden und nicht mit unreifen Aktionen auf sich aufmerksam machen. Die würden für Geld auch Ihre Eltern verkaufen.
Vielleicht fangen die Leute mal mit solchen Vorschlägen in Ihren Heimatstädten an und nicht hier im Exil…
April im Sommer? Na sicher, haste in den letzten Tagen mal n Blick aus dem Fenster geworfen? 🙂
Und wieder kommt das Heimat-Argument; wann kapieren denn auch die letzten Einhörner endlich, dass Mitbestimmung und Teilhabe nicht von der Ortsangabe in der Geburtsurkunde oder von der Aufenthaltsdauer in Greifswald abhängig ist? Ja, vielleicht verstehen einige Greifswald als Exil, das mindert jedoch nicht das Recht, bestehende Zustände kritisieren oder an deren Veränderung mitwirken zu dürfen. Aus diesen Bestrebungen abzuleiten, die Leute wären nicht erwachsen genug, zeigt nur, wer hier eigentlich "unreif" ist.