Arndt_Kroos_Schiffchen-Die PARTEIGegenüber dem Studierendenparlament (StuPa) hat sich eine selbsternannte außerparlamentarische Opposition formiert, denn es gibt auch in Greifswald eine Hochschulgruppe der satirischen Partei, Die PARTEI. Ihre erste Forderung: Umbenennung der Alma Mater in Toni-Kroos- Universität.

Am 14. Mai stellte Hannes Nehls, Mitglied der Die PARTEI Hochschulgruppe Universität Greifswald, die Kampagne “Arndt exmatrikulieren” vor dem StuPa vor. In seiner Rede führte er aus, dass der Namenspatron Ernst Moritz Arndt nicht mehr zeitgemäß sei und “wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.” Als Alternative schlägt die Hochschulgruppe den gebürtigen Greifswalder Fußballspieler Toni Kroos vor, welcher derzeit beim FC Bayern München verpflichtet ist. Die PARTEI fordert die sofortige Umbenennung der Universität Greifswald in Toni-Kroos-Universität. Andere Vorschläge sind für die Hochschulgruppe „inakzeptabel“, denn „Toni Kroos ist unsere populistische Kampfmaschine, mit der wir die Studierendenschaft auf unsere Seite bringen wollen“, erklärte Hannes gegenüber dem webMoritz.

Andere Hochschulgruppen springen auf den Zug auf

Hannes Nehls (Die PARTEI Hochschulgruppe), Christopher Riemann, Erik von Malottki und Emilia Bokov (alle Jusos) bei der Aktion auf dem Fischmarkt am Donnerstag.

(v.l.) Hannes Nehls (Die PARTEI Hochschulgruppe), Christopher Riemann, Erik von Malottki und Emilia Bokov (alle Jusos) bei der Aktion auf dem Fischmarkt am Donnerstag.

Die Jusos hatten, nach eigener Aussage unabhängig von der Forderung, ebenfalls eine Aktion geplant, mit der sie die Umbenennung vor 80 Jahren ins Gespräch bringen wollten. Am Donnerstag und Freitag standen sie auf dem Fischmarkt und sammelten alternative Namensvorschläge.

Auch die Hochschulpiraten reagierten bereits per Mitteilung auf dem eigenen Blog und schlossen sich dem Vorschlag der PARTEI-Hochschulgruppe an. Toni Kroos als Namenspatron würde das „Ende aller Geldsorgen“ bedeuten. „Ohne Zweifel ist Toni der international bekannteste Greifswalder Jung, sein Porträt ziert als Poster viele Kinderzimmerwände auf dem ganzen Globus. Diese Berühmtheit wollen die Hochschulpiraten nutzen, um das Haushaltsloch der Universität Greifswald zu stopfen“ heißt es aus dem Piratennest. Kroos solle nach erfolgreicher Umbenennung Fußbälle signieren, die im Verkauf 270 Euro brächten, errechnete der Piraten-Kassenwart. Mit 22.963 verkauften Exemplaren könne die Universität „ohne Stellenwegfall durch das Haushaltsjahr 2014 kommen“. Derzeit gibt es einen Mehrbedarf von rund 6 Millionen Euro.

Für die PARTEI-Hochschulgruppe sei es nicht überraschend, dass sich andere ihrer Forderung anschließen, so Hannes. „Schließlich sind wir die einzige Hochschulgruppe, die logische und vernünftige Forderungen auf den Tisch bringt. Als populistische Gruppierung akzeptieren wir überdies jeden, der sich als Steigbügelhalter zur Macht anbiedert“, erklärt er ganz in der Ausdrucksweise des Bundesvorsitzenden Martin Sonneborn.

PARTEI will bei nächsten StuPa-Wahlen antreten

Die Hochschulgruppe der Partei Die PARTEI habe sich nach den letzten StuPa-Wahlen konstituiert. Die Beteiligung von 15,54 Prozent war, wie bei den meisten anderen Wahlen, sehr gering, „darin haben wir unsere historische Mission erkannt“, meint Hannes. Da sich die Studierenden nicht mehr ausreichend repräsentiert fühlten und gelangweilt vom „Establishment“ seien, könne nur „die PARTEI diesem Trend entgegenwirken, da sie die einzige politische Organisation ist, die ganz im Interesse der Menschen – und somit auch im Sinne der Greifswalder Studenten – handelt.“ Ein anonymer Sympathisant schien dies bereits bei den letzten Wahlen zu bestätigen. Bei den nächsten StuPa-Wahlen will die Hochschulgruppe antreten, letztendliches Ziel sei „die Machtübernahme an der Universität.“

Ernst Moritz Arndt am Rubenowdenkmal. Über seine Eignung als Namenspatron gab es vor rund vier Jahren eine intensive Debatte, bei der sich die Uni in zwei Lager spaltete.

Ernst Moritz Arndt am Rubenowdenkmal. Über seine Eignung als Namenspatron gab es vor rund vier Jahren eine intensive Debatte, bei der sich die Uni in zwei Lager spaltete.

Ein fertiges Wahlprogramm gibt es noch nicht, allerdings äußerste sich die Satiregruppe bereits positiv zum Projekt Metro Greifswald, welches ein S- und U-Bahnnetz für die Hansestadt vorsieht. In der nächsten Woche wird die Gruppe um die Mittagszeit an der Mensa anzutreffen sein, um Unterschriften für eine Petition zu sammeln. Genauere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite von Die PARTEI Hochschulgruppe Greifswald.

Neue Arndt-Debatte?

Die Diskussion um die Eignung von Ernst Moritz Arndt als Namenspatron für die Universität Greifswald kommt regelmäßig auf. Zuletzt wurde die Debatte 2009 angestoßen, im Januar 2010 gab es eine Urabstimmung, bei der sich 49,9 Prozent der Studierenden gegen eine Umbenennung aussprachen. Im März 2010 votierte der akademische Senat für eine Beibehaltung des Namens. Die Argumente der Befürworter und Gegner lassen sich noch immer online nachlesen.

Fotos: Die PARTEI Hochschulgruppe Universität Greifswald (ohne CC-Lizenz), Arndt – gemeinfrei