Für herausragende Leistungen in angewandter Forschung wurde heute erstmals der Greifswald Research Award verliehen. Prof. Michael Hecker erhielt die Auszeichnung in der Kategorie “Senior Award” und Dr. Britta Jürgen in der Kategorie “Junior Award”. Der Preis wurde vom Greifswald University Club (GUC) gestiftet, der seit einem Jahr existiert.Für sein Lebenswerk als Forscher wurde Prof. Hecker, der das Institut für Mikrobiologie leitet, ausgezeichnet. “Es gibt keinen Besseren für die erste Preisverleihung”, lobte Prof. Jörg Hacker (Präsident der Leopoldina) seinen Wissenschaftskollegen und Freund Hecker. Besonders zwei Eigenschaften zeichneten ihn aus: “Seine Beharrlichkeit für Themen und sein Gespür für neue Methoden”, fuhr Hacker fort. Im Rahmen seiner Forschungen untersucht Hecker die Stoffwechselwege von verschiedenen Bakterien und suchte den Transfer zu biotechnologischen Anwendungen. Außerdem forscht er zu Infektionserregern, die nicht mit Antibiotika bekämpft werden können (Antibiotika-Resistenz).
Der 1946 in Sachsen geborene Hecker begann 1970 nach seinem Abitur ein Biologiestudium in Greifswald. 1986 wurde er Professor für Mikrobiologie und blieb seitdem Greifswald treu. Angebote anderer Universitäten lehnte er ab. “Er verfasste früh ein Grundlagenlehrbuch”, hob Hacker hervor und fügte hinzu: “Er sorgte für die Zusammenarbeit in Forschungsverbünden und Netzwerken, von denen auch Greifswald profitierte.” Hecker habe es verstanden, Grundlagen- und angewandte Forschung miteinander zu verknüpfen. Neben seiner zeitweiligen Tätigkeit als Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät war Hecker auch Präsident der Mikrobiologie-Gesellschaft der DDR und später der Vorsitzende der gesamtdeutschen Vereinigung für allgemeine und angewandte Mikrobiologie.
Der mit 3.000 Euro dotierte Junior Award ging an Dr. Britta Jürgen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pharmazie, für ihre anwendungsorientierte Forschung zu elektronischen Biochips. Direkt nach der Wende begann die Mikrobiologin ihr Biologiestudium in Greifswald. Im Jahr 2000 folgte die Promotion. “Frau Jürgen ist eine hervorragende Forscherin”, wurde sie von GUC-Präsident Dr. Friedrich-Wilhelm Hagemeyer gelobt. Der Junior Award ist an Wissenschaftler in der Postdoc-Phase gerichtet.
Anschließend erläuterte die Forscherin die Funktionsweise ihrer elektronischen Biochiptechnologie in einer Präsentation. Bei diesen Chips handele es sich um Siliciumchips, auf denen mit Hilfe immobilisierter Enzyme verschiedene Parameter biotechnologischer Systeme schnell untersucht werden können. Sonst seien für solche Detailanalysen große Labors, teure Großgeräte und ein hoher Zeitaufwand erforderlich. Mit elektronischen Biochips könnten daher Kosten und Zeit eingespart werden. “Ziel ist die Optimierung und Kontrolle von Bioprozessen”, erklärte Dr. Britta Jürgen weiter. Praktische Anwendung fanden die Biochips bisher bei Enzymen für Waschmittel. Dabei arbeitete sie mit verschiedenen Unternehmen zusammen, zum Beispiel Henkel. Ein weiteres mögliches Einsatzgebiet sei die Blutdiagnostik, so die Wissenschaftlerin.
Zu Beginn der Feierlichkeit hielt Rektorin Prof. Hannelore Weber ein Grußwort und gratulierte den Preisträgern herzlich. Deren Auszeichnung sei nicht überraschend gekommen, äußerte die Rektorin mit Blick auf den Transfer von Wissen in die Wirtschaft im Bereich Mikrobiologie, die sie als exzellente Forschung in Greifswald sieht. Diese anwendungsorientierte Forschung müsse zulegen: “Dafür müssen wir am Standort Greifswald einen Anreiz bieten”, denn die Drittmittel seien zu bescheiden.
Der GUC ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, die Kooperation zwischen Greifswalder ForscherInnen und regionalen sowie überregionalen Unternehmen zu fördern. Unter anderem mit dem verliehenen Preis will der Verein die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördern.
Um 23:30 fand eine inhaltliche Überarbeitung statt.
Fotos: Simon Voigt (Artikelbild, Archiv), David Vössing
Wäre gut, wenn ihr den Artikel nochmal Korrektur lesen würdet. Da sind doch noch mehrere Ungereimtheiten im Text.