Wieder mal erregt ein Uni-Ranking die Gemüter
?Politik-Elite studiert in Greifswald? – so titelte die Ostseezeitung am 23. November in ihrem Lokalteil. Ausgangspunkt ist das neueste Hochschulranking, diesmal durchgeführt vom SPIEGEL, bei dem die Politikwissenschaftler aus Greifswald den vierten Platz von 43 Universitäten belegten. Für die Verantwortlichen in Institut und Universität sicher erfreulich, für viele jedoch auch eher fragwürdig.
Wie kam das Ergebnis eigentlich zustande? DER SPIEGEL hatte in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen McKinsey, sowie des Internet-Dienstleisters AOL zwischen April und Juli deutschlandweit über 50 000 Studenten via Internet befragt. Das Neue im Vergleich zu anderen Rankings: Nicht die Leistungsfähigkeit der Hochschulen wurde gemessen und bewertet, sondern die Studierenden standen im Mittelpunkt. Es ging um ihre Werdegänge, ihre Erfahrung bei Praktika sowie um Qualifikationen, die sie sich als studentische Hilfskräfte oder im Ausland angeeignet haben. Ziel war es, herauszufinden, an welchen Universitäten die Besten studieren. Die erfreulichen Ergebnisse aus Greifswalder Sicht: Die Politikwissenschaft belegt, wie erwähnt, den vierten von 43 Plätzen, die Biologie den 12. von 43 und die Medizin landet mit dem 16. Platz von 35 Universitäten immerhin im oberen Mittelfeld.
Die Studie verfolgte den Ansatz, die Diskussion um Elitehochschulen, die Anfang des Jahres hoch kochte und um die es in den letzten Monaten ruhig geworden ist, mit einem Fokus auf die Studierenden zu beleuchten. Die vorgelegten Zahlen zeigen allerdings, dass die Unterschiede in der Qualität der Studierenden zwischen den deutschen Universitäten nicht sonderlich groß sind. So liegen in der Chemie beispielsweise zwischen dem achten und dem 30. Platz gerade mal drei Punkte. Es ist also fraglich, ob dieser Ansatz, wie er von SPIEGEL und Co. gewählt wurde, in Anbetracht der gleichmacherischen Zugangsverhältnisse an deutschen Hochschulen heute bereits Ergebnisse zeigen kann. Solange die Universitäten ihre Studierenden noch nicht selbst aussuchen dürfen, werden die Unterschiede in der Qualität der Studenten in den einzelnen Fachbereichen gering bleiben. Da ist es doch auch zu verkraften, dass die EMAU in der Gesamtwertung, in die alle Hochschulen mit einbezogen wurden, an denen mindestens acht der 15 untersuchten Fächer gelehrt werden, gar nicht erst auftaucht.
Geschrieben von Kai Doering