knäckebröd-Titelbild

gewidmet F., genannt  P.

„Hans Wer?“ mag man nun fragen. Nein, nicht irgendeinen Hans, sondern „Hans Helighet“ ist gemeint, zu deutsch: „Seine Heiligkeit“. 

Papst, Papst, Papst – hatte es letzte Woche nicht genügend Schlagzeilen gegeben? Und ist nicht ohnehin dank König Gustav Wasa das Fundament Schwedens seit 500 Jahren das Luther- und das Königtum? Was um Gottes Willen also hat „Påven“ mit Uppsala zu tun? Scheinbar einiges – er war vor einigen Jahren hier!

Der reiselustige Johannes Paul II. war es, der sich 1989 ins protestantische Schweden wagte. Recherchieren musste ich das nicht etwa. Vielmehr ’stolpert‘ man darüber, wenn man den Dom besucht: in Stein gemeißelt steht es auf einer Bodenplatte. Sein Besuch galt einer Frau, der Heiligen Birgitta von Schweden. Nicht nur in der schwedischen Politik hat sie im 14. Jahrhundert kräftig mitgemischt, sondern auch zwei Päpste beraten, einen Orden gegründet, zahlreiche Schriften hinterlassen und ganz Europa bereist. Damit ist sie wohl eine der bedeutendsten Schwedinnen schlechthin und obendrein Patronin Europas. Der Dom beherbergt eine Reliquie von ihr (genauer: ein Hüftbein).

Hat einen ungleich prunkvolleren Schrein als Birgitta: der Heilige Erik.

Hat einen ungleich prunkvolleren Schrein als Birgitta: der Heilige Erik.

Gleich gegenüber, in einem schmucken goldenen Schrein, ruht der Heilige Erik. Als schwedischer König des 12. Jahrhunderts konnte er postum allerlei Legenden auf sich vereinen. So soll just am Ort seines Todes eine Quelle entsprungen sein, die dazugehörige gusseiserne Pumpe steht unterhalb des Doms. Wie sich nun aber Luthertum und Heiligenreliquien vertragen, mögen andere beantworten.

Damit nicht genug: die Gründungs-Bulle der Universität kam 1477 aus Rom und auch die höchsten Kirchtürme Skandinaviens samt Dom verdankt Uppsala letztlich einem Pontifex.

Dass es für die Schweden selbst bald „Vi är påven“ heißen könnte, ist dagegen ausgeschlossen. Einen schwedischen Kardinal hat es seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben. Die 160.000 Katholiken im Land unterbieten mit einem Anteil von 1,5 Prozent sogar Mecklenburg-Vorpommern (3 Prozent). Etwas mehr Hoffnungen auf einen“direkten Draht nach oben“ kann sich da die Universität Uppsala machen, denn einer ihrer Ehrendoktoren könnte zum nächsten Papst gewählt werden: Walter Kardinal Kasper. Die Chancen des knapp achtzigjährigen Theologen aus Baden-Württemberg sind allerdings nur theoretischer Natur.

Fazit: dem Uppsalaner kann das Geschehen im weit entfernten Rom eigentlich herzlich egal sein, auch wenn vor 24 Jahren mal ein Papst da war. Die Spuren, die er und seine Vorgänger direkt oder indirekt hinterlassen haben, sind dennoch kaum zu übersehen. Einige soll es ja auch in Greifswald geben. Steht das nicht schon in der Bibel? „Wer sucht, der findet.“ (Mt. 7,8).

Fotos/ Grafik: Anton Walsch

 

knäcke1Diese Kolumne ist Teil der Reihe “Biss ins knäckebröd”. Weil jeder ein bisschen Schweden abbekommen sollte, schreibt Anton seit dem 28. Januar jeden Montag über sein Auslandssemester an der Universität Uppsala. Hier kommst du zu den bisher erschienen Kolumnen.