Was veranlasst einen österreichischen Regisseur, sich mit einer Süßwasserfischart in einem afrikanischen Land zu beschäftigten? Warum wird das entstandene Machwerk mit Filmpreisen überhäuft? Die Antworten muss sich jeder Zuschauer des Films „Darwins Alptraum“ selbst geben.
Die dokumentierte gesellschaftliche und wirtschaftliche Realität im Staat Tansania kommt der eines Horrorfilms gleich. Ein zu Forschungszwecken ausgesetzter Barsch vermehrt sich im Viktoriasee stark, setzt sich gegen andere Fischarten durch und die vorherige Artenvielfalt ist nicht mehr vorhanden. Das bisherige Ökosystem steht Kopf. Der neue Viktoriabarsch konnte sich am besten an die dortige Umwelt anpassen, ein Musterbeispiel für Charles Darwins These vom „survival of the fittest“.
Mit dieser Ausgangslage lässt der Österreicher Hubert Sauper seinen Dokumentarfilm beginnen und betrachtet danach die Folgen der Fischvermehrung für die Einwohner des westafrikanischen Staates Tansania. An den Ufern des Viktoriasees gedeiht die fischverarbeitende Industrie zur vollen Blüte. Das Filet des Viktoriabarsches landet durch finanzielle Hilfe der Europäischen Union auch auf deutschen Tellern. Der florierende Wirtschaftszweig beschäftigt Tausende von Menschen. Doch neben den Fabriken zeigt Sauper ein trostloses Bild: Frauen bieten ihren Körper für 10 Dollar an, obdachlose Kinder schmelzen Verpackungsreste zum Schnüffeln ein, Menschen ernähren sich vom Fischabfall.
Der Widerspruch zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und partiellem Wohlstand auf der einen und Hunger, Krankheiten und Staatsohnmacht auf der anderen Seite wird in drastischen, teilweise ekelhaften Bildern dargestellt. Sauper widmet sich nur den negativen Erscheinungen, kein einziges Bild vermittelt Hoffnung auf Besseres. Weder für den Menschen, noch für die Natur. Gerade deswegen ist „Darwins Altraum“ aber interessant. Schonungslos macht der Regisseur auf die Missstände aufmerksam. Dabei verzichtet er auf einen Kommentar aus dem Off, der auch nicht notwendig ist. Die Bilder sprechen für sich und der passive Zuschauer kann nicht eingreifen.