Das gleich mehrere studentische Clubs und Vereine Schwierigkeiten haben, ist kein Geheimnis mehr. Vor allem schlechte oder gar fehlende Räume machen einen Großteil des Problems aus. Doch wo eins ist, ist auch eine Lösung – oder etwa nicht?
Studentische Kultur beginnt nicht nur bei den Menschen, die sie prägen, sondern auch in den Gebäuden, die sie tragen. Die „Straze“ in der Stralsunder Straße ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Das 1847 erbaute Haus wurde um 1900 zum imposanten Gasthof „Gesellschaftshaus zum Greif“. Das Gebäude ist nicht nur kulturhistorisch sehr kostbar, auch der Gebäudetyp ist in heutiger Zeit nur noch sehr selten vorzufinden. Im Jahr 1924 kaufte die Universität das Haus und benutze es seitdem in unterschiedlicher Weise. Sogar die Mensa war hier kurzzeitig untergebracht. Ab 1926 wurde die „Straze“ sowohl als Instituts-, Wohnungs- und Sporthallengebäude benutzt. 2007 sollte daraus dann ein von Studenten genutztes Medien- und Kulturhaus entstehen. Die studentischen Medien, Radio 98eins, das Studententheater, die Greenpeace Hochschulgruppe und der GrIStuF-Verein hätten die Räumlichkeiten für sich nutzen können. Trotz positiver Modernisierungsuntersuchung entschieden sich Kanzler und Senat dagegen. Im gleichen Jahr schrieb die Universität das Gebäude zum Kauf aus, worauf sich zunächst der Pfadfinderbund Mecklenburg-Vorpommern meldete, jedoch eine Absage erhielt. Er sei nicht seriös genug. Der Zuschlag ging an die Wohnungsbaugesellschaft „Petruswerk“, welche schlussendlich das Gebäude nicht rettete, sondern einen Antrag auf Abriss stellte. Der Antrag wurde abgelehnt und so verfällt das denkmalgeschützte Haus zunehmend. Die studentische Kultur ist jedoch nicht nur bei der „Straze“ in ihre Schranken gewiesen worden. Aus diesem Grund wurde am 15. Oktober 2012 zur feierlichen Immatrikulation die studentische Kultur vor dem Dom sprichwörtlich zu Grabe getragen. Die dazugehörige Demonstration unter dem Namen „Genug ist Genug!“ erfolgte zwei Tage später, wo rund 400 Studenten anwesend waren. Gründe für die Demonstration waren nicht nur die ungewisse Zukunft der Initiativen; sie forderten gleichzeitig ihr Recht auf finanzielle Unterstützung seitens der Universität ein. Diese hatte unrechtmäßig zu hohe Studiengebühren erhoben. Aufgrund einer Klage war die Universität gezwungen einige Gelder zurückzuerstatten. Der Restbetrag beläuft sich nun auf 250 000 Euro, welche noch verteilt werden müssen. In einem Beschluss vom 16. Oktober 2012 forderte das Studierendenparlament die Universität dazu auf, mit einem Anteil von 100 000 Euro die studentische Kultur und den Hochschulsport zu fördern.
Das Geld wird benötigt, um die baufälligen Kulturvereine wieder auf die Beine zu bringen. Der wohl schwerste Fall zeigt sich hierbei in Hinblick auf die Situation des Club 9 e.V., welcher bis zum 31. Dezember 2012 seine Räume in der Hunnenstraße räumen muss. Passende Ausweichmöglichkeiten wurden den Mitgliedern noch nicht geboten, aber man sollte mit Zuversicht auf eine weitere Gesprächsrunde zur Zukunft des Club 9 blicken. Diese soll in den kommenden Wochen stattfinden, mit Vertretern des Studentenwerks, des Club 9, des Allgemeinen Studierendenausschusses sowie vorrausichtlich auch der neuen Rektorin. Bei dem Studentenclub Geographenkeller e.V. sieht es fast ähnlich aus. Diese müssen zwar nicht ihre Räume verlassen, ihnen fällt aber sprichwörtlich die Decke auf den Kopf, da die Räume eine zu hohe Feuchtigkeit aufweisen und daher der Putz nicht mehr halten will. Soll aus der studentischen Kultur also nun die neue „Straze“ werden? Die neue Rektorin Professor Hannelore Weber erklärt zwar, dass für sie die studentische Kultur sehr wichtig sei, aber ob sie es tatsächlich ist und sich endlich etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Erst am Anfang des kommenden Jahres soll die Aufteilung der Gelder stattfinden.
Ein Bericht von Ulrike Günther & Laura-Ann Schröder; Bild: Anonym