Remakes kommen einfach nicht aus der Mode. Warum auch? Es ist doch viel einfacher, eine bekannte Story noch einmal zu erzählen, anstatt sich etwas Neues auszudenken. So auch geschehen in unserer neuen Filmrezension: „Total Recall“ ist ein Remake eines halbwegs gelungenen Action-Films aus dem Jahr 1990, damals mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Aber lohnt es sich, den Kampf um die richtigen Erinnerungen im Kino anzusehen?

Wo bitte geht’s hier zur Wirklichkeit?

Die Story von „Total Recall“ ist gradlinig: Nach dem dritten Weltkrieg sind weite Landstriche durch die Rückstände chemischer Waffen unbewohnbar, nur Großbritannien und Australien sind noch bevölkert. Die Verbindung zwischen den beiden gegenüberliegenden Seiten der Erde wird mittels eines überdimensionierten Aufzugs, „The Fall“ genannt, der durch den Erdkern führt, gehalten. Douglas Quaid (Colin Farrell) pendelt täglich durch der Erdkern und führt ansonsten auch das langweilige Leben eines Fabrikarbeiters – seit Jahren die gleiche Monotonie.

Oder zumindest denkt er das, denn als er sich eines Tages durch die Firma „REKALL“ Erinnerungen an ein spannenderes Leben einpflanzen lassen will, stellt sich heraus, dass Quaid eigentlich Geheimagent ist, Carl Hauser heißt und schon einmal seine Erinnerungen geändert worden waren. Fortan sind Polizei und Geheimdienst hinter ihm her und versuchen, ihn zu verhaften – oder unschädlich zu machen. Denn Hauser wollte den Rebellen, die sich gegen die Unterdrückung Australiens durch Großbritannien auflehnen, Pläne der britischen Regierung für einen Krieg zuspielen. Oder ist er doch ein regierungstreuer Agent, der in den Widerstand eingeschleust wurde? Wenigstens Hauser/Quaid wirkt angemessen verwirrt, der Zuschauer dürfte sich eher langweilen, besonders wenn er das Original kennt: Einige Szenen und Charaktere sind eins zu eins kopiert.

Action mit potentiell spannendem Hintergrund

Die Dystopie von „Total Recall“ bietet eigentlich viel Raum, um eine spannende und vielschichtige Welt zu entwickeln, aber weder wird klar, wie die bewohnbaren Zonen vor den Resten der Chemiewaffen geschützt werden, noch woher die Nahrungsmittel für die anscheinend zu große Bevölkerung kommen, oder warum Kanzler Cohaagen erneut einen Krieg anzetteln will, wo ein einfaches Programm zur Geburtenkontrolle eine friedlichere und einfachere Lösung wäre. Kurz: Das Potential der Welt, in der „Total Recall“ spielt, wird kaum ausgeschöpft. Einzig das Konzept des „Falls“, des gigantischen Aufzuges durch den Erdkern, das an eine Mischung aus Freifallturm und Weltraumlift erinnert, wird halbwegs detailliert dargestellt.

Immerhin mehr Mimik als Kirsten Stewart

Ähnlich schwach sind die Charaktere gezeichnet. Sogar Arnold Schwarzenegger brachte im Original mehr Leben auf die Leinwand, als Colin Farrell, Kate Beckinsale und Jessica Biel im Remake. Die beiden Letztgenannten sind eigentlich nur schmückendes Beiwerk, während Farrell, der zugegebenermaßen kein Charakterdarsteller ist, auch deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt. Regisseur Len Wiseman fokussierte ganz klar auf die Action, und weniger auf die Möglichkeiten, den Zuschauer verwirren und im Unklaren zu lassen. Denn die Idee des „Rekall“ wird kaum ausgeschöpft, auch die eigentlich gegebene Möglichkeit, der Frage „Wie real ist diese Welt?“ nachzugehen, wie sie in Inception und sogar Matrix gestellt wird, wird durch den Sieg über den Bösewicht verbaut. Egal, wer Hauser nun wirklich ist, die Gegenwart ist noch keine Erinnerung und kann daher nicht manipuliert sein.

Wer von „Total Recall“ spannende Unterhaltung mit Winkelzügen und Tiefgang erwartet, wird eine herbe Enttäuschung erfahren. Für einen actionlastigen Abend im Kino reicht es gerade noch so.

Filmplakat (Titel) und Trailer zu Total Recall, alle Rechte bei Columbia Pictures