In der achten ordentlichen Sitzung des Studierendenparlamentes der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald vom 25. Oktober 2011 wurde von einem StuPisten unter Androhung einer Personaldebatte eine Änderung im StuPa-Live-Ticker erzwungen. Da die Moritz-Medien dies als einen vollkommen überzogenen Weg betrachten Unmut über eine Passage in einem Artikel zu äußern, wendeten wir uns mit einem offenen Brief an das Präsidium. Dieser wurde am 8. November 2011, zu Beginn der neunten öffentlichen Sitzung des Studierendenparlamentes, verlesen.
Dieser Brief kann hier nachgelesen werden:
Mit diesem Brief möchten wir dem Studierendenparlament gegenüber unseren Unmut kundtun, auf Grund eines Ereignisses während der letzten Sitzung vom 25. Oktober 2011. Dort wurde unter Androhung einer Personaldebatte und deren möglichen Folgen bei Simon Voigt, Chefredakteur des webMoritz, eine Zensur erzwungen.
Nach einer Wahl gab ein StuPist offenkundig seine Beziehung zur neu gewählten Person zu erkennen. Der Chefredakteur des webMoritz vermerkte dazu im Live-Ticker die Frage, ob sich der StuPist wegen seiner offensichtlich emotionalen Befangenheit bei der Wahl nicht besser hätte enthalten sollen. Daraufhin kam der StuPist auf den Chefredakteur zu und drohte mit einer Personaldebatte, sofern der Kommentar nicht aus dem Ticker entfernt werden würde.
Da es sich bei dem betroffenen StuPisten und der gewählten Person um Personen des hochschulöffentlichen Lebens handelt, kann man nicht mehr darauf plädieren, dass hier private Verhältnisse entblößt worden sind. Sondern es handelt sich bei der Frage, ob bei der Wahl eine Befangenheit vorlag, um eine berechtigte, kritische Anmerkung zum Verhalten des StuPisten. Hätte er sich bei der Wahl enthalten, hätte die Beziehung der beiden auch keine Erwähnung im Ticker gefunden. So empfand der Chefredakteur das Verhalten aber als ethisch fragwürdig und hielt es für angebracht, dieses kritisch zu hinterfragen.
Die Androhung von Konsequenzen, sofern nicht nach den Wünschen des StuPisten berichtet wird, empfinden wir als Beeinflussung und Eingriff in die redaktionelle Freiheit unserer Berichterstattung. Nach § 17, Abs. 3 der Satzung der Studierendenschaft steht ausschließlich den Chefredakteurinnen die Entscheidungs- und Leitungsbefugnis hinsichtlich der inhaltlichen Gestaltung ihrer Arbeit zu. Einer solchen Androhung, wie sie am 25. Oktober 2011 getätigt wurde, werden wir in Zukunft nicht mehr nachgeben.
Dieser offene Brief wurde von der Chefredaktion des webMoritz (Simon Voigt und Felix Kremser), der Chefredaktion des Moritz-Magazins (Johannes Köpcke und Luise Röpke) und der Chefredaktion von MoritzTV (Stephanie Napp und Henning Mayer) unterschrieben.
Foto: Andrea Dittmar
Meine Unterstützung habt ihr auch. Wegen so etwas eine Personaldebatte anzudrohen, ist komplett überzogen. Wenn einen was im Ticker stört, kann man mit den tickernden Redakteuren persönlich reden, ohne mit der Personal-Keule zu schwingend.
Die hier angebrachte kritische Anmerkung von Simon im Ticker kann ich nur auch nur unterstützen.
Der Einschränkung der Berichterstattung durch lächerliche Androhungen zu widerstehen, kann ich nur begrüßen.
Ob die Frage nach Befangenheit bei einer Wahl aufgrund einer Beziehung zwischen einem StuPisten und dem Gewählten wirklich angebracht ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Vielleicht übertreibt es Herr Voigt da mit seiner Ethik und sollte mal in die reale Welt zurückkehren.
bei der wahl lag auch nicht viel mehr befangenheit vor, als bei einer guten freundschaft und da würde sich ja auch niemand aufregen. über den begriff hochschulöffentliches interesse mag man diskutieren, es rechtfertigt meiner ansicht nach nicht, das privatleben ins internet zu zerren.
wenn hier von prestigeträchtigen asta-posten schwadroniert wird, kann man eigentlich nur lachen, da sich monatelang niemand beworben hat. das aktuelle stupa hat schon mehr als genug gründe geliefert, über die man sich massiv aufregen konnte (leute, die über ihre eigenen aufwandsentschädigungen abstimmen dürfte), aber der aktuelle vorfall gehört nicht dazu.
die androhung einer personaldebatte mag übertrieben sein, aber ich hätte in meiner aktiven zeit auch keine lust gehabt, dass ein anfänger in der hochschulpolitischen berichterstattung an meiner person skandalberichterstattung übt.
ps: übrigens lustig anzuschauen, wem hier schutz der persönlichkeitsrechte eingeräumt wird und dessen ablenkende, an der diskussion vorbeigehende kommentare hier auf die startseite gestellt werden. aber bei stupisten scheint das ja nicht so wichtig zu sein.
Schatz, dass wir uns einig sind: Ein Wunder!!!
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Ich war an dem betreffenden Abend leider nicht anwesend, und weiß nicht, ob es dazu eine spezielle Hintergrundgeschichte gab, kann mich also nur zu den öffentlich nachvollziehbaren Infos äußern:
Aus meiner Sicht war dies ein Eingriff in die Grundrechte der Presse – vor allem in Anbetracht dessen, dass es hier nicht um potenziell lebensbedrohliche Informationen ging, sondern um persönliche Befangenheit bei der Vergabe eines sehr prestigeträchtigen Asta-Postens.
Da dem Stupa sowieso der Ruf anhängt, Pöstchen und Finanzmittel an Kumpels und Bekannte zu vergeben, sollte man gerade in diesen Bereichen offene Berichterstattung ermöglichen und aktiv unterstützen – wenn es den Studenten nicht vollkommen klar ist, aus welchen Gründen wir Stupisten wem ihr Geld geben, machen wir unseren Job nicht richtig!
Warum nennt ihr nicht mal Ross und Reiter? Ich will wissen, wer die Pressefreiheit derart einschränkt! Schließlich wird diese PErson ja auch gewählt.