Die „Medigreif Unternehmensgruppe “ kann in Greifswald durchaus als Symbol der Privatisierung öffentlicher Daseinsvorsorge herhalten. Die Hochschulgruppe Die Linke.SDS hielt das jedoch nicht davon ab, am 7. Juli um 19 Uhr, in den Hörsaal der „Medi.Greif“-Gruppe zu laden. Zur Veranstaltung „Was ist uns der Euro Wert? – Sozialstaatsabbau in Zeiten der Krise“ ist die Parteivorsitzende der Partei Die Linke., Gesine Lötzsch, als Referentin samt Chauffeur in einer Audi A-6 Limousine nach Greifswald angereist.
Lötzsch fordert andere Steuer- und Wirtschaftspolitik
Die Studierenden kamen in Strömen – oder auch nicht. Gerade einmal eine Hand voll hatte sich verirrt zwischen der Horde von Rentnern, die die Vorsitzende umzingelte. Insgesamt erschienen etwa 50 Menschen, die fast gänzlich aus dem Wählerumfeld der Linken kamen. Die Parteivorsitzende der Linken ließ es sich nicht nehmen, gleich zu Beginn darauf hinuzweisen, dass in der Partei links der SPD die PDS weiter lebt. Immerhin begann sie mit dem geschichtlichen Exkurs, in dem sie auch zugeben musste, dass die PDS damals gegen die Einführung des Euro gestimmt hat. Begründet wurde die Ablehnung damals mit der Forderung nach einer einheitlichen Wirtschafts- Steuer- und Lohnpolitik. Erst wenn diese umgesetzt sei, könne eine einheitliche Währung eingeführt werden.
Lötzsch ließ es sich nicht nehmen, darauf zu verweisen, dass die damalige PDS mit ihrer Forderung Recht behalten würde, was man heute anhand der Wirtschaftskrise in Griechenland sehen könne. Einem Ausstieg des Landes aus der Eurozone steht sie jedoch ablehnend gegenüber. „Griechenland hätte dann zwar eine eigene Währung, aber sie hätte immer noch die Schulden“, erklärte Lötzsch dem anwesenden Publikum. Zugleich warf sie insbesondere Deutschland und Frankreich unsolidarisches Verhalten gegenüber Griechenland vor. Als eine weitere entscheidende Ursache nannte Lötzsch den Deutschen Niedriglohnsektor, der ngeative Auswirkungen auf die übrigen Länder der europäischen Union habe. Ferner kritisierte sie das Machtspiel zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die Forderungen, die die Parteivorsitzende erhob, waren denen der SPD verblüffend ähnlich: Die Einführung einer Transaktionssteuer, ein europäisches Investitionsprogramm zur Stärkung der Wirtschaft, eine Regulierung des Bankenwesens und ein Bankeninsolvenzrecht.
Wahlkampfpolemik bildet Abschluss der Lötzsch-Veranstaltung
Ungeachtet der politischen Nähe zu Forderungen der SPD nutzte die Parteivorsitzende der Linken die Gelegenheit, gegen den kürzlich ebenfalls nach Greifswald angereisten SPD-Politiker Peer Steinbrück zu schießen. „Steibrück war damals fassungslos und heute stellt er sich als Experte hin. Peer Steinbrück wird in der Veranstaltung bestimmt gesagt haben, die Finanzkrise fiel vom Himmel und wir haben getan, was wir konnten“ – polemisierte sie weiter. Ferner bemängelt sie, dass die „Bundesregierungen der letzten 20 Jahre sich nur den Kräften des Marktes unterworfen hätten“ – ohne zu erklären, woran man diesen schweren Vorwurf festmachen kann. Auch schien sie vergessen zu haben, dass noch 2010 eine Nationale Bankenabgabe beschlossen wurde, anders ließe sich nicht erklären, dass sie eine solche forderte.
Zum Ende der Veranstaltung wehte nicht nur ein Hauch von Wahlkampfpolemik durch den Raum. Sie motivierte die Parteianhänger dazu, am 4. September Die Linke. zu wählen und hob hervor, dass ohne Die Linke. Rechtsextremisten vermutlich bessere Chancen hätten, in den Landtag zu einzuziehen. An die anderthalbstündige Diskussion schloss sich eine Publikumsdebatte um das von Lötzsch Gesagte an. Kontroversen gab es nicht, was angesichts des politisch homogenen zusammengesetzten Publikums auch nicht überraschend war.
Fotos: Marco Wagner (Audi A 6), Martin Hackbarth, Robin/ jugendfotos.de
"Die Einführung einer Transaktionssteuer", meines wissens nach wurde dies ernsthaft nur von der Linken gefordert. Wer da wem verblüffend ähnlich sieht ist da eine ganz andere Frage. Oder anders:
Die SPD hatte in den letzten 11 Jahren viel mehr Chancen gehabt, dies umzusetzen und es ist bisher nichts passiert.
Irgendwie lese ich hier nur einseitig betrachtetes pre-wahlkampfgetöse seitens eines SPD/Juso politikers.
Also sorry: Wenn ein Studierenverband einer Partei die Parteivorsitzende zu einer Diskussion einlädt, dann ist es wohl kaum überraschend, wenn das dann auch eine Parteiveranstaltung ist. Ich weiß ja nicht, was SPD-Funktionär Denda da sonst erwartet. Weder die Zusammensetzung der Zuhörerschaft noch die inhaltliche Aussage, die eigene Partei sei die Beste ist nun besonders bemerkenswert. In der Form ist das eine Juso Pressemitteilung, kein Beitrag bei einem studentischen Medium.
Die abwertende Schreibweise dieses Artikels, macht die SPD Politik auch nicht besser. Mit welchem Auto ist denn Steinbrück angereist? Kam der Mann etwa mit einem Pedelec? Ich weiß nicht, was so ein Gegeifer immer soll. In Sachen Dienstwagen haben noch nicht mal die Grünen die ökologische Wende geschafft.
Naja, der Steinbrück ist nach eigener Aussage mit dem Zug angereist….und auch nur weil die DB den Fahrplan so stark eingeschränkt hat, ist er dann abends mit dem Auto zurück nach Berlin gefahren worden.
Auch wenn Christopher ein wenig zu sehr die Werbetrommel für die SPD rührt, hat der Artikel einen wahren Kern.
Schon als ich die Ankündigung las, fragte ich mich, warum die privatisierungsfeindlichen Linken im Medigreif tagen.
Anmerken sollte man zu Steinbrück, dass dieser auf Einladung eines BWL-Lehrstuhles kam und nicht zu einer Parteiveranstaltung.
Nach dem relativ unkritischem Interview bedanke ich mich bei Christopher für diesen Bericht.
Warum die Veranstaltung im Medigreif stattfand? Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Bevor der Medigreif Chef die für ihn finanziell lukrativen Vorzüge der freien Marktwirtschaft entdeckte, war er als Oberst der NVA eine tragende Säule des DDR Systems. Manchmal erinnern sich diese Leute voller Wehmut an die alten Zeiten, auch wenn sie "entsozialistifiziert" wurden. Nur sein Gehalt würde Enderlein wohl nicht mehr tauschen wollen. Ja Geld hat schon zu manchem Gesinnungswandel und politischen Farbwechseln geführt.
Sie fand im Medigreif statt weil wir in der kurzen Zeit kein anderen Raum mehr gefunden haben, da sich der Termin kurzfristig verschoben hat, konnte man die Uni vergessen da die dafür Jahre brauch und Skt. Spiritus und was noch so in der Innenstadt rumsteht war ausgebucht, Pech.
Peer "Steibrück" habe also wohl gesagt, die Krise "viel" vom Himmel… da könnte man noch mal'n bisschen korrigieren.
Und mal "Kommentar" über den sehr deutlich wertenden Artikel schreiben. (Die Wertungen selbst finde ich übrigens durchaus berechtigt.)
Mal davon abgesehen, dass dies wirklich ein Kommentar ist und als solcher gekennzeichnet werden sollte, ist die Parteizugehörigkeit doch irrelevant.
Was würden die meisten sagen, wenn der gleiche Text von nem SDSler geschrieben oder mitgeschrieben worden ist?
Oder wenn ein FDPler oder CDUler den Text geschrieben hätte. Inhaltlich würde sich daran nicht viel ändern, sich aber hier an der Person aufzugeilen und nicht am Text gehört hier nicht her.
Sorry, aber das ist Bullshit. Die Kenntnis der politischen Ausrichtung des Autors ist enorm wichtig, um ein Urteil über seine Kompetenz und Motivation zu fällen, eine solche politische Aussage zu treffen. Wenn einer von der Linken die Parteivorsitzende zerreißt oder wenn ein Torsten H. sie in den Himmel lobt, hat das einen ganz anderen Stellenwert.
Wenn ein notorisch unterwürfiger mitte-links aber eigentlich stock-konservativer SPD-Parteisoldat die Vorsitzende seines größten Feindbildes zerreißt, ist das im alltäglichen Plausch ganz nett aber ein Armutszeugnis für ein Medium, das sich journalistisch schimpft. Das rangiert in etwa auf dem billigen Niveau der OZ, wenn sie wieder mal Pressemitteilungen der örtlichen CDU abdrucken, nur weil dir, mir oder anderen die Aussage des Textes gefällt, ist das noch keine Rechtfertigung, sie hier zu veröffentlichen.
@webmoritz-Redaktion: Ich finde es schön, wenn sich Leute bereit erklären, etwas zu schreiben. Ich verstehe, dass ihr gerne viel veröffentlicht, aber hier werdet ihr von Partei-Funktionären missbraucht. Lieber ein, zwei Artikel mal nicht veröffentlichen oder noch einmal mit dem Autor durchgehen, als sowas.
Ach guter alter P. 😉
Eigentlich dachte ich du kennst den Denda besser, aber ihn als stock-konservativ darzustellen ist eine bloße Übertreibung.
Da du ja selber bei den Medien mitwirkst bzw. mitwirktest solltest du wissen, dass man außer bei eigenen Parteiveranstaltungen NIEMALS seine Parteizugehörigkeit zu erkennen geben muss.
Les doch mal die Zeitung (Taz, Spiegel u.a.) da geben die Autoren auch nicht ihre Parteimitgliedschaft bekannt, wenn sie über Parteien schreiben.
Lies doch mal explizit politische Zeitschriften wie z.B. Cicero oder le monde diplomatique, da wird bei jedem Autor angegeben, wer er ist, woher er kommt und welche Interessenkonflikte eventuell vorhanden sind. Wieso? Weil es zum guten Ton gehört, dem Leser diese Informationen gerade bei politischen Themen nicht vorzuenthalten, insbesondere wenn (Möchtegern-)Politiker, Aktivisten oder Lobbyisten sich als (Möchtegern-)Journalisten ausgeben. Von "müssen" war nie die Rede, aber es ist in meinen Augen ein Qualitätsmerkmal, das sich der webMoritz ohne große Probleme aneignen könnte. (zu Denda: das Attribut war natürlich für den SPD-Rahmen gemeint. Für SPD-Verhältnisse, auch historisch gesehen, ist er stock-konservativ. Das zu werten überlass ich hier mal anderen…)
Danke, Herr Denda!
Ich war nicht auf der Veranstaltung, gehörte also zum Glück nicht zu „der Horde von Rentnern“.
Chauvinistischer geht es wohl nicht mehr?
Hier ein paar Synonyme für Horde: „Unart, das gemeine Volk, Kompanie, Mob, Abschaum, Pöbel, Meute, Plebs, Pack, Gesindel, Volkshaufen, Herde“
Warum regt man sich eigentlich über Torsten Heil auf, Denda kann es doch noch viel besser!
"Sie motivierte die Parteianhänger dazu, am 4. September Die Linke. zu wählen [… ]"
Ein ungeheuerliche Freicheit der im A6 anreisenden Genossin. Man stelle sich vor, auf einer SPD Veranstaltung würde dazu aufgerufen, die SPD zu wählen…undenkbar und geschmacklos.
Aufrichtigen Dank daher an SPD-Mitglied und Wahlkämpfer Christopher D. für diesen investigativen Kommentar von der sich langsam errichtenden Wahlkampffront.
Und damit zurück nach Schwerin.
Und nächste Woche an dieser Stelle: Thorsten H. zum Thema: "Linke Frauen in der Politik – Was müssen wir konservativen Alpha-Erbgutträger eigentlich noch alles ertragen"?
Angesichts der berechtigten Kritik, die an diesem Artikel geäußert wird, werde ich an dieser Stelle zu dem Text Stellung nehmen.
Bei der Veranstaltung waren insgesamt drei webMoritz-Redakteure: Martin Hackbarth, Christopher Denda und ich. Ich wollte mich weitgehend aus der Berichterstattung raus halten, weil ich selbst Mitglied des SDS bin und es ein gewisses Geschmäckle hätte, wenn ich selbst über eine SDS-Veranstaltung berichten würde. Zunächst war also geplant: Ein Interview mit Gesine, ein "Pro-" Kommentar von mir und ein Contra-Kommentar von Christopher. Pro- und Kontrakommentar sollten die Nachberichterstattung darstellen.
Zwar war (meiner Meinung nach) die Veranstaltung ganz gut, allerdings fand ich auch einiges an dem, was Gesine sagte, kritisierenswürdig. Christophers ursprünglicher Kommentar war bereits ziemlich gepfeffert, wobei er inhaltlich ohne Bezugnahme zur SPD ausgekommen ist.
Da zwei Kontra-Kommentare im Endergebnis eine sehr einseitige Berichterstattung dargestellt hätten, hat die Chefredaktion entschieden, den Kommentar in einen Bericht umzuformulieren. Aufgrund der Tatsache, dass das Interview bereits fertig war, war ich bestrebt, den Bericht möglichst ebenfalls am selben Tag fertig zu stellen.
Also habe ich mich hingesetzt, den Kommentar von Christopher in einen Bericht umzuschreiben und dabei um einige Fakten ergänzt, die, wie ich feststellen musste, zwar vom Autor geteilt werden, allerdings den Anschein erwecken, er habe damit Wahlkampf betreiben wollen. (Es handelt sich konkret um die Aussage, Lötzschs Forderungen würden denen der Linken ähneln und um die, Lötzsch habe die Veranstaltung für Wahlkampfzwecke benutzt).
Gleichzeitig habe ich mich beim umformulieren an dem Schreibstil des Verfassers orientiert, was allerdings in dem Fall Unsinn war, weil es damit immer noch ein kommentierender Bericht blieb. Insgesamt war ich als Bearbeiter und Umarbeiter bei der Transformation nicht sorgfältig genug, sodass der Text so raus kam, wie er jetzt da steht.
Jetzt gab es drei Möglichkeiten. a) es bleibt alles, wie es ist, b) Es wird ein richtiger Bericht geschrieben und Christophers Text zum Kommentar, c) Der Text von Christopher wird einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen.
In Absprache mit allen Beteiligten Redakteuren haben wir uns dafür entschieden, dass ich jetzt doch noch einen Bericht über die Veranstaltung verfasse (Der Artikel ist mittlerweile online) und Christophers Text als Kommentar weiter geführt wird.
Wir entschieden uns für diesen Weg, weil eine Umarbeitung des Textes im Nachhinein noch mehr journalistische Prinzipien verstoßen würde, als mit dem Text ohnehin schon verstoßen worden sind. Ferner ist es unsere Aufgabe, die Leser mit möglichst detaillierten und fundierten Informationen zu versorgen und dabei die Meinung des Verfassers zweitrangig ist. Dies wird mit dem nachgereichten "echten" Bericht (hoffentlich) erreicht.
Ich möchte an dieser Stelle zudem versichern, dass wir in Zukunft in diesem Fall wieder mehr Sorgfalt walten lassen werden und lassen müssen.
Die Kritikfähigkeit und Transparenz find ich toll! So machen moritz-Medien Spaß! Weiter so 🙂
+1
(Auch wenn der grausige Rechtschreibfehler mit dem vom Himmel "vallen" noch im Artikel ist 😉 )
Jetzt "fällt" alles vom Himmel. 😉 Danke für den Hinweis.
Sie wollte wohl eher ausdrücken, daß keine der großen Parteien der NPD so konsequent entgegentritt wie die Linke.
Belustigend ist es durchaus, wie hier im Artikel Polemik einerseits bemängelt, andererseits mit noch einseitigerer Polemik beantwortet wird.
Vielleicht wollte sie auch sagen, dass keine der großen Parteien sich so sehr am Feindbild NPD ausrichtet und orientiert, wie die Linke. KarlMarx_HGW hat schon Recht, mit dem was er sagt. Die Linke ist eine extremistische Protestpartei wie die NPD.
Ich liebe den Extremismusbegriff, vorallem weil er so wunderbar subjektiv auslegbar ist… Für mich ist die Linke auch extrem, extrem gut… :De
Aber der Vergleich mit der NPD schmerzt doch sehr.
Die Linke ist, entgegen vieler Behauptungen, demokratisch, liefert realistische Inhalte und Konzepte, ist an 2 Landesregierungen beteiligt und sitzt mit mehr als 10% der Stimmen im Deutschen Bundestag. Alles dinge die die NPD nicht aufweisen kann, also hinkt der Vergleich doch sehr.
btw: Im Gegensatz zu einer festetablierten, hochdemokratischen, pragmatischen, wirtschaftskompetenten, realen, liberalen Partei, ist es bei den Linken ziemlich sicher das sie auch im nächsten Bundestag sitzen werden.
Protest kann auch konstruktiv sein, wenn ich aus Protest die Linken wähle weil ich beispielsweise der SPD wegen den HartzIV Gesetzen nicht mehr traue und die Linke ihrerseits gute Alternativen vorweist um HartzIV zu verbessern oder zu ersetzen welche dann von der SPD übernommen werden, na das nenn ich doch mal konstruktiven Protest.
In Teilen mag die Linke extrem sein. Und eine Protest -Partei ist sie allemal. Das ist dann aber immer noch besser als die Knickebeinige SPD, die sich zum eigenen Machterhalt auf fast jeden faulen Kompromiss mit dem Regierungslager ein lässt.
„… Und eine Protest -Partei ist sie allemal.“ & an anderer Stelle hier „Die derzeitige Politikerkaste behebt das Problem aber nicht. Sie ist es selbst.“
Was von wayne_inter wie folgt sekundiert wird:
„… Frau Lötzsch beweist nur einmal mehr, dass "die Linke" keine Ahnung vom Kapitalismus hat und somit keine Alternative zu den anderen Parteien darstellt.
Daher gebe ich Strandvogt recht, dass "die Linke" Teil des Problems ist und nicht Teil der Lösung.“
Ja was denn nun – Protestpartei und Teil des Problems?
Aber vielleicht hilft Wikipedia:
„Der Begriff Protestpartei bezeichnet Parteien, die in der Wählerschaft vorhandenen Unmut oder Protesthaltungen zu kanalisieren und zu nutzen versuchen. … Als Kennzeichen von Protestparteien werden darüber hinaus lautstarkes Auftreten, radikale Forderungen und eine spontane Entstehung aus einem gesellschaftlichen Konflikt genannt. …“ http://de.wikipedia.org/wiki/Protestpartei
Das Problem der LINKEN ist doch, dass sie gerade den Unmut nicht nutzen kann, obwohl die sozialen Konflikte immer noch anwachsen. Ich will nun nicht versuchen alle Merkmale einer Protestpartei hier für die LINKE zu widerlegen, denn so viel Kommentarvolumen bekomme ich nicht.
Ich gebe ihn vollkommen Recht, "die Linke" ist definitiv keine Protestpartei, sondern viel eher wie die SPD vor dem Godesberger Programm von 1959. Wohin dies jedoch führt, kann man ja an den heutigen Sozialdemokrat_innen sehen.
http://www.tagesschau.de/inland/interviewjplang10…
Nun gut, jetzt bin ich nicht gerade ein Fan von Herr Lang, da ich ihm als Vertreter der Extremismustheorie doch sehr ablehnend gegenüberstehe, aber es ist anzunehmen, dass er in diesem Interview wesentliche Teile der Partei "die Linke" und ihre internen Probleme treffend darstellt.
WIe schon von Herr Peters indirekt aufgeworfen, sollte sich natürlich die Frage nach den programmatischen Inhalten bzw. die von den Entscheidungsträgern vertretenen Positionen stellen und nicht irgendwelche Minderheitenmeinungen an der Basis zur Diffamierung des politischen Gegners herangezogen werden.
Und programmatisch scheint das Spannungsfeld zwischen machtfixierten Realos (die eine Systemfrage gar nicht erst stellen wollen) in den neuen Bundesländern und wie Lang behauptet linksradikalen (teilweise antisemitischen) Antiimps in den alten Bundesländern zu bestehen. Wenn Lang recht hat bestätigt, dies nur meine Theorie der Unwählbarkeit dieser Partei.
Aber ganz ehrlich in einer repräsentativen Demokratie wird es nie ein Partei geben die wählbar ist, schon allein deswegen, weil es immer die Wahl des geringsten Übels und nicht die der besten Möglichkeit ist.
Auch wenn ich nun nicht so genau weiß wer recht hat, wer macht den Faktencheck und vergleicht das Heidelberger Programm der SPD von 1925 mit dem „Erfurter Programm“ der LINKEN? http://www.die-linke.de/programm/leitantragandene…
Fast wären es ja zwei „Erfurter Programme“ geworden.
Der Mainstream hat ja schon sein Urteil (natürlich Totalverriss) über das Programm der LINKEN gesprochen, sozusagen Schnellverfahren.
Warum denn hier selbsternannte oder wahre Linke den Unsinn noch als Link einkopieren erschließt sich mir nicht.:-(
"wer macht den Faktencheck und vergleicht das Heidelberger Programm der SPD von 1925 mit dem „Erfurter Programm“ der LINKEN?"
Das wäre in der Tat mal ein interessanter Vergleich. Falls ich am Wochenende ausreichend Zeit finde, werde ich den mal durchführen.
Das Heidelberger Programm der SPD findet sich übrigens hier: http://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsc…
Und wer das mal mit dem KPD-Programm von 1918/1919 vergleichen will: http://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsc…
Das kann ja spannend werden, nicht nur für DIE LINKE, sondern auch für die SPD. 😉
Wenn Du uns Dein Ergebnis dann auch noch allgemein verständlich verklickern würdest, ist Dir zumindest mein Dank gewiss.
Nur ein Problem haben auch die Gegner der LINKEN richtig erkannt, kaum waren die Elektronen mit der LINKEN-Programmdatenbank in Lichtgeschwindigkeit durch das World Wide Web auf unsere PC gelangt, ging der interne Streit wieder los: http://www.die-linke.de/nc/programm/wortmeldungen…
Nichtsdestotrotz munter ans Werk!
Wie oft kann man eigentlich in einem Artikel der sich nicht mit der SPD befasst, diese erwähnen? Der Autor stellt diesbezüglich neue Rekorde auf und sollte sich daher in Sachen Wahlkampfpolemik lieber zurückhalten.
"Die Forderungen, die die Parteivorsitzende erhob, waren denen der SPD verblüffend ähnlich: Die Einführung einer Transaktionssteuer, ein europäisches Investitionsprogramm zur Stärkung der Wirtschaft, eine Regulierung des Bankenwesens und ein Bankeninsolvenzrecht."
Wahrheitsliebende Recherche würde ich euch auch nahelegen! Die erwähnten Forderungen fing die SPD erst an zu stellen als sie in der Opposition saß. Wenn die SPD, wie die Linke, von Anfang an für Finanzmaktregulierung gewesen wäre, wäre Lafontaine wahrscheinlich immer noch bei denen…
Es müsste als eigentlich heißen das die Forderungen der SPD der der Linken verblüffend ähnlich sind…so viel Ehrlichkeit muss sein bei all der Polemik! 😉