Kurz hinter der deutsch-polnischen Grenze beginnen sie: Die Märkte, die sich die Hauptstraße entlang ziehen und auf denen man Zigaretten, Schnaps und diverse andere Waren zu deutlich niedrigeren Preisen als in Deutschland käuflich erwerben kann. Von Wochenende zu Wochenende pilgern vor allem zahlreiche Raucher in diese Straßen. Bei den Zigarettenpreisen in Deutschland gewiss kein Wunder. Doch nun ist er wieder in Greifswald: Der polenmARkT. Zigaretten und Schnaps kann man hier allerdings nicht kaufen. Dafür bekommt man jedoch ein riesiges Angebot kultureller Waren, die man ebenfalls preiswert käuflich erwerben kann. Preiswert deshalb, weil Kultur unbezahlbar ist.
Lesung, Film, Jazz und Punk zum Auftakt
Das Veranstaltungsheft des diesjährigen, am 19. November beginnenden, polenmARktes ist deutlich umfangreicher als in den vergangenen Jahren. Deutlich mehr Veranstaltungen als im Vorjahr wird die Besucher erwarten. Wenngleich die feierliche Eröffnung mit anschließender Lesung erst am 19. November um 20 Uhr stattfindet, so gibt es bereits am Donnerstag, dem 18. November, um 21 Uhr eine Vorabveranstaltung, der auch im Rahmen der Filmreihe „nordoststreifen“ gezeigt wird. „Ich, Tomek“, heißt der Film, der an jenem Abend im Pommerschen Landesmuseum gezeigt wird. Dabei handelt es sich um die Lebensgeschichte eines 15 -jährigen polnischen Jungen, der in Gubin an der polnisch-deutschen Grenze lebt. „Vor dem Hintergrund des Wohlstandsgefälles an der Grenze zwischen Deutschland und Polen erzählt Regisseur Robert Glinski eine existentielle Geschichte, die universell für eine junge, europäische Generation auf der Suche nach Identität, Liebe und Wohlstand steht“, heißt es dazu im Programmheft.
Am Freitag, dem 19. November, wird der polenmARkT um 20 Uhr im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg offiziell eröffnet. Das Datum ist zugleich der Startschuss für das Polonicum, an dem alle Hörer aller Fakultäten, die Interesse an polnischer Sprache, Kultur und Literatur zeigen, sich dahingehend aus- beziehungsweise weiterbilden können. Des weiteren findet im Rahmen der Auftaktveranstaltung eine zweisprachige Lesung mit Wlodzimierz Nowak statt. Er liest aus seinem Buch „Die Nacht von Wildenhagen“. Darin betrachtet er in seinen zwischen 1997 und 2006 entstandenen Reportagen 12 Schicksale von Menschen diesseits und jenseits der Deutsch-Polnischen Grenze zwischen 1945 und heute.
Im Café Koeppen wird noch am selben Abend um 23 Uhr die „Lange Nacht des polenmARkTes“ in Form eines Jazzkonzertes mit einem Trio aus Szczecin stattfinden. Anders musikalisch, aber gewiss nicht weniger spannend, geht es ab 22 Uhr im IKuWo zu. Hier werden bis in die Nacht hinein drei Punkbands die Bühne rocken: Die Dead Yuppies und Narkolepsja aus Wroclaw, sowie T.C. aus Greifswald.
Mauerhasen und Polnische Trickfilme für Kinder und Erwachsene
Am Samstag dreht sich wieder alles um Filme: Im Koeppenhaus werden ab 16 Uhr polnische Trickfilme für Kinder, darunter unter anderem Geschichten mit „Bolek und Lolek“, gezeigt. Um 20 Uhr zeigt das Literaturzentrum dann Experimentelle Trickfilme für Erwachsene, während eine Stunde später, um 21 uhr, die Band Masala aus Warszawa im IKuWo auftritt. Anschließend wird es eine Drum‘ n‘ Bass & Dubstep-Party mit DJ Calvin aus Szczecin geben.
Es folgt das deutsch-polnische Musikdrama „Reinecke Fuchs/ Lis Przechera“, das am 21.November 2010 im Pommerschen Landesmuseum gezeigt wird. Darüber hinaus öffnet um 19 Uhr die Ausstellung „Verbundpflaster von Olaf Matthes“ bis zum 3. Dezember in der Medienwerkstatt ihre Pforten. Um 20:30 Uhr wird dann der preisgekrönte und für einen Oskar nominierte Film „Berliner Mauerhasen“ gezeigt. Dabei handelt es sich um einen 51-minütigen Kurzfilm, der das Leben der Hasen, die in unmittelbarer Nähe zur Berliner Mauer leben, dokumentiert. Ein sehenswerter Film, den der Verfasser an dieser Stelle explizit empfehlen möchte. Anschließend kann man mit dem Regisseur ins Gespräch kommen.
Die Polnischen Kulturtage in Greifswald, der polenmARkT, gehen noch bis zum 4. Dezember. Das komplette Veranstaltungsprogramm kann hier eingesehen werden. Weitere Programmhinweise zur Veranstaltungsreihe werden in den nächsten Tagen folgen.
Foto: Pommersches Landesmuseum (Lichthof Landesmuseum, keine CC-Lizenz)