Die mögliche Schließung der Lehramtsausbildung beschäftigte am Wochenende auch die Landespolitiker der SPD Mecklenburg-Vorpommern. Wie einer Pressemitteilung der Greifswalder Jungsozialisten (Jusos) zu entnehmen ist, herrschte auf dem Landesparteitag in Rostock einstimmig die Meinung, eine solche Schließung bedürfe zunächst weitreichender Prüfungen durch Landtag und Regierung, die man nun einfordert. Vorher wolle man keine Entscheidung treffen.
Der bildungspolitische Sprecher der SPD im Landtag, Mathias Brodkorb, erläuterte zudem, dass man bereits seit fast drei Jahren auf das Ergebnis einer Prüfung durch das Bildungsministerium warte, die auch die Konsequenzen einer solchen Schließung prognostizieren soll. Im Zuge dessen, dass Bildungsminister Henry Tesch (CDU) vergangene Woche erklärt hatte, es gäbe in Schwerin eine feste Mehrheit für die Schließung, kommt diese Meldung vom größeren Koalitionspartner für ihn vermutlich überraschend. Die örtlichen Jusos jedenfalls feiern den Beschluss als Erfolg für den Erhalt der Philosophischen Fakultät und damit der Volluniversität in Greifswald. Die Schuld an der Debatte um eine mögliche Schließung sehen sie beim Bildungsminister selbst und titeln in ihrer Mitteilung: „Teschs Umtriebe ausgebremst – Bildungsministerium muss Transparenz schaffen!“
In wie weit sich mit diesem Beschluss tatsächlich etwas an der Sachlage ändert ist unklar. Mathias Brodkorb soll sich im Zuge des Parteitages wie folgt geäußert haben: „Da man sich sachlich begründet nur dann entscheiden kann, wenn alle Fakten vorliegen, bin ich im Moment weder für das eine noch das andere.“
Schattschneider: Zielvereinbarung von 2006 unter falschen Prämissen
Derweil erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Greifswalder Senats und Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaften, Thomas Schattschneider, in einem Kommentar auf dem webMoritz die Umstände, unter denen die Universität in ihrer Zielvereinbarung von 2006 die Schließung akzeptiert hatte. In der Zielvereinbarung ist als Ziel für die nächsten Jahre die Schließung der Lehramtsstudiengänge festgeschrieben. Schattschneider schreibt:
„…Damals gingen Land und Universitäten davon aus, dass die Lehrerbildung zeitnah in Bachelor- und Masterstrukturen überführt wird. Greifswald sollte dann seine Staatsexamensstudiengänge schließen und nur noch Bachelor ausbilden, die dann in Rostock ihren Master of Education machen. Für die Greifswalder Unikate (Geographie, Kunst, Russsich, Polnisch, etc) sollten Sonderlösungen gefunden werden.
Der Landtag hat sich 2008 (glaube ich) gegen eine Lehramtsausbildung mit B.A. und M.Ed. entschieden. Damit war die Beschlusslage von 2006 durch das Land unterwandert, was eben auch bedeutet, dass Greifswald nich auf das (Staatsexamens-)Lehramt verzichten muss! Was getan wurde, um das Ausbluten Greifswalds zu verhindern, kannst du im printMoritz-Archiv hier auf dem Webmoritz studieren.“
Am 10. Mai: Diskussion mit dem Bilungsminister
Der Allgemeine Studierendenauschuss nimmt sich des Themas weiterhin an und wird am Montag, dem 10. Mai, nachmittags zu einer Podiumsdiskussion laden. Laut Informationen von Martin Hackbarth, Referent für politisch Bildung, hat Bildungsminister Tesch seine Teilnahme bereits zugesagt. Neben ihm werden der Prorektor für Studium und Lehre, Prof. Michael Herbst, der Landtagsabgeordnete Sebastian Ratjen (FDP) und Thomas Schattschneider auf dem Podium sitzen. auch die Landtagsfraktion der Linken und der SPD werden Vertreter entsenden.
Bilder:
Foto Mathias Brodkorb – Christine Fratzke
Foto Thomas Schattschneider – Pressefoto LKS
Foto Banner Startseite – Gabriel Kords
Foto Mahnwache Startseite – Luisa Wetzel
Die Greifswalder SPD muss nun auch eindeutig Flagge zeigen! Es kann nicht angehen, dass man nach der Kreisfreiheit nun Greifswald auch noch die Lehrer weg kürzen will!
Stimme dir zu! Aber: Bevor mit den Fingern auf andere gezeigt wird, könnten die Greifswalder CDU, die Junge Union und der RCDS ihrem Bildungsminister auch mal politisch auf die Finger klopfen…
Egbert Liskow hat sich als Erster eindeutig für die Beibehaltung der Lehramtsausbildung in Greifswald ausgesprochen! Und auch der RCDS hat das Schaffen des Bildungsminister mehrfach kritisch hinterfragt.
Wärst Du bei der zweiten Mahnwache letzte Woche dabei gewesen, dann hättest Du das auch mitbekommen. Aber leider kannst Du dich ja (noch) nicht teilen 😉
Der RCDS Greifswald wird auf den kommenden Themenkreisparteittag der CDU Greifswald auch die Lehramtsausbildung zur Diskussion stellen!
Es bringt der gesamten Region absolut nichts, wenn Greifswald erstens durch die Kreisgebietsreform nachhaltig geschwächt wird und dann noch über 2300 Studenten hier weniger studieren sollen.
Das Land MV geht mehr als fahrlässig mit seinen Universitäten um, die auch oftmals Wirtschaftsstandorte sind. Solche Standorte gilt es zu fördern und nicht zu schwächen durch unnötige Reformen und Kürzungen!
Es geht hier doch nicht um Einzelpersonen (E.L.) , sondern um Beschlüsse von Kreiverbänden und Gremien! Ansonsten hast du recht.
Da kann ich Dir zustimmen, aber es geht auch darum, dass gerade Personen wie Liskow sich stark machen für die Studenten. Ich hoffe, dass wir uns gemeinsam für Greifswald einsetzen können. Bei den Hochschulgruppen hat das ja schon wunderbar funktioniert!
Nur zur Klarstellung: Die Greifswalder SPD hat sich schon eindeutig positioniert. Es gibt einen Beschluss der Bürgerschaft zu diesem Thema, dem auch die SPD Fraktion zu gestimmt hat.
Herr Brodkorb wartet wohl „immer öfter“ auf Studien/Prüfungen, um sich irgendwie vor Entscheidungen zu drücken: http://www.mv-schlagzeilen.de/mathias-brodkorb-sp…
2005 war es die „Effizienzstudie mit Schwundbilanz!!!“, heute fehlt seit 3 Jahren „… das Ergebnis einer Prüfung durch das Bildungsministerium“.
Gibt es noch Politiker, die einmal eine eigene Meinung zu gesellschaftlichen Fragen/Entscheidungen haben, ohne sich hinter Studien oder langwierigen Prüfungen zu verstecken?
Herr Brodkorb wartet wohl „immer öfter“ auf Studien/Prüfungen, um sich irgendwie vor Entscheidungen zu drücken: http://www.mv-schlagzeilen.de/mathias-brodkorb-sp…
2005 war es die „Effizienzstudie mit Schwundbilanz!!!“, heute fehlt seit 3 Jahren „… das Ergebnis einer Prüfung durch das Bildungsministerium“.
Gibt es noch Politiker, die einmal eine eigene Meinung zu gesellschaftlichen Fragen/Entscheidungen haben, ohne sich hinter Studien oder langwierigen Prüfungen zu verstecken?
Ja, solche Politiker gibt es noch. Auf Landes- oder Bundesebene machen sie sich jedoch rar.
Ehrlich gesagt, macht mir Herr Tesch einen ehrlicheren Eindruck als Herr Brodkorb. Er sagt ganz klar, dass er die gesamte Lehrerausbildung in HGW nicht mehr erhalten will, allerdings auch nicht zu denen gehört, die sie ganz abgeschafft wissen wollen.
Herr Brodkorb wartet dagegen auf eine Studie, bevor er sich dazu positioniert. Man könnte auch vermuten, dass er seine SPD-Wähler oder die Jusos in Greifswald nicht gegen sich aufbringen will und er deshalb die Ergebnisse einer Studie abwartet, die wahrscheinlich nie erstellt werden wird. (Muss ja eine wirklich komplizierte Angelegenheit sein, die Folgen einer möglichen Schließung der Lehramtsstudiengänge für HGW und MV zu berechnen, wenn man nach drei Jahren immer noch zu keinem Ergebnis gekommen ist.)
Als Erfolg dafür, dass "Teschs Umtriebe" ausgebremst würden, würde ich diese ausweichende Aussage nicht werten.
Nur zur Klarstellung: Diesem Beschluss haben auch sämtliche anderen Fraktionen in der Bürgerschaft zugestimmt.
Nur zur Klarstellung: Diesem Beschluss haben auch sämtliche anderen Fraktionen in der Bürgerschaft zugestimmt.
Nachtrag: Dieser Kommentar war wegen menschlichen Versagens zeitweilg unter falschem Namen gepostet.
Wenn heute, morgen und übermorgen aber wieder getitelt würde, „Greifswalder Studenten hatten keine Fragen“ (OZ vom 08.07.2006) sollten sich auch die eigentlich Betroffenen fragen lassen., warum sie es den Politkern so einfach machen. Die auch hier und jetzt etwas „verhaltene“ Diskussion zu hochschulpolitischen Themen lassen das doch wohl zu. Auszug OZ:
„Vertreter von fünf Parteien in MV stellten ihre Hochschulpolitik an der Uni Greifswald vor. …. Das ernüchternde Ende zuerst: Nicht ein Student hatte eine Frage an Mathias Brodkorb (SPD), Angelika Gramkow (Linkspartei.PDS), Egbert Liskow (CDU), Sebastian Ratjen (FDP) und Ulrike Seemann-Katz (Bündnis 90/Grüne). … Nach anderthalb Jahren harter Auseinandersetzungen um die Hochschullandschaft Demos, Streiks, Besetzungen, Klagen sollten die Parteien … Farbe bekennen. Das wurde ihnen vom Publikum leicht gemacht: Keine Konfrontation mit den Regierungsparteien, die nun mit Zielvereinbarungen für die Unis arbeiten. Keine Fragen an die Opposition …. Am souverän moderierenden Greifswalder Jura-Professor Wolfgang Joecks lag es nicht, …. Er hakte nach, …,“