Heute Mittag wurde die Anglistik von einer großen Gruppe von Studenten mit zahlreichen Patchwork-Decken verhüllt. Diese waren in der vergangenen Woche im Institut aus Stoffresten zusammengenäht worden. Dabei hatten zahlreiche Kommilitonen mitgeholfen. Sie hatten zum Teil auch während ihrer Lehrveranstaltung und mit ausdrücklicher Billigung ihrer Dozenten genäht.

Die Greifswald Studenten wollten mit der Aktion unter dem Schlagwort „Patchwork statt Flickwerk“ auf ständige Kürzungen bei der Lehre und die entsprechend überfüllten Lehrveranstaltungen aufmerksam machen. Gleichzeitig ist die Raumsituation in der Anglistik sehr angespannt: Studenten und Dozenten leiden seit Jahren unter fehlenden Sanierungsmaßnahmen und zu geringen Kapazitäten.

Der schlechte Bauzustand ist augenfällig: An einer Treppe im Gebäude sind Hinweisschilder befestigt, es mögen bitte nur maximal vier Personen gleichzeitig auf der Treppe unterwegs sein. Einen Seminarraum im Obergeschoss dürfen aus statischen Gründen nur maximal 20 Personen betreten. Die Fassade sieht ebenfalls wenig vertrauenerweckend aus.

Vor einiger Zeit hatte die Ostsee-Zeitung über die Zustände berichtet. Die für das Gebäude Verantwortlichen bei der Uni hatten in dem Bericht dementiert, dass Treppen und Seminarräume statisch bedenklich seien. Warum die Hinweis-Schilder (siehe Galerie) dann allerdings an den Treppen hängen, bleibt ungewiss.

Philip Cassau, der an der Organisation der Aktion maßgeblich beteiligt war, sagt über den Ablauf der Aktion: „Wir haben vor zwei Wochen, die Idee gehabt, das zu machen. Letzte Woche haben wir dann mit der Arbeit angefangen.“ Cassau wünscht sich, dass die Aktion die Wahrnehmung der Probleme fördert.

Eine Genehmigung für die Aufhängung der Stoffe gab es seitens der Universität nicht, zahlreiche Dozenten machten aus ihren Sympathien für die Aktion allerdings keinen Hehl. Sofern es nicht zu Schwierigkeiten mit Regen oder Ähnlichem kommt oder die Verantwortlichen bei der Uni die Aufhängung unterbinden, soll das Patchwork eine Woche lang hängen bleiben.

Lediglich die Fenster sind in der Anglistik in letzter Zeit ausgetauscht worden, und dass auch erst, nachdem zwei alte Fenster einfach herausgefallen waren. Das Rektorat hatte auf der Senatssitzung in der vergangenen Woche bekanntgegeben, dass im nächsten Jahr die Fassade des Gebäudes saniert werden solle. Außerdem sollen in Kürze neue Leitungen verlegt werden. Wer die Innenräume des Gebäudes gesehen hat, weiß allerdings, dass es damit nicht getan ist: Auch der Autor dieser Zeilen wäre beim Treppensteigen im Institut beinahe gefallen, weil eine Schutzleiste auf einer Stufe nachgab.

Der Artikeltext wurde am 24.11. um 18:15 Uhr korrigiert.

*Update* 24. November 19:42 Uhr

Die Kollegen von moritzTV haben einen ausführlichen Videobericht zur Aktion an der Anglistik produziert, den wir euch nicht vorenthalten wollen. Hier ist er:


Foto Startseite: Patrice Wangen