Über der Tür im GrIStuF-Büro klebt ein Zettel auf dem steht „Fête wird fett“. Er ist kurz vor der letzten Fête de la Musique aufgehängt worden, als klar war, dass das Wetter schön werden würde und die größte Sorge der Veranstalter sich in Luft auflöste. Die erste Fête in Greifswald, die 2007 auf der Wiese am Hansering stattfand, hatte da weniger Glück. Es regnete in Strömen. Man zog kurzerhand ins klex um, wo Yellow Umbrella und die Ruffians der Menge einheizten.moritz-print-mm77-43-fete-de-la-musique2008 konnten dann dank fabelhaften Sommerwetters über 1000 Besucher, darunter auch die rund 200 Teilnehmer des „Greifswald International Students Festival“, den Sommer mit Bierchen und den Füßen im Sand begrüßen. Drei Bühnen verwandelten den Strand in Eldena zu einer Konzertkulisse der besonderen Art, Bands wie [dunkelbunt] & Cloud Tissa, Dikanda, Abassi Hi-Power feat. Brother Culture und viele andere brachten den entsprechend Sound dazu. Wollt ihr mehr wissen? 

Auf das Wetter wird man auch dieses Jahr kaum Einfluss haben, an allem anderen wird bereits fleißig gearbeitet. Seit der französische Kulturminister Jack Lang am 21. Juni 1982 die erste „Fête de la Musique“ ausgerufen hat, feiern die Menschen inzwischen in 340 Städten auf fünf Kontinenten den Sommeranfang mit einem Hoch auf die Musik. Es gibt eigentlich nur zwei Maxime – umsonst und draußen. Jeder, der will, soll teilhaben können, ob als Zuhörer oder Mitwirkender.

moritz-print-mm77-37-feuilleton-rubrikstarter-image-03-gristufDas schöne Wortspiel, das im Namen „Fête de la Musique“ steckt, erschließt sich einem leider nur, wenn man ein wenig des Französischen mächtig ist. Ausgesprochen ist die Fête nämlich nicht nur als Fest der Musik zu verstehen, sondern auch als Aufruf „Faites de la Musique!“. Macht Musik – und das möglichst viel! In der ganzen Innenstadt, einmal die Lange Straße bis zum Fischmarkt, vorm Landesmuseum und noch an vielen anderen Orten wird es diesmal am 21. Juni Konzerte aller Art geben.

Vom Musikschüler mit seinem Saxophon über Kleinkunst bis zur Rockband unplugged, wer Musik machen, tanzen oder Theater spielen will, soll hier die Möglichkeit dazu haben. Die Musiker verzichten dafür auf ihr Honorar, damit alle Besucher, egal welchen Alters, sozialer Herkunft oder Musikgeschmack kostenlos die Musik genießen können. Mit einem Umzug werden die Massen dann zum Hafen geführt, wo ab 17 Uhr auf der Hauptbühne regionale wie überregionale Bands die kleine Hansestadt zum klingen bringen werden. Mit dabei sind dieses Jahr die Uni Big Band, Ortega, Jales und Knopf und Minnie the Moocher.

moritz-print-mm77-37-feuilleton-rubrikstarter-image-10-gristufDas Konzept der Fête will vor allem eins: das Verwischen der Grenzen zwischen Produzent und Konsument, zwischen Profi und Laie, zwischen organisiertem Konzert und spontaner Straßenmusik. Kultur 2.0 gewissermaßen. Und gerade das kleine beschauliche Greifswald bietet dazu alle Möglichkeiten, weil man sich hier noch einbringen kann, wenn man nur will. Wo sonst kann man einfach mal so Konzerte auf die Beine stellen, Bands anschreiben, Plakate entwerfen oder Finanzierungspläne erstellen? Wo kann man neben dem Studieren mal eben das Kulturprogramm einer ganzen Stadt auf den Kopf stellen? Also einfach Mittwoch abends in der Wollweberstraße 4 beim GrIStuF vorbei schauen und mitmachen.

Zugegeben, Greifswald ist nicht Berlin, die Dimensionen sind sicher verschieden. Aber was hier stattfindet, das kann jeder mitbestimmen: wo die Bühnen stehen werden – gut, da redet auch das Ordnungsamt ein Wörtchen mit –, welche Bands wann spielen, wie die Werbung laufen wird. Die Fête ist kleiner, dafür ist sie unsere. Letztlich geht es doch darum, möglichst viel Kultur an einem Tag zu erleben. Und hey, Berlin hat weder einen Strand noch einen so schönen Hafen.

moritz-print-mm77-37-feuilleton-rubrikstarter-image-11-gristufDie Fête ist außerdem auch Abschluss des vom Studententheater organisierten Theaterfestivals „DeIn! Festival“. Vom 17. bis 21. Juni werden drei Theatergruppen, zum Teil auch aus dem Ausland, nach Greifswald kommen, um uns jeden Abend im IkuWo ein Stück zu präsentieren. Anschließend zeigt das StuThe eine ihrer eigenen Produktionen. Gerade mal zu fünft organisieren sie eine Woche so voller Events, dass es schwer werden dürfte, sich zwischen all den Angeboten zu entscheiden. Es wird neben den Theateraufführungen auch Workshops geben, Parties, GrIStuF wird ein Running Dinner beisteuern – und wer weiß, was noch.

Leute mit Ideen und Lust zu helfen sind in der Soldmannstraße 23 gern gesehen! Überhaupt soll das Festival über die fünf Tage Kulturvollverpflegung hinausgehen. Es wird von den Organisatoren auch als Möglichkeit zur Vernetzung gesehen, und als Plattform. Wer Ideen oder Lust auf Theater hat, Texte schreibt oder seine Kreativität sonst wie ausleben möchte, beim StuThe soll er die Möglichkeit bekommen. Wer jetzt immer noch sagt, in Greifswald wäre nichts los, dem ist wohl wirklich nicht mehr zu helfen.

Allen anderen: Lasst euch vom Theater verzaubern, feiert mit GrIStuF den Sommeranfang, ob als Musiker, Jongleur, Zuhörer oder helfende Hand, seid dabei! Denn in unserer kleinen Stadt gilt mehr als anderswo: Wer Kultur erleben will, kann Kultur machen.

Ein Artikel von Lene Bräuner mit Fotos die uns freundlicherweise von GrIStuF zur Verfügung gestellt wurden

Internet www.gristuf.org, www.stuthe.de