Hussien Al-Haushaby (25, Medizinstudent im 4. Semester) wurde am 27. Mai 2008 in das AStA-Referat für Ausländerfragen gewählt. Seitdem ist ein Jahr vergangen. Anlass für moritz, mal nachzufragen, wie es um die Lage der internationalen Studenten bestellt ist.
moritz Wird „Ausländer“ als Schimpfwort wahrgenommen?
Hussien Al-Haushaby Das würde ich gern selber genau wissen. Ich habe von einigen gehört, dass das Wort für manche Menschen einen negativen Beiklang hat. Und dass es deswegen besser ist, nicht von ausländischen, sondern von internationalen Studenten zu sprechen.
moritz Mit welchen Anliegen sind Studenten im Laufe des Jahres zu dir gekommen?
Hussien Es gibt viele Studenten, die finanzielle Probleme haben. Sie können keine BAföG-Unterstützung beanspruchen und ihre eigenen Stipendien reichen hier nicht zum leben. Hier Arbeit zu finden ist aber sehr schwer. Und es war oft wirklich schwer für mich, weil ich den Studenten da nicht helfen konnte.
moritz Welche Probleme hast du gesehen, die man auf lokaler, beziehungsweise auf Hochschulebene lösen kann?
Hussien Da gibt es zum Beispiel die Lernpatenschaften. Das gab es früher zu DDR-Zeiten, denn viele erzählen mir von damals. Und sie sagen auch, dass das sehr gut funktioniert hat. Es wäre gut, wenn so ein Projekt auch außerhalb des AStA Unterstützung finden würde, also an den entscheidenden Stellen.
moritz Welche anderen Probleme sind dir aufgefallen?
Hussien Die rund 90 Studienkollegiaten des Studienkollegs wohnen alle in der Makarenkostraße. In dieser Gegend gibt es eine viel schlechtere soziale Lage als woanders in Greisfwald. Viele Menschen mit Problemen und ohne Arbeit oder ohne Ausbildung wohnen dort. Weswegen die Studienkollegiaten und auch andere internationale Studenten häufig mit Neonazis zusammentreffen. Die Kollegiaten wollen dort wohnen, weil sich das Studienkolleg in der Makarenkostraße befindet. Das Studentenwerk hat sich auch schon bemüht, die Studenten zu ermutigen, woanders zu wohnen. Auch wir haben in der Begrüßung die neuen Studenten dazu ermutigt, woanders hinzuziehen. Die ausländischen Studenten sind aber immer noch nicht gleichmäßig innerhalb der Studentenwohnheime verteilt.
moritz Wie könnte man das Problem denn lösen?
Hussien In Schönwalde II ist das Studienkolleg und auch die Moschee. Das spielt für die Kollegiaten eine große Rolle. Wenn das Studienkolleg woanders wäre, würden sie gern dort hin ziehen. Außerdem haben wir im Rahmen des DAAD-Förderprogramms vom AStA aus ein Integrationsprojekt vorgeschlagen, so dass es einen „Raum der Begegnung“ in der Innenstadt gibt. Natürlich für alle Menschen. Das würde viele Studenten ermutigen, von der Makarenkostraße in andere Wohnheime zu ziehen. Es wäre gut, wenn sich auch die Universität darum bemüht, dieses Projekt zu realisieren. Ich habe schon mit Prorektor Herbst darüber gesprochen und ich hoffe, wir finden weiterhin seine Unterstützung.
moritz Welche Probleme mit Neonazis gibt es in Schönwalde?
Hussien Studenten werden beschimpft, dabei verstehen viele die Beleidigungen gar nicht. Aber sie spüren, dass es eine ist. Man merkt das ja am Tonfall und auch mir tut es weh. Das Wort Terrorist fällt häufig. Es gibt auch Fälle, in denen Studenten richtig angegriffen wurden. Man warf mit Steinen nach ihnen oder ihre Fahrradräder wurden beschädigt. Einmal wurde auch Schweinefleisch im arabischen Kulturzentrum eingeworfen. Oder sie haben einen Zettel aufgehängt, wo drauf stand: „Vietnam, Irak und Afghanistan – USA, du kotzt uns an. Für die Freiheit aller Völker“ Und darunter befand sich ein durchgestrichener Judenstern.
moritz Das Studienkolleg wurde schon häufiger kritisiert. Was ist dir aufgefallen?
Hussien Viele Studenten meinen, die Lehrmethoden am Kolleg könnten verbessert werden. Es ist wichtig, dass dort junge Lehrkräfte arbeiten. Gut finde ich aber, dass die Lehrer etwas strenger sind. Denn das fordert die Studenten und sorgt dafür, dass sie sich anstrengen. Aber es ist wirklich wichtig, dass es dort mehr junge Lehrer gibt.
moritz Werden Nationalitäten im Studienkolleg unterschiedlich behandelt?
Hussien Schwer zu sagen. Einige Studenten kamen zu mir und haben sich darüber beschwert, dass sie sich ungleich behandelt fühlen. Insbesondere Studenten aus dem arabischen Raum.
moritz Haben Lehrer im Studienkolleg mit Abschiebung gedroht?
Hussien Sie haben zu Studenten gesagt: „Wenn Sie nicht regelmäßig zur Schule kommen, packen Sie Ihre Sachen und gehen Sie nach Hause.“
moritz Was kann man an der Wohnsituation verbessern?
Hussien Es wäre gut, wenn sich alle, aber besonders auch die älteren internationalen Studenten, darum bemühen, ihren jüngeren Kommilitonen einige Dinge zu erklären und sie zu informieren. Sie sollen ihnen auch erklären, wie man sich im Studentenwohnheim benimmt. Ich finde, das fördert die Integration und das wäre gut. Auch einige vom Studentenwerk angestellte Tutoren sollten aktiver werden und Veranstaltungen zum gegenseitigen Kennenlernen durchführen. Es gibt sehr aktive Tutoren, aber es gibt auch einige, die sehr wenig tun. Manche warten immer, bis sie angesprochen werden. Dabei könnten sie auch auf andere zugehen.
moritz Du hast mir in einem früheren Gespräch gesagt, dass viele muslimische Studenten ein starkes Gefühl der Ablehnung durch die Gesellschaft empfinden. Ganz gleich, ob sie Studienkollegiaten, normale oder Austauschstudenten sind.
Hussien Islamophobie ist weit verbreitet, nicht nur hier oder in Europa. In den Medien wird nicht immer richtig über die Begriffe reflektiert, wenn berichtet wird. Natürlich gibt es überall Verbrecher. Aber das heißt nicht, dass alle Muslime Verbrecher sind.
moritz Würdest du sagen, dass viele Menschen islamophob sind?
Hussien Ja, das nimmt zu. Natürlich besonders seit dem 11. September 2001.
moritz Wo gibt es die größten Probleme für internationale Studenten, wie beispielsweise gegenüber Behörden?
Hussien An der Universität haben die Studenten am meisten mit dem Studentenwerk und dem Akademischen Auslandsamt zu tun. Da sehe ich wenige Probleme und denke, dass die Zusammenarbeit dort gut ist. Ich denke auch, die Ausländerbehörde in Greiswald ist relativ großzügig und berücksichtigt die besonderen Situationen, die Studenten aus dem Ausland hier haben. Zum Beispiel, wenn Studenten unter Druck sind, weil es sie Prüfungen wiederholen müssen und ihr Visum verlängert werden muss.
moritz Welche Probleme hast du als AStA-Referent noch gesehen?
Hussien Die Werbung für die Veranstaltungen ist häufig so kompliziert formuliert, dass die Studenten keinen Zugang zu den Themen haben. Es fehlen den internationalen Studenten auch langfristige Informationen, im Studium und im Alltag.
moritz Wie siehst du die Gruppen an der Uni, die sich besonders für internationale Studenten einsetzt?
Hussien Da könnte es in einigen Bereichen besser sein. Es wäre nötig, dass man sich um die „normalen“ Studenten aus dem Ausland genauso kümmert wie um die Erasmusstudenten. Die Erasmusstudenten profitieren ja von den Verträgen der Universitäten untereinander. Aber man merkt auch bei den Fachschaftsräten, dass die internationalen Studenten keine Vertretung dort haben.
moritz Wie kann man internationale Studenten motivieren, sich dort zu beteiligen?
Hussien Da kann man vieles machen. Es gab zwar einmal ein Seminar, wie man sich engagieren kann. Aber da kommt es auch wieder auf die Information an. Vor einiger Zeit kam ein Student zu mir und fragte, wann die StuPa-Wahl ist. Da war die Wahl aber schon eine Woche vorüber. Das zeigt, dass die Information sehr mangelhaft ist. Ich habe mir auch die Programme der hochschulpolitischen Gruppen im Studierendenparlament angesehen und festgestellt, dass es keine Gruppe gibt, die sich für internationale Studenten besonders einsetzt.
moritz Es gibt keine StuPa-Gruppe, die sich besonders für internationale Studenten einsetzt?
Hussien Ich habe keine finden können. Aber ich hoffe, dass sich trotzdem mal für sie einsetzen und auch meinen Nachfolger unterstützen werden.
moritz Welche Möglichkeiten siehst du noch?
Hussien Internationale Studenten brauchen an den Fakultäten noch einen Ansprechpartner. Das wäre sehr gut. Das Akademische Auslands-amt allein kann nicht alle Fragen beantworten. Weitere Ideen wären eben die Lernpatenschaften oder ein Ausländerbeauftragter im Senat. Es wäre schön, wenn wir alle in die Gruppen miteinbezogen werden könnten, ob in Seminaren oder anderswo. Wenn sich ein Seminar aus 40 Teilnehmern in Arbeitsgruppen aufteilt, bleiben die internationalen Studenten übrig und bilden die letzte Arbeitsgruppe.
Sehr gut finde ich aber den Sprachstammtisch, den wir am 1. Mai zum ersten Mal veranstaltet haben und der jetzt jede Woche um 19 Uhr im IkuWo stattfinden soll. Da fände ich es sehr schön, wenn mehr interessierte Studenten – und vor allem deutsche Stundenten – uns dort besuchen. So schaffen wir es, den Sprachstammtisch zu etablieren.
moritz Wie sieht es bei der DSH-Prüfung aus? Medizinstudenten müssen nun einen Test der Stufe 3 bestehen, statt bisher einen Test der Stufe 2. Dekan Krömer begründete das mit den geringen Studienerfolgen der Nicht-EU-Ausländer.
Hussien Wenn jemand seit 8 Monaten oder einem Jahr hier ist, ist es sehr schwer, den Sprachtest DSH 3 zu bestehen. Als Alternative kann man vielmehr begleitende Pflichtsprachkurse neben dem Studium veranstalten, anstatt die Zulassungsbedingungen heraufzusetzen. Das würde zeigen, dass es die gute Absicht gibt, mehr internationale Studenten auszubilden.
Das Gespräch führte Arik Platzek
Fotos: Arik Platzek, Hussien Al-Haushaby
Hat denn eigentlich keiner bemerkt, dass das abgedruckte Plakat nicht anti-islamisch ist, sondern anti-amerikanisch und anti-israelisch (antisemitisch). Damit stellt es einen Versuch von Neo-Nazis dar, Bündnispartner unter islamischen Studenten zu finden, da diese Einstellung von manchen islamischen Studenten geteilt wird.
Doch, das wurde bemerkt 🙂
Aber gerade auch dieses Plakat stellt ja gut dar, in was für einem Spannungsfeld sich die muslimischen Studierenden da draußen befinden. Ein Spannungsfeld, dass ihnen in keiner Weise hilft oder nützt…
Das stellt nicht da, was im Spannungsfeld existiert, sondern dies macht den Webmoritz zum nationalsozialistischen Propagandaorgan.
Arik, du bist raus!
Bitte die Propaganda der Nationalen Offensive löschen!
Es ist von mehreren Personen ausführlich diskutiert worden, ob der Urheber des Zettels erkennbar sein darf oder nicht. Am Ende sind wir zu dem Schluss gekommen, dass nur mit erkennbarer Urheberschaft die Perfidie des Flugblatts deutlich wird und wir hatten damals festgestellt, dass es gleichsam erforderlich ist, diese darzustellen.
Jeder durchschnittlich verständige Leser ist in der Lage, den Charakter korrekt zu beurteilen, wie Frank zeigt. Falls du so einer nicht bist, wende dich einfach an die für Veröffentlichungen verantwortlichen Personen.
Der Urheber ist sekundär, es geht um den Zettel an sich. Arik sorry, aber in antinationalen Kreisen wird zumeist nicht von Völkern und Nationen schwadroniert. Somit ist dies kein grundsätzliches Verständigungsproblem, sondern eher ein ein Problem für den konservativen Leserkreis, nur ist mir dieser so ziemlich schnurz…
Außerdem ist es mir auch ziemlich egal, wer für die Veröffentlichung gestimmt hat, ich würde auch jeden Anderen dafür attackieren, wenn er/sie entsprechend votieren würde, sprich es geht mir nicht um deine Person sondern maximal um deine Anschauungen.
Ich glaube, es geht dir eher darum, mich zu kritisieren 🙂 Das ist gut, jeder sollte kritisieren dürfen.
Dass du nun garkeinen Einblick in meine Anschauungen hast und haben kannst ist durchaus selbstverständlich. Dementsprechende Interpretationsversuche deinerseits sind so spekulativ und mangelhaft wie deine Kenntnis meiner Person 😉
Diese Plattform hier ist weder indymedia noch altermedia – die Verwendung von dementsprechend häufig anzutreffenden Begrifflichkeiten ("antinationale Kreise") bewegt sich also nicht auf unserem gemeinsamen Kommunikationshorizont.
Dass dir deiner Ideologie nicht nahestehende Leserkreise ziemlich schnurz sind ist durchaus nachvollziehbar. Dass dir egal ist, wer hier für Veröffentlichtungen verantwortlich ist, zeigt, dass du gegenüber einer konstruktiven Bearbeitung deines Anliegens nicht aufgeschlossen bist.
Bitte "attackiere" weiter, wenn dir dergleichen beliebt 😉 Bei deinem Anliegen kann ich dir leider nicht weiter behilflich sein.
Du redest Schwachsinn und lenkst vom Thema ab. Fakt ist, dass in diesem Artikel ohne jeden Grund das Foto eines faschistischen Propagandaflyers eingefügt wurde und damit genau das erreicht wird, was der Sinn dieses Flyers ist, nämlich einer möglichst großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden.. Dieser Flyer ist ein typisches Anti-Israelmotiv und gegen die USA als deren Schutzmacht gerichtet, der Bindestrich bildet ein Trennungszeichen, vor dem Bindestrich stehen im Naziverständnis die Opferstaaten der USA, dass ein AStA-Referent für Ausländerfragen nicht der Lage ist, den Bindestrich als Gegensatz aufzulösen, ist ein weiteres Armutszeugnis für diesen AStA. Der Flyer ist in keiner Weise islamophobisch, wie der Titel suggeriert, sondern er ist antisemitisch, er versucht vielmehr auf Stimmenhascherei im islamistischen Lager zu gehen. Es handelt sich hier im Verfassungsschutzjargon um ein grün(islamistisch)-braunes Querfrontprojekt.
Sollten sich islamische (insbesondere palästinensische) Studenten durch die Vereinnahmung ihrer Slogans angegriffen fühlen, so ist vielleicht an der Zeit über die eigenen Slogans nachzudenken…