Die Homepage anno 1997

Die Homepage anno 1997

Prüfungsordnungen, E-Mail-Adressen oder ein unbekanntes Uni-Gebäude – wer kennt es nicht, das entnervte Suchen nach Informationen auf der Uni-Homepage. Und wer noch nicht studiert, der vergleicht die Seiten seiner potenzieller Hochschulen im Internet. Willkommen im Zeitalter der Informationsgesellschaft.

Der Druck nach optimaler Vermarktung durch das Internet steigt auch für Universitäten. Die Fördermittel fließen schließlich nicht von selber.

Die langfristigen Prognosen dafür sehen jedoch nicht sehr rosig aus. Der Scheitelpunkt der Anfängerquoten wird bald erreicht sein, im kommenden Jahrzehnt werden sich die geburtenschwachen Jahrgänge der 90er an den Hochschulen des Landes bemerkbar machen. Hinzu kommt, dass dies auch für die anderen ostdeutschen Bundesländer gilt, ein Ausgleich von dort praktisch unmöglich wird. Laut statistischem Bundesamt hält M-V nicht zuletzt den traurigen Rekord der niedrigsten Studienanfängerquoten in Deutschland: Nur 26,2 Prozent aller Abiturienten und Berechtigten begannen 2007 auch ein Studium in unserem Bundesland.

Die Universität muss sich also ins Zeug legen, um langfristig genügend Abiturienten nach Greifswald zu locken.

„Die Homepage der Universität Greifswald hat monatlich rund 10 Millionen Zugriffe von etwa 150.000 Nutzern. Ganz klar, das Internet ist zu einem ganz wichtigen Informationsmedium für uns geworden“, sagt Jan Meßerschmidt, Pressesprecher der Universität Greifswald. Die Bewertung der Uni-Homepage durch die Medien ist positiv. So titelte die Ostsee-Zeitung im August 2008 „Uni Greifswald bietet in MV beste Homepage“ und bezog sich dabei auf einen Vergleich von den sechs Hochschulen des Landes. Auch die Agentur Scholz & Friends, die mit Coca Cola zusammenarbeitet und die Baden-Württemberg-Kampagne „Wir können alles, außer hochdeutsch“ entwickelte, nahm die Uni-Seite unter die Lupe. Sie stufte die Internetpräsenz mit „best“ ein. Gelobt wurden dabei die sehr gute Zielgruppenzusammensetzung, die Texte seien „einladend“. BWL-Student Gomez Fernandez findet noch eine ganz andere Begründung: „Ich mag dieses Weiß als Hintergrundfarbe. Klar und simpel, das passt zu Greifswald.“

moritz-print-mm76-27-uni-homepage-internet-2004k

Einige kennen sie noch: Die Uni-Homepage 2004

Darauf ruht man sich an der Universität nicht aus. Die Einsetzung von Videos und Podcasts soll demnächst realisiert werden, ein neues Konzept der virtuellen Vermarktung befindet sich in der Entwicklung. Auch in Communities wie dem SchülerVZ will man künftig für die Uni werben. Frischer und jugendlicher möchte man sich präsentieren. Dazu diente auch die Online-Befragung, die im Oktober stattfand und von der studentischen Unternehmensberatung Capufaktur e.V. durchgeführt wurde: „Wir wollten wissen, was junge Nutzer von der Homepage halten, was sie vermissen und sich wünschen, um somit die Verhaltensweisen im Internet zu untersuchen“, erklärt Jan Meßerschmidt.

Verbesserungen erhoffen sich die Befragten demnach in der Darstellung von Erfahrungsberichten über das Studentenleben sowie Informationen zu den einzelnen Studienfächern.

An anderen Universitäten üblich, findet man auf der Greifswalder Homepage zudem noch keine konkreten Angaben über die Zulassungsbeschränkungen begehrter Studienfächer. Kritik kam auch über die Informationsbeschaffung auf. Man benötige zum Teil zuviele Klicks, um das Gesuchte zu finden. Ein Beispiel: Um über die Startseite und dem Service „Schnelleinstieg Fakultäten“ zu einem beliebigen Institut der Philosophischen Fakultät zu gelangen, benötigt man den Aufruf sechs neuer Seiten. Passend dazu beschreiben es die Lehramtsstudentinnen Annekatrin Müller und Antje Schneider: „Die Homepage ist umständlich, man braucht zum Teil sehr lang um das zu finden, was man sucht. Aber andererseits sind wir darauf angewiesen und insgesamt ist die Gestaltung durchaus modern.“

Die Kritik der Studenten trifft also vor allem die Institute. Gebunden an Gestaltungsrichtlinien der Universität wird deren Internetauftritt in Eigenregie durchgeführt. Das führt zu großen Unterschieden in der praktischen Umsetzung. Positiv sticht allemal die familiäre Baltistik heraus, die auf ein eigenes Layout und Übersichtlichkeit setzt. Müssen nur noch die geplanten Landkarten der baltischen Region folgen.

Auch die Botanik und Landschaftsökologie hält ein Unikat bereit: Hier kann man Datenbanken von Pflanzen der Region aufrufen. Das Historische Institut errichtete immerhin die Rubrik der häufig gestellten Fragen, die vor allem für junge und unerfahrene Studenten von Wert ist. Gleiches gilt für den direkten Verweis auf StudIP. Professionell aufgehoben ist man auch in der Medizin: Trotz der Vielzahl eigener Einrichtungen gelangt man übersichtlich durch alle Bereiche, modern und gut strukturiert, ohne zu überfordern. Während die Institute der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät kreativ sind und sich voneinander abheben, setzen einige Institute der Philosophischen und auch die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät auf optische Langeweile. „Ich finde es positiv, dass jede Fakultät und jedes Institut seine eigene Seite präsentiert. Aber jede macht es anders. „Manche Bereiche stellen zum Beispiel sämtliche Unterlagen online zur Verfügung, andere gar keine“, berichtet Gomez Fernandez. „Leider muss man zudem feststellen, dass internationale Studenten und Interessierte bei vielen Instituten abseits medizinischer oder naturwissenschaftlicher Ausrichtung keine einzige fremdsprachige Version vorfinden.“

Für Jan Meßerschmidt gibt es derweil noch einen weiteren wichtigen Schwerpunkt im Medium Internet: „Für eine gute Außendarstellung ist eine starke Aktualität notwendig, das ist auch gut für die interne Kommunikation.“ Während die Hauptseite der Alma Mater in diesem Bereich glänzen kann, scheinen einzelne Fachbereiche Probleme damit zu haben. So besteht beispielsweise die Rubrik „News“ des Institutes für Pathologie aus einer „aktuellen Meldung“ von Juli 2007.

Um für die Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts gewappnet zu sein, sollte also noch einiges geschehen. Die Ziele der Universität werden sich dann hoffentlich nicht nur auf Hauptseite, sondern auch auf denen aller Institute wieder spiegeln. Wenigstens in der Option einer englischsprachigen Version.

Autor: Patrick Mehrwald