Hier folgen nun ein paar Fragen, die wohl wirklich niemand von uns gerne hört, die aber in unseren Familien von so großer Beliebtheit sind, dass wir Jahr für Jahr auf’s Neue mit unangenehmen Situationen konfrontiert werden. Traditionell werden von den engsten Verwandten Existenzkrisen kreiert, in Fettnäpfchen getreten wie ein fünfjähriges Kind in Regenpfützen und allgemein die besinnliche Stimmung gestört.
Kind, was macht die Schule? Für die Großeltern ist es manchmal schwer, die letzten Jahre zeitlich einzuordnen, da kann man schnell mal das Studium mit der Schule verwechseln. In beiden Institutionen sollte man schließlich etwas lernen, von daher einfach einmal fragen, wie es in der Schule läuft. Erzählt doch einfach einmal ein bisschen vom Studium – natürlich ist das auch abhängig davon, wie viele Nachfragen ihr zu eurem Studium hören wollt! Wenn ihr die Frage schnell abspeisen wollt und vor allem auch könnt, antwortet doch einfach mit „gut“. Das klappte in der Schule ja auch immer.
Was macht man dann damit? Eine Frage, vor der sich viele Menschen vermutlich sehr fürchten. Bis heute ist uns keine ädaquate Antwort auf diese Frage eingefallen. Für den Fall, dass ihr geisteswissenschaftliche Fächer studiert: „Taxi fahren“ kommt nicht bei allen Verwandten gut an. Been there, done that. Doch egal, wie man es dreht und wendet, diese Frage kann gut und gern schon einmal eine kleine Existenzkrise auslösen. Ihr seid nicht allein!
Wie lang studierst du noch? Und da kommt sie direkt und ohne Vorwarnung: die nächste Existenzkrise. Die nächste Frage, die man nicht genau beantworten kann. Aus eigener Erfahrung, kann man einfach eine Zahl nennen und abwarten. Die Verwandten vergessen am Ende sowieso meist, was man da gesagt hat. Was auch bedeutet, dass man diese Frage sehr häufig erneut beantworten darf. Aber hey, Kopf hoch! Das Konzept Regelstudienzeit ist für uns alle ein dummes Konzept, was abgeschafft gehört!
Was macht die Liebe? Das ist der Moment, in dem man wegrennt. Es ist eine Falle. Wenn ihr euch die Schmach geben wollt, dann seid gern ehrlich. Aaaaaaaaber: unsere Familien sind nicht darauf vorbereitet, dass wir das Thema vielleicht ein bisschen anders angehen, als sie es damals getan haben. Andere Generation. Andere Vorstellungen. Ach, ihr wisst, worauf wir hinaus wollen.
Wann kann man denn bei euch (endlich) mit Nachwuchs rechnen? Eine Frage, die man als Paar unbedingt hören möchte. Nein, natürlich nicht. Dass diese Frage unangebracht und übergriffig ist, brauchen wir vermutlich nicht mehr zu diskutieren. Vielleicht sollte man auch einfach den neugierigen Verwandten erklären, warum diese Frage nicht gestellt werden sollte.
Ach! Und du bist jetzt also vegetarisch/vegan? Grundsätzlich handelt es sich hier um keine schlimme Frage. Zumindest solang die Verwandtschaft mit einem einfachen „Ja“ glücklich wäre. Aber stattdessen darf man sich in diesem Moment weitere Fragen anhören. Man fühlt sich plötzlich wie ein Fremdkörper am Essenstisch und wird als der Grund betrachtet, dass das Essen jetzt kompliziert wird, weil man ja kein Fleisch mehr servieren könne. Noch besser wird es allerdings dann, wenn einem das Essen vor die Nase gestellt wird und man nochmals kurz darauf hinweisen muss, dass man das doch gar nicht isst.
Hast du schon alle Geschenke zusammen? First of all: Niemand hat jemals alle Geschenke zusammen. Irgendetwas wird immer vergessen oder noch besser: Man fragt eine Person, was sie sich wünscht und erhält keine Antwort. Dann ist diese Aufgabe ja gar nicht machbar. Außerdem können wir doch alle auf das Gefühl verzichten, das sich einstellt, wenn wir wieder daran erinnert werden, dass einem noch (fast) alle Geschenke fehlen.
Was wünscht du dir denn zu Weihnachten? Die Frage, die sich durch die Vorweihnachtszeit zieht. Eine Frage, die man natürlich auch sofort beantworten kann – nein. Alle haben das gleiche Problem und keiner hat eine gute Lösung dafür. Das Dilemma entsteht allerdings erst dadurch, dass man sich dann gegenseitig typische Last-Minute-Ideen in die Hände drückt und dabei das typische Lächeln aufsetzt. Falls ihr einen guten Weg sucht, Weihnachtsgeschenke zu finden, dann schaut einmal in unser Türchen 19. Dort hat Clara beschrieben, wie man gute Weihnachtsgeschenke finden kann.
Wie findest du das Geschenk? Diese Frage ist quasi der dritte Teil, der tödlichen Kombination, aus den vorherigen Fragen. Was soll man denn darauf antworten? „Öhh, das ist aber praktisch“ oder „Uhhh, gute Idee“. Im besten Fall folgt auf die eigene Antwort noch der Satz „Wenn nicht ist auch nicht schlimm, man kann es noch umtauschen“. Dann hat man eigentlich auch schon verloren.
Hast du ab-/zugenommen? Da man seine geliebte Familie ab einem Punkt im Leben einfach nicht mehr so häufig sieht, kann man direkt mit solch einer Frage rechnen. Auch wenn man sich im engsten Kreis der Familie befindet, diese Frage ist NIE angebracht. Über Weihnachten laufen viele von uns ohnehin Gefahr, bei Plätzchen und leckerem Essen einmal mehr zuzuschlagen und die Bewegung kommt meist auch eher etwas zu kurz. Das angeknackste Selbstbewusstsein an der Stelle nochmal mit der verbalen Blutgrätsche zu Boden zu bringen, ist dann doch etwas unnötig.
Und jetzt, wo wir euch schon einmal ein Best-Of der Fragen geliefert haben, könnt ihr noch den heutigen Tag nutzen, um euch mental auf die Fragen vorbereiten und euch die ein oder andere gute Antwort zurecht zu legen.
Beitragsbild: Laura Schirrmeister