Frederic Beeskow verabschiedet sich nach zwei Jahren vom StuPa-Präsidentenamt
„Offen für alle Sichtweisen“
Treffen sich zwei Studenten. „Hey Frederic!“ – „Hallo Jakob!“ – „Du sag mal, du kennst dich doch aus mit diesem ganzen Unipolitikkram.“ Was ein guter Anfang für einen Witz wäre, hat in Wahrheit einen seriösen Hintergrund: Es sind die ersten Sekunden des Wahlvideos für die StuPa-Wahl von MoritzTV . Und tatsächlich, Frederic kennt sich aus mit dem ganzen Unipolitikkram. Gewissenhaft erklärt er Jakob, dass das StuPa das Studierendenparlament unserer Universität und mit dem Bundestag vergleichbar sei.
Außerdem sagt Frederic: „Wir sind das Legislativorgan der Studierendenschaft, mit eigenen Satzungen. Wir wählen den AStA und verwalten das Geld aus den Semesterbeiträgen.“ Jakob lässt sich begeistern und beschließt zum Schluss, doch wählen zu gehen. Und dass, obwohl er vom StuPa zuvor kaum was wusste.
Doch Frederic, ganz seriös im weißen Hemd, grünem Jackett, Seitenscheitel und Brille, wusste, zu überzeugen. Er ist immerhin amtierender Präsident des Studierendenparlaments. Nach zwei Jahren Amtszeit hat er allerdings beschlossen, nicht noch einmal als Präsident zu kandidieren. „Für die Partizipation der Studierenden ist es wichtig, dass auch mal neue Leute das Amt bekleiden“, begründet er. Ein guter Anlass, um seine Amtszeit noch einmal Revue passieren zu lassen.
„Er hat sein Amt großartig ausgeführt. Seine Sitzungsleitung war souverän, er konzentrierte sich immer auf das Wesentliche.“
Scarlett Faisst, AStA-Vorsitzende
Im Studierendenparlament, welches sich 2007 konstituierte, gab es kein Präsidium mehr. Nach einer 30-minütigen Pause während der Sitzung sollten Nachfolger her. „Da ich Verantwortung übernehmen wollte, musste ich eine Entscheidung treffen“, erklärt Frederic. Er entschied sich, für das Mandat zu kandidieren. „Der Präsident des StuPas ist das höchste Amt in der studentischen Selbstverwaltung. Verantwortung zu übernehmen ist spannend und toll.“
Gut eingearbeitet wurde er von den beiden ehemaligen Präsidenten Kathrin Berger und Philipp Kohlbrecher, die ihn als Stellvertreter unterstützten. Im letzten Jahr wurde Frederic erneut zum Präsidenten des Studierendenparlaments gewählt. Jaana-Leena Rode und Paul Dederer, bis dahin weitgehend noch Unbekannte in der Hochschulpolitik, standen ihm als Stellvertreter zur Seite.
Das ist auch gut so, denn die Aufgabenliste eines Präsidenten lang: die Vertretung aller Studenten übernehmen, Tagesordnung für die StuPa-Sitzung erstellen, Einladung für das StuPa versenden, Sitzungsleitung übernehmen, die Sitzung nachbereiten, die Vertretung. Und so weiter.
Der Student im 11. Semester (Politikwissenschaft und Philosophie) kennt die Satzungen und hat für alle Anliegen immer ein offenes Ohr. Während der Sitzungen gibt sich Frederic politisch neutral. Er gehört keiner Hochschulgruppe an, wie er begründet: „Ein parteiloser Präsident ist offen für alle Sichtweisen.“
Erst nach den StuPa-Sitzungen, wenn er zusammen mit anderen StuPisten in Greifswalder Kneipen zusammensitzt, diskutiert er und äußert seine Meinung. Ob er dennoch was anders machen würde? „Im Nachhinein würde ich nicht viel anders machen. Allerdings“, gibt der 30-jährige Präsident selbstkritisch zu, „ist manches liegen geblieben, wir hatten zu wenig Zeit.“
„Die Zusammenarbeit mit Frederic hat sehr gut funktioniert. Er hat das Amt gut ausgeführt und ich finde es schade, dass er nicht mehr weitermachen will.“
Jaana-Leena Rode, Stellvertretende StuPa-Präsidentin
Frederic, oder Fred, wie er von Bekannten und Freunden genannt wird, wollte als Kind ursprünglich Basketballspieler werden. Heute hofft er auf einen Beruf mit geringem Arbeitsaufwand und regelmäßigem Einkommen. Sportlich war der Elmenhorster schon lange: Als Ringer wurde er sogar Landesmeister. Heute spielt er lieber mit seinen Freunden Skat, fährt gerne auf seinem Motorrad, Richtung Rügen. Der angehende Philosoph unterhält sich gerne mit Menschen. Nebenbei arbeitet er auch im Familienunternehmen, einem Pflegedienst für alte Menschen. Frederic sagt von sich selbst: „Ich bin auch ein Frühaufsteher, wenn viel Arbeit auf mich wartet.“
„Frederic hat die Studierendenschaft bestens vertreten. Jeder StuPist, Antragssteller oder Gast wurde integriert und konnte seine Argumente ohne Beeinträchtigungen darlegen. Frederic wird durchweg in guter Erinnerung als StuPa-Präsident bleiben.“
Martin Hackober, RCDS-Vorsitzender
Das Frühaufstehen hat er allerdings bei der Frage, wer sein Nachfolger ab April sein wird, verschlafen. Der Amtierende gibt zu: „Zur Zeit ist es ein bisschen lau. Hinter vorgehaltener Hand gibt es den einen oder anderen Interessenten. Aber das wird sich bis April klären.“ Jaana-Leena äußerte die Absicht, vielleicht noch einmal als stellvertretende StuPa-Präsidentin zu kandidieren. „Allerdings hängt meine Entscheidung davon ab, wer dann Präsident wird“, verrät sie ihre Überlegungen. Mit ihrem Wahlergebnis, derzeit wartet sie mit 72 Stimmen auf dem ersten Nachrückplatz, will sie nicht Präsidentin werden. Auch Paul Dederer, ebenfalls stellvertretender Präsident, schafft es aus Zeitgründen nicht, das Präsidentenamt zu übernehmen.
Christian Bäz, wiedergewähltes StuPa-Mitglied, kritisiert: „Frederic hat seinen Stellvertretern versprochen, dass sie mal eine Sitzungsleitung übernehmen könnten. Das ist leider nicht geschehen“, und fährt fort, „Er hätte den Nachwuchs mehr fördern und seinen Stellvertretern mehr Aufgaben geben sollen.“ Einen Wunschkandidaten hat Christian auch schon: „Wir, die Jusos, werden Florin Jonischkies in der kommenden Zeit auf das Amt ansprechen.“ Florin hat bei der StuPa-Wahl 47 Stimmen auf sich vereinbaren können. Frederic konnte, bis auf seine zwei Stellvertreter, noch keinen möglichen Kandidaten einarbeiten. Bis April hat er aber noch etwas Zeit.
Übrigens hat Frederic sich mit 175 Stimmen zum vierten Mal in Folge einen Platz im StuPa gesichert. Diesmal wird er allerdings nicht den Platz am Ende des Konferenztisches einnehmen, sondern bequem von der Seite aus das Geschehen beobachten. Seine Ziele für die kommende Legislatur sind, die richtigen und wichtigen Fragen zu stellen und politische Grabenkämpfe aufzeigen beziehungsweise zu unterbinden. Allerdings sollte das Finden und die Einarbeitung eines Nachfolgers oberste Priorität haben. moritz wird ihn bei diesem Vorhaben und seinen Wahlzielen begleiten.
Autor: Christine Fratzke Foto: Arik Platzek
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