Weihnachten – oder wie sich das Christentum ein menschliches Bedürfnis kulturell aneignete:
Weihnachtszeit – eine Zeit der Besinnung, in der Christen der Geburt ihres Messias gedenken, indem sie heidnische Götzen anbeten. HÄ? Moment!
In der Bibel gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Jesus im Winter geboren wurde. Experten verorten dessen Geburt eher im Herbst. Jesu Geburt wurde auch von den frühen Christen keineswegs gefeiert – schließlich ist eine Geburt im Gegensatz zu einer Auferstehung kein religiöses Alleinstellungsmerkmal.
Mitten im Winter zu feiern ist in vielen Kulturen eine alte Tradition. Die Ernte ist eingeholt, die Tage sind kurz und dunkel und es gibt nichts mehr zu tun. Dann kommt die Wintersonnenwende, die wieder Hoffnung bringt. In Persien feierte man die Geburt des Sonnengottes Mithras, der die Tage wieder länger werden ließ. Im Norden feierte man Jul und schmückte die Häuser mit immergünen Pflanzen, die für Fruchtbarkeit stehen und mit Lichtern den Göttern geopfert wurden. In Rom zelebrierte man Saturnalien, wo in den Wochen vor dem 24. Dezember alle – inklusive der Sklaven – frei hatten; es wurden Fackeln angezündet, Geschenke verteilt und die Mägen vollgestopft. Kommt einem im Advent alles bekannt vor, oder? Die Kirche hat sich diesen überaus populären Zeitpunkt, um zusammen zukommen und zu feiern, einverleibt und ihn zu ihrem Feiertag gemacht.
Christliche Fundamentalisten riefen deswegen schon immer zu einem Weihnachtsboykott auf. In Ländern des Vereinigten Königreiches war es zeitweise sogar von offizieller Stelle verboten. Und ob sich das Bibelzitat „Denn der Heiden Götter sind lauter nichts. Sie hauen im Lande einen Baum, und der Werkmeister macht sie mit dem Beil und schmückt sie mit Silber und Gold und heftet sie mit Nägeln und Hämmern, dass sie nicht umfallen.(Jeremia 10:4)“ auf Weihnachtsbäume bezieht, oder nicht … eine gewisse Parallele ist nicht zu übersehen.
Ist das schlimm? Nein. Es ist eine Chance. Konservative Christen haben schon seit Jahren Angst vor dem Verlust von Weihnachten. Zu Recht. Das, was die meisten Menschen am 25. Dezember feiern, ist eine bunte multikulturelle Mischung aller Bräuche, die es uns Wert waren, sie mit in die Gegenwart zu tragen. Im Winter gehören große Feierei, Sinnesfreude und Beisammensein nicht nur den Christen, sondern allen, die den dunklen Wintertagen ein wenig Lebensfreude abringen wollen.
In diesem Sinne: Freut Euch des Lebens, verbringt Zeit mit Euren Lieben und habt schöne Feiertage!!!
Beitragsbild: Till Junker, bearbeitet: Anne Müller