Nachhaltigkeitswoche der Uni Greifswald. Klingt das nicht ein wenig dröge? Was ist das überhaupt für ein Wort – Nachhaltigkeit? Ein Abend mit Literatur schafft Abhilfe!

Ein kleiner Raum in der Brasserie, den ich noch nie vorher gesehen habe. Eine paar Reihen Stühle stehen drin, solche zum Ausklappen, wie im Kino. Drei Slammer sitzen um einen Tisch mit Kuchen herum. Gemütlich ist es, vorn im Raum spielt eine Band. „Bleib auf dem Teppich“ heißt sie. Bekannt ist sie vielleicht durch zahllose Auftritte beim SimSalaSlam, einem bekannten Greifswalder Poetry Slam.

Nachhaltig ist nun ein sehr seltsames Wort. Nach und haltig. […]

„nach“, als „dauerhaft“ und „haltig“ im Sinne von „erhalten“

Ist ein Poetry Slam solch einer ernsthaften Woche überhaupt gewachsen? „Ja!“, sagt Dietling Gallin, Pharmazie-Studentin im 6. Semester. Ich kannte sie bis zu dem Abend nur als „Didi“. Und als AStA-Referentin für Ökologie und Veranstalterin der Nachhaltigkeitswoche. Ich versuche zu verstehen, wie viel Arbeit in dieser Woche steckt. Lokalitäten organisieren, Slammer anschreiben, einen Biologen vom Naturschutzbund einladen, der Vorträge über die Verschmutzung der Ostsee in der alten Museumswerft hält. Den Großteil der Arbeit hat Didi alleine erledigt.

VW verbaut nachhaltige Dieselfilter, Ölfirma-wir-tanken-auch-ihren-Golf-voll- BP fördert nachhaltig Öl im mexikanischen Golf […]

Offensichtlich zieht dieses Wort irgendwelche Spacken an, die uns eine „nachhaltige“ Zukunft versprechen.

Poetry Slam Texte sind oft (oder meistens) witzig gehalten und natürlich nicht mit starken Fakten unterfüttert. Miro, Loulou (normalerweise Moderatoren des SimSalaSlams) haben sich wieder auf die Bühne begeben, selbst geslammt und, wie auch ich, versucht, mit den Texten doch den Spirit dieser Woche einzufangen. Thematisch haben wir ein breites Spektrum abgearbeitet, vom Konsumverhalten beim Einkauf und verkorksten Sandalen über eine kleine Kritik am Kapitalismus bis hin zu toten Hamstern.

Klingt nicht nach ernsthafter Nachhaltigkeit, oder?

Das Wort „nachhaltig“ ist weniger wert als die Deutsche Mark 1923;

uns wird durch dieses Wort nur nachhaltig geschadet. […]

Deswegen ist „nachhaltig“ mein neues Wort für Scheiße!

Didi ist zum Glück anderer Meinung. Gerade mit so einem Abend kann man darauf aufmerksam machen, dass Nachhaltigkeit nicht dröge und langweilig ist. Nachhaltigkeit und die Verwendung dieses Wortes in den Medien betrifft uns alle. Der Slam hat auf lockere und unterhaltsame Art auf die Probleme aufmerksam gemacht. Und natürlich auf diese Woche!

Und der Abend ist sehr gut angekommen – Brechend voll war der kleine Saal, die Sitzplätze haben lange nicht ausgereicht, Viva con Agua hat einen kleinen Stand aufgebaut.

Didi hat eine Postkarte mit Feedback vom Publikum vollkritzeln lassen. Was sie da gelesen hat? Offensichtlich war der Abend nicht nur aus meiner Sicht ein voller Erfolg.

 

Zitate aus dem Finaltext des Gewinners

Beitragsbild: Jonas Greiten
Bearbeitung: Magnus Schult