Autoren: Magnus Schult & Philipp Schulz
Alles neu! Neues Semester, neue nette Studenten, neues Unimotto, neue Kolumne. Deswegen wollen auch wir erst einmal alle willkommen heißen und Hallo sagen – Hallo!
Natürlich ist jeder Anfang schwer und Nachsicht walten lassen eine Tugend dieser Tage. Gerade in Zeiten, in denen Horden an halbgewachsenen Erstsemestern den so dringend benötigten Wohnraum besetzen und marodierend, nach Bier dürstend durch die Innenstadt toben. Wir bitten das nachsichtigst zu entschuldigen. 2116 Neue gab es von ihnen in diesem Semester, was nicht schlecht ist. Aber auch nicht überragend. Es reicht auf jeden Fall, um sich gegenseitig die Bäuche zu bepinseln und freudestrahlend berichten zu können, dass die großartigen Werbeaktionen in den U-Bahnhöfen der großen Städte und an den Stränden der kleinen Dörfer zielbringend waren. Und irgendwie scheint es ja geklappt zu haben mit dem neuen Spruch: „Lange Tradition. Kurze Wege. Weiter Blick.“, also der Akademikervariante von „höher, schneller, weiter“. Kein Wunder also, dass Frau Rektorin Weber freudestrahlend eine ganze Rede bei der feierlichen Immatrikulationsfeier im Dom dem neuen kecken Spruch gewidmet hat. Stressbewältigung auf einem ganz hohen Niveau. Greifswald hat also gerufen und die Erstis sind gekommen. Gut drei viertel nahmen dabei einen weiten Weg auf sich, bei ihnen handelt es sich nicht um „Landeskinder“. Diese Statistik könnte sich jetzt auch noch weiter zerfusseln lassen, denn Abiturienten aus Mecklenburg-Vorpommern wollen zu 5% weniger hier studieren, soll an dieser Stelle aber keine Kanone spielen. Das Überraschende ist eigentlich, dass Greifswald sich selbst erst vor kurzem einige Montagsdemonstranten angeschafft hat. Für Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit demonstrieren die Typen, die soviel von Politik und oben genannten Worten verstehen, wie die Parolen intelligent sind, die sie brüllen. Muss man aushalten, meinen die einen, muss man draufhalten die anderen. Wir sagen: Solange draufhalten, bis die es nicht mehr aushalten. Dabei ist Dresden noch gar nicht so lange her. Oder wie der Kaiser schon gesagt hat: „Wenn die Welt untergeht, fahre ich nach Pommern, denn da passiert alles 2 Jahre später.“ Bis dato soll er Recht behalten. Besorgte Bürger sind in Greifswald aber nichts Neues. Mit externem Sachverstand hat sich die Universität bestätigen lassen, dass in Greifswald „Wissenschaft im Geist der Nazis“ gelehrt wurde. Eine Studie zu diesem Thema wurde kürzlich veröffentlicht. Während bei der Universität also Dinge auftauchen, verschwinden in Wieck ganze Deiche. Von offizieller Seite sehe man keine Gefahr für die Anwohner, diese allerdings befürchten, dass sich ihr Eigenheim bald näher am Bodden befindet als ohnehin schon. Von solcher Gefahr lassen sich die ohnehin selten mit Eigenheimen gesegneten Erstis ebenso wenig abschrecken wie vom „braunen Gesicht Greifswalds“. Jetzt haben wir erstmal den Salat. Da kann man sich dann auch mal beim ungezwungenen Montagseinkauf vollquatschen lassen: „Gehören die alle zu den Spinnern, die auf den Markt wollen?“ Kommt drauf an, welche Spinner sie meinen? Die, die Ausländer raus wollen oder die, die in die Hörsäle rein wollen. Die Antwort muss sich wohl jeder selbst geben. Weh tun wird die Antwort so oder so. Wusste ja auch schon Francis Underwood. „Es gibt zwei Arten von Schmerzen. Der Schmerz, der einen stärkt, und sinnlosen Schmerz. Der Schmerz, der nur Leid mit sich bringt. Ich bin nicht sehr geduldig, wenn etwas sinnlos ist. Momente wie diese erfordert jemanden, der handelt, der das Unangenehme übernimmt, das Notwendige.“ Bis nächste Woche.